2014 | OriginalPaper | Buchkapitel
Entwicklung begrifflichen Wissens: Kernwissenstheorien
verfasst von : Prof. Dr. Beate Sodian
Erschienen in: Theorien in der Entwicklungspsychologie
Verlag: Springer Berlin Heidelberg
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Wie entsteht Wissen? Wie kommen Kinder dazu, Lebewesen von unbelebten Objekten zu unterscheiden, zu zählen und zu rechnen und Begriffe wie
Schwerkraft
oder
Ärger
zu verstehen? Und wie kommt die Menschheit dazu, Konzepte wie
Evolution
oder
Atom
zu entwickeln? Diese Fragen beschäftigen Psychologie und Philosophie seit deren Anfängen. Seit der Antike spekulieren nativistische Theorien über angeborenes menschliches Wissen, während empiristische Theorien die Metapher der
Tabula rasa
benützten, um die Position zu untermauern, dass alles Wissen im Laufe des Lebens durch Erfahrung erworben werde. Empirische entwicklungspsychologische Forschung hat seit dem 20. Jahrhundert zur Aufklärung der Herausbildung begrifflichen Wissens in der Ontogenese beigetragen. Insbesondere in den letzten dreißig Jahren sind bei der entwicklungspsychologischen Erforschung des Denkens im Säuglingsalter entscheidende Fortschritte gemacht worden, die zur grundlegenden Revision unserer Vorstellungen über die geistigen Fähigkeiten des menschlichen Säuglings geführt haben. Während William James gegen Ende des 19.