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2016 | Buch

Menschen, Macht und Mauern

Fallbeispiele und Perspektiven

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Über dieses Buch

Dieser Sammelband vereint unterschiedliche Aspekte von Mauern und Grenzen. Beispiele für physische und psychische, historische und moderne, bestehende und überwundene sowie reale und imaginierte Mauern werden in ihrem Verhältnis zu den Menschen und zur Macht exemplarisch vorgestellt und analysiert. Zu den behandelten Themen zählen unter anderem ein Grenzzaun im Südlichen Afrika, die Grenze im frühmittelalterlichen Kastilien, der Bau und Fall der Mauer an der Universität Rostock, die Chinesische Mauer, der lange Schatten der Mauer bei Ost-West-Vergleichen, die Kreml-Mauer als Ort der kollektiven Erinnerung sowie die Große Mauer in Game of Thrones.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Vorwort der Herausgeber und Danksagung
Zusammenfassung
Professor Dieter Oberndörfer ist einer der bekanntesten deutschen Politikwissenschaftler und hat im Laufe seines erfolgreichen und spannenden Lebens bereits unzählige Würdigungen für sein Wirken erhalten. Die vorliegende, anlässlich seines 85. Geburtstags erstellte Festschrift möchte diese vortreffliche Tradition fortsetzen.
Ludmila Lutz-Auras, Pierre Gottschlich
Vorwort
Zusammenfassung
Über die Aktualität des Themas „Mauer“ braucht man sich heutzutage keine Gedanken zu machen: Die derzeitige Flüchtlingsproblematik lässt in der Politik, in den Medien und in einem Teil der deutschen Bevölkerung Wunschträume nach befestigten, durch Zäune gesicherten Grenzen wach werden. „Transitzonen“ und „Hotspots“ sollen helfen, die Außengrenzen Europas und/oder der Bundesrepublik abzudichten. Jedoch können Zäune bzw. Mauern niemals völlig undurchlässig sein.
Yves Bizeul
Prof. Dr. Dieter Oberndörfer zum 85. Geburtstag
Zusammenfassung
Vor 20 Jahren wurde anlässlich Professor Oberndörfers 65. Geburtstages an Sophokles erinnert – man muss bis zum Abend warten, um zu wissen, wie glänzend der Tag war. Heute, zwei Jahrzehnte weiter, möchte ich an Psalm 139 erinnern: Und wenn ich die Morgenröte zu Flügeln nähme und stünde am äußersten Meere, so wäre doch Deine Rechte mit mir – denn um alles das zu erreichen und zu sehen, was er gesehen und erreicht hat, muss man einen gütigen und großmütigen Schutzengel haben. 85 Jahre überspannen – Erinnerung, Interesse und Anteilnahme mit eingerechnet – fast ein Jahrhundert.
Jakob Rösel
Grußwort anlässlich des 85. Geburtstages von Prof. Dr. Dieter Oberndörfer
Zusammenfassung
Mauern, Grenzen – das Thema hat seit der Tagung zu Ehren Dieter Oberndörfers im Januar 2015, deren Ergebnisse in diesem Band dokumentiert werden, noch einmal deutlich an aktueller Brisanz gewonnen. In meinem Grußwort zur Tagung hatte ich an den Fall oder besser das Niederreißen der Berliner Mauer und an die Überwindung der innerdeutschen Grenze erinnert, deren Jubiläum wir gerade gefeiert hatten – und an das Glückhafte dieser Entwicklung unserer jüngeren deutschen Geschichte.
Wolfgang Schäuble
Grußwort des ALUMNI-Vereins Rostocker Politikwissenschaft e. V.
Zusammenfassung
Meine Damen und Herren, lieber Professor Oberndörfer,
als Student habe ich mir im November 1999, zehn Jahre nach dem Fall der Mauer, das Buch „Macht und Gewalt“ von Hannah Arendt gekauft. Fasziniert hat mich bei der Lektüre besonders das Interview mit der Autorin im Anhang der Ausgabe. Darin heißt es: „Die Universitäten ermöglichen es jungen Menschen, eine Reihe von Jahren außerhalb aller gesellschaftlichen Gruppen und Verpflichtungen zu stehen, wirklich frei zu sein.“ (Hannah Arendt: Macht und Gewalt. Aus dem Engl. von Gisela Uellenberg. Mit einem Interview von Adelbert Reif, 13. Aufl., München/Zürich 1998 (Serie Piper Bd. 1), S. 113, Hervorhebung im Original. In meinem Exemplar ist der Satz mit gelbem Textmarker hervorgehoben und am Rand mit Bleistift doppelt angestrichen.)
Gunnar Peters
Das Gehäuse der Generation: Von Mauern im Kopf
Zusammenfassung
Akademische Geburtstagsfeiern unterscheiden sich von familiären. Letztere sind – gerade im hohen Alter – von vielfach erprobten und variierten verwandtschaftlichen Narrativen durchwebt. Akademische Freundes- und Kollegenkreise bemühen sich dagegen in der Form des ehrenden Symposiums um einen Brückenbau zwischen den Kompetenzen und Forschungsinteressen der Vortragenden und dem Jubilar mit seinem Leben und Werk.
Wolf Schmidt
Die Mauer als emblematisches Motiv
Zusammenfassung
Wie die Menschen einer ohne den anderen, folglich ohne ein Miteinander nicht leben können, eben so kommen sie nebeneinander in Konflikt, konkurrieren und stören sich wechselseitig. Dann errichten sie Mauern. Die Schallschutzmauer ist dafür ein sprechendes Wort.
Hans-Otto Mühleisen
Ein Grenzzaun im Südlichen Afrika: Versuch zur aktuellen Lage Südafrikas
Zusammenfassung
Zäune dienen in erster Linie der Abgrenzung. Dies tun sie aber in unterschiedlicher Form und Hinsicht. Zäune dienen dem Schutz von Personen, Sachen oder auch Tieren, die sich dahinter befinden.
Reinhart Kößler
Die Grenze im frühmittelalterlichen Kastilien
Zusammenfassung
Die Notwendigkeit und das unbestrittene Vorrecht, Grenzen, politische Grenzen, zu ziehen, definiert markiert und gestaltet den modernen, den territorialen Staat. Eine solche Notwendigkeit und Rechtsvorstellung musste aber zunächst erfahren oder geschaffen, gefunden oder erfunden werden.
Jakob Rösel
Bau und Fall der Mauer an der Universität Rostock
Zusammenfassung
Noch Anfang des 20. Jahrhunderts war die Universität Rostock die kleinste Hochschule im Reich. Dementsprechend mangelte es nicht an diesbezüglichen Aussagen wie „Zugvogeluniversität“ oder sogar „akademisch Sibirien“. Dies änderte sich im Verlauf des Jahrhunderts.
Nikolaus Werz
Die Mauern in der offenen und geschlossenen Gesellschaft
Zusammenfassung
In einer offenen Gesellschaft ist die Zukunft prinzipiell offen. (Vgl. Popper, Karl Raimund/Lorenz, Konrad: Die Zukunft ist offen. Das Altenberger Gespräch. Mit den Texten des Wiener Popper-Symposiums, München 1985.) Ihre Mitglieder werden nicht von einem übermächtigen Staat oder von einer Einheitspartei geleitet und überwacht. Sie treffen verantwortungsvoll Entscheidungen unter Unsicherheit und rekurrieren hierfür auf ihre kritischen Fähigkeiten.
Yves Bizeul
Die Chinesische Mauer – eine monumentale Metapher

Wie kein zweites Monument steht die Chinesische Mauer gleichzeitig als Symbol nationaler Größe wie auch als Metapher für Unterdrückung, Autoritarismus und Abschottung. Die dominierende erstgenannte Sichtweise prägte und verfestigte sich seit dem späten 18. Jahrhundert zunächst vor allem auf der Grundlage britischer Berichte, wobei die europäische Beschäftigung mit dem mächtigsten je von Menschenhand geschaffenen Verteidigungswall (eigentlich mehrere Wälle, wie noch zu zeigen sein wird) jedoch weit länger zurückreicht.

Jörn Dosch
El Berm: Die Mauer in der letzten Kolonie Afrikas
Zusammenfassung
Vor einhundertdreißig Jahren wurde unter Vorsitz des deutschen Reichskanzlers Bismarck auf der so genannten „Kongo-Konferenz“ (15. November 1884 bis 26. Februar 1885.) Afrika unter den Kolonialmächten aufgeteilt. Während Großbritannien und Frankreich sich den Löwenanteil sicherten, erhielt Spanien den Küstenstreifen südlich des Oued Draa bis auf die Höhe der heute mauretanischen Hafenstadt Nouadhibou. Das Gebiet stellt gewissermaßen eine Enklave innerhalb der französischen nord- und westafrikanischen kolonialen Landmasse dar. Die Bewohner des Landes waren nomadische Viehzüchter, ihre Sprache ist das Hassaniya, ein dem Hocharabisch relativ nahe stehender Dialekt.
Werner Ruf
Die Mauer ist weg! Sind die Mauern weg? Emanzipationsverständnis Ost vs. Emanzipation West
Zusammenfassung
In den Tagen der friedlichen Revolution, als tausende DDR-Bürgerinnen und Bürger auf die Straße gingen und gegen die Politik der SED-Führung protestier-ten, gab es nur wenige Frauen, die eine unabhängige und eigenständige Frauen-organisation für notwendig hielten und eigene Forderungen formulierten. Waren die Frauen in der DDR also bereits am Ziel ihrer Wünsche angelangt oder hatten sie keine frauenspezifischen Wünsche und Hoffnungen? Stimmte also die These von der bereits erreichten Emanzipation der Frau in der DDR?
Conchita Hübner-Oberndörfer
Der lange Schatten der Mauer: Stand und Perspektiven bei Ost-West-Vergleichen im Doppeljubiläum 2014/15
Zusammenfassung
Zwischen dem 9. November 1989 und dem 3. Oktober 1990 vollzog sich ein Prozess der, durch den Beitritt der DDR per Artikel 23 des Grundgesetzes zum Geltungsbereich desselben – nebst Währungs- und Sozialunion – und mit der völkerrechtlich Anerkennung dieses Schrittes, inklusive des Transfers der voll-ständigen Souveränität auf das entstehende Subjekt im 2+4-Vertrag, die Einheit Deutschlands nach über vier Jahrzehnten der Teilung sicher stellte.
Christian Nestler, Martin Koschkar
Die Kreml-Mauer – Lenins letzte Ruhestätte: Das Moskauer Mausoleum als Ort der kollektiven Erinnerung
Zusammenfassung
Viele Reisende, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts das Russische Reich erkundeten, versäumten es nicht, von dem heute noch reich beehrten Aussichtspunkt, den „Sperlingbergen“, einen Blick auf das von den goldenen Kuppeln der zahlreichen Kirchen umsäumte Moskau zu werfen. Rings um „die reichste und schönste Stadt der Welt“ stieg das Land sanft hügelig am Ufer der Flüsse empor, die sich silberglänzend durch die von grünen Wiesen gezeichneten Landschaften schlängelten. Die Stadt dehnte sich längst über ihre ursprünglichen Grenzen hinaus aus – in allen Himmelsrichtungen prangten blühende, mit Parks und Lustwäldchen ausgestattete Vorstädte sowie prachtvolle weißumzäunte Klöster.
Ludmila Lutz-Auras
Die Große Mauer in Game of Thrones
Zusammenfassung
Mauern können zahlreiche Formen und Funktionen annehmen. Ihre vielen praktischen und symbolischen Bedeutungen sind breit gefächert und selbst in umfangreichen Sammelbänden kaum erschöpfend darzustellen. Mitunter finden sich die treffendsten Beispiele für ihre unterschiedlichen Facetten in der fiktionalen Welt.
Pierre Gottschlich
Ethnicity as a social boundary and its shifting significance in politics
Zusammenfassung
Walls limit the movement of humans, animals and the elements. Man-made boundaries and barriers aim to constrain or prevent the exchange between spaces. They are erected to physically protect those inside or those outside of the boundaries against threats, they help in controlling the movement in an area, they curb contraband.
Konstantin Sachariew
Kollektive Identität als Mauer: Versuch über die Leitkultur
Zusammenfassung
Seit der Jahrhundertwende wird die Bundesrepublik periodisch von der Auseinandersetzung um eine so genannte „Leitkultur“ heimgesucht. Jüngere Anlässe hierfür waren etwa die im Winter 2014/2015 gestarteten Demonstrationen der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (PEGIDA) oder die neu entbrannte Debatte über Asyl- und Einwanderungspolitik im Herbst 2015. Egal, ob in der Politikerrede, dem Zeitungskommentar oder auf der Straße, ob in wohlgesetzten Worten oder in offen xenophoben Parolen, die Anrufung der Leitkultur folgt stets demselben Muster: Sie stellt die Frage nach der kollektiven Identität der Bundesrepublik, nach dem, was diese Gesellschaft ausmacht, nach der Grundlage des Zusammenlebens.
Jan Rohgalf
Risse in den Mauern der Zentrum-Peripherie-Beziehungen im philosophischen Feld: Die Reise deutscher Philosophen nach Argentinien im Jahr 1949
Zusammenfassung
Viele europäische Besucher Lateinamerikas sind überrascht, wenn sie bemerken, wie leidenschaftlich die deutsche Philosophie in dieser Weltregion gelesen und diskutiert wird. Umgekehrt kennen die meisten europäischen Philosophen kaum lateinamerikanische Philosophen. Dieses Phänomen wird in den Geistes- und Sozialwissenschaften als Zentrum-Peripherie Beziehung in der Wissenszirkulation diskutiert.
Clara Ruvituso
Mauern, Abwehr und (Un-)Sicherheit
Zusammenfassung
Eine wesentliche Funktion von Mauern – vielleicht ihre konstituierende Funktion – wird darin gesehen, etwas physisch abzuhalten und abzuwehren (Allgemein zum Thema „Abwehr“ vgl. Pias, Claus: Abwehr. Modelle, Strategien, Medien, Bielefeld 2009.) oder, wie im Fall der Berliner Mauer, Menschen in ihren Freiheiten einzuschränken. In den Beziehungen von innen und außen – eine analytisch vereinfachende Zweiteilung – hat die Mauer den Zweck, das Innere gegen das Äußere abzugrenzen und zu schützen – etwa gegen andere Menschen oder Gruppen, die bedrohlich sind oder als bedrohlich wahrgenommen werden. (Vgl. Pias, Claus: Einleitung, in: ders. (Hg.): Abwehr. Modelle, Strategien, Medien, Bielefeld 2009, S. 7.) Diese Schutzfunktion lässt sich nicht nur auf materielle, physische oder physisch wirkende Gefahren, Bedrohungen und Risiken beziehen, sondern auch auf den immateriellen Austausch von Gesellschaften und Ideen.
Jens Heinrich
Der Friedensprozess auf den Philippinen und die Instrumentalisierung ethnischer und sozialer Grenzen
Zusammenfassung
Die Philippinen sind ein multikultureller und multiethnischer Staat in Südostasien. Die über 7.000 Inseln und über 100 Sprachen und Dialekte stehen sinnbildlich für die Vielfalt dieses Landes. Als christliches Land grenzt es im Westen an Indonesien und Malaysia.
Tim Bredtmann
Grenzen der Integration: Jüdischer Nationalismus als Folge von Diskriminierung und Marginalisierung im Russischen Kaiserreich
Zusammenfassung
Sie durften nur in einem bestimmten Territorium leben, sich einzig in Städten niederlassen, die Integration in die Gesellschaft war unerwünscht – keine Mauer schottete die Juden im späten russischen Zarenreich vom Rest des Landes ab, doch zwischen ihnen und der nicht-jüdischen Umgebung wurde eine territoriale und soziale Grenze gezogen. Diese erzwungene Heimat, das als Ansiedlungs-rayon bekannte Gebiet zwischen Ostsee und Schwarzem Meer, bezeichneten Zeitgenossen wie der jüdische Historiker Simon Dubnow deshalb unumwunden als Ghetto. (Dubnow, Simon: Weltgeschichte des jüdischen Volkes, Von seinen Uranfängen bis zur Gegenwart, Die Neueste Geschichte, Band VIII, Das Zeitalter der ersten Emanzipation (1789-1815), 2. veränderte Auflage der 1920/23 erschienenen dreibändigen “Neuesten Geschichte des jüdischen Volkes”, Berlin 1928, S. 347.) In diesen Städten des heutigen Polens, Litauens, Weißrusslands oder der Ukraine lebten sie zwar in unmittelbarer Nachbarschaft zur christlichen Bevölkerung.
Thomas Prenzel
Backmatter
Metadaten
Titel
Menschen, Macht und Mauern
herausgegeben von
Ludmila Lutz-Auras
Pierre Gottschlich
Copyright-Jahr
2016
Electronic ISBN
978-3-658-12499-1
Print ISBN
978-3-658-12498-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-12499-1

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