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2019 | Buch

Mediale Topographien

Beiträge zur Medienkulturgeographie

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Über dieses Buch

Filmwissenschaftliche Analyse und die Methodik der Kulturgeographie werden in diesem neuartig perspektivierten Band zusammengeführt, um die medialen Topographien und Raumentwürfe des narrativen Films zu erkunden. Neben definitorischen Kapiteln zu Grundbegriffen der Filmgeographie finden sich Reflexionen zu den mythischen Räumen des Films, zur medialen Konstruktion ikonischer Orte (Casablanca, Tanger) sowie über die filmische Adaption von Grenz-Räumen und Konflikten (USA/Mexiko).

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Grenzräume

Frontmatter
The Frontier Theory in American Cultural Studies: From Frederick Jackson Turner to Richard Slotkin
Abstract
The frontier is a multifaceted, emotionally charged, and contested term in American socio-political discourse. It refers, first of all, to a line: it was the line which divided, throughout the period of westward expansion, the conquered parts of the country from those still free of white population. Over the 18th and 19th centuries, the frontier represented the outermost line of settlement, separating white civilization from the wilderness.
Matthias Waechter
South of the Border, West of the Sun: Der ‚Kampf um den Garten‘ bei John Ford
Zusammenfassung
Südlich der Grenze – das gibt es bei John Ford nur in Rio Grande (1950). Dort ist das südliche Land allerdings bloß Operationsgebiet für den Angriff der 7. Kavallerie auf eine ‚Apachenbande‘, die weiße Kinder entführt hat, die durch den Angriff befreit werden sollen. Obwohl die Grenze am Rio Grande mehrfach problematisiert wird, ist doch nahegelegt, dass die geographische Grenze unwichtig wird, sobald gesellschaftliche Interessen der USA berührt sind.
Norbert Grob
Mapping the Border: (Anti-) Heroism and Cinematic Space in Borderline and Lone Star
Abstract
When Frederick Jackson Turner reestablished the “significance of the Frontier” in 1893, he was well aware of the fact that his definition of a border/frontier had to include an elementary spatial constituent. Turner considered the heart of American nature to be an evolutionary process, famously resulting in his definition of the frontier, an area marking the transition of the very edge of civilization to a yet to-be-conquered wilderness with its primordial, even romantic indentation on the settlers. It, then, is a crucial factor in Turner’s thesis, that this “meeting point between savagery and civilization”, the frontier itself, is declared the main character.
Stefan Jung
Beyond Borders. Joel and Ethan Coen’S no Country for Old Men (USA 2007) as a Postmodern Borderline Myth
Abstract
As a postmodern reinterpretation of Carson McCarthy’s late modern Western No Country for Old Men (2005) the Coen brothers’ same-titled film quickly achieved cult status. The following study presents the film in light of a major change in cultural identity. Through the lens of film psychoanalysis, the following paper investigates No Country for Old Men (USA 2007) as an expression of the epoch signature ‘Borderland’.
Andreas Hamburger
From the Myth of the Frontier unto the Rise of Economy: The Western and Serial Complexity in Deadwood
Abstract
When Robert Altman made McCabe and Mrs. Miller (1971) his idea was not to direct a Western. In fact he didn’t like the genre at all. Altman always wanted to tell something true about American history. In doing so the setting is an important element. McCabe and Mrs. Miller takes place in a small mining town called Presbyterian Church in the hills of the Northwestern United States.
Thomas Klein

Transferräume

Frontmatter
Crossing Another River: Border and Transgression in the Films of Sam Peckinpah
Abstract
“Unchanged men in a changing land. Out of step, out of place and desperately out of time.”—so it says on the movie poster for Sam Peckinpah’s The Wild Bunch from 1969. The tagline is all the more poignant since it can and should be read on more than one level: It is not just the movie’s (anti-) heroes that have outlived their time but also the whole genre of the western, which may have become anachronistic in the late sixties. And finally, the movie’s very setting itself is—both geographically and temporally—on the edge.
Johannes Binotto
Rolling Thunder: On the Spatial Politics of Border Crossing in Transcultural Media
Abstract
A man sits in the dark. He stares at a screen. He is watching something terrifying. George C. Scott stars as Jake VanDorn, a devout Calvinist and prosperous businessman from the country, who travels under a false identity to Los Angeles, San Diego and San Francisco to the porno underworld in search of his missing daughter. Posing as an important producer of adult movies, he finds himself in a criminal S/M subculture that produces snuff movies: that is movies, in which people are killed while the camera is running. Such a snuff movie is shown to VanDorn in a dark backroom. It depicts how a woman in bondage accessories is tied up by a man with a whip and abused until another person suddenly enters the scene and stabs the man. The newcomer immediately kills the young woman as well. After he removes the leather mask from her face, he uses a dagger-like knife to slit the throat of the victim who is screaming for help. And that is how the film ends.
Ivo Ritzer
Der mythische Raum als ‚Interzone‘ der transtextuellen Entblößung
Zusammenfassung
Mit seinem Film Naked Lunch wagt David Cronenberg im Jahre 1991 eine filmische Annäherung an das bis dahin als unverfilmbar geltende gleichnamige Werk des amerikanischen Beat-Poeten William S. Burroughs. Indem Cronenberg die exzessive Romanvorlage mit dem nicht minder exzessiven Leben des Autors verbindet und zu einem ungezügelten Bilder-Rausch verdichtet, gelingt es ihm, Burroughs’ Poesie ästhetisch erfahrbar zu machen. Naked Lunch lebt von einem filmischen Vorstellungsraum, der weniger ‚erzählt‘ als vielmehr den Text als solchen – also Geschichten, Legenden oder auch konkrete Personen und Orte, etwa New York und Tanger, – durchdringt.
Anke Steinborn
Rick’s Café Américain, ein Nachtclub in New York City?
Zusammenfassung
Richard Blaine (Humphrey Bogart) betreibt in der Hafenstadt Casablanca im französischen Protektorat Marokko den Nachtclub Rick’s Café Américain. Ilsa Lund (Ingrid Bergman), seine große Liebe, sah er das letzte Mal in Paris im Restaurant La Belle Aurore kurz bevor die ‚Deutsche Wehrmacht‘ im Juni 1940 einmarschierte. Sie hatte sich gegen die gemeinsame Flucht entschieden und ihn wegen ihres Ehemannes, den sie für tot gehalten hatte, verlassen.
Anton Escher
Wie Marokko klingt
Zusammenfassung
Wenn die Darstellung von mythischen Orten im Film analysiert wird, greift man üblicherweise auf visuelle Stereotypen und narrative Konstruktionen zurück. Meine Idee, herauszufinden, ob Musik ähnlich verbindliche Zeichen schafft und welche Zeichen in Filmen überhaupt für die musikalische Codierung von Tanger und Casablanca gesetzt werden, ist eher aus einer Trotzreaktion auf diese Reduktion’ entstanden. Dies ist keine sonderlich dankbare Aufgabe, denn in der akustischen Suggestion handeln fast alle Kinematografien auf eine eigenartige Weise: Das japanische Kino z. B. benutzt seit den ersten Tonfilmen oft symphonische Musik westeuropäischer Prägung, um die Handlung zu vertonen.
Oksana Bulgakowa

Mythische Räume

Frontmatter
Zum Mythos eines Ortes in und als Bewegung: Ibn Battuta, Roland Barthes, Severo Sarduy und Rodrigo Rey Rosa
Zusammenfassung
Ich ging also in die Stadt hinein, die vier Mauerringe besitzt. Zwischen dem ersten und dem zweiten wohnen die Diener des Herrschers, welche die Stadt bewachen. Zwischen dem zweiten und dritten findet man die berittenen Soldaten und den Befehlshaber der Stadt.
Ottmar Ette
Der Spielfilm Tangerine als Produktion eines (inter-)kulturell doppelt imaginierten Sehnsuchtsraums
Zusammenfassung
Im 21. Jahrhundert sind wir in unserer alltäglichen Lebenswelt zunehmend mit medialen Imaginationen konfrontiert, die uns einen Eindruck von der Welt vermitteln, in der wir leben. Unser Wissen, wie eine Stadt oder eine Landschaft aussieht, erlangen wir nicht mehr auf Grundlage unserer primären Erfahrungen, sondern vielmehr über sekundäre Erfahrungen und über medial vermittelte Inhalte. Insbesondere Spielfilme tragen mit ihren audiovisuellen, hochkomplexen Bildern zu unseren geographischen Vorstellungen und Wahrnehmungen bei: „Films […] often evoke a sense of place – a feeling that we the […]viewer know what it is like to ‚be there‘“.
Elisabeth Sommerlad
Das mythische Bild Tangers in der Beat-Literatur
Zusammenfassung
Tanger wird – vor allem retrospektiv – immer wieder als Sehnsuchtsort der Beat Poets angesehen, als eine Art Paradies, in dem die Künstler genau jene Träume von gesellschaftlicher und sexueller Freiheit ausleben konnten, deren Realisierung ihnen in ihrer Heimat USA verwehrt blieb. Tatsächlich hat die marokkanische Stadt in ihrer Zeit als ‚Internationale Zone‘ eine nicht unbedeutende Rolle im Schaffen der Beat Poets gespielt. Doch ist sie keinesfalls jene große Bühne, zu der sie später häufig gemacht wurde; vielmehr hat sich die Stadt im Laufe der Jahre und vielfältiger Rezeptionen einen mythischen Status erarbeitet, der weit entfernt von der Realität ist – und somit wiederum wunderbar ins Oeuvre etwa eines Autors wie Jack Kerouac passt, das sich ja durchweg aus dem Versuch der Mythisierung des Alltags speist.
Sascha Seiler
Topographische Spiegelung und intertextueller Echoraum: Tanger und Detroit in Jarmuschs Only Lovers Left Alive (2013)
Zusammenfassung
Jim Jarmuschs Kino ist ein topographisches und transitäres Kino, das Städte und Länder erkundet und poetisch überformt. So bietet sich für eine erste Annäherung an das Werk des Regisseurs eine Kartographierung der Handlungsräume an. Dabei lassen sich zunächst Fragen nach der Referenzialität, Lokalisierbarkeit und Funktionalität stellen.
Roman Mauer
Der mythische Raum im Film
Zusammenfassung
Der Spielfilm als ein illusionistisches Medium evoziert Körper und Räume auf der Basis von Montage, Perspektive und Simulation. In den seltensten Fällen sind die vorfilmischen Körper und Räume identisch mit jenen, die wir später auf der Leinwand betrachten werden. Körper lassen sich in der Montage aus Body Doubles und Schauspielern neu konstruieren, mit Maske und Licht neu gestalten – und auch der filmische Raum hat oft nur wenig gemeinsam mit den Schauplätzen, die wir mit den handelnden Figuren erkunden.
Marcus Stiglegger
Metadaten
Titel
Mediale Topographien
herausgegeben von
Prof. Dr. Marcus Stiglegger
Prof. Dr. Anton Escher
Copyright-Jahr
2019
Electronic ISBN
978-3-658-23008-1
Print ISBN
978-3-658-23007-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-23008-1