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2017 | OriginalPaper | Buchkapitel

4. Metaphernreflexion und -analyse in sozialwissenschaftlichen Disziplinen

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Zusammenfassung

Im vierten Kapitel erfolgt eine umfassende Rekonstruktion von Metaphernanalysen in den Disziplinen Soziologie, Erziehungswissenschaften, Soziale Arbeit, Politologie, Gesundheitswissenschaften und Psychologie sowie in einem Exkurs zur Geschlechterforschung. Metaphernanalysen haben sich in den verschiedenen Bereichen seit der Herausbildung des für sozialwissenschaftliche Forschungen anschlussfähigen Metaphernbegriffs in unterschiedlichem Tempo und mit heterogener Methodik entwickelt. Hier interessieren die bereits explorierten Fragestellungen, ihre Ergebnisse und die im Feld entwickelten methodische Besonderheiten.

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Fußnoten
1
Zwei Disziplinen werden nicht behandelt, da ihre Bezüge zur Diskussion qualitativer Forschungsmethoden knapp ausfallen und für die jeweiligen Disziplinen Übersichtsarbeiten bzw. Dissertationen zur spezifischen Rolle der Metaphernanalyse vorliegen: Die ethnologischen bzw. anthropologischen Beiträge werden von Kimmel (2003a, b, 2004a, b, 2005, 2008) sowie Frank et al. (2008) referiert. Die Beiträge aus der Volks- und Betriebswirtschaft werden gebündelt von Cornelissen et al. (2008) sowie der Dissertation von Nürnberg (2010); einige dieser Beiträge werden z. T. im Abschn. 4.1.4. zur Organisationssoziologie diskutiert. – Vollständigkeit ist nicht zu erreichen, denn ein als sozialwissenschaftlich anzusprechendes Sinnverstehen, das sich auf die kognitive Metapherntheorie bezieht, lässt sich z. B. auch in archäologischen Arbeiten finden, welche vergangene Muster der Weltdeutung zu rekonstruieren versuchen (Tilley 1999; Ortmann 2000; Williams 2003; Pirie 2004), aber auch ein umfangreicher Beitrag aus der Forstwirtschaft (Detten 2000) wäre einzubeziehen, auch die Kriminologie bietet Beiträge (Dern 2011, 2014), und von vielen Hinweisen aus der Theologie soll nur Zimmermann (2001) und die wissenssoziologisch motivierten Beiträge zu religiösen Erfahrungen von Herbrik (2014) oder in Boeve et al. (1999) genannt werden. Die Ab- und Eingrenzung des Vorhabens in diesem Kapitel ist letztendlich pragmatisch orientiert: Das Kapitel soll noch mit Gewinn gelesen werden können.
 
2
Vgl. auch den kursorischen Überblick über weitere Metaphern der Soziologie in Gimmler (2010).
 
3
Zum Einfluss der Marktmetaphorik vgl. auch Barber (1995).
 
4
Der Abschnitt „Evaluating Metaphors in Social Theory“ (ebd., S. 204–213) diskutiert Überlegungen, wie Metaphern interpretiert werden können, und wird in Abschn. 5.​7 noch einmal aufgenommen.
 
5
Vgl. auch Euchner (1993a) für Tiermetaphern und Euchner (1993b) für Maschinenmetaphern, insbesondere der Lokomotive, im Werk von Marx (beide wieder abgedruckt in Euchner 2008).
 
6
Die Beschränkung auf zwei Metaphern wird in der Rezension von Wolf (2005) nicht kritisiert, obwohl er zuletzt auch auf alternative Metaphern der Austauschtheorien und der Mathematik in der Soziologie verweist.
 
7
Dieses Interesse am Neuigkeitswert von Metaphern ist vor allem in der älteren und unsystematischen soziologischen Literatur zum Thema deutlich, exemplarisch bei Brown (1976). Trotz des an Lakoff und Johnson anschlussfähigen breiten Metaphernbegriffs, der auch Modell, Metonymie und Allegorie einbezieht, und trotz der Überlegung, dass alles Denken von Metaphern durchzogen sei und alles Wissen aus einer bestimmten, metaphorisch zu rekonstruierenden Perspektive konstruiert sei, beschränkt er sich auf neue und produktive Metaphern der Soziologie. Metaphern würden zu Mythen, wenn sie für wahr gehalten werden, und sie verlören ihr kreatives Potenzial. Dem ist sicher zuzustimmen, jedoch führt diese abwertende Beschreibung dazu, das Interesse an den nicht reflektierten, als buchstäbliche Wahrheiten gelebten Metaphern zu verringern, deren Durchdringung der Ansatz der kognitiven Linguistik fordert.
 
8
Weitere Einzelbeiträge zu Aspekten der Metaphorik Luhmanns leisten Soentgen (1992) zur Gebäudemetaphorik, dazu ebenfalls Strub (2009), der aber auch die organische Metaphorik beschreibt. Am umfassendsten skizzieren Villanyi und Lübcke (2011) Gebäude-, organische, aber auch räumliche und mechanische Metaphorik. Allerdings fehlt in allen genannten Texten die von Farzin dargestellte akustische und visuelle Metaphorik. Eine mit dem Metaphernbegriff von Lakoff und Johnson erarbeitete Rekonstruktion der Metaphern Luhmanns steht aus.
 
9
Am Beispiel von Webers Metapher des „stahlharten Gehäuses“, zu dem moderne Gesellschaften werden könnten, zeigt Levine die irritierenden Folgen der Rezeption einer Metapher in der Soziologie: In diesem Fall überstrahlt sie die von Weber beschriebenen Freiheitsgewinne der Individuen in modernen Gesellschaften.
 
10
Vgl. im folgenden Abschn. 4.1.2 die Anmerkungen von Maasen et al (1995) zur Organismusmetaphorik.
 
11
Ein Befund, der dem von López (2003, S. 90–114) widerspricht, der die visuelle Konstruktion z. B. des AGIL-Schemas auch als räumliches Muster begreift. Solche Divergenzen wären mit einer Klärung des Metaphernbegriffs und seiner Operationalisierung für Analysen zu vermeiden.
 
12
Vgl. zur Raummetaphorik bei Bourdieu auch Farzin (2011, S. 143–148).
 
13
Maasen et al. (1995) hätten auch im vorigen Kapitel historisch-vergleichender Arbeiten bei der Diskussion der Organismusmetaphorik genannt werden können, sie werden jedoch wegen der explizit wissenssoziologischen Positionierung der Hauptautorin in diesem Kontext behandelt.
 
14
Ein Beispiel wird in Abschn. 5.​6.​1.​2 gegeben werden.
 
15
Einen eingeschränkten Metaphernbegriff enthält die Kritik von Smaje (1997), „Rasse“ oder Ethnizität würden nur als soziales Konstrukt, d. h. „nur“ als Metapher behandelt werden. Tatsächlich seien sie wirkende Organisationsprinzipien von Ausschließung ebenso wie eine Quelle sozialer Bedeutungszuschreibung. Smaje kann entgegengehalten werden, dass beide Funktionen der Ausschließung und der Bedeutungszuschreibung als Konsequenz metaphorischen Denkens beschrieben werden können. Ein Phänomen kann gleichzeitig physisch präsent sein und als Metapher fungieren; Buchholz (1996, 89 ff.) nennt diese sprachliche Konstellation „Doppelgänger“ (vgl. Abschn. 5.​6.​1.​2.​2).
 
16
Bereits ähnlich kritisch äußern sich Palmer, Dunford (1996) dazu, ebenso McCloskey (1995) und Grant (2001). Alle vier Autoren fokussieren auf die Suche nach strukturierenden Metaphern der Organisation, knüpfen jedoch nicht an den aktuellen Stand der Metaphernforschung an.
 
17
Ein Beispiel für Letztere wären Heracleous und Jacobs (2008), die einen Supervisionsprozess einer übernommenen Internetfirma im Hinblick auf persönliche Metaphern der Angestellten untersuchen. Zwar sind die Autoren am Metaphernverständnis der kognitiven Linguistik orientiert (insbesondere im Hinblick auf „embodiment“), aber das forschungsmethodische Vorgehen richtet sich auf absichtsvoll kreierte neue Metaphern, nicht auf „metaphors we live by“.
 
18
Diese Methodik wird in Abschn. 5.​11.​4 noch diskutiert.
 
19
Mit der Steuerung des Handelns in unternehmerischen Situationen befasst sich auch Huber (2005). Experimentell-psychologisch arbeitend, sind ihm die Erkenntnisse zum gleichen Thema aus qualitativen Studien nur die abschätzige Bemerkung wert, sie würden „einigen kasuistischen post-hoc-Analysen und Interpretationen“ (ebd., S. 134) entstammen. Umgekehrt könnte man aus qualitativ-forschender Sicht die experimentelle Absicherung einer Handlungsleitung durch Metaphern abtun als Simulation, der die soziale und biografische Komplexität erfolgreich ausgetrieben wurde, welche die Vielzahl wirkender Metaphern reduziert und deren Bezug zur organisationalen Wirklichkeit infrage gestellt werden kann.
 
20
Zu Problemen des „doing gender“ und der deduktiven Technik̄ der Analyse von Koller vgl. Abschn. 4.7.4.1.
 
21
Das Folgende ist ausführlicher in Schmitt (2006b) entfaltet.
 
22
Weitere Hinweise für die Interpretationen von Artefakten können nur skizziert werden: In der Stadtsoziologie diskutiert Weiske (2014) eine Linie von mesopotamischen Stadtbildern und ägyptischen Hieroglyphen bis hin zu Karten des Nahverkehrs als Metaphern für Stadt; Stadelbacher (2014) argumentiert für eine ethnografische Weiterentwicklung der Metaphernanalyse in ihrer Studie über Metaphern des Sterbens.
 
23
Die professionssoziologische Studie von Ignatow (2004) ist bestenfalls als Exploration anzusprechen, die Dokumente der Versammlungen schottischer Schifffahrtsgewerkschaften im Hinblick auf gemeinsam strukturierende kognitive Schemata explorieren möchte. Allerdings verwechselt Ignatow in seiner Rezeption von Lakoff und Johnson Schemata mit Konzepten. – Einen metaphernanalytischen Entwurf zur Professionssoziologie der Sozialarbeit skizzieren Bull und Shaw (1992), vgl. Abschn. 4.3.2 zur Sozialen Arbeit.
 
24
Ein ähnlicher Gedankengang findet sich bei Shilling (1997), der kritisiert, dass Giddens’ Betonung der menschlichen Reflexion der menschlichen Bewusstheit zu viel zumute. Mit einer zustimmenden Wendung zu Lakoffs und Johnsons erkenntnistheoretischem Ansatz des „experiential realism“ betont er, dass das körperliche Erleben Ausgangspunkt für Imagination und Kategorisierung sei (Shilling 1997, S. 746 f.).
 
25
Eine Ausnahme bilden die späten, im Abschn. 4.5 diskutierten politischen Schriften von Lakoff.
 
26
Die Übersichtsarbeiten Schmitt (2011a, b) sind Vorstudien zu diesem Abschnitt über die Erziehungswissenschaft.
 
27
Um Überschneidungen zu vermeiden, werden Studien zur Sprachentwicklung und zur metaphorischen Kompetenz von Kindern im Abschn. 4.6.2.5 zur Entwicklungspsychologie diskutiert.
 
28
Diese Hypothese kann hier nicht weiter verfolgt werden und wäre auch infrage zu stellen, wenn man sie mit den Ergebnissen der Studie von Wan et al. (2011) aus China zu den Selbstbildern der dortigen EnglischlehrerInnen vergleicht. Diese erhalten nur die teilweise übereinstimmende Liste von Bildern der Lehrenden als „provider, nurturer, devotee, instructor, culture transmitter, authority, interest arouser, co-worker“ (ebd., Tab. 1).
 
29
Der wechselseitige Ausschluss studentischer und fachlich-theoretischer Metaphern wird in Schmitt (2014b) diskutiert (siehe Abschn. 4.3.5).
 
30
Vgl. die Debatte von Amin (2009) und Vosniadou (2009) oder die Liste ungelöster Forschungsfragen bei Low (2008b) insbesondere beim Erwerb einer Fremdsprache im Hinblick auf das Konstrukt einer „metaphorischen Kompetenz“.
 
31
Eine weitere metaphernanalytische Rekonstruktion der Vorstellungen von Lernenden, aber auch von WissenschaftlerInnen zum Klimawandel findet sich in Niebert (2007, 2008) und Niebert und Gropengießer (2008) mit Überlegungen, wie alltagsweltliche und wissenschaftliche Vorstellungen miteinander vermittelt werden könnten.
 
32
Aufgrund der expliziten Selbstzuordnung zur pädagogischen Beratung wurde diese Arbeit hier aufgenommen, vgl. die umfangreichen metaphernanalytischen Beiträge in der psychologischen Beratung und Therapie im Abschn. 4.6.1.
 
33
Eine eher zufällig wirkende Auswahl von Metaphern referiert in einer an Koller angelehnten Methodik Feuerstein (2008) in seiner Untersuchung über Strukturmerkmale des Lernens computerinteressierter SchülerInnen, die über Personifikation und räumliche Metaphorik des Computers kaum hinausgeht.
 
34
Auch Reichenbach (2003) stützt sich auf Lakoff und Johnson, er fordert eine „pädagogische Metaphorologie“ (ebd., S. 188), die sich den ideologischen Begrenzungen der Leitbilder der Erziehung nähert. Er bleibt aber auf das frühe Buch von Lakoff und Johnson beschränkt, scheut vor wertenden Kategorisierungen wie „Schwulst“ und „Schmalz“ nicht zurück und kann daher nur bedingt als Kronzeuge für die analytische Kraft der kognitiven Metapherntheorie dienen.
 
35
Die älteren Metapherntheorien von Blumenberg und Weinrich, die in diesen Studien meist genannt werden, werden im Hinblick auf ihre Vorläuferfunktion von Jäkel (1997a) mit der kognitiven Metapherntheorie verglichen.
 
36
Eine weitere historische Arbeit mit anderem Fokus legt Stroß (2003) vor, die Erziehen als Metapher im medizinischen Diskurs Ende des 19. Jahrhunderts rekonstruiert.
 
37
Das Kapitel entwickelt Skizzen in Schmitt (2010a, 2013b) weiter.
 
38
Die Tätigen in diesem Berufsfeld rekrutieren sich überwiegend aus den Reihen diplomierter SozialarbeiterInnen. Das „Gesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit“ (abgekürzt FGG) wurde 2009 durch das „Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit“ (FamFG) ersetzt, die entsprechenden Regelungen zum Verfahrensbeistand sind nun in § 158 zu finden. Schulze diskutiert auch die in juristischen Texten zur Auslegung des § 50 FGG vorhandenen widersprechenden Metaphern, VerfahrenspflegerInnen hätten „Sprachrohr“ des Kindeswillens oder „Vermittler“ zwischen den Eltern zu sein (Schulze 2007, S. 161 ff.), die zu unterschiedlichen Urteilen führen.
 
39
Beckett (2003) begründet in einer leider unsystematischen Studie die Hypothese, dass militärische Metaphern in Dokumenten und offiziellem Austausch der Sozialen Arbeit fehlten, aber im alltäglichen Sprachgebrauch häufig vorkämen.
 
40
Vgl. die bereits erwähnte, von Bourdieu inspirierte metaphernanalytische Arbeit von Geffert (2006) zu den Konstruktionen von „Schule“ bei sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen.
 
41
Ältere Skizzen dieses Textes entstammen einem gemeinsamen Aufsatz zur Metaphernanalyse in der Pflegewissenschaft mit Ulrike Böhnke (Schmitt und Böhnke 2009) und beziehen sich auf die von mir zu verantwortenden Anteile, die hier revidiert und erweitert wurden.
 
42
Die Zusammenfassung von (Sozial-)Medizin, Pflege- sowie Gesundheitswissenschaften mag kühn wirken, da den disziplinären Eigenlogiken der beteiligten Fächer hier kein Raum gegeben wird. Aus der Perspektive einer qualitativen Auswertungsmethode spielen diese Unterschiede im Hinblick darauf, wie eine verlässliche metaphernanalytische Methode die soziale wie individuelle Artikulation von Gesundheit und Krankheit und die Bearbeitung Letzterer rekonstruieren kann, eine deutlich geringere Rolle. Diese Disziplinen überschreitende Fokussierung erlaubt es, Arbeiten zu einzelnen Erkrankungen wie z. B. Krebserkrankungen oder AIDS vergleichend zu diskutieren.
 
43
Eine Fülle von Hinweisen hat Fleischmann (2003, 483 ff.) in einem Handbuchkapitel verdichtet.
 
44
Eine andere enge Berührung von Metaphern und Körper finden sich in der Diskussion von Geschlecht und Metapher, vgl. Abschn. 4.7, sowie in der soziologischen Debatte zu Identität, Körper und Metapher bei Gugutzer (2002), der in Abschn. 4.1 diskutiert wird.
 
45
Damit soll nicht gesagt werden, dass die Rekonstruktion des Weges, auf dem Krankheiten selbst zur Metapher werden, nicht ertragreich sei; vgl. für die Schizophrenie als Metapher u. a. in politischen Diskursen Finzen (1994), Hoffmann-Richter (2000) und Chopra und Doody (2007). Musolff (2003b) weist für die Metaphorik des vereinten Europas Metaphern der „Herzattacke“ und der „Frühgeburt“ für die gemeinsame Währung nach.
 
46
Weitere und ähnliche Kritik an Sontag siehe Gwyn (1999b), Clow (2001).
 
47
Mabeck und Olesen (1997) sprechen in ihrer eigenen Untersuchung mit ähnlichen Ergebnissen von „ethnomechanics“, d. h. kulturell üblichen mechanischen Metaphern, die eher für die Professionellen als für die Laien ein Problem zu sein scheinen.
 
48
Weitere Studien zu Aids, Schlaganfall, Herzerkrankungen, Blutungen, Unfruchtbarkeit, Behinderungen, Masern, neurologischen Problemen und Krebs erwähnen meist kritisch Gibbs und Franks (2002).
 
49
Sachweh (2000, S. 28 f.) nennt Stereotype des Alters (als Krankheit, Verlust etc.), die als konzeptuelle Metaphern reformuliert werden könnten. Weitere unsystematische Metaphernanalysen zum Alter finden sich in Mader (1991); Hockey (1993); Fitzgerald (1993, S. 159–179) und Schmitt (1997b).
 
50
Eine weitere, nicht systematisch empirisch abgeleitete, aber reflektierte Übersicht über die Metapher des Kriegs in der Medizin, die Verdinglichung von Krankheiten zu substanziellen Entitäten sowie alternative Metaphern präsentiert Hodgkin (1985).
 
51
Harrington (1995) verfolgt die Metapher der Ganzheitlichkeit im Kontext des Faschismus, in der sie zur Aufwertung des „Natürlichen“ (von „Blut und Boden“ und „Führerprinzip“) gegen das „Künstliche“ und „Mechanische“ genutzt wurde, womit rationale Analyse und Demokratie gleichermaßen gemeint waren.
 
52
Alle Beispiele wurden Krüger (1996) und Görres (1996) entnommen.
 
53
Vgl. auch die spätere konzentrierte Diskussion in Deignan (2005, S. 125–131), den Sammelband von Carver und Pikalo (2008) sowie das von Cienki und Yanow (2013) herausgegebene Schwerpunktheft des „Journal of International Relations and Development“ 16(2) und Cienkis Kommentar (Cienki 2013) sowie zuletzt die Sonderausgabe von „Metaphor and the Social World“ 5(2) zum Thema: „The political impact of metaphors“ (Perrez und Reuchamps 2015).
 
54
Entscheidungen bei Themenüberlappungen insbesondere zur Soziologie waren auch hier nicht zu vermeiden; der Sammelband von Ahrens (2009) zum Verhältnis von Politik und Geschlecht wird im Abschn. 4.7 (Gender) besprochen.
 
55
Dieser fokussierte Zugriff auf die Diskussion berücksichtigt daher keine einführenden Publikationen wie Shimko (1994, 2004) oder Lunt (2005), die sich kaum auf die kognitive Metapherntheorie beziehen oder nicht als empirische Forschung anzusprechen sind wie Kornprobst et al. (2008a, b).
 
56
Eine aufmerksame Diskussion von Lakoff (2002) im deutschen Sprachraum findet sich bei Helmig (2008, S. 115 ff., 155 ff.); eine deutsche Kurzfassung der beiden Modelle findet sich in Lakoff und Wehling (2008); das „Strict-Father“-Modell ist auf S. 40 ff. skizziert, das „Nurturant-Parent“-Modell auf S. 46 ff. Methodisch irritiert diese Publikation: Die Idee des metaphorischen Konzepts ist nicht mehr deutlich, stattdessen wird von „surface frames“ (mehrfach anders übersetzt, entspricht dem Begriff des Konzepts) und „deep seated frames“ gesprochen („Grundüberzeugungen“), die mehrere Konzepte organisieren (vgl. Lakoff und Wehling 2008, S. 73–87).
 
57
Lakoff vermutet, dass dieses zunächst ein von Frauen genutztes Modell (ebd., S. 110) gewesen sei. Eine empirische Ableitung der Vermutung findet sich nicht.
 
58
Ganz im Gegensatz dazu sind alle genannten und als gegensätzlich dargestellten Prinzipien (operante Konditionierung durch Belohnung und Bestrafung, Lernen am Modell, Reflexion von Erwartungen und Rollen) in der heutigen Verhaltenstherapie versammelt und man geht davon aus, dass man nicht eines der Prinzipien gegen andere ausspielen kann (vgl. Kriz 2001, S. 109–157).
 
59
Ebenso würde die Behauptung, dass dieses Modell deskriptiv, nicht präskriptiv angelegt sei (ebd., S. 37), als Beleg eine belastbare Kette von Rekonstruktionen einer konkreten sozialen Wirklichkeit voraussetzen.
 
60
Hier könnte eine gängige Metapher aus Familientherapieausbildungen das Misstrauen befördern: Es gibt immer drei Seiten einer Medaille (Vorder- und Rückseite sowie den Rand der Münze, der Vorder- und Hintergrund zusammenhält).
 
61
Harnischmacher (2004) vermutet, dass die „Nation-als-Person“-Metapher unterschiedliche Implikationen hat: Während sie im Diskurs der US-Regierung im Sinne des Strict-Father-Modells dazu führt, andere Nationen als „ungehorsamen Kindern … eine Lektion zu erteilen“, ist die Nation als Personmetapher in der EU in einem Verband gleichberechtigter Erwachsener realisiert.
 
62
Cienki (2008, S. 245 f.) sieht in seiner Kritik an Lakoffs Studie nur die Möglichkeit, durch das Studium großer Korpora und quantitativer Auswertung dem Problem der Subjektivität zu entgehen. Er übersieht, dass in der Konzeptualisierung der Forschungsfrage und den Operationalisierungen vor einer quantifizierenden Strategie interpretative Entscheidungen getroffen werden müssen, ebenso bei der Interpretation der quantitativen Ergebnisse.
 
63
Dass Lakoff wiederum Antonio Damasio im Vorwort als neurobiologisch ausgewiesenem Gesprächspartner dankt, könnte bedeuten, dass dessen tastende Versuche, Natur und Kultur im Wechselverhältnis zu denken (Damasio 2005, S. 188–200) einen relativierenden Einfluss hatten.
 
64
Die drei von Charteris-Black genannten Schritte der Interpretation werden, da sie zu heterogene Arbeitsschritte aufweisen, in dem in Kap. 5 geäußerten Vorschlag in acht Schritte zerlegt. Zouhair (2007) folgt dem dreischrittigen Verfahren und legt eine instruktive Übersicht über die „critical discourse analysis“ vor. Zudem ist er einer der wenigen, der auch eine gründliche Übersicht über die kognitive Metapherntheorie leistet.
 
65
Die Metaphern des „Kalten Kriegs“ in US-amerikanischen Printmedien vertieft Gregg (2004), jedoch ohne systematisches Prozedere der Metaphernanalyse.
 
66
Wenig nachvollziehbar ist, dass er den von mir vertretenen Ansatz auf die Begründung von Metaphern in der „physiologischen Verfasstheit“ reduziert (ebd., S. 89). Der viel weitere Begriff der „Kognition“ bei Lakoff entgeht ihm (S. 103 f., vgl. hier Abschn. 2.​1.​1). Das Unverständnis dessen, was bei Lakoff und Johnson „embodiment“ meinen kann, mag auch mit dem fehlenden Bezug auf deren Publikationen von 1987 zu tun haben („kinaesthetic image schemas“ z. B. fehlen). Seine Wiedergabe meiner Publikationen entbehrt die Veränderungen zur Heuristik (ebd., vgl. Schmitt 2003) und zu den Gütekriterien einer Metaphernanalyse (Schmitt 2005a). Die voranalytische Setzung von Metaphern wird nicht problematisiert (Helmig 2008, S. 91).
 
67
Musolff (2008) kritisiert darüber hinaus einen diffusen und abwertenden Begriff von „Ideologie“, die bei Goatly immer die Verblendung des politischen Gegners ist; seine Kritik wäre zu übertragen auf Wolf und Polzenhagen (2003) und White und Herrera (2003).
 
68
Nach dieser Zurückweisung historisch-metaphorischer Konstanten zeigen Wei-Lun und Ahrens (2008), dass in anderen Kulturen (hier: Taiwan) ein einfach scheinender Quellbereich wie „Haus“ ganz andere Implikationen als im angelsächsischen Sprachbereich hat.
 
69
Lakoff kann sich durch Befunde wie die von Casasanto (2009) gestützt fühlen, dass die Attribution von „gut“ und „schlecht“ auf die räumliche und politische Orientierung von „rechts“ und „links“ durchaus von der körperlichen Rechts- oder Linkshändigkeit abhängig ist: „body matters“, und das in einer Kultur, in der „gut“ und „recht(s)“ und „falsch“ und „link(s)“ immer zusammen gedacht werden. Überlegungen wie die von Demirovic (1997), die Rechts-links-Unterscheidung im politischen Sinn zu überwinden, bleiben an der Oberfläche und übersehen sowohl körperliche wie kulturelle Konditionierungen.
 
70
Weitere Detailstudien: Metaphern im Kontext der Perestroika: Kaul (1998), baskische Identität: Frank (2003), politische „Bewegung“ bei Stenvoll (2008).
 
71
Hoinle (1999) entwirft vier Metapherntypen (Dimension, Bewegung, Relation und Popularisation), die in modernere Metapherntheorien nicht einzubetten sind.
 
72
Ein weiteres Thema war als möglicher Attraktor überraschenderweise weniger präsent: die Wahrnehmung der Veränderungen in der digitalen Moderne als „information highway“ („Datenautobahn“) (Rohrer 1997) oder als „Surfen“ (Reichertz 1999). In letzter Zeit finden sich vermehrt Thematisierungen des Anschlags auf des World Trade Center in New York am 11.9.2001 (u. a: Kirchhoff 2010; Spencer 2011).
 
73
Ein späterer Aufsatz (Santa Ana 2003) ist methodisch deutlich weniger differenziert.
 
74
Berthele (2008) konfrontiert einen ähnlichen Befund zur US-amerikanischen Sprachenpolitik mit jener der viersprachigen Schweiz, in der ironischerweise mit einer Metaphorik der Verbundenheit gegen die Aufnahme von Englisch als Unterrichtssprache argumentiert wird; vgl. auch Polzenhagen und Dirven (2008) zu Metaphern der Sprachpolitik.
 
75
Vgl. zur Metaphorik des Faschismus auch die Skizze der Rekonstruktionen von Königsberg (2005a, b, 2008) im Abschn. 4.6.2.8.
 
76
Die folgende Skizze zu Musolff (2003a) wurde bereits in Schmitt (2005c) vorgestellt. Die Reisemetaphern finden sich auch in Musolff (2001) diskutiert, die Metaphern von Europa als Körper in seinen Krankheiten werden in Musolff (2003b) wieder aufgenommen.
 
77
Schirmer (1993) versucht, einen zeitlichen Verlauf einiger Metaphern im Kontext der europäischen Hausmetaphorik, leider ohne Bezug zu Lakoff und Johnson, darzustellen. In den deutschen Wahrnehmungen des tschechischen Nachbarstaats findet Hochfeld (2004) große Unterschiede in der Hausmetaphorik entlang der politischen Ausrichtung: In konservativen Kreisen wird von zwei Häusern (und zwei verschiedenen Körpern) in Europa ausgegangen, während in linker Politik eher das gemeinsame europäische Haus (oder der gemeinsame europäische Körper) imaginiert wird.
 
78
Weitere, jedoch methodisch nicht elaborierte und nicht auf die kognitive Linguistik bezogene Studien zu Europametaphern bieten Koschmal (2006) und Fridolfson (2008).
 
79
Peils Begriff des Bildfelds lässt sich als metaphorisches Konzept bzw. als Konzept mit Subkonzepten denken: „Als Bildfeld verstehe ich die Summe aller möglichen Teilbilder und Bildvarianten, die aus einer metaphorischen Leitvorstellung entwickelt werden können und die sich ihrerseits aus einzelnen Bildelementen zusammensetzen können“ (Peil 1993, S. 198).
 
80
Vergleiche auch Küsters kürzere Studie zur militärischen Metaphorik der Politik (Küster 1993).
 
81
Shah (2008) diskutiert (mit begrenzter Empirie) potenzielle zukünftige Metaphern des Staats.
 
82
Shimko (2004) nennt in seinem Essay einige weitere Metaphern der Macht („arms races“, „power vacuums“, „falling dominoes“ etc.), jedoch mit dem problematischen Metaphernbegriff Susan Sontags (vgl. Abschn. 4.4.2) und ohne systematische Empirie.
 
83
Überschneidungen mit dem Kapitel zur Soziologie (vgl. Abschn. 4.1) sind unvermeidbar, siehe dort verschiedene Studien zu Marx u. a.
 
84
Im Gegensatz dazu arbeitet Stollberg-Rillinger (1993) für den absolutistischen deutschen Fürstenstaat die zentralistischen Implikationen der Maschinenmetapher heraus: Die Maschinenmetapher lädt zur Kontrolle aller „Rädchen im Getriebe“ ein, mit der Pointe, dass sich der Fürst der höheren Logik der Maschine – d. h. der allgemeinen Wohlfahrt – unterordnen sollte.
 
85
Harrasser (2009) macht darauf aufmerksam, dass Metaphern der Technik und des Körpers nicht einfach als Gegensatz begriffen werden können. Sie weist bei Ernst Jünger und Siegfried Kracauer nach, dass bei beiden auf eigene Weise die alte Metapher vom Staat = Körper mit Metaphern der Prothesen (Erster Weltkrieg!) neue Formen der Kopplung von Mensch und Maschine entstehen (Jünger: „organische Konstruktion“). Eine weitere Überschreitung dokumentiert Carver (2008), der die besondere Rolle von Maschinen- und Tiermetaphern und deren Beeinflussung durch Genderkonstrukte anhand von Kriegsgesetzen und Menschenrechtserklärungen expliziert.
 
86
Kürzere und in diesem Text aufgegangene Vorstudien zum Stand der Metaphernanalyse in der Psychologie sind in Schmitt (2001a, 2010b) zu finden.
 
87
Weitere AutorInnen zur Beratung in der Sozialen Arbeit vgl. Abschn. 4.3.
 
88
Spätere Veröffentlichungen der Autorin werden im Abschnitt zur Psychoanalyse besprochen.
 
89
Ähnlich methodisch problematisch wirkt eine ältere Studie von McMullen und Conway (1996). Auch wenn der Befund, dass es in Therapien viele Metaphern eines fragmentierten Ichs gebe, vor dem Hintergrund postmoderner Theorien des Selbsts kritisch und spannend diskutiert wird, so sind ihre metaphernanalytischen Erkenntnisse methodisch unsicher abgeleitet. So behaupten die AutorInnen, dass von den reinen Affekten nur Ärger metaphorisch bebildert werde, nicht aber Freude, Überraschung, Angst, Furcht, Trauer, Ekel oder Scham. Ärger werde als stark ego-fokussiertes Gefühl in unserer Gesellschaft in seinem metaphorischen Ausdruck gefördert. Auch wenn diese Überlegung spannend ist – der Befund ist nach den inzwischen vorhandenen Studien zu metaphorisch ausgedrückten Affekten (u. a. Kövecses 2002) wenig nachzuvollziehen. Interessant und an Barkfelt (2003) anschlussfähig ist die Überlegung, Depression mit Bowlby (2006) als Verlust der Beziehung zur Welt und zu sich und damit auch als Verlust der Sprache zu interpretieren.
 
90
Die von Lakoff und Johnson dokumentierten metaphorischen Konzepte werden als fixe Größen behandelt, ohne sie am Kontext neu und anders zu entwickeln (ebd., S. 52), oder Vergleiche werden nicht als Metapher behandelt (ebd., S. 100), was in der kognitiven Perspektive jedoch zusammenfällt etc.
 
91
Eine ausführlichere Darstellung der älteren Literatur findet sich in Schmitt (1995, S. 75–78).
 
92
Eine ganz andere Bestätigung des Prinzips, mit den vorhandenen Metaphern zu arbeiten, liefert Mio (1996, 1997). Er belegt für den Bereich politischer Debatten mit quantitativen Experimenten die öffentlichkeitswirksame Überlegenheit jener rhetorischen Strategien, welche die Metaphorik des politischen Gegners aufnehmen, überspitzen oder aus ihr gegenteilige Konsequenzen entwickeln.
 
93
Vgl. die ältere bzw. in nicht westlichen Lebenswelten genutzte Metapher der „Besessenheit“ für psychische Störungen (Pfeifer 2002) und die Übersicht über bekannte Metaphern psychischer Erkrankungen in Schmitt (2000a), vgl. auch den Abschnitt zu Metaphern in der Geschichte der Psychologie in Abschn. 4.6.2.9.
 
94
Ausführlicher siehe Schmitt (1995, S. 78–82). Goebel (1986) verwendet einen engeren Metaphernbegriff und sieht Metaphern als Vorstufe des Symbols. Haubl (1996, S. 12–16) subsumiert die Theorie von Lakoff und Johnson als Ausdifferenzierung psychoanalytischer Annahmen.
 
95
Das Weiterdenken dieser Erfahrungen zu einer „interaktiven Metapherntheorie“, die den Begriff des „kognitiven Unbewussten“ bei Lakoff und Johnson versucht zu stützen, findet sich in Buchholz (2009).
 
96
Damit geben Buchholz und von Kleist wichtige Hinweise zur Abbildung von Veränderungen in Metaphern, die zu einer Heuristik für die Metaphernanalyse weiterentwickelt werden können (vgl. Abschn. 5.​7.​11).
 
97
Die im Abschn. 5.​11.​2 formulierte Kritik an diesem Vorgehen lässt sich so zusammenfassen: Die von den AutorInnen entwickelte Methodik der Metaphernanalyse fokussiert zu schnell auf auffälligen Metaphern und riskiert, alltägliche Metaphern und deren Implikationen zu übersehen (vgl. Schmitt 2002c).
 
98
Ausführlicher wird das Themenfeld Migration/Fremdenfeindlichkeit im Abschn. 4.5.3 im Rahmen metaphernanalytischer Studien in der Politologie behandelt.
 
99
Ich greife im Folgenden auf Überlegungen aus Schmitt (2001) zurück, die hier ergänzt und revidiert werden.
 
100
Ein verwandter Forschungszweig ist der des „analogen Problemlösens“, vgl. Hesse (1991); Schönpflug (1997, S. 202). Dieser Ansatz sieht von der Sprachlichkeit des Analogen in der Regel ab und wird hier nicht weiter verfolgt.
 
101
Die Wirkung dieser Metapher in der kognitiven Psychologie wird oft dokumentiert und diskutiert, vgl. Lakoff (1987, S. 338 ff.); Winograd, Flores (1989, S. 141 f.); Draaisma (1999).
 
102
Formalismus, Mechanizität, Kontextualität, Organizität, Animismus, Partizipation, vgl. Abschn. 2.​1.​8.​3.
 
103
Seine These, die auch Moser vertritt, dass die Handlungsleitung von Metaphern noch nicht belegt sei, ist jedoch nicht nachzuvollziehen. So hat Bock (1981) in einem experimentellen Design die Bedeutung von Metaphern auf das aktive oder passive Problemlöseverhalten gut dokumentiert, siehe auch meinen Kommentar im Abschn. 4.6.1.1.2. Eine stärkere Evidenz als die dort beschriebene lässt sich aus künstlichen, d. h. ökologisch nicht validen Erhebungssituationen kaum ableiten (vgl. auch die experimentellen Arbeiten zur kommunikativen Wirksamkeit von Metaphern von Mio et al. 1991, 1993, 1998; Mio 1996, 1997). Auf Huber komme ich im Abschnitt zur Arbeits- und Betriebspsychologie (Abschn. 4.6.2.7) zurück.
 
104
Ich greife auf Überlegungen aus Schmitt (2005a) zurück, wo der Zusammenhang ausführlicher entfaltet wird.
 
105
„Prozess“: wörtliche Übersetzung: „Vorgang“, bereits im Mittelhochdeutschen aus dem lateinischen „Prozedere“, d. h. „voranschreiten, vorrücken, vortreten“ abgeleitet (Kluge 1989, S. 567).
 
106
„Transformation“: In den mir zur Verfügung stehenden etymologischen Lexika nach „Transformator“ behandelt (Gerät zur Umwandlung elektrischer Ströme), wird als Entlehnung aus dem Französischen des 19. Jahrhunderts („transformateur“) betrachtet, lateinische Wortwurzel „formare“: gestalten, bilden (Kluge 1989, S. 567), ferner „transformare“: umgestalten, verwandeln.
 
107
Eine kurze Übersicht zur Kritik der These von Ariès, dass die Kindheit erst in der Neuzeit entdeckt worden sei, findet sich bei Billmann-Mahecha (1990).
 
108
Dazu gehören auch metapherninduzierte Missverständnisse der entwicklungspsychologischen Literatur: Jurczak (2004) weist bei Piaget anhand eines Vergleichs der französischen Originale und der englischen Übersetzungen nach, dass viele von Piagets biologischen Metaphern entweder in mechanische Metaphern umgewandelt oder völlig eliminiert wurden. Notwendigerweise ist damit das Verständnis der Theorien von Piaget auch verschieden – die Piaget-Rezeption in Deutschland müsste sich solchen Fragen auch stellen.
 
109
Eine sehr gründliche, gleichzeitig kompakte Diskussion der kindlichen Entwicklung des Verstehens mit vielen Hinweisen auf andere empirische Arbeiten bietet Bertau (1996, S. 243–256). Sie diskutiert ebenfalls die problematische Einteilung von Metaphern in „konventionelle“ oder „unangemessene“ Metaphern in den von ihr referierten Untersuchungen und kritisiert, dass dabei die Funktion, welche die Metapher im kindlichen Verstehen hat, in diesen Studien kaum reflektiert, aber mit dem Wissen um konventionell-adäquate Kommunikation abwertend verglichen wird. Viele Beispiele zum kindlichen Verstehen und Produzieren von Metaphern sind zu finden in Gansen (2010), vgl. Abschn. 4.2.1.1.
 
110
Das sollte für eine Entwicklungspsychologie in der Tradition von Piaget nichts wirklich Neues sein. Aber auch der Bezug auf Piaget schützt offenbar nicht davor, metaphorisches Denken von Kindern bei physikalischen Aufgaben als „Misskonzepte“, „falsche Analogien“ und „naive Physik“ abzuwerten (Lamsfuss 1994; Pauen 1997). Metaphorisches Denken von Kindern wird von den AutorInnen als „Analogie“ verhandelt, was aufgrund der geringen theoretischen Reichweite des Begriffs der Analogie wenig Aufklärung des Phänomens ergibt. – Innerhalb der kognitiven Linguistik wurde bei einer vergleichbaren Problematik versucht, mathematisches Denken auf metaphorische Strukturprinzipien zurückzuführen (Lakoff und Núñez 2000).
 
111
In einer der seltenen Studien, welche die Gestenforschung auch auf Kinder beziehen, haben Özçalişkan und Goldin-Meadow (2006) auch die Gesten von Kindern in die Untersuchung ihres Metaphernverständnisses eingebettet.
 
112
Bereits sehr früh hat Keller (1988) die Nähe insbesondere von Johnson (1987) zu Piaget und Wygotski gesehen und die mangelnde Explikation beklagt.
 
113
So gründlich Gibbs die vorliegenden Befunde zu Embodiment und kognitiven Funktionen diskutiert, so sehr fällt auf, dass Geschlecht als Thema für „embodiment“ fehlt. Im Abschn. 4.7 wird daher eine Erweiterung der Theorie von Lakoff und Johnson diskutiert, die diesen Aspekt berührt.
 
114
Experimentelle Arbeiten sind in diesem Bereich seltener, vgl. als Ausnahme die Studie zur Wahrnehmung sozialer Isolation vor dem Hintergrund der kognitiven Metapherntheorie von Zhong und Leonardelli (2008).
 
115
Die Autorin geht nicht auf die sehr kurz davor erschienene Typologie von Selbstkonzepten ein, die Lakoff und Johnson (1999, S. 267–289) entwickeln.
 
116
Ergebnisse zu „Geschlecht“ werden im Abschn. 4.7 diskutiert.
 
117
Noch stärkere Verkürzungen bietet z. B. Owen (1985), der die in einer Kleingruppe erhobenen Metaphern auf das Schema der einzelnen Sinne (kinästhetische, visuelle, gustatorische etc. Metaphern) verkürzt, um das Phänomen der Gruppenkohäsion zu verkürzen. Bei dieser starken Aggregierung der Metaphern stellt er eine zunehmende Übereinstimmung fest – was bei der Grobheit dieses Rasters m. E. jedoch unentschieden bleiben muss.
 
118
Besonders eindrücklich auch in jüngerer Zeit bei Wieser (2010), der seinen Metaphernbegriff nicht darlegt, sich auf die Metaphorik der „reizbaren Maschine“ des frühen 19. Jahrhunderts beschränkt und das Wechselspiel mit anderen Metaphern der Geschichte der Psychologie ausblendet.
 
119
Erste und kürzere Fassungen dieser Überlegungen siehe Schmitt (2009a, d).
 
120
Eine Ausnahme bildet der Abschnitt „Gender“ in Lakoff (2002, S. 199–209), in welchem Lakoff verschiedene Formen des Feminismus zwei prototypischen Familienmodellen und deren moralischen Implikationen zuordnet (vgl. auch Lakoff 2002, S. 110, vgl. hier Abschn. 4.5.1), aber nicht die metaphorische Konstruktion von Geschlecht diskutiert.
 
121
Für die Sprache der australischen Dyirbal diskutiert Lakoff (1987, S. 92–104) die kultur- und erfahrungsmotivierte Teilung in männliche, weibliche und weitere grammatische Geschlechter, ohne die besondere Rolle der binären Geschlechterteilung später je wieder aufzunehmen.
 
122
Vgl. die ähnlich argumentierende explizite Nichtfestlegung bei Maihofer (1995, S. 77–79), zu den problematischem Implikationen der Dichotomie Natur vs. Kultur vgl. Deuber-Mankowsky (2005).
 
123
In alphabetischer Reihenfolge: Altmann (1990); Anderson und Horn-Sheeler (2005); Baider und Gesuato (2003); Ebeling (2002, 2006); Ebeling und Schmitz (2006); Eisikovits und Buchbinder (1997, 1999); Fiksdal (1999); Flannery (2001); Keller (1986, 1991, 2000, 2002); Koller (2004a, b); Luchjenbroers (1995); Martin (1992, 1993); Melnick (1999); Nilsen (1996); Patthey-Chavez et al. (1996); Rohde-Dachser (1993); Schmitz und Ebeling (2006); Schmitz und Schmieder (2006); Stepan (1986); Wagner et al. (1995); Weatherall und Walton (1999); Zimmermann (2001).
 
124
Historische Belege für diese Metaphorisierung finden sich bei Martin (1992, S. 166–180), vgl. auch Martin (1988). Während den Frauen häufig ausgleichende Temperiertheit in diesen Studien zugeschrieben wird, scheint (hegemoniale) Männlichkeit in der dominierenden Metaphorisierung von „heiß“ zu „kalt“ gewechselt zu sein, ein Prozess, für den verlässliche Detailstudien noch fehlen.
 
125
So weist Duden (1987, S. 29, S. 140–145) darauf hin, dass der Körper als Behälter (ein häufig gebrauchtes Beispiel von Lakoff und Johnson für ein Schema) im 18. Jahrhundert in Mitteleuropa sich in besonderer Weise „geschlossen“ habe, indem die Körperöffnungen tabuisiert wurden (bis hin zum Halten der Hand vor den Mund beim Gähnen) oder deren geschlechtsbezogene Bedeutungen sich änderten.
 
126
Beispiele für die von diesem Schema organisierten Metaphern werden insbes. im Abschn. 4.7.3 noch diskutiert. Eine ähnliche Bestimmung von Geschlecht in „Common-Sense“-Merkmalen referiert Villa (2007, S. 22).
 
127
Auch in der feministischen Diskussion gibt es mehrere Ansätze, welche die Geschlechterdifferenz als sozialkognitives Schema diskutieren, vgl. zur Übersicht Klann-Delius (2005, S. 149–151).
 
128
Zum Begriff vergleiche West, Zimmermann (1987), „doing gender“ meint zunächst das alltägliche Herstellen der Geschlechterordnung (Wesely 2000a, S. 38 ff.). Burkert (2000) diskutiert überzeugend „doing gender“ auch als forschungsmethodisches Problem.
 
129
Klann-Delius (2005, S. 37–139) gibt in ihrem umfassenden Überblick für alle anderen Formen des Sprachgebrauchs eine ähnliche Gesamteinschätzung; von Studien zur unterschiedlichen Metaphernverwendung berichtet sie nicht.
 
130
Eine Ausnahme bildet die historische Studie von Stepan (1986), welche für die medizinische Forschung des 19. Jahrhunderts die wechselseitige Erläuterung der Metaphern von Rasse und Geschlecht differenziert herausarbeitet: „lower races represented the ‚female‘ type of the human species, and females the ‚lower race‘ of gender“ (ebd., S. 264).
 
131
Siehe die Anmerkungen zu Sprachen, welche nicht dem indoeuropäischen Genus-System folgen, in Klann-Delius (2005, S. 21 f.), zur Genusdebatte in der deutschsprachigen Linguistik siehe Ayaß (2008, S. 27–32).
 
132
Zur Verbindung von qualitativ-entdeckender Metaphernanalyse und quantitativer Metaphernsammlung vgl. den Abschn. 5.​7.​10.
 
133
In einem späteren Aufsatz mit neuen Programmen der halbautomatischen Analyse kommen Koller et al. (2008) am gleichen Material zum Schluss: „… we found that companies are frequently conceptualised as metaphorical plants, whereas brands are often conceptualised as race horses in business magazine articles on marketing and sales. This differentiated finding was not detected by the lexical corpus-based approach of the first analysis“ (ebd., S. 153). Das zeigt noch einmal deutlich, dass die Nutzung von Algorithmen, die allenfalls Bekanntes klassifizieren können, für eine Sinnstrukturen entdeckende Metaphernanalyse völlig ungeeignet ist.
 
134
Zu Metaphern von Sexualstraftätern (ohne Diskussion von Geschlecht) siehe Bulla et al. (2005).
 
135
Allerdings wie bei Koller (2004a) ohne Test auf Signifikanz der Häufigkeitsangaben.
 
136
Recht deutlich in der folgenden Stelle: „Although there were no extended segments of ongoing discourse, which would have been needed to support a proper discourse analysis …“ (ebd., S. 494).
 
137
Die Ähnlichkeit zu einer entdeckenden, qualitativen Sozialforschung bzw. zu einer Hermeneutik, die sich mit Gadamer als Explizierung des Stroms kultureller Überlieferung versteht, in dem wir unsere Begriffe erst erwerben, ist offensichtlich.
 
138
Schmitz, Schmieder (2006) fügen aus der Analyse von populärwissenschaftlicher Literatur hinzu, dass Frauen bzw. der Uterus als Meer metaphorisiert würden, die für die Spermien bzw. Männer eine bedrohliche Umgebung böten.
 
Metadaten
Titel
Metaphernreflexion und -analyse in sozialwissenschaftlichen Disziplinen
verfasst von
Rudolf Schmitt
Copyright-Jahr
2017
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-13464-8_4