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1988 | Buch

Theorie der Alterssicherung

verfasst von: Dr. Stefan Homburg

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Buchreihe : Studies in Contemporary Economics

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Über dieses Buch

Dieses Buch bietet eine theoretische Analyse verschiedener Alterssicherungssysteme; ein Thema, das infolge der demographischen Entwicklung weltweit an Interesse gewinnt. Im Vordergrund steht ein Vergleich von Umlage- und Kapitaldeckungsverfahren. Die breit angelegte Untersuchung behandelt ebenso Fragen wie "staatliche versus private Alterssicherung". Im Rahmen eines "general equilibrium"-Ansatzes und unter Anstrebung größter Allgemeinheit (keine "steady state"-Annahmen) werden Probleme gelöst, die lange als unentscheidbar galten. So kann mit Hilfe einfacher mathematischer Techniken gezeigt werden, daß ein Umlageverfahren eine definitive Verringerung des Kapitalbestandes bewirkt. Als wichtig wird indes nicht die Höhe des Kapitalbestandes, sondern die Effizienz des Alterssicherungssystems angesehen. Dieses bisher kaum erörterte Problem wird in den Vordergrund gerückt, der Verfasser argumentiert, daß sich auf diese Weise verschiedene Dispute wie die "Feldstein-Kontroverse" auflösen und eindeutig entscheiden lassen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
In dieser Arbeit wird die Frage erörtert: Welche ökonomischen Wirkungen gehen von alternativen Alterssicherungssystemen aus, und welches der in Betracht kommenden Alterssicherungsverfahren sollte eine Gesellschaft wählen? Kurz gesagt geht es hier also um eine positive und normative Theorie der Alterssicherung: um eine Theorie einerseits, in der objektive Zusammenhänge beschrieben werden, und eine Theorie andererseits, die ausgehend von Werturteilen die Wahl bestimmter Verfahren nahelegt.
Stefan Homburg
2. Eine Typologie der Alterssicherungsverfahren
Zusammenfassung
Dieses einleitende Kapitel, das wenig Theorie und hauptsächlich eine Typologie der Alterssicherungsverfahren bietet, wurde unter dem Eindruck verfaßt, daß etliche der heute umstrittenen Probleme weniger aus einer intrinsischen Schwierigkeit des Gegenstandes herrühren als aus einer beträchtlichen Sprachverwirrung1). Es ist nicht so, daß die Gesellschaft sich zwischen bloß zwei Verfahren der Alterssicherung, genannt Kapitaldekkungs- und Umlageverfahren, entscheiden muß2); vielmehr ist das Wahlmenü weit umfangreicher. Im weiteren werden fünf Begriffspaare unterschieden, die bei wahlfreier Kombinierbarkeit insgesamt 32 Alterssicherungsverfahren ergeben würden. Freilich stellt sich — gemäß der Aristotelischen Unterscheidung von Proprium und Akzidenz — unmittelbar anschließend die Frage, inwieweit sich die Verfahren miteinander vereinbaren lassen. Dieses Problem wird hier in vorläufiger Form behandelt, weil eine endgültige Antwort von verschiedenen Umständen abhängt, die erst an späterer Stelle erörtert werden. Auch der eilige Leser sollte die folgenden kurzen Abschnitte lesen, weil die dort eingeführten Begriffe grundlegend für den Fortgang der Arbeit sind.
Stefan Homburg
3. Die einfache Mathematik der Alterssicherung
Zusammenfassung
Es steht nun ein partialanalytischer Vergleich von Umlageverfahren und Kapitaldeckungsverfahren an, partialanalytisch in dem Sinne, daß der Einfluß ökonomischer Variablen auf diese beiden Systeme analysiert wird, nicht aber umgekehrt deren Wirkungen auf die Volkswirtschaft. Weil das praktizierte Alterssicherungsverfahren die Wirtschaft — insbesondere den Zins — gemäß einer verbreiteten Meinung nachhaltig beeinflußt, wird die Untersuchung der Rückwirkungen nachgeholt werden müssen; sie steht im Mittelpunkt unserer positiven Theorie. Vorerst geht es darum, einen Einblick in die prinzipielle Funktionsweise des Umlage- und des Kapitaldekkungsverfahrens zu erhalten. Besondere Beachtung finden dabei die Fragen, wie sich die Verfahren aus der Sicht eines einzelnen Haushaltes darstellen, welche Politikoptionen für ihre nähere Gestaltung offenstehen und inwiefern bestimmte Politiken dauerhaft durchführbar sind. Die Erörterung der letzteren Frage bereitet eine spätere Analyse der ökonomischen und politischen Stabilität solcher Alterssicherungssysteme vor. Es sei betont, daß im vorliegenden Kapitel keine normativen Aspekte des Problems angesprochen, sondern nur objektive Wirkungszusammenhänge aufgezeigt werden sollen. Über das Für und Wider kann nicht anhand einer Partialanalyse geurteilt werden.
Stefan Homburg
4. Altersvorsorge und individuelle Ersparnis
Zusammenfassung
Nachdem im vorigen Kapitel die Funktionsweisen des Umlage- und des Kapitaldeckungsverfahrens verglichen wurden, beschäftigen wir uns nun für einige Zeit mit der Frage, wie sich ein dem einzelnen auferlegter Versiche­rungszwang auf seine ökonomischen Entscheidungen auswirkt. Dabei ist unbeachtlich, ob sich der Staat auf einen reinen Versicherungszwang beschränkt — es wird vorgeschrieben und kontrolliert, daß jeder Bürger eine gewisse Altersvorsorge trifft — oder ob er eine Zwangsversicherung einführt, mit der jeder zu festgelegten Bedingungen kontrahieren muß. Insbesondere aber kommt es nicht darauf an, ob das Zwangssystem in Form eines Umlage- oder eines Kapitaldeckungsverfahrens organisiert ist. Alle diese Fälle stellen sich aus der Sicht des einzelnen so dar, daß er einen gewissen Teil (b) seines Einkommens abführen muß und im Gegenzug eine Rente (p) erhält; die numerischen Größen dieser Variablen und ihr Verhältnis können je nach Verfahren unterschiedlich sein.
Stefan Homburg
5. Positive Theorie der Alterssicherung
Zusammenfassung
Durch Zusammenfassung und Erweiterung der bisherigen Partialanalysen sollen in diesem Kapitel die gesamtwirtschaftlichen Wirkungen der Alterssicherungssysteme analysiert werden, wobei es vorrangig um einen Vergleich von Umlage- und Kapitaldeckungsverfahren geht. Wie die Überschrift anzeigt, werden hier nur Aussagen über Tatsachenfragen angestrebt, ohne daß irgendetwas zu deren Wünschbarkeit geäußert wird. Man sollte sich folglich hüten, aus Feststellungen wie „der Kapitalbestand sinkt infolge dieser oder jener Maßnahme“ eine Verschlechterung der ökonomischen Situation abzuleiten; alle Probleme, die Effizienz, Wohlfahrt und Gerechtigkeit betreffen, bleiben für das nächste Kapitel aufgespart.
Stefan Homburg
6. Normative Theorie der Alterssicherung
Zusammenfassung
Inzwischen ist unsere Untersuchung ein gutes Stück vorangekommen, wo doch im vorigen Kapitel nach Abschluß der Partialanalysen einige besonders interessant und wichtig erscheinende Probleme im Rahmen einer gesamtwirtschaftlichen Analyse geklärt werden konnten. Dabei wurden Wertungen so gut es ging vermieden, und insofern ist alles bisherige noch vorläufig und unvollständig. Es bedarf nun einer normativen Analyse, mit der die Alterssicherungsverfahren nicht auf ihre objektiven Wirkungen, sondern daraufhin untersucht werden, wie wünschenswert diese Wirkungen sind. Daß dies eine genuin wissenschaftliche Aufgabe ist, die keinesfalls allein den Praktikern oder dem politischen Raum überlassen werden darf, ergibt sich aus dem Umstand, daß die hier involvierten Werturteile nicht einfach „zugrundeliegen“, sondern zum erheblichen Teil selbst „endogen“ sind, also von Tatsachenfragen abhängen1). Dieses Zusammenspiel von objektiven Tatsachen und subjektiven Werturteilen zu erforschen, ist die Aufgabe einer normativen Theorie.
Stefan Homburg
7. Zwei Variationen des Themas
Zusammenfassung
Eine geschlossene Volkswirtschaft, in der keinerlei Erbschaften hinterlassen werden — das ist sicher nicht der Rahmen, in dem die Alterssicherung in der wirklichen Welt stattfindet. Damit wird die bisherige Analyse jedoch nicht per se wertlos: richtig gestellt lautet die Frage vielmehr, inwieweit die bisher abgeleiteten Ergebnisse gültig bleiben, wenn Außenhandel und Erbschaften in die Analyse einbezogen werden. Ihrer Beantwortung ist das vorliegende Kapitel gewidmet.
Stefan Homburg
8. Politische Theorie der Alterssicherung
Zusammenfassung
Wie kann ein ursprünglich für wenige benachteiligte Mitglieder der Gesellschaft geschaffenes Alterssicherungssystem sich derart ausweiten, daß in seiner Reifephase auch die Top-Führungskräfte der Wirtschaft nach Maßgabe von Regeln für ihr Alter vorzusorgen haben, die von subalternen Ministerialbeamten erdacht werden? Fragen wie diese, die nicht mit Redensarten wie “Sozialstaat” oder “Werturteile” abgetan werden können, harren ihrer Beantwortung, die, so ist zu vermuten, von einer politischen Theorie der Alterssicherung beigebracht werden muß. Denn daß der oben angesprochene Zustand den gesellschaftlichen Werturteilen entspricht oder sich die Fürsorgepflicht des Staates auch auf jene Bürger erstreckt, deren Einkommen und Vermögen jenseits der Millionengrenze liegt, erscheint in höchstem Maße unglaubwürdig.
Stefan Homburg
9. Schluβ
Zusammenfassung
Mit dieser Arbeit hofft der Verfasser einen fairen und umfassenden Vergleich der Alterssicherungssysteme vorgelegt zu haben. Können wir nun die eingangs gestellte Frage unserer Arbeit beantworten, für welches Alterssicherungssystem sich eine Gesellschaft entscheiden sollte? Während das nur anfangs behandelte Problem des Risikoausgleichs unproblematisch und leicht zu lösen war, drehte sich der Hauptteil unserer Analysen um einen Vergleich von Umlage- und Kapitaldeckungsverfahren. Es zeigte sich hierbei, und vermutlich für alle überraschend, daß ein Kapitaldeckungsverfahren in jeder Hinsicht überlegen ist, außer in jenen Fällen, da der Vergleich unentschieden endete. Das Umlageverfahren erwies sich in keinem Fall als das vorteilhaftere System.
Stefan Homburg
Backmatter
Metadaten
Titel
Theorie der Alterssicherung
verfasst von
Dr. Stefan Homburg
Copyright-Jahr
1988
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-61560-3
Print ISBN
978-3-540-18835-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-61560-3