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2013 | Buch

Kulturvergleichende Psychologie

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Über dieses Buch

Was ist Kultur? Sind die Menschen in China anders als in Deutschland – und wenn ja, warum? Worauf begründen sich diese Unterschiede und wie lassen sie sich messen? Mit diesen Fragen befasst sich innerhalb der Psychologie eine ganze Teildisziplin, die sich zur Aufgabe gemacht hat, das Verhältnis von Mensch und Kultur zu erforschen. Schon die Unschärfe des Kulturbegriffs lässt dabei Schwierigkeiten erahnen. Das Buch führt in klarer, verständlicher Form in die Thematik der Kulturpsychologie bzw. Kulturvergleichenden Psychologie ein. Dabei werden die unterschiedlichen Ansichten des Faches verdeutlicht, erläutert und ausführlich diskutiert, so dass dem Leser die eigene Meinungsbildung ermöglicht wird.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Gegenstandsbereich der Kulturvergleichenden Psychologie
Zusammenfassung
Die Begegnung mit Menschen anderer Länder oder anderer geographischer Herkunft gehört zunehmend mehr zu unserem Alltag. Diese Begegnungen können direkter Natur sein wie etwa in Form von wirtschaftlichen Joint-Ventures, wissenschaftlichem Austausch, Internet-Foren, Gesprächen mit Leuten auf Auslandsreisen oder persönlichen Erfahrungen mit Minderheiten im eigenen Land.
Hede Helfrich
2. Methodologische Überlegungen
Zusammenfassung
Prinzipiell werden in der Kulturvergleichenden Psychologie an die verwendeten Methoden dieselben Anforderungen gestellt wie in den anderen psychologischen Disziplinen. Aber diese Anforderungen sind in der Kulturvergleichenden Psychologie manchmal ungleich schwerer zu erfüllen als in den anderen psychologischen Disziplinen. Vor allem die Vergleichbarkeit psychischer Phänomene zwischen Gesellschaften mit unterschiedlicher Denkweise, unterschiedlicher Sprache und unterschiedlichen Wertvorstellungen stellt eine Herausforderung für die Psychologie dar.
Hede Helfrich
3. Kultur und stammesgeschichtliche Entwicklung
Zusammenfassung
In Kapitel 1 wurde dargelegt dass „Kultur“ keinen Gegensatz zu „Natur“ bildet, sondern als Konsequenz einer stammesgeschichtlichen Traditionsbildung zur „natürlichen“ Ausstattung des Menschen gehört. Man nimmt an, dass sich die psychische Grundausstattung des Menschen, die auch einschließt, eine Kultur zu haben, im Laufe der stammesgeschichtlichen Entwicklung, der sog. Phylogenese, herausgebildet hat. In diesem Kapitel sollen Grundprinzipien der stammesgeschichtlichen Entwicklung betrachtet werden.
Hede Helfrich
4. Anlage-Umwelt-Kontroverse aus kulturvergleichender Sicht
Zusammenfassung
Innerhalb der wissenschaftlichen Psychologie ist eine der besonders kontrovers geführten Diskussionen die um „Anlage“J und „Umwelt“ bzw. um „nature“ und „nurture“, also die Frage nach dem, was durch das genetische Erbe vorbestimmt, und dem, was durch umweltbedingtes Lernen erworben ist. In der Kulturvergleichenden Psychologie wird diese Diskussion häufig als Auseinandersetzung zwischen „Natur“ und „Kultur“ aufgegriffen. Im letzten Kapitel wurde der Naturbegriff im Sinne der allen Menschen gemeinsamen stammesgeschichtlichen Entwicklung betrachtet.
Hede Helfrich
5. Beschreibung und Klassifikation von Kulturen
Zusammenfassung
Wird „Kultur“ als mögliche Einflussgröße für individuelles Denken, Fühlen und Handeln untersucht, betrachtet man sie nicht als globales Ganzes. Vielmehr möchte man wissen, welche kulturellen Eigenschaften oder Merkmale es im Einzelnen sind, die für den Einfluss verantwortlich sind. Hierzu bedarf es einer Spezifikation kultureller Gegebenheiten.
Hede Helfrich
6. Wahrnehmung
Zusammenfassung
Einer der elementarsten psychischen Prozesse ist sicherlich die Wahrnehmung der uns umgebenden Umwelt. Man kann sich nun fragen, ob diese Umwelt von allen Menschen in gleicher Weise wahrgenommen wird oder ob die Erfahrung bestimmt, welche Objekte wir sehen und wie wir diese sehen. Der Kulturvergleich bietet hier die Möglichkeit, biologische Faktoren von durch Erfahrung gewonnenen Faktoren zu trennen, da sich die einzelnen Kulturen durch einen unterschiedlichen Erfahrungshintergrund unterscheiden. Der Erfahrungshintergrund kann sich hierbei auf geografische Gegebenheiten, auf das soziale und technische Umfeld sowie auf die Art der sprachlichen Bezeichnungen, die für die wahrgenommenen Objekte üblich sind, beziehen.
Hede Helfrich
7. Kognitive Fähigkeiten und Leistungen
Zusammenfassung
Alle Menschen versuchen, Informationen aus der Umwelt aufzunehmen, zu verarbeiten, Schlüsse daraus zu ziehen und damit Probleme in effektiver Weise zu lösen. Diese Tätigkeiten, die Wahrnehmen (siehe Kap. 6), Erkennen, Denken und Problemlösen beinhalten, können unter dem Begriff „Kognition“ zusammengefasst werden. Die Wahrnehmung wurde im letzten Kapitel behandelt, in diesem Kapitel sollen Erkennen, Denken und Problemlösen betrachtet werden.
Hede Helfrich
8. Emotion
Zusammenfassung
Manche Gefühlsregungen scheinen universell aufzutreten – so ist beispielsweise die Furcht vor Schlangen überall anzutreffen. Andererseits legen Alltagsbeobachtungen nahe, dass es beträchtliche Unterschiede im Ausmaß und der Art von Gefühlsäußerungen gibt. Man denke an das Erdbeben in Japan im März 2011, bei dem westliche Beobachter über die Gelassenheit der Japaner staunten. Kann man daraus schließen, dass die Japaner im Vergleich zu westlichen Menschen gefühlsärmer sind, oder haben sie nur ihre Gefühle besser im Griff? Man kann sich also fragen, ob Menschen unterschiedlicher Kulturen Gefühle in ähnlicher Weise erleben und ausdrücken oder ob in Abhängigkeit von der kulturellen Zugehörigkeit Gefühle anders erlebt oder zumindest anders ausgedrückt werden (vgl. Abschnitt 8.3.4).
Hede Helfrich
9. Sprache und Kommunikation
Zusammenfassung
Kulturen unterscheiden sich in vielfältiger Hinsicht. Einer der augenfälligsten Unterschiede besteht sicherlich darin, welcher Sprache sich die Angehörigen einer Kultur vorwiegend bedienen. Bezogen auf die jeweils eigene Sprache zeichnet sich eine fremde Sprache durch andere Laute und andere Lautkombinationen aus, es werden andere Wörter benutzt, und die Verkettung von Wörtern zu Äußerungen scheint sich nach anderen Organisationsregeln zu vollziehen. Gleichzeitig ist aber nicht zu übersehen, dass sich innerhalb jeder Kultur die einzelnen Individuen untereinander verständigen können und dass keine Kultur ohne die Verwendung von Sprache auskommt. So ist zu fragen, ob sich trotz der manifesten Vielfalt in allen Kulturen ähnliche Prinzipien der sprachlichen Kommunikation entdecken lassen oder ob die jeweilige Kultur Bedingungen schafft, die die Sprachverwendung oder sogar die Denkstrukturen in entscheidender Weise modifizieren.
Hede Helfrich
10. Persönlichkeit
Zusammenfassung
„Persönlichkeit“ wird in der Psychologie aus zwei Perspektiven betrachtet. Aus der ersten Perspektive gilt sie als das, was einen bestimmten Menschen von anderen Menschen unterscheidet und damit seine jeweilige Individualität ausmacht. Aus der zweiten Perspektive versucht man, die allen Individuen gemeinsame „Natur“ des Menschen zu beschreiben. Die erste Sichtweise entspricht der der „Differentiellen Psychologie“ (z. B. Eysenck & Eysenck1987); die zweite Sichtweise der der „Persönlichkeitspsychologie“ (Freud, 1940; Jung, 1992). Die beiden Sichtweisen schließen sich nicht gegenseitig aus.
Hede Helfrich
11. Biologisches und soziales Geschlecht
Zusammenfassung
Innerhalb der Differentiellen Psychologie hat man festgestellt, dass Männer im Durchschnitt aggressiver, weniger ängstlich, durchsetzungsfähiger und unabhängiger sind als Frauen. Bei Frauen sind dagegen Kooperationsfähigkeit, emotionale Einfühlsamkeit und Ausdrucksfreude stärker ausgeprägt. Im kognitiven Bereich übertreffen im Durchschnitt männliche Probanden in figürlich-räumlichen Aufgaben die Leistungen weiblicher Probanden, während umgekehrt Frauen bei verbalen Aufgaben besser abschneiden (vgl. Amelang & Bartussek, 2006).
Hede Helfrich
12. Entwicklung im Kindes- und Jugendalter
Zusammenfassung
Während in Kapitel 3 die stammesgeschichtliche Entwicklung des Menschen, die so genannte Phylogenese, beleuchtet wurde, richtet sich das Forschungsinteresse in diesem Kapitel auf die Entwicklung des Individuums innerhalb dessen Lebensspanne, auf die so genannte Ontogenese. Kulturvergleichende Studien wurden vor allem hinsichtlich der Entwicklung im Kindes- und Jugendalter vorgenommen, Studien zur Entwicklung im Erwachsenenalter sind eher selten.
Hede Helfrich
13. Arbeitswelt
Zusammenfassung
Überall auf der Welt verbringen die meisten Menschen einen Großteil ihrer Zeit mit Arbeit. Die Arbeitsanforderungen, das Arbeitsumfeld und die Arbeitsbedingungen weisen jedoch große Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern auf. Zudem haben sich im Zuge der fortschreitenden industriellen Globalisierung beträchtliche Veränderungen ergeben: Modeme Informations- und Kommunikationstechniken haben nicht nur die Arbeitsabläufe grundlegend gewandelt, sondern auch Entfernungen und nationale Grenzen als Barrieren geschäftlicher Transaktionen verschwinden lassen, viele inländische Firmen haben Niederlassungen im Ausland, Arbeitsplätze werden ins Ausland verlagert, und Joint Ventures sowie andere Formen internationaler Wirtschaftskooperation werden gegründet.
Hede Helfrich
14. Psychische Störungen
Zusammenfassung
Bei der Betrachtung psychischer Störungen richtet sich das Augenmerk auf Verhalten, Denken und Erleben, das von der in einer Gesellschaft erwarteten Form, also von der „Norm“, so weit abweicht, dass es als auffällig und zugleich als pathologisch (= krankhaft) gilt. Bei der Erfassung dieser „Normabweichungen“ stützt man sich in der Regel auf drei Arten von Informationsquellen: erstens auf die Inanspruchnahme klinischer Beratung oder Behandlung durch die Betroffenen oder deren Angehörige, zweitens auf statistische Daten wie etwa die Häufigkeit des Selbstmords oder das Ausmaß des Alkoholkonsums, und drittens auf Fragebogendaten wie sie beispielsweise in einer Depressionsskala erfasst werden. Da sich diese Informationsquellen auf jeweils unterschiedliche Stichproben beziehen, verwundert es nicht, wenn die daraus abgeleiteten Aussagen nicht immer wechselseitig konsistent sind.
Hede Helfrich
15. Schlussbetrachtung
Zusammenfassung
Die Kulturvergleichende Psychologie vergleicht Individuen in verschiedenen Kulturen. Dieser Vergleich soll dazu dienen, sowohl Gemeinsamkeiten zwischen allen Kulturen aufzudecken als auch die Abhängigkeit individueller Muster im Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Handeln vom jeweiligen kulturellen Kontext aufzuzeigen. Ebenso wie in anderen Teilgebieten der Psychologie sucht man auch in der Kulturvergleichenden Psychologie nach Bedingungsfaktoren oder Antezedenzien von Verhalten. Der Königsweg zur Ermittlung solcher Antezedenzien ist in der Psychologie das Experiment, in dem die Bedingungen vom Experimentator explizit manipuliert werden. Doch selbst bei striktester Bedingungskontrolle lassen sich Störfaktoren nicht gänzlich ausschalten.
Hede Helfrich
Backmatter
Metadaten
Titel
Kulturvergleichende Psychologie
verfasst von
Hede Helfrich
Copyright-Jahr
2013
Electronic ISBN
978-3-531-93137-1
Print ISBN
978-3-531-17162-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-93137-1

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