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2012 | Buch

Governance-Formen in China

Theorie und Praxis des chinesischen Modells

verfasst von: Nele Noesselt

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

Die vorliegende Studie unternimmt eine systematische Aufarbeitung der chinesischen Diskurse zu Governance und ihren Teilkategorien Legitimität, Effektivität sowie Partizipation. Diese chinesischen Governance-Konzeptionen illustrieren, dass die VR China nicht als monolithisches und dogmatisch erstarrtes, sondern als ein sich dynamisch wandelndes und lernfähiges System eingestuft werden sollte. Adaptionsfähigkeit und pragmatische Flexibilität prägen die Ausgestaltung der chinesischen Politik – unter Rückgriff auf Elemente der traditionellen chinesischen Staatsphilosophie und auf die politische Praxis der VR China seit 1949 wird ein Entwicklungs-„Modell“ konzipiert und praktiziert, das möglicherweise auch von anderen Hybridregimen als Orientierungsmodell herangezogen werden könnte.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Im Vorfeld des 18. Parteitages 2012 dominierten zwei konkurrierende Entwicklungsmodelle die Debatten in und über China: Das Guangdong Modell, präferiert von Wang Yang, hielt an einer neoliberalen Entwicklungsstrategie fest; das Chongqing Modell hingegen, mit dem der Name Bo Xilai verbunden wird, forderte eine Stärkung des Staates und eine Rückkehr zu Prinzipien der „roten“ maoistischen Werte (Freeman/Wen 2011).
Nele Noesselt
2. Die Analyse der chinesischen Politik: Annäherungen an das „chinesische Modell“
Zusammenfassung
Die politikwissenschaftliche Chinaforschung widmet sich der Kategorisierung sowie der Frage der Transformations- und Demokratisierungswege der VR China. Auf der zeitlichen Achse wird die maoistische VR China (1949-1976/1978) als totalitäres System eingestuft, welches seit der Einleitung der Reformund Öffnungspolitik (1978) eine Umstrukturierung in Richtung autokratischer Systemstrukturen durchläuft. Zumeist werden die Begriffe Totalitarismus und Autoritarismus als Klassifizierungskategorien keiner konkreten definitorischen Ausdifferenzierung unterzogen.
Nele Noesselt
3. Themen und Orientierungen der chinesischen Politikwissenschaft
Zusammenfassung
Auch wenn sich die internationale Chinaforschung der jüngeren Zeit verstärkt auf chinesische Materialien stützt, erfolgt doch die Interpretation und Auslegung der Quellen zumeist aus einer Außenperspektive. Nicht die politische Gegenwart, sondern mögliche Entwicklungsszenarien, die nicht selten normativen Erwartungshaltungen entspringen, stehen im Mittelpunkt des Forschungsinteresses. Geht man jedoch davon aus, dass politische Systeme lern- und adaptionsfähig sind, so ist zu erwarten, dass die VR China aus Gründen des Systemerhalts dem Automatismus der Transformations- und Demokratisierungstheorien Einhalt gebieten möchte.
Nele Noesselt
4. Governance
Zusammenfassung
Der Begriff der Governance hat bereits die rein theoretische Debatte, in der er neue kommunikative Formen des Regierens in Abgrenzung zu klassisch-hierarchischer Steuerung bezeichnet hatte, verlassen und ist längst zu einer Standardvokabel der politischen Tagesberichterstattung geworden. In der akademischen Governance-Debatte wird Governance als theoretisches Konzept, politische Strategie oder auch als Analysemodell konzipiert. Die Bedeutungsebenen sind dabei oftmals nicht klar zu trennen
Nele Noesselt
5. Ideologie: Konstruierte Pfadabhängigkeit und symbolische Herrschaftslegitimierung
Zusammenfassung
Mit Blick auf die Legitimation des politischen Regimes der VR China in der post-maoistischen Ära wird gemeinhin eine Abkehr von der Ideologie und Hinwendung zu einer pragmatischen Effizienzorientierung angenommen (u.a. Zhong, Yang 1996). Diese Einschätzung steht jedoch in direktem Widerspruch zu den gegenwärtig geführten innerchinesischen Debatten. Denn weiterhin wird in der chinesischen Politikwissenschaft und auch in den verwandten Disziplinen der Faktor Ideologie als unverzichtbares Element des Partei-Staates identifiziert (vergl. Brady 2007; Holbig 2009).
Nele Noesselt
6. Zivilgesellschaft – Demokratie – Partizipation?
Zusammenfassung
Governance-Theorie setzt die Existenz von Akteuren jenseits der staatlichen Regierungsebene voraus. Totalitäre Regime und autokratische Einheitssysteme jedoch unterbinden die Formierung zivilgesellschaftlicher Selbstorganisationen durch Gleichschaltung und hierarchisch-zentralistische Kontrolle. In der postmaoistischen VR China allerdings hat sich ein pluralistisches Akteursspektrum herausgebildet, das es im Zuge der Steuerungsprozesse nicht nur zu koordinieren, sondern auch einzubinden gilt.
Nele Noesselt
7. Conclusio und Ausblick
Zusammenfassung
Wie die skizzenhaften terminologischen Betrachtungen verdeutlicht haben, gibt es neben der offiziellen chinesischen Übersetzung von Governance („zhili“), mitder nur wenige chinesische Politikwissenschaftler arbeiten, eine ganze Reihe von Begriffskonzepten, die den Übergang von traditionell-hierarchischer Herrschaft zu neuen Formen des Regierens dokumentieren (vergl. Abschnitt 4.2.1). Governance- Konzepte – nicht verstanden als Bruch, sondern als Erweiterung der traditionell- hierarchischen Herrschafts- und Steuerungsformen – werden in der innerchinesischen Debatte durchaus thematisiert, sowohl innerhalb der Politikwissenschaft als auch seitens der politischen Führungselite.
Nele Noesselt
Backmatter
Metadaten
Titel
Governance-Formen in China
verfasst von
Nele Noesselt
Copyright-Jahr
2012
Verlag
Springer Fachmedien Wiesbaden
Electronic ISBN
978-3-658-00723-2
Print ISBN
978-3-658-00722-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-00723-2