2005 | OriginalPaper | Buchkapitel
Lobbying der katholischen Kirche
verfasst von : Dominik Hierlemann
Erschienen in: Lobbying der katholischen Kirche
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Das Wesen der katholischen Kirche gründet in ihrer transzendenten Ausrichtung und ihrem göttlichen Stiftungsauftrag und nicht in ihrem Verhältnis und ihren Bezugspunkten zur politischen Sphäre. Sie versucht, die Menschen von einer religiösen Heilsbotschaft zu überzeugen. Daran misst sie den Erfolg ihrer Organisation. Doch trotz ihres ganz und gar eigenen Organisationszwecks ist die Kirche kein geschlossenes und lediglich auf sich selbst bezogenes System. Ihr missionarischer Charakter verlangt nach einer Öffnung gegenüber der Lebenswelt der Menschen, die wiederum geprägt ist von gesellschaftlichen Konventionen, ökonomischen Zwängen und politischen Entscheidungen. Die katholische Kirche grenzt sich einerseits von weltlichen Organisationen und deren profanen, irdischen Interessen ab und ist andererseits über das Leben der einzelnen Gläubigen in einem bestimmten Staat unmittelbar mit den gesellschaftlichen und politischen Realitäten konfrontiert. In diesem Spannungsverhältnis zwischen Abgrenzung und Involvierung befindet sich die Kirche seit Jahrhunderten. Ihre Kontakte zur politischen Sphäre und ihre Einflussbemühungen auf politische Entscheidungen können nur im Lichte dieses beständigen Hin- und Herlavierens zwischen geistlichem, direkt aus ihrem’göttlichen Auftrag’ resultierenden und weltlichem, durch die gesellschaftliche Ordnung bedingten Wirken betrachtet werden. Gerade dieser zunächst unklaren Positionierung verdankt die Frage nach dem Lobbying der katholischen Kirche ihren Reiz, die, wie im Folgenden ein Bischof verdeutlicht, durch landesspezifische Besonderheiten ergänzt wird:
„Zweifellos muss sich die Kirche um ihre eigenen Aufgaben kümmern. Sie ist weder eine politische Partei noch ein Partner für solche. Die Kirche hat ihre eigene Mission — eine seelsorgerische Mission. Wir müssen jedoch immer daran denken, dass wir in Polen sind. Sicher hat jedes europäische Land seine Eigenheiten, auch was die Gegenwart der Kirche im öffentlichen Leben betrifft“ (Int. 29).