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2001 | Buch

Politik und Fernsehen

Inhaltsanalytische Untersuchungen

verfasst von: Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach

Verlag: Deutscher Universitätsverlag

Buchreihe : DUV: Sozialwissenschaft

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Über dieses Buch

Politiker machen nur leere Versprechungen. Besonders während des Wahlkampfes. Nach Wahlen scheren sie sich jedoch nicht mehr um die in ihren Wahlprogrammen enthaltenen Positionen. Und die Massenmedien? Sie stellen für die Bürger im Wahlkampf auch keine große Hilfe dar. Sie berichten vor allem über die Kandidaten und ihre persönlichen Be­ sonderheiten. Politische Sachaussagen bleiben dabei auf der Strecke. Entpolitisierung und "amerikanische Verhältnisse" sind die Folgen. Aber nicht nur während des Wahlkampfes: Seit der Zulassung privat-kommerzieller Fernsehsender Mitte der achtziger Jahre verflacht auch das Programm der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Immer seltener wird In­ formation geboten, immer häufiger Unterhaltung oder "Infotainment". Kurzum: Alles wird schlechter. Mit diesen oder ähnlichen Aussagen würde man vermutlich in der öffentlichen Diskus­ sion über Parteien, Politiker und Massenmedien wenig Widerspruch provozieren. Fast ge­ hören solche Klagen schon zu den Allgemeinplätzen der politischen Auseinandersetzung. Das Brechen von Wahlversprechen wird regelmäßig von der Opposition angeprangert - in der Regel findet sie dabei Schützenhilfe von Journalisten. Die "Amerikanisierung" wird von Kulturpessimisten beklagt - und die finden sich in allen "Lagern". Klagen über sich immer ähnlicher werdende Fernsehprogramme hört man ebenfalls von überall - von den Zuschauern, die dem Privatfunk zum Erfolg verhelfen, ebenso wie von jenen Politikern, die mit dem Verweis auf die Ähnlichkeit der Programme die Gebührenfinanzierung der öffentlich-rechtlichen Sender in Frage stellen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einleitung

Einleitung
Zusammenfassung
Wohl kaum ein Verhältnis hat die öffentliche Diskussion in den vergangenen Jahrzehnten ähnlich geprägt wie die Beziehung zwischen den Medien und der Politik bzw. den Parteien als den zentralen Akteuren im politischen System der Bundesrepublik Deutschland. Von manchen als die „vierte Gewalt“ im Staate bezeichnet, erfüllen die Medien weit mehr Aufgaben, als nur ein Kontrollorgan der Politik zu sein. Welchen Einfluß die Medien ausüben, konnten zahlreiche Politiker in der Bundesrepublik Deutschland „am eigenen Leibe“ erfahren. Daß die Medien nicht nur über politische Karrieren mitentscheiden, sondern auch — zumindest indirekt — politische Entscheidungen mit beeinflussen, zeigt nicht zuletzt die Reaktion von Bündnis’90/Die Grünen bei ihrer parteiinternen Diskussion zum 5-DM-Benzinpreis-Beschluß, den sie im Zuge ihrer Wahlprogranmiformulierung zur letzten Bundestagswahl 1998 aufgrund der kritischen Berichterstattung in den Medien gänzlich umformulierten.
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach

Parteiprogramme und parlamentarisches Handeln

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Die moderne politische Theorie weist den politischen Parteien eine exponierte Stellung im politischen System zu. Ihre Aufgabe besteht zum einen darin, „die in den Interessen- und Wertedivergenzen begründeten sozialen Konflikte zu politisieren und sie auf diese Weise politisch bearbeitbar zu machen“ (Gabriel 1992: 138); zum anderen wird an sie die repräsentative Forderung gerichtet, daß sie — unter den Bedingungen des Parteienwettbewerbs und im Rahmen diverser institutioneller Regelungen — als „tragende Elemente der StaatsWillensbildung“ (Stöss 1987: 194) die Wünsche und Forderungen der Bürger „zu bündeln (und) in staatliche Politik umzusetzen [haben]“ (Stöss 1990: 23). Im Bedeutungsgewinn politischer Parteien ist Gabriel (1979: 116) zufolge ein „bedeutsamer Zug der parlamentarischen Demokratie des 20. Jahrhunderts [zu sehen]“. Tatsächlich haben sich die Parteien nicht nur das Monopol bei der Besetzung der Wahlämter — und damit auch des Bundestages — gesichert; sie gehören zugleich auch de facto zu den zentralen Institutionen der politischen Willensbildung.
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach
2. Parteiensystem und Parteiprogramme
Zusammenfassung
Kennzeichnend für die zahlreichen Arbeiten, die sich im Laufe der Jahre mit den Programmen politischer Parteien beschäftigten, ist der Versuch durch zahlreiche Typologien, den Untersuchungsgegenstand begrifflich zu systematisieren. Versucht man dabei Übereinstimmungen zu finden, so ist den meisten Arbeiten eine grundsätzliche Unterscheidung von zumindest drei Progranmiformen gemein, nämlich zwischen Grundsatzprogrammen, Aktionsprogrammen und Wahlprogrammen. Beispielhaft hierfür sind die Arbeiten von Flohr (1968) bzw. Kadan/Pelinka (1979).32 Kaack (1971) unterscheidet hingegen zusätzlich zu den drei genannten Programmtypen noch den Typus des Regierungsprogramms (vgl. auch Wallraf 1965: 88f. bzw. Schönbohm 1974).33
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach
3. Forschungsstand
Zusammenfassung
Nachdem in den vorangegangenen Kapiteln breite Teile der Forschung über Parteiprogramme erörtert wurden, soll im folgenden ein Teil des Forschungsstands knapp dargestellt werden, der sich mitparlamentarischem Handeln beschäftigt hat. Dabei soll nicht ein möglichst „kompletter“ Forschungsstand wiedergegeben werden, sondern exemplarisch anhand zweier Studien zum einen aufgezeigt werden, wie parlamentarisches Handeln bisher operationalisiert worden bzw. untersucht worden ist; zum anderen soll verdeutlicht werden, welche Konsequenzen aus den beiden Studien — stellvertretend für viele andere Studien zum parlamentarischen Handeln — für die Operationalisierung von parlamentarischem Handeln für die vorliegende Untersuchung gezogen werden (zum Forschungsstand über parlamentarisches Handeln vgl. ausführlich Brettschneider 1995).
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach
4. Hypothesen und Forschungsfragen
Zusammenfassung
Aufgrund der verschiedenen „Forschungslücken“, die die Analyse der einzelnen Studien offenbarten, gründet sich die in der vorliegenden Untersuchung zentrale Fragestellung: In welchem Maße haben sich die politischen Parteien im Deutschen Bundestag in den untersuchten Legislaturperioden im Bereich „Wohlfahrtsstaat“ bei ihren parlamentarischen Handlungen an die Gewichtung dieses Themenfeldes in ihren Wahlprogrammen gehalten? Neben dieser zentralen Forschungsfrage werden in der vorliegenden Studie weitere Fragestellungen thematisiert:
  • Wie hat sich der Anteil wohlfahrtsrelevanter Aussagen innerhalb der Wahlprogramme entwickelt? Ging der Anteil wohlfahrtsstaatlicher Issues im Laufe der Zeit zurück oder stieg er an? Ist der Anteil, den das Thema „Wohlfahrt” in Wahlprogrammen einnimmt, davon abhängig, ob die Parteien in der Regierung oder in der Opposition sind?
Eine mögliche Annahme ware daß sich Oppositionsparteien darum bemühen, mehr wohlfahrtsstaatliche Themen in ihren Programm unterzubringen, da sie so versuchen woollen,ihr Wahlprogramm für neue Wählerschichten attraktiv zu machen.
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach
5. Datengrundlage und Operationalisierung
Zusammenfassung
Die Begriffsbestimmung und damit auch die Entwicklung des Politikfeldes Wohlfahrtsstaat wird in der Literatur auf die verschiedenste Art und Weise vorgenommen bzw. dargestellt (vgl. exemplarisch dazu die neueren Arbeiten von Roller 1992; Schmid 1998; Nullmeier 1998; Offe 1998). Die Problematik bei der Operationahsierung besteht, wie Roller (1992: 59–69) bzw. Schmidt (1982) beispielhaft verdeutlichen konnten, vor allem darin, daß der Begriff„Wohlfahrtsstaat“ ein mehrdimensionaler Begriff ist, unter den verschiedene Kategorien subsumiert werden können. Dies kann schließlich dazu führen, daß man im Politikfeld Wohlfahrtsstaat im weitesten Sinne „alle Staatsaktivitäten ohne mihtärischen Charakter erfaßt“ (Schmid 1998: 27).83
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach
6. Ergebnisse
Zusammenfassung
Nach der Interpretation der Forscher im CMP stellt der Prozentsatz, mit dem ein Thema im Wahlprogramm vertreten ist, einen „Indikator für den Grad der Wichtigkeit [dar], den eine Partei einem bestimmten Thema zu einem bestimmten Wahlzeitpunkt beimißt“ (Klingemann 1989: 103). Im Kontext der voriiegenden Studie bedeutet das also: je höher (niedriger) der Prozentsatz von ohlfahrtsthemen in einem Wahlprogramm ist, desto größere (geringere) Bedeutung schreibt die jeweilige Partei dem Komplex „Wohlfahrtsstaat“ zu.
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach
7. Zusammenfassende Diskussion und Perspektiven für die weitere Forschung
Zusammenfassung
Einer gängigen Vorstellung über den „Wert“ von Parteiprogrammen zufolge wird ihnen für politisches Handeln meist keine allzu große Relevanz zugesprochen. Die Ergebnisse der Arbeiten, die insbesondere im Rahmen des Comparative Manifestos Project veröffentlicht worden sind, konnten diese Einschätzung jedoch nicht bestätigen. Sie lassen sich insofern zusammenfassen, daß Parteiprogranmie mehr sind als leere Versprechen. Je nach Politikfeld ließen sich mittlere bis starke Zusammenhänge zwischen den Wahlaussagen der Parteien und nachfolgendem Regierungshandeln belegen.
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach

Amerikanisierung der Berichterstattung zum Bundestagswahlkampf?

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Im Wahlkampf zum 14. Deutschen Bundestag 1998 war in Deutschlands Zeitungen und Magazinen immer wieder ein Wort zu lesen: Amerikanisierung. Dem Wahlkampf, der Wahl 1998, gar der Politik selbst wurde eine Amerikanisierung attestier96. Der kleinste gemeinsame Nenner aller Aussagen war, daß der Wahlkampf und die Berichterstattung darüber sehr personenbezogen gewesen seien. Tatsächlich hat der jüngere, redegewandtere Kandidat Gerhard Schröder die Wahl für sich entschieden. Bevor nun aber eine Diskussion darüber aufkommt, ob Charme und Eloquenz künftig in Deutschland pohtische Karrieren zunehmend begünstigen, ob dem ein neues politisches Bewußtsein der Bevölkerung folgt, ob gar die Demokratie in Gefahr ist, muß meines Erachtens sichergestellt werden, was Amerikanisierung der Wahlkampfführung konkret bedeutet.
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach
2. Grundlagen und Forschungsstand
Zusammenfassung
Laut Wahlforschung prägen Persönlichkeitsfaktoren und Umweltfaktoren die Wahlentscheidung jedes einzelnen. Persönlichkeitsfaktoren sind psychische Merkmale wie Einstellungen, Werthaltungen, Motivationen einer Person, Umweltfaktoren sind soziale Charakteristika wie Einkommen, Bildung, Wohnort, Gruppenzugehörigkeit100. Zu den Umweltfaktoren gehören auch die Massenmedien. In westlichen Demokratien dürfte bei abnehmenden Gruppenbindungen und zunehmender Anzahl und Verbreitung von Medien ihr Einfluß auf die Wählerschaft zunehmen. Medienwirkungsanalysen belegen nicht nur, daß und in welchem Umfang dies zutrifft101. Sie heben auch die Sonderrolle des Fernsehens hervor.
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach
3. Amerikanisches Wahl- und Mediensystem — deutsches Wahl- und Mediensystem: Modifikationen für einen Vergleich der Berichterstattung
Zusammenfassung
Inwiefern sich die politische Berichterstattung USA — Deutschland im Fernsehen (noch?) unterscheidet, ist nun zum Teil bekannt. Was die Gründe für die genannten und weitere Unterschiede sein könnten, soll im folgenden zumindest umrissen werden. Denn es ist ja nicht nur so, daß der typische Deutsche mangels Parteibindung wirklich „amerikanischer“ und damit „unberechenbarer, wechselhafter, differenzierter“ und emotionaler176 geworden ist und darum automatisch eine andere Medienberichterstattung erhält. Das Wahlsystem selbst, aber auch Tradition und Trends der Wahlkampfführung und Rolle sowie Selbstbild der Medien tragen dazu bei, wie die Medien die Wahlen eines Staates dem Bürger vermitteln.
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach
4. Hypothesenbildung und Operationalisierung
Zusammenfassung
Weist die Berichterstattung zu den Bundestagswahlen auf eine Amerikanisierung der Wahlkampfführung hin? Zumindest läßt sich belegen, daß die amerikanische Berichterstattung (noch) stark von der deutschen abweicht. Auch läßt sich eine Korrelation zwischen den Eigenheiten amerikanischer Wahlkampfführung und der amerikanischen Vorwahlberichterstattung in den Fernsehnachrichten beobachten. Ist die deutsche Wahlkampfberichterstattung amerikanisiert, müßte sich das demnach in den deutschen Fernsehnachrichten abzeichnen.
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach
5. Ergebnisse
Zusammenfassung
Bei der Recherche nach den in Kapitel 4 genannten Kriterien blieben 291 Beiträge plus Moderationen und 1823 darin enthaltene Aussagen als Untersuchungseinheiten übrig.
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach
6. Resümee
Zusammenfassung
Ist Deutschlands Wahlkampfführung amerikanisiert? Diese Frage stellten im Wahlkampfzum 14. Deutschen Bundestag 1998 zahlreiche Wissenschaftler und Journalisten. Amerikanisierung stand dabei meist für etwas Negatives, Bedrohliches, wenn eine nähere Definition auch meist ausblieb.
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach

Entpolitisierung durch Dualisierung?

Frontmatter
1. Problemaufriß
Zusammenfassung
Medien sind gesellschaftlich und gesellschaftspolitisch en vogue, elektronische Medien werden von den Vertretern der klassischen Printmedien ebenso wie von einer breiten Öffentlichkeit mit aufmerksamer Kritik beobachtet und an herausragender Stelle dabei steht das Fernsehen. Kein auflagenstarkes Nachrichtenmagazin und keine der renommierten Wochenzeitungen verzichtet mehr auf eine entsprechende Rubrik in der Berichterstattung. Eine Meldung wie die Übertragung von Fußballspielen beim “Frauensender” tm3 galt als ein herausragendes Ereignis. Das Fernsehformat „Big Brother“ war Anlaß für eine breit angelegte Diskussion ethischer Grenzen des Fernsehens.404
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach
2. Massenmedien als Bestandteil der politikwissenschaftlichen Forschung
Zusammenfassung
Die Beschäftigung mit den Massenmedien der Gesellschaft kann man fakultativ nicht umstandslos dem Gegenstandsbereich der Politikwissenschaft zuordnen, zumal spezielle Konmiunikationswissenschaften mit verschiedenen Bezeichnungen seit geraumer Zeit das theoretische und das dazugehörige empirische Feld bestellen.408
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach
3. Die Geschichte von Hörfunk und Fernsehen in der Bundesrepublik Deutschland
Zusammenfassung
Zum Verständnis der Grundzüge der Rundfunkordnung in der Bundesrepublik ist ein knapper geschichtlicher Abriß unumgänglich. Nur aus den historischen Entwicklungen heraus lassen sich bestimmte Eigenheiten, wie beispielsweise die einflußreiche Stellung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkhäuser, schlüssig erklären. Das Bemühen ist jedoch, diesen Exkurs möglichst kurz zu halten und rasch zur Anfangsphase der dualen Rundfunkordnung zu gelangen.
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach
4. Grundlagen und Ausgestaltung der dualen Rundfunkordnung
Zusammenfassung
Die für Rundfunkpolitik primär verantwortlichen Länder benötigten insgesamt sieben Jahre, von 1980 bis 1987, um die notwendigen Rechtsgrundlagen für privaten Hörfunk und privates Fernsehen zu schaffen. Alle Bundesländer hatten schließlich Landesmediengesetze zu verabschieden und mußten sich auf einen gemeinsamen Rundfunkstaatsvertrag einigen. Nicht zuletzt verzögerte eine Welle von Verfassungsklagen gegen einzelne Landesmediengesetze vor dem Bundesverfassungsgericht den Prozeß der gesetzlichen Ausgestaltung der dualen Rundfunkordnung (Vgl. Donsbach/Mathes 1989: 345f).
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach
5. Die Hypothese der Konvergenz von öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehprogrammen
Zusammenfassung
Überträgt man die Prämissen von Downs auf den dualen Rundfunk in Deutschland dann kann man annehmen, daß die kollektiven Akteure zweckrational handeln — hier gleichbedeutend mit Einschaltquoten maximieren, daß die Zuschauerpräferenzen für den Untersuchungszeitraum stabil und meßbar und die Meßergebnisse beiden Anbietertypen bekannt sind. Diese Präferenzen lassen sich auf einer eindimensionalen Skala der Programmqualität abbilden, die sich zwischen den Extremwerten eines anspruchsvoll-kritischen Progranuns und eines ausschließlich unterhaltungsorientierten Programms, das im besonderen aus den Genres Horror, Sex und Gewalt besteht, erstreckt. Gehen wir davon aus, daß über diese Skala der Programmqualität ein annähernd normal-verteilter Kurvenverlauf für die Zuschauerpräferenzen existiert.516
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach
6. Die Operationalisierung von Konvergenz
Zusammenfassung
Der Begriff der “Konvergenz“ist in Bezug auf die Konvergenzhypothese nicht ausdrücklich definiert. Eine Prüfung dieser These setzt daher eine Klärung von zwei Variablenbündeln voraus:
1.
An welchen Elementen des Programmangebots läßt sich Konvergenz festmachen?
 
2.
Welche Kriterien gibt es, um zu entscheiden, ob die Programmangebote konvergieren?
 
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach
7. Messung und Hypothesentest
Zusammenfassung
Als Grundlage der Codierung des Fernsehprogramms wurde die im Axel-Springer-Verlag erscheinende Femsehprogrammzeitschrift „Hörzu“ verwendet (Vgl. Merten 1994: 30). Folgende Überlegungen waren ausschlaggebend dafür, daß genau diese Femsehprogrammzeitschrift herangezogen wurde: Allgemein liefern Femsehprogranmizeitschriften als Quelle neben der Information, welcher Sender welches Programm zu welcher Zeit sendet, auch Angaben über die Art und den Inhalt der Sendung, im Gegensatz etwa zu den meisten Tageszeitungen oder Supplements. Dies erwies sich bei der Codierung als großer Vorteil, da nicht die gesamte Breite des Programms dem Codierer bekannt ist. Darüber hinaus ist die „Hörzu“ im Hans-Bredow-Institut für Rundfunkforschung in Hamburg nahezu vollständig und lückenlos archiviert und auch zugänglich. Sie ist, im Gegensatz zu aktuelleren Zeitschriften auf diesem Sektor, seit über 40 Jahren ohne Unterbrechung erschienen. Nicht zuletzt ist sie dem Codierer vertraut und so gibt es bei der Orientierung innerhalb des dargestellten Programms keine Probleme.563
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach
8. Ausblick und weitere Ansätze
Zusammenfassung
Eine umfassende Untersuchung müßte nach den hier gewonnenen Erkenntnissen und anschließenden Betrachtungen im erheblich Umfang ausgeweitet werden. Mit der Vermutung, daß das Progranmi durch Werbeplacierung beeinflußt wird, wäre eine Untersuchung der Progranmistruktur auf Konvergenz in der Sendezeit, in der sowohl öffentlich-rechtliche als auch private Anbieter Werbung senden, also die Zeit von 17-20 Uhr, geeignet, um das Verhalten der öffentlich-rechtlichen Anbieter unter den ökonomisch „härteren” Bedingungen zu untersuchen. Ebenso wäre ein eingehende Untersuchung des Femsehangebots vor 1985 wünschenswert.
Daniel Rölle, Petra Müller, Ulrich W. Steinbach
Backmatter
Metadaten
Titel
Politik und Fernsehen
verfasst von
Daniel Rölle
Petra Müller
Ulrich W. Steinbach
Copyright-Jahr
2001
Verlag
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-322-91482-8
Print ISBN
978-3-8244-4428-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-91482-8