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15.04.2015 | Management + Führung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie Manager den Absprung aus dem Hamsterrad schaffen

4 Min. Lesedauer

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Um mit dem gestiegenen Arbeitstempo mithalten zu können, nimmt das (mittlere) Management 45+ einiges in Kauf – und betreibt Raubbau am eigenen Körper. Wer gegensteuern will, sollte in sein kostbarstes Gut investieren: in sich selbst.

Selbstoptimierung im Jahr 2015: Herrgottsfrüh aufstehen, E-Mails checken, an Konzepten schrauben, mittags das Essen gegen zwei Koffeintabletten eintauschen und abends dann noch die Google Hangouts mit den Kollegen aus Übersee. So in etwa sieht bei vielen Arbeitnehmern im mittleren Management der Alltag aus. Wer oben – wenn auch nicht ganz oben – angekommen ist, muss mithalten. Mit all den leistungsfähigen, topfitten Kollegen, die mit etwa 30 Jahren voll im Saft stehen. Genauso gut könnte man allerdings versuchen, mit Anfang 50 auf dem Fußballrasen in der Champions League zu spielen. So sehr man sich auch anstrengt: Es will nicht richtig klappen.

Reinklotzen aus Angst vor dem Abstieg

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Das Mittelmanagement gerät so in die Zwickmühle: Oben thronen die mächtigen Patriarchen. Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz arbeitet beispielsweise nur noch drei Tage die Woche, Virgin-Chef Richard Branson steht seit Jahrzehnten um 5.00 Uhr morgens auf, um viel Zeit mit der Familie zu verbringen und Sport zu treiben. Dabei ist es aber nicht etwa mit einer Joggingrunde um den See getan, sondern der Tag kann bei Branson gerne mit Kitesurfen oder einer ausgiebigen Runde Tennis beginnen. Hier geht es nicht mehr um Selbstoptimierung, sondern wesentlich darum, seine Lebenszeit zu genießen. Auf der anderen Seite die jungen High Potentials, getrieben von Erfolg und Aufstieg.

Schwierige Sandwich-Position

Und mitten drin in der Sandwich-Position unsere Führungskraft mittleren Alters: lange nicht so solvent wie die Firmenchefs und leider auch nicht mehr so leistungsfähig wie die nachwachsende Generation. Aus Angst vor dem sozialen Abstieg klotzen sie also, was das Zeug hält. Immer deutlicher zeigt sich dabei, welchen Raubbau sie dadurch mit ihrem Geist und Körper betreiben: Eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung belegt: Die Deutschen sind mit ihrer Arbeit oft heillos überfordert. Viele machen deshalb keine Pausen oder gehen krank zur Arbeit, um ihr Pensum zu schaffen. Dazu kommt die Hilflosigkeit, die die Mehrheit der Befragten (51 Prozent) spürt – auch das Empfinden, keinen oder nur geringen Einfluss auf ihre Arbeitsmenge zu haben, macht ihnen zu schaffen.

Festgefahrene Strukturen mit Bildung durchbrechen

Was ist die Lösung für Manager von 45+? Ich glaube: Um sich langfristig von ihren Ängsten und der Ohnmacht zu befreien, müssen Manager die wesentlichen Aspekte beider Welten vereinen. Auf der einen Seite deutlich weniger und zielgerichteter arbeiten, auf der anderen Seite, die operativen Anforderungen nicht aus den Augen verlieren. Das geht nur, wenn wir Manager loslassen und unsere Kollegen in die Verantwortung bringen und ihnen mehr zutrauen. Wesentlich ist es dabei, die zunehmend komplexere Arbeitswelt für unsere High Potentials in größeren Zusammenhängen zu interpretieren.

Manager als Coaches

Manager, die diese Verantwortung übernehmen, treten damit mehr und mehr als eine Art interner Coach auf und setzen für ihre Teams, Abteilungen und Projekte einerseits die zentralen Rahmenbedingungen und andererseits befähigen sie ihre Kollegen, den Job selbst zu machen. Das ist viel mehr als die bloße Delegation – das ist Anleiten, Lehren und Werte vermitteln. Wer dies bewerkstelligen will, sollte am besten investieren: in sich selbst. Kultur, Bildung, Sprachen und auch Hobbies sind zentrale Eckpfeiler dafür. Denn nur, wenn wir Manager 45+ selbst einen Weg finden, neue Formen des Arbeitens vorzuleben und den Sinn hinter den Dingen erklären – beispielsweise, warum wir auch mal 14 Stunden im Office sind und dafür aber am nächsten Tag erst mittags oder gar nicht reinkommen, werden wir wieder als Partner der jüngeren wahrgenommen – Modelle, denen man vielleicht sogar nacheifert. Rein über Fachwissen und eine 60-Stunden-Woche werden Führungskräfte im Alter 45+ kaum ihre Stellung im Unternehmen halten bzw. ausbauen können. Je älter Sie werden: Das Hamsterrad werden Sie kaum schneller drehen können.

Zur Person
Boris Gloger ist Gründer und Geschäftsführer der Boris Gloger Consulting GmbH (Baden-Baden, Wien). Die Managementberatung ist auf das Management-Framework Scrum spezialisiert. Zu den Kunden zählen Dax-Unternehmen sowie mittlere und große Unternehmen in der DACH-Region. In seinen Büchern zeigt Gloger das breite Anwendungsspektrum von Scrum – von der Produktentwicklung bis zum Management großer Organisationen – auf.

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