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2011 | Buch

Migration, Integration und Sport

Zivilgesellschaft vor Ort

herausgegeben von: Sebastian Braun, Tina Nobis

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Über dieses Buch

Migrationsbewegungen sind fester Bestandteil der deutschen Gesellschaft. Speziell an zivilgesellschaftliche Akteure, wie zum Beispiel Vereine, Projekte oder Initiativen, die konkret vor Ort im lokalräumlichen Kontext agieren, werden zunehmend gesellschaftspolitische Erwartungen für gelingende Integrationsprozesse von Personen mit Migrationshintergrund gestellt. Dabei gerät auch der Sport und speziell der vereins- und verbandsorganisierte Sport in den Blickpunkt des fachpolitischen und -wissenschaftlichen Interesses. In diesem Kontext sind zuletzt zahlreiche Forschungsarbeiten zum Thema „Migration, Integration und Sport“ erschienen, die vor allem die „Zivilgesellschaft vor Ort“ in den Blick nehmen. Mit dem Sammelband sollen ausgewählte Arbeiten zusammengeführt und einem breiteren Publikum als Zwischenbilanz der dynamischen Fachdebatte zur Verfügung gestellt werden.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Migration, Integration und Sport — Perspektiven auf zivilgesellschaftliche Kontexte vor Ort Zur Einführung
Zusammenfassung
Spitzensportereignisse und speziell der Spitzenfußball „unserer“ Nationalmannschaft sind en vogue. Mit Hilfe professioneller Inszenierungen wird hier bisweilen eine Welt der Stars und auch Sternchen hergestellt, in der die „Helden zum Anfassen“, die den „Boden unter den Füßen“ nicht verloren hätten, gerne als besonders positiv hervorgehoben werden. Mit dem empirischen Menschen und dem „Sport im Alltag“ haben diese medialen Ikonisierungen häufig aber recht wenig zu tun.
Sebastian Braun, Tina Nobis
2. Assoziative Lebenswelt, bindendes Sozialkapital und Migrantenvereine in Sport und Gesellschaft
Vergemeinschaftungsformen als Wahlgemeinschaften des Geschmacks
Zusammenfassung
Der Terminus Sozialkapital ist in Wissenschaft und Politik zu einem schillernden Modebegriff avanciert. Popularisiert wurde er seit Ende der 1970er Jahre insbesondere durch die soziologischen bzw. politikwissenschaftlichen Arbeiten von Pierre Bourdieu, James Coleman und Robert Putnam. Sie inspirierten mit ihren unterschiedlichen Begriffsverständnissen von Sozialkapital disparate Diskussionen über Zustand und Zukunft moderner Gesellschaften (vgl. dazu bereits ausführlich Braun in Druck; Braun/Weiß 2008).
Sebastian Braun
3. Integrationsspezifische Organisationsleistungen und -herausforderungen der deutschen Sportvereine
Zusammenfassung
Sporttreiben und andere Aktivitäten im Sportverein bedeuten zwangsläufig die Interaktion zwischen Menschen. Vor diesem Hintergrund werden auch die Integrationsleistungen des organisierten Sports thematisiert, welche gleichzeitig ein wesentliches Argument für die Befürwortung einer öffentlichen Sportförderung darstellen (Rittner/Breuer 2004). Ganz allgemein wächst die Bedeutung der Integrationspotenziale verschiedener gesellschaftlicher Akteure, da in Deutschland die Auswirkungen der Internationalisierung zunehmend augenscheinlich werden.
Christoph Breuer, Pamela Wicker, Martin Forst
4. Identität, Kohäsion, Kultur — eine mehrdimensionale Perspektive auf ethnische Sportvereine
Zusammenfassung
Ethnische Sportvereine, die anhand ihrer Mitgliederzusammensetzung und ihres Vereinsprofils einer einzelnen Herkunftsgruppe zuzuordnen sind, stellen mit bundesweit ungefähr 500 Vereinen die vorherrschende Form der Selbstorganisation von Migranten im deutschen Amateursport dar. Sie sind in den letzten Jahren verstärkt zum Gegenstand von Diskussionen in Wissenschaft, Öffentlichkeit und Sportsystem geworden, in denen sie hinsichtlich ihrer Wirkung auf die interethnischen Beziehungen in Vereinssport und Gesellschaft mitunter sehr kritisch bewertet werden.
Silvester Stahl
5. Diversity Management — Perspektiven und konzeptionelle Ansätze für den Umgang mit Vielfalt im organisierten Sport
Zusammenfassung
Im Jahr 2007 bekundet der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mit seinem Beitritt zur Charta der Vielfalt eine erneute Initiative zur sozialen Öffnung der Sportvereine. Die Charta setzt sich zum Ziel, die Einbeziehung von sozialer Vielfalt in deutschen Organisationen voranzubringen und eine Kultur der Wertschätzung zu etablieren – unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion, Behinderung, Alter, sexueller Orientierung und Identität. Über 600 Organisationen in Deutschland haben inzwischen die Charta unterzeichnet (vgl. Jablonski 2010).
Bettina Rulofs
6. Sportliches Engagement jugendlicher Migranten in Schule und Verein: Eine Re-Analyse der PISA- und der SPRINT-Studie
Zusammenfassung
Dem vereinsorganisierten Sport werden besondere Chancen zur Integration von Jugendlichen und Erwachsenen mit Migrationshintergrund nachgesagt. Diese Annahme stützt sich einerseits auf die Vermutung, dass mit dem gemeinsamen Sporttreiben im Verein integrationsförderliche Wirkungen verbunden sind. In diesem Zusammenhang wird ein Beitrag zur sozialen, kulturellen, alltagspolitischen und womöglich auch zur strukturellen Integration vermutet, der mit einem Sportengagement im Verein verbunden sein soll (vgl. Baur 2006; Bundesregierung 2007). Andererseits wird die Anschlussoffenheit und Inklusivität des Sports betont. Die flächendeckende und angebotsreiche Sportinfrastruktur, das ‚universell‘ gültige Regelwerk und der vorwiegend nonverbale Charakter des Sports werden als Gründe angeführt, weshalb Zuwanderer in der Lage sein sollen, ‚aus dem Stand‘ mitzumachen (vgl. Baur 2006; Bundesregierung 2007; kritisch dazu Bröskamp 1994).
Michael Mutz, Ulrike Burrmann
7. Migrantinnen im Sport — Zur sozialen Konstruktion einer ‚Problemgruppe‘
Zusammenfassung
Die Teilnahme von Migrantinnen — wie auch von Migranten — am Sport wirft nicht nur die Frage nach der Herstellung gleicher Zugangschancen im Sport auf, sondern auch die nach der Wahrnehmung und Anerkennung von ethnischen bzw. kulturellen Differenzen. Insbesondere muslimische Mädchen und Frauen reproduzieren verbreitete Bilder von “Fremden“, von kultureller Verschiedenheit. Sie werden als Opfer ihrer Religion und des muslimischen Patriarchats gesehen, als zwischen zwei Kulturen hin und her gerissen, als rückständig gegenüber Frauen westlicher Industrieländer (Nestvogel 1996). Die Stellungnahmen von Schulbehörden zum ‚Kopftuch-Urteil‘, die teilweise Befreiung muslimischer Mädchen vom Sportunterricht oder die Kennzeichnung von ausländischen Frauen als schwer erreichbare Zielgruppe der Sportorganisationen definieren Migrantinnen auch im Sport als ‚Problemgruppe‘, die überwunden geglaubte Geschlechterrollenstereotype wieder aufleben lassen.
Marie-Luise Klein
8. Das Modellprojekt „spin — sport interkulturell“: Zugangswege für Mädchen und junge Frauen mit Zuwanderungsgeschichte in Sportvereine
Zusammenfassung
Slogans wie „Sport verbindet!“, „Sport spricht alle Sprachen!“ oder „Integrationsmotor Sportverein“ suggerieren, dass sportliche Aktivitäten per se eine sozialintegrative Funktion speziell für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte hätten. In prominenter Form wird diese Sichtweise seit Jahrzehnten auch von der staatlichen Sportpolitik vertreten, die auf dieser Argumentationsgrundlage spezifische Maßnahmen im vereins- und verbandsorganisierten Sport im Rahmen des Subsidiaritätsprinzips umfangreich fördert.
Sebastian Braun, Sebastian Finke
9. Die Sportvereine des DOSB-Programms „Integration durch Sport“ — Ergebnisse der Potsdamer Evaluationsstudie
Zusammenfassung
Kennzeichnend für die aktuelle wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema Sport und Integration sind einerseits empirische Forschungsarbeiten zur Sportbeteiligung verschiedener Migrantengruppen und andererseits die oftmals damit einhergehenden Verweise auf sozialintegrative Potenziale des organisierten Sports (vgl. z.B. Baur 2006; Boos-Nünning/Karakaşoğlu 2003, 2005; Braun/Finke/Grützmann 2009; Fussan/Nobis 2007; Mutz 2009a; Nobis/Rübner 2009; Rittner/Breuer 2004). Die Sportorganisationen docken an diese Diskussionen insofern an, als dass auch sie sich häufig als ‚Integrationsmotoren‘ ausweisen. Auf der einen Seite proklamieren hochrangige Verbandsfunktionäre wie Thomas Bach oder Theo Zwanziger, dass der Sport seine integrative Wirkung in erster Linie durch die alltägliche Arbeit an der Basis entfalte (DFB 2010), dass Sport „gelebte Integration“ sei und „mehr Anziehungskraft auf junge Menschen mit Migrationshintergrund [ausübt] als jedes noch so wissenschaftlich begründete Bildungsprogramm“ (DOSB 2008a). Auf der anderen Seite versuchen die Sportorganisationen durch Maßnahmen und Programme die dem Sport vermeintlich inhärenten Integrationspotenziale zu aktivieren (vgl. DOSB 2004, 2006; DSB 2001, 2003; LSB NRW 2006).
Tina Nobis, Michael Mutz
10. Und sie wollen kicken! Soziale Integration durch Mädchenfußball
Zusammenfassung
Ein Tor voller Konfetti, in dem sich zwölf jubelnde Mädchen in Trikots tummeln. Stolze Mütter, Väter und Geschwister stehen daneben und freuen sich mit der jungen Mannschaft über den gerade errungenen Meistertitel.
Ulf Gebken, Julika Vosgerau
Backmatter
Metadaten
Titel
Migration, Integration und Sport
herausgegeben von
Sebastian Braun
Tina Nobis
Copyright-Jahr
2011
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-92831-9
Print ISBN
978-3-531-17938-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-92831-9