2018 | OriginalPaper | Buchkapitel
Adaptierter Analytic Hierarchy Process (aAHP) im Gesundheitswesen am Beispiel der Steuerung von Patientenströmen im Krankenhaus
verfasst von : Johannes Kriegel
Erschienen in: Die Zukunft der Qualitativen Forschung
Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden
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Das Gesundheitswesen in entwickelten Industriegesellschaften ist gekennzeichnet durch eine arbeitsteilige und komplexe Ausgestaltung und Leistungserstellung. Die dispositive Aufgabe für das strategische Management (z.B. Krankenhausleitung) liegt unter anderem in der Identifizierung der relevanten Stellhebel für die zielgerichtete Steuerung (z.B. Patientenströme im Krankenhaus). Es stellt sich die Frage: Wie können durch die systematische Strukturierung und Unterstützung mittels eines adaptierten Analytic Hierarchy Process (aAHP) relevante strategische Stellhebel in komplexen Entscheidungssituationen im Gesundheitswesen identifiziert werden? Zur Bearbeitung der aufgeworfenen Fragestellung wurde ein zwölfstufiger aAHP entwickelt. In den ersten beiden Schritten wird die übergreifende Zielsetzung identifiziert und auf die operative Ebene heruntergebrochen. Im dritten Schritt wird eine einfache Erfolgsspirale entwickelt. Die vierte Stufe umfasst zum einen die Sammlung aktueller Herausforderungen und möglicher Einflussfaktoren mittels Literaturrecherche und einer Online-Umfrage unter themenbezogenen Experten. Der fünfte Schritt umfasst die qualitative Diskussion, Analyse und Priorisierung der unterschiedlichen identifizierten Einflussfaktoren mittels Expertenworkshop(s). Hierbei wird die Systemkomplexität und Intransparenz durch subjektive Einschätzungen und Bewertungen von Experten und Prozessverantwortlichen reduziert und die resultierenden Einflussfaktoren priorisiert und bewertet. Zentral ist dabei die subjektive Einschätzung der 12 erstgereihten Einflussfaktoren hinsichtlich der jeweiligen Ursache-Wirkungs-Beziehungen durch Experten mittels Paarvergleichsbogen. Aufbauend auf den Ergebnissen des Paarvergleichs wird eine Effektivitätsfront für die gewichteten Einflussfaktoren identifiziert und visualisiert. Im Rahmen unterschiedlicher Projekte und Forschungsvorhaben wurde der adaptierte AHP bereits im Gesundheitswesen angewendet. Hierbei wurde deutlich, dass die Einflussfaktoren Professionalisierung, Koordination und Vertrauensverhältnis wiederholt als relevante Stellhebelin unterschiedlichen Kontexten identifiziert wurden. Betrachtet man die aktiven und kritischen Größen als einflussstarke Größen gleichermaßen, dann wird deutlich, dass hier neben der Professionalisierung, insbesondere die dispositiven Faktoren Kooperation, Koordination und Kommunikation herausgearbeitet wurden. Hieraus lässt sich der Schluss ableiten, dass in komplexen Systemen insbesondere die dispositiven Aufgaben und damit das strategische Management aus Experten- und Betroffenenperspektive von hoher Bedeutung sind.