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2000 | Buch | 3. Auflage

Physikalische und psychoakustische Grundlagen der Musik

verfasst von: Professor Dr. Juan G. Roederer

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Dieses Buch beschäftigt sich mit den physikalischen Systemen und psychophysikalischen Prozessen, die im Zusammenhang mit jenem Phänomen stehen, das wir allgemein als "Musik" bezeichnen. Es soll interessierten Musikern helfen zu verstehen, auf welche physikalische Weise musikalische Töne erzeugt werden und sich im Raum ausbreiten, und wie Musik vom Zuhörer empfangen und empfunden wird. Physikalisches und mathematisches Vorwissen jenseits des Abiturs ist dazu nicht erforderlich. Den musikliebenden Wissenschaftlern sollen viele Fragen, die sie sich bezüglich Musik und Tonempfindung gestellt haben dürften, beantwortet werden. Den Musikpsychologen wird ein Versuch dargeboten, die Frage "Warum lieben wir Musik?" von einem neuro-funktionellen Standpunkt aus zu erläutern. Die 3. Auflage wurde gründlich überarbeitet, um die neuesten Forschungsergebnisse über Tonerzeugung, Physiologie des Gehörs und den kognitiven Prozessen beim Verarbeiten von Sinnesinformation einzufügen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Musik, Physik, Psychophysik und Neuropsychologie: interdisziplinäre Betrachtungen
Zusammenfassung
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Konzertsaal und hören einem Solisten zu. Bestimmen wir die Systeme, die für die Musik, die Sie hören, nötig sind. Als erstes haben wir natürlich den Solisten und das Instrument, das die Musik „macht“. Als zweites gehört dazu die Luft im Saal, die den Schall in alle Richtungen weiterleitet. Drittens gibt es noch Sie, den Zuhörer; mit anderen Worten, wir haben eine Kette von Systemen: Instrument → Luft → Zuhörer. Was verbindet diese Systeme, während musiziert wird? Eine bestimmte Art und Form von Schwingungen, genannt Schall, die sich von einem Punkt zum anderen in Form von Wellen fortpflanzt und auf die unser Gehör anspricht. (Es gibt viele andere Arten und Formen von Schwingungen, die wir überhaupt nicht wahrnehmen können oder aber höchstens mit anderen Sinnen, wie dem Tast- oder Sehsinn.) Der Physiker benutzt allgemeinere Ausdrücke, um die drei obengenannten Systeme zu beschreiben. Er nennt sie: QuelleMediumEmpfänger. Diese Systemkette gilt in gleicher Weise für die Untersuchung zahlreicher anderer physikalischer Vorgänge: Licht, Radioaktivität, Elektrizität, Schwer- kraft, kosmische Strahlen, usw. Die Quelle sendet aus, das Medium leitet weiter, und der Empfänger nimmt auf, registriert oder, ganz allgemein gesagt, wird in einer bestimmten Weise angesprochen.
Juan G. Roederer
Kapitel 2. Schallschwingungen, reine Töne und die Wahrnehmung der Tonhöhe
Zusammenfassung
Wir hören einen Schall, wenn unser Trommelfell in eine charakteristische Bewegung versetzt wird, die man Schwingung nennt. Diese wird durch die kleinen Druckschwankungen der Luft im Gehörgang erzeugt, die von der auftreffenden Schallwelle verursacht werden. In diesem Kapitel werden wir zunächst die Grundlagen von periodischen Schwingungsbewegungen im allgemeinen behandeln, um uns dann später darauf zu konzentrieren, wie sich die Schwingungen des Trommelfells auf unsere Hörempfindungen auswirken. Wir wollen jetzt noch nicht darüber nachdenken, wie das Trommelfell überhaupt in Bewegung gesetzt wird. Wir stellen uns deshalb vor, daß wir Kopfhörer aufsetzen und die Töne anhören, die in ihnen erzeugt werden. Im unteren Frequenzbereich folgt dann das Trommelfell nämlich ziemlich genau den Schwingungen der Kopfhörermembran. Die Einführung des Themas so zu gestalten, ist vielleicht etwas unorthodox, erlaubt es aber, uns direkt auf die Untersuchung einiger Schlüsselbegriffe zu stürzen, die mit Schallschwingung und Schallwahrnehmung zusammenhängen, ohne erst viel Zeit mit Schallwellen und Schallerzeugung zu verlieren. Vom praktischen Standpunkt aus hat dies jedoch einen Nachteil: Die Experimente, die wir in diesem Kapitel vorstellen und besprechen werden, bedürfen notwendigerweise einer elektronischen Tonerzeugung statt natürlicher Erzeugung durch echte Musikinstrumente. Immer wenn es möglich ist, ein Experiment auch mit echten Instrumenten auszuführen, werden wir gesondert darauf hinweisen.
Juan G. Roederer
Kapitel 3. Schallwellen, akustische Energie und die Wahrnehmung von Lautstärke
Zusammenfassung
Im vorigen Kapitel untersuchten wir einfache Schallschwingungen und ihre subjektiven Wirkungen, ohne uns damit zu befassen, wie sie überhaupt das Ohr erreichen. Wir bezogen uns auf Experimente, bei denen die Schallquelle (Kopfhörer) sehr nahe am Trommelfell lag. In diesem Kapitel befassen wir uns mit dem Prozeß der Fortpflanzung von Schallenergie von einer entfernten Quelle zum Hörer und analysieren, wie dieser Fluß akustischer Energie die Empfindung der Lautstärke bestimmt.
Juan G. Roederer
Kapitel 4. Erzeugung musikalischer Klänge, komplexe Töne und die Wahrnehmung der Klangfarbe
Zusammenfassung
In den vorhergehenden Kapiteln wurden die zwei grundlegenden Toneigenschaften, Tonhöhe und Lautstärke, untersucht, hauptsächlich auf der Grundlage von reinen Tönen nur einer Frequenz. Das sind jedoch nicht die Töne, die in der Musik eine Rolle spielen. Musik besteht aus komplexen Tönen, von denen sich jeder aus einer Überlagerung reiner Töne zusammensetzt, die in einem bestimmten Verhältnis gemischt sind, so daß sie unserem Gehör wie unzerlegte Einheiten erscheinen. Dabei entsteht eine dritte fundamentale Toneigenschaft: die Klangfarbe (engl. oder franz. „timbre“), die mit der Art der Mischung der reinen Partialtöne, oder harmonischen Komponenten, eines komplexen Tons zusammenhängt (Abschnitt 1.2).
Juan G. Roederer
Kapitel 5. Überlagerung und Zeitfolge komplexer Töne und die Wahrnehmung von Musik
Zusammenfassung
Im Laufe der Kapitel 2,3 und 4 arbeiteten wir uns die Stufen der neuronalen Verarbeitung von akustischen Signalen allmählich hinauf, von den Wahrnehmungsmechanismen der primären Tonhöhe über Lautstärke, subjektive Tonhöhe und Klangfarbe bis zur Erkennung eines Musikinstruments. Auf der physikalischen Seite analysierten wir, wie die Klangeigenschaften, die zu diesen Empfindungen führen, in Musikinstrumenten erzeugt werden. Diese psychologischen Merkmale stellen notwendige, jedoch nicht hinreichende Bestandteile der Musik dar. Musik besteht aus Aufeinanderfolgen und Überlagerungen, die bestimmte Bedeutungen vermitteln, die im Gehirn analysiert, gespeichert und untereinander verglichen werden können. Eine objektive Erforschung der Neuropsychologie dieser kognitiven Prozesse höherer Ordnung ist äußerst schwierig.
Juan G. Roederer
Backmatter
Metadaten
Titel
Physikalische und psychoakustische Grundlagen der Musik
verfasst von
Professor Dr. Juan G. Roederer
Copyright-Jahr
2000
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-57138-1
Print ISBN
978-3-642-62941-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-57138-1