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2017 | Buch

Widerstand in Organisationen • Organisationen im Widerstand

Virtuelle Plattformen, Edupunks und der nachfolgende Staat

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Über dieses Buch

Die bereits in der ersten Auflage entwickelte These – dass sich Individuen in Wirtschaft und Politik zunehmend selbst organisieren und dass gleichzeitig traditionelle Institutionen diese Formen der individualisierten, selbstgesteuerten Kollaboration nutzen, um innovativ zu bleiben – kann anhand aktueller Beispiele aus Wirtschaft und Politik nachgewiesen werden. Der Band thematisiert die Funktionsweisen dieser neuen Peer-to-Peer Kollaborationen, die zumeist virtuelle Plattformen als Organisationselement verwenden und besser als die Hierarchie Individualität nutzen können. Die Annäherung zwischen traditionellen Organisationen und vernetzten Kollaborationen nimmt unter Schlagwörtern wie Open Government, Open Innovation und Crowdsourcing merklich zu, es entstehen hybride Organisationen, Netarchien. Zugleich kommt es zu einer Kommerzialisierung der ursprünglich auf intrinsischer Motivation aufgebauten Selbstorganisation durch Unternehmer, die mit diesem Modell traditionelle Mitbewerber angreifen können. Parallel entsteht ein neues Verständnis des Staates, der zu einem Partner selbstgesteuerter Kollaborationen seiner Bürger wird und diese verwendet, um Leistungen zu erbringen, die der Staat selbst nicht mehr leisten kann.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Chapter 1. Einführung
Zusammenfassung
Die Idee für dieses Buch entstand aufgrund eines beunruhigenden Gefühls, das wohl auch in unseren erratischen Zeiten begründet ist. Die herkömmlichen Wirtschafts- und Organisationsmodelle erklären immer weniger und prognostizieren erst recht nicht mehr viel. Einer der Gründe für diese Unzulänglichkeit liegt darin, dass es keinen umfassenden, theoriegeleiteten Konnex zwischen den Veränderungen in der Organisation menschlicher Arbeit und Interessen und der ökonomischen sowie politischen Entwicklung gibt.
Ayad Al-Ani
Chapter 2. Die Organisation von Individualität
Zusammenfassung
Die Feststellung, dass Organisationen die Gesellschaft dominieren, mag uns heute nur allzu einsichtig erscheinen. Lange wurden diese als quasi monolithische Konzepte betrachtet, die dem Willen einer nicht näher bestimmten Führung gehorchen. Blickt man über die Schulter zurück auf die wirtschaftswissenschaftlichen und auch politologischen Konzepte seit der industriellen Revolution, erkennt man, dass sich erst in den letzten 30 bis 40 Jahren verstärkt eine Perspektive entwickelt hat, aus der heraus die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit der Ausgestaltung von Freiräumen in Organisationen erkannt und umzusetzen versucht wird.
Ayad Al-Ani
Chapter 3. Umsetzung individueller Ziele in Organisationen
Zusammenfassung
Wie in den vorangegangenen Kapiteln aufgezeigt wurde, findet das Individuum mit seinen Zielen in Organisationen keine einfache Heimat. Widerstand im Sinne der Durchsetzung eigener Ideen und Ziele ist in der Regel nicht ohne weiteres und für jeden vorgesehen. Dieses Problem wird im traditionellen Modell umgangen, weil ein Gleichgewichtszustand angenommen wird, in dem die Ziele aller mehr oder weniger deckungsgleich sind.
Ayad Al-Ani
Chapter 4. Veränderung der Organisation durch das Web: Das Individuum rückt in den Vordergrund
Zusammenfassung
Am Ende einer Praktikervorlesung zum Thema Strategie und Planung wurde Stéphane Rambaud-Measson, CEO von Bombardier, einem auf Eisenbahnen und Flugzeuge spezialisierten internationalen Unternehmen befragt, welche Strategieprozesse er aufgebaut habe, um auf den Globalisierungsdruck bzw. eine immer erratischere Umwelt zu reagieren.
Ayad Al-Ani
Chapter 5. Freie Produzenten: Die neuen Organisationsformen der Wirtschaft
Zusammenfassung
In den letzten Kapiteln wurde skizziert, wie virtuelle Plattformen die hierarchischen Organisationsmodelle transformieren können, um den Anforderungen der Pull-Ökonomie gerecht zu werden. Wir müssen uns nun einem Phänomen zuwenden, das diese Entwicklungen ergänzt, weitertreibt und um eine ganz neue produktive Beziehung anreichert, die in dieser Art und in diesem Ausmaß einzigartig und zudem historisch neuartig ist. Das freie Individuum im Netz, das seine Zeit, Motivation und Commons (Zeit, Wissen, Kultur, Computer, Infrastruktur etc.) verwendet, um allein oder mit anderen freien Produzenten produktiv zu sein, um seine Ziele zu verwirklichen, wird zur zentralen Figur und treibenden Kraft neuer Kooperationsmöglichkeiten.
Ayad Al-Ani
Chapter 6. Spuren der Kooptation
Zusammenfassung
Die in den letzten Jahren immer augenscheinlicher gewordene Innovations- und Produktivitätskraft von P2P, welche über Plattformen agiert, wurde nun auch für Unternehmen immer interessanter. Diese sind ja auf der Suche nach genau jener Innovationskraft, welche sich in der Hierarchie nicht mehr bewerkstelligen lässt. Zudem verspricht die Ausnutzung des kognitiven Überschusses eine Anzapfung eines Potenzials, welches für die notorisch einem Kostendruck unterliegenden Unternehmen zu günstigen Konditionen möglich erscheint.
Ayad Al-Ani
Chapter 7. Neue politische Organisationen und Sphären
Zusammenfassung
Wie wir bei der Beschreibung der Hierarchie als Steuerungsinstrument menschlicher Arbeitsleistung im Kapitalismus bereits diskutiert haben, ist die allumfassende Durchdringung des Systems durch die hierarchische und arbeitsteilige Arbeit ein besonderes Merkmal. Der Kapitalismus war, wie Polanyi feststellte, in der Lage, die traditionellen Arbeitsweisen und die traditionelle Kultur weitgehend zu verdrängen. Dies geschah vor allem mit der Durchsetzung von privaten Eigentumsrechten zulasten gemeinschaftlichen Eigentums (Einhegungen) sowie durch die Verwendung der Arbeitsteilung anstatt der wenig disziplinierten Gruppenorganisation.
Ayad Al-Ani
Chapter 8. Der Staat und neue politische Organisationen
Zusammenfassung
Die neuen P2P-Organisationen sind vor allem Organisationen der Aktion. Sie stammen ursprünglich aus dem Bereich der Ökonomie und sind getrieben vom brachliegenden intellektuellen Surplus der Wissensarbeiter, der sich gleich einer stillen, aber tatendurstigen Reservearmee mobilisiert und entäußert. Der Grund für die Mobilisierung liegt vor allem in der nun möglichen Selbstverwirklichung des Individuums, dessen Subjektivierung im Dienste der Innovation und Produktivität heute außerhalb der Hierarchie stattfi nden kann/muss, da diese Organisation immer nur einen Teil der vorhanden Skills und Motivationen abruft bzw. zu einer umfassenden Motivierungsleistung selbst kaum mehr in der Lage ist.
Ayad Al-Ani
Chapter 9. Umbrüche I: Universitätsbildung
Education matters, degrees don‘t
Zusammenfassung
Bildung – vor allem Hochschulbildung liegt weltweit im Trend. Der Wettlauf um akademische Exzellenz und Abschlüsse ist in vollem Gange, und Staaten wie China, Brasilien und Indien beginnen gerade erst damit, Bildungsunternehmer mittels Investitionen in Bildungsinstitutionen und Lerntechnologien dazu zu befähigen, mehr Menschen für die Herausforderungen der wissensbasierten Wirtschaft vorzubereiten (Rollwagen/Renkin 2011). Die Nachfrage nach Hochschulbildung wird in allen Ländern der Welt zunächst weiter ansteigen.
Ayad Al-Ani
Chapter 10. Umbrüche II: Polyphoner Widerstand
Lernen von den Künsten
Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag untersucht den Begriff Widerstand im Kontext künstlerischer Praktiken. Dabei zeigt sich, dass zeitgenössische künstlerische Ansätze mit kommunikativen Überraschungen arbeiten und auf eine Polyphonie von Stimmen und Positionen setzen. Statt bloßem Protest werden Wahrnehmungsangebote formuliert, die erst durch den Dialog mit Rezipienten ihre Wirkungskraft entfalten.
Ayad Al-Ani
Chapter 11. Umbrüche III: Gender
Die rekursiven Schleifen der Diskriminierung
Zusammenfassung
Das Ansinnen, die Frau möge schweigen, und sie möge in der Gemeinde schweigen, in ecclesia, hat zwar die Patina biblischer Antiquiertheit, 1. Korinth. 14, 34, zeugt aber von großer, heute würden wir sagen: sprechakttheoretischer Umsicht.
Ayad Al-Ani
Chapter 12. Umbrüche IV: Finanzkrise und Staatsintervention
Warum wurden Chancen der Regulierung verpasst?
Zusammenfassung
Relevant werden Kontroversen über die Regulierung von Kapitalismus heute im Wesentlichen in zwei Bereichen, der Herstellung von Investitionen fördernden Gleichgewichten in der realen Ökonomie und der dazu komplementären Steuerung der Finanzmärkte. Nach keynesianischer Auffassung sind diese beiden Bereiche, reale Ökonomie und Finanzmärkte partiell komplementär, nicht aber substitutiv. Die Expansion der Finanzmärkte kann die Expansion der realen Wirtschaft nicht ersetzen und nur teilweise kompensieren.
Ayad Al-Ani
Chapter 13. P2P und Peak-Hierarchie
Zusammenfassung
Wir sind jetzt besser in der Lage zu bewerten, ob die möglichen neuen Kooperationsformen in Wirtschaft und Politik tatsächlich zu neuen Arbeits- und Lebensweisen oder nur zu einer Fortführung der alten Muster in technologisch neuen Ausdrucksformen führen. Ihr Beharrungsvermögen, ihre Leistungs- und Anpassungsfähigkeit sowie ihre fast universelle Durchdringung, lassen eine Überwindung der Hierarchie tatsächlich als schwer möglich erscheinen. Je erfolgreicher aber das alte System ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sein Surplus die Multitude befähigt, neue aber vielleicht ähnliche Strukturen zu schaffen.
Ayad Al-Ani
Chapter 14. Statt eines Schlusswortes: Zwischenschritte
Aus dem Netz in die reale Welt
Zusammenfassung
Das Netz und seine unzähligen Verbindungsmöglichkeiten – so hat es den Anschein – macht das physische Zusammentreffen von Menschen zunehmend überflüssig. Allerdings ist auch ein Trend bemerkbar, der die Individuen, die sich über das Netz gefunden haben, aus diesem heraustreten, Events, Revolutionen und sogar eigene Communities schaffen lässt. Wer sich über das Netz gefunden hat, der kann nun auch seine Bekanntschaften physisch treffen und vielleicht entstehen so auch nachhaltige Beziehungen.
Ayad Al-Ani
Chapter 15. Zusammenfassung
Zusammenfassung
Das Individuum hat in der hierarchischen Organisation niemals eine behagliche Heimat gehabt. Der historische ‚Verdienst‘ der Hierarchie war es, das in traditionellen Institutionen geborgene Individuum in die ‚satanische Mühle‘ der modernen Fabriken zu zwingen. Nebenbei musste für den Kapitalisten auch noch eine Rolle gefunden werden, und so wurde der Hersteller von der Vermarktung und vom Verständnis, was er da eigentlich tut, durch Arbeitsteilung entkoppelt.
Ayad Al-Ani
Backmatter
Metadaten
Titel
Widerstand in Organisationen • Organisationen im Widerstand
verfasst von
Ayad Al-Ani
Copyright-Jahr
2017
Electronic ISBN
978-3-658-12570-7
Print ISBN
978-3-658-12569-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-12570-7

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