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2015 | Buch

Religionspsychologie

Eine historische Analyse im Spiegel der Internationalen Gesellschaft

verfasst von: Jacob A. v. Belzen

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

​Religionspsychologie ist erneut dabei, in Mode zu kommen. Doch was ist Religionspsychologie?

Diese und andere interessante Fragen werden beantwortet, indem sich der Autor der International Association for the Psychology of Religion zuwendet, die 2015 ihr erstes Jahrhundert vollendet und damit eine der ältesten Organisationen in der Psychologie, den Religionswissenschaften und der Theologie ist. Ihre Geschichte war bewegt, lag aber bisher weitgehend im Dunkeln.

Dieses spannend geschriebene Buch bietet nicht nur eine Fülle von Details zur Geschichte und Gegenwart des Faches, sondern vor allem auch eine hervorragende Grundlage für eine Bestandsaufnahme und Evaluierung der Religionspsychologie.

Kritisch, aber nicht ohne Humor, ist es einzigartig im ständigen Einbeziehen internationaler Perspektiven. Empfehlenswert für jeden an Religionspsychologie Interessierten.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Teil I

Frontmatter
1. 1 Einführung
Zusammenfassung
Als Reizwort löst der Terminus „Religionspsychologie“ ziemlich unterschiedliche Reaktionen aus. Schauen wir uns einige der gängigsten nur kurz an.
Jacob A. v. Belzen

Teil II

Frontmatter
2. Die Gründung – 1914
Zusammenfassung
Wenn dabei auch gelegentlich überzogen wird, so lässt sich doch feststellen, dass die Jahrzehnte vor 1900 für spätere Generationen oft einen beinahe mythischen Charakter bekommen. Es war eine Ära, in die nachträglich die Ankunft einer neuen Zeit projiziert worden ist: Das emporstrebende Bürgertum setzte sich immer weiter durch, liberaler Kapitalismus und industrielle Revolutionen riefen den Sozialismus auf den Plan, das viktorianische Zeitalter strebte seinem Ende zu und ein in gewissen Kreisen als fin de siècle umschriebenes Lebensgefühl machte sich breit. Technische Innovationen wie der Dieselmotor, der Tonfilm und die Rolltreppe wurden einem breiten Publikum auf der legendären Pariser Weltausstellung 1900 vorgestellt. Bezeichnungen wie Impressionismus, Jugendstil und Neue Wiener Schule sind nur einige von vielen, mit denen man, wenn auch unzulänglich, versucht hat, die künstlerische Vielfalt jener Jahre zu charakterisieren. Es ist das Zeitalter, in dem auch die Sozial- und Humanwissenschaften anfangen zu immer größerer Bedeutung zu gelangen, unter denen die Psychologie allmählich eine zentrale Rolle beanspruchen sollte.
Jacob A. v. Belzen
3. „Kampf″ um die Religionspsychologie
Zusammenfassung
Die Gründung der Internationalen Gesellschaft für Religionspsychologie und die Geschichte ihrer organisatorischen Vorläufer ist nicht gerade das Einzige, über das vom Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Gebiete der Religionspsychologie, und wenn auch nur im deutschsprachigen Europa, zu berichten wäre. (Bedenkt man, wie sehr diese Gründung und ihre Vorgeschichte in Vergessenheit geraten sind, kann man sich durchaus fragen, wie wichtig das Ereignis der Gründung überhaupt gewesen ist...) Obgleich sich die vorliegende Arbeit, soweit sie historisch ist, auf die Geschichte der IAPR beschränkt, wird es doch dienlich sein, in diesem Kapitel einen kurzen Blick auf das direkte intellektuelle Umfeld zu werfen, zumal dies die Möglichkeit schafft, einige der Hauptfiguren, von denen auch in den folgenden Kapiteln die Rede sein wird, und die von ihnen geführten Debatten (vorläufig) zu situieren.
Jacob A. v. Belzen
4. Der zweite Anfang – 1929
Zusammenfassung
Es mag manchen, der auch nur oberflächlich mit der europäischen Geschichte vertraut ist, bereits gewundert haben: Warum ist in dem Kapitel über das Jahr 1914 denn nichts über das Ereignis jenes Jahres gesagt worden, das wirklich alles andere überragt, über den Ausbruch des Großen Krieges, des später als „Ersten“ bezeichneten Weltkrieges? Wie im einleitenden Teil ausgeführt, blicken wir zunächst auf die für die IAPR als Organisation entscheidenden Jahreszahlen zurück, um zu ermitteln, auf welche Weise sich die über jene Jahre zu berichtenden Dinge zutrugen. Selbstverständlich vollzog sich die Gründung der (Internationalen) Gesellschaft für Religionspsychologie, als die Luft kriegsgeschwängert und allseits Säbelgerassel zu hören war und als diplomatische Bemühungen im Scheitern begriffen waren. Zur Zeit der Gründung der IAPR war der Krieg aber noch nicht ausgebrochen. Wir werden gleich auf seine Auswirkungen auf die IAPR zu sprechen kommen. Zuerst noch ein kurzer Blick auf die Gründung selbst.
Jacob A. v. Belzen
5. „Schärfster Kampf″ in der Religionspsychologie
Zusammenfassung
So wie es über das Jahr 1914 in der Religionspsychologie weit mehr als nur die Gründung der IAPR zu berichten gab, so gilt auch für den Zeitraum 1928 bis 1929, dass der zweite Anfang der IAPR und dessen unmittelbare Umstände nicht gerade das Einzige waren, was in jener Zeit auf dem Gebiet der Religionspsychologie, und wenn auch nur im deutschsprachigen Europa, stattgefunden hat. Es wurde durchaus zur Religionspsychologie veröffentlicht, von zum Teil ganz bekannten Gelehrten (s. zum Beispiel Jaspers 1919; Oesterreich 1917; Stern 1928), und es wurden auch immer wieder Versuche unternommen, Infrastruktur für sie zu organisieren.1 Wer alles aufführen wollte, geriete ins Uferlose und käme wahrscheinlich doch nicht zu anderen Schlussfolgerungen, als die Geschichte der IAPR zulässt. Deshalb wird auch in diesem Kapitel der Versuchung widerstanden, alle die anderen Dinge untersuchen zu wollen, und es wird der Werdegang der IAPR unser Leitfaden bleiben. Ihr Umfeld in der sonstigen Religionspsychologie wird infolgedessen in dieser Arbeit unzulänglich dargestellt, wobei wir uns nun allerdings eine Ausnahme erlauben werden im Hinblick auf etwas, das für die Geschichte der IAPR selbst wichtig ist.
Jacob A. v. Belzen
6. Die Neukonstituierung – 1960
Zusammenfassung
In einem möglicherweise noch stärkeren Maße, als es mit der Gründung der IAPR im Jahre 1914 der Fall gewesen war, ist der zweite Anfang im Jahre 1929 das Werk eines einzigen Mannes gewesen: Während Stählin seine Nürnberger religionspsychologische Arbeitsgemeinschaft und durch sein Studium in Würzburg wenigstens psychologische Kollegen hatte und über Külpe immerhin in der Psychologie vernetzt war, stand Gruehn im fernen Dorpat (dem heutigen estnischen Tartu) auf einsamem Posten. Sein Unternehmen kam einer völligen Neugründung gleich. Zwei Faktoren dürften es gewesen sein, die ihn einen Neuanfang einer Neugründung vorziehen ließen: erstens, die ehemalige Idee Girgensohns, das Archiv für Religionspsychologie zu übernehmen; zweitens, die Wahrung äußerlicher Kontinuität verlieh die Möglichkeit, dem Unternehmen einen historischen Anstrich zu geben und wenigstens auf ein paar große Namen in der Psychologie zurückgreifen zu können und über diese Persönlichkeiten dann andere Psychologen zu gewinnen.
Jacob A. v. Belzen
7. Über internationale Kongresse in der Religionspsychologie (1900–1960)
Zusammenfassung
Obgleich die Neukonstituierung der IAPR aus dem Jahre 1960 erstaunlich viel Ähnlichkeit sowohl mit der Gründung 1914 als auch mit dem zweiten Anfang 1928/29 aufweist, dürfte es nützlich sein, auf wenigstens einen Unterschied zu diesen früheren Initiativen hinzuweisen. Was im Vergleich zu den Anfängen 1914 und 1928 am meisten auffällt, ist der völlig andere Kontext in der Religionspsychologie selbst. War bezüglich der Ereignisse in den Jahren 1914 und 1928/29 die Feststellung zu machen, dass die Bemühungen um die IAPR nicht gerade das Einzige war, das es bezüglich der damaligen Religionspsychologie zu berichten gab, muss zum Jahr 1960 gerade festgestellt werden, dass es bedeutend weniger zu verzeichnen gilt und vor allen Dingen, dass sich eine andere Art Schrifttum im Grenzbereich zwischen, grob gesagt, Psychologie und Theologie entwickelte. Da eine Abwesenheit eines Sachverhalts manchmal noch schwieriger nachzuweisen ist als dessen Vorhandensein, sollten wir in der Zeit etwas zurückgehen, um – ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit – aufzuzeigen, wie Entwicklungen an anderen Stellen ebenso zum Erliegen gekommen waren wie im Falle der IAPR. Es verschafft zudem Gelegenheit, etwas Näheres über die von Gruehn so verpönte Wiener Gesellschaft für Religionspsychologie zu erfahren und den Streit um den sogenannten ersten internationalen Kongress für Religionspsychologie auf vielleicht unerwartete Weise etwas zu relativieren.
Jacob A. v. Belzen
8. Die Reorganisation – 2001
Zusammenfassung
Bis auf den im vorigen Kapitel behandelten Unterschied springen bei der Neukonstituierung der IAPR als Organisation im Jahre 1960 doch vor allem die Parallelen zu den Initiativen der Jahre 1914 und 1928-1929 ins Auge. Als die wichtigsten wären zu nennen: Erstens, ein weiteres Mal wurde die meiste Arbeit fast nur von einem Mann geleistet, zweitens, organisatorisch orientierte man sich erneut hauptsächlich an der Vergangenheit. Da es einige der späteren Probleme zu verstehen hilft, soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass man am Mythos über die IAPR festhielt. Gehen wir diesen beiden Punkten kurz nach.
Jacob A. v. Belzen
9. Das Comeback (auch der Streitereien in) der Religionspsychologie
Zusammenfassung
Wie wir schon im Kapitel über internationale Kongresse gesehen haben, gingen die religionspsychologischen Bemühungen keineswegs völlig unter, weder im Jahrzehnt vor noch in dem nach dem Zweiten Weltkrieg. Allerdings war die Religionspsychologie innerhalb der Psychologie bedeutend marginaler geworden als noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts, und es hatte sich auch das Interesse anderer an ihr gewandelt: Hatten noch viele der Gründerväter der Psychologie im Allgemeinen auch zur Religionspsychologie veröffentlicht und zeigten zunächst Religionswissenschaftler und gerade die systematischen Theologen theoretisches Interesse an ihr, war es nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem die Orientierung an praktischen Fragen, die der Religionspsychologie zu überleben half, sowohl in der Psychologie als auch in der Theologie. In der Psychologie war es der im Umfang wachsende klinische Bereich, bei dem die mitunter problematischen Zusammenhänge zwischen Religion und unterschiedlichen Elementen psychischer Gesundheit ins Blickfeld gerieten und wo Fragen nach der Zuständigkeit der Praxispsychologie bei religiösen oder religiös artikulierten Problemen gestellt wurden.
Jacob A. v. Belzen
10. Ein Jahrhundert vollendet – 2015
Zusammenfassung
Es wäre wohl nicht zu erwarten gewesen, dass die reichlich mühsame Geschichte der IAPR sich durch eine Reorganisation plötzlich radikal gewendet hätte. Es braucht nur wenig Wissen über Organisationskulturen, um anderes zu ahnen. In einigen Aspekten fingen die Dinge sofort an, sich zu wiederholen, war doch auch die neue Situation in manchen Punkten eine Fortführung der vorherigen. Am deutlichsten zeigte sich dies am Archiv für Religionspsychologie.
Jacob A. v. Belzen

Teil III

Frontmatter
11. Beobachtungen und Betrachtungen zur Religionspsychologie:
Zusammenfassung
Mehr als ein Jahrhundert internationaler Religionspsychologie ist an uns vorbeigezogen. Sind wir jetzt besser als am Anfang unserer Studie in der Lage, zu sagen, was Religionspsychologie ist, was sie vermag, was sie darstellt und was für ein Unternehmen sie ist? – Welche Antwort man auch immer geben wollte, sie sollte behutsam, nuanciert oder zumindest zurückhaltend sein, denn sie könnte aus ganz unterschiedlichen Perspektiven vorgetragen werden. Zunächst gilt es aber, nochmals daran zu erinnern, dass wir längst nicht alles aus der Religionspsychologie gesehen haben. Wie klar geworden sein dürfte, ist das Schrifttum zur Religionspsychologie quasi uferlos. Auch die besten inhaltlichen Übersichtswerke aus jüngster Zeit, wie Hood et al. (2009), Pargament (2013a) oder Wulff (1997), vermochten nicht alles zu behandeln. Niemand vermag das noch, es ist aber für unser Anliegen wahrscheinlich auch nicht nötig. Dennoch gilt es zu bedenken, dass unser Fokus auf institutionelle oder organisatorische Geschichte der Religionspsychologie – wie jeder Fokus! – nur gewisse Dinge in den Blick geraten lässt, einiges verzerrt und anderes gar nicht sichtbar macht.
Jacob A. v. Belzen
Backmatter
Metadaten
Titel
Religionspsychologie
verfasst von
Jacob A. v. Belzen
Copyright-Jahr
2015
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-46575-2
Print ISBN
978-3-662-46574-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-46575-2

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