Skip to main content

2020 | Buch

Praxishandbuch Aufstellungsarbeit

Grundlagen, Methodik und Anwendungsgebiete

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

Das Praxishandbuch Aufstellungsarbeit verschafft einen Überblick über die Grundlagen und Entwicklung der Aufstellungsarbeit, über die verschiedenen Schulen und Methoden sowie über deren konkrete Anwendung in spezifischen Arbeitsfeldern: Theoretisch fundiert, kritisch reflektiert und dabei anwendungsbezogen. Das Buch richtet sich an Personen, die sich einen Überblick über Aufstellungsarbeit verschaffen wollen, aber auch an AnwenderInnen, die sich vertieftes Wissen zum Thema Aufstellungen in den verschiedenen Kontexten wie Beratung, Psychotherapie, Coaching und Supervision aneignen möchten.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Theorie und Grundlagen der Aufstellungsarbeit

Frontmatter
Aufstellungsarbeit – was ist das? Definition, Bedeutung und Methodik
Zusammenfassung
Der vorliegende Grundlagenbeitrag im Praxishandbuch Aufstellungsarbeit erläutert, was Aufstellungsarbeit ist, wo sie herkommt, wie sie sich entwickelt hat und durchgeführt werden kann. Aufstellungsarbeit hat ihre Wurzeln im Psychodrama und findet heute breite Anwendung in verschiedensten Verfahren und Arbeitsfeldern wie Psychotherapie, Beratung, Coaching oder Organisationsberatung. Die Methodik wird in Bezug auf Settings (Arbeit mit Gruppen und Einzelpersonen) und im Hinblick auf die immanenten Wirklichkeitskonstruktionen beschrieben. Ziele, Nutzen und Inhalte von Aufstellungen finden ebenso Erwähnung wie Wirkfaktoren und eine kritische Würdigung.
Christian Stadler, Bärbel Kress
Die Bedeutung von JL Moreno für die Aufstellungsarbeit
Zusammenfassung
Es gibt deutliche Parallelen zwischen der Aufstellungsarbeit und dem Werk J.L. Morenos: Alle sechs Instrumente des Psychodramas finden sich in Aufstellungen wieder und die zentrale Annahme des Psychodramas, dass sich die komplexe Lebensrealität von Menschen szenisch abbilden und durch szenische Arbeit verändern lässt, wurde übernommen. Es gibt aber auch wichtige Differenzen zwischen dem klassischen Psychodrama und der Aufstellungsarbeit. Dies betrifft zum einen die Frage, wie weit das Hilfs-Ich auf der Bühne ausagieren soll, was es in seiner Rolle erlebt. Zum anderen wird die Bedeutung der szenischen Interaktion im Psychodrama höher bewertet.
Christoph Hutter
Die Bedeutung von Virginia Satir für die Arbeit mit Skulpturen
Zusammenfassung
In diesem Artikel geht es um die Skulpturarbeit, die von Virginia Satir entwickelt, praktiziert und gelehrt wurde. Aufbauend auf ihrer grundlegend wertschätzenden Haltung und mit Blick auf die vier grundlegenden Kommunikationsstile ist die Skulpturarbeit mehr als ein Tool, sie ist eine Haltung, ein ganz wesentliches Medium für die systemische Therapie und Beratung.
In dem Artikel gibt es konkrete Beispiele und am Schluss die Frage, was bleibt: Erlebnisorientierung, Entwicklungs- und Wachstumsorientierung sowie Transformation sind wesentliche Stichworte. Virginia Satir war eine Wegbereiterin für das Öffnen hypothetischer Räume und inspiriert bis heute Generationen von Systemiker*innen auf ihrem Weg!
Haja (Johann Jakob) Molter, Julia Strecker
Die Bedeutung von Bert Hellinger für die Aufstellungsarbeit
eine kritische Würdigung
Zusammenfassung
Bert Hellinger gilt als „Vater“ des Familienstellens. Von seinen Anhängern wird er als einer der bedeutendsten Therapeut*innen der letzten Jahrzehnte betrachtet, wohingegen er von seinen KritikerInnen aufgrund seiner Theorie zur Störungsentstehung und seinem Umgang mit KlientInnen nicht selten heftig angegriffen wurde.
Sein Ansatz und sein Beitrag zur Aufstellungsarbeit werden in vier Bereichen kritisch betrachtet: Seine Theorie und sein Wirkmodell; seine Aufstellungspraxis; die von ihm genützten Lösungsansätze; seine Haltung zu KlientInnen.
Pierre Frot

Methoden und Schulen der Aufstellungsarbeit

Frontmatter
Aufstellungsarbeit im Psychodrama
Zusammenfassung
Im vorliegenden Artikel wird die Aufstellungsarbeit im Psychodrama beschrieben. Aufbauend auf einer theoretischen Erörterung der soziometrischen Hintergründe werden zentrale praktische Aspekte in der Anwendung von psychodramatischen Aufstellungstechniken in unterschiedlichen Settings, Einzel und Gruppe aus Sicht der psychodramatischen BeraterIn und TherapeutIn dargestellt.
Christian Pajek
Aufstellungsarbeit beim klassischen Familienstellen nach Bert Hellinger
Zusammenfassung
Das klassische Familienstellen nach Bert Hellinger oder auch die phänomenologisch-systemische Beratung oder Psychotherapie versteht sich als eine lösungsorientierte Methode. Lösungen in Beziehungen ergeben sich über die „Ordnungen der Liebe“, die dem Gelingen von Beziehungen dienen. Existentiell bedeutsame seelische und psychosomatische Probleme werden im Zusammenhang der Schicksalsgemeinschaft von Familie und Sippe und ihren mehrgenerationalen Verstrickungen wahrgenommen. Die Methode der Aufstellungen dient dazu, den sich daraus ergebenden Sinn im Problem wahrzunehmen und auf Zukunft hin zu öffnen.
Jakob Robert Schneider
Aufstellungsarbeit in der systemischen Beratung
Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird systemisches Aufstellen im Kontext von Beratungsprozessen präsentiert. Ausgehend von der These, dass Beratung dabei hilft, die eigenen Potenziale des Denkens, Fühlens und Handelns zu nutzen, wird systemisches Beraten als Anregung von nichttrivialen Systemen verstanden. Kognitive, emotionale und aktionale Prozesse lassen sich von Beraterinnen und Beratern zwar nicht zielgerichtet determinieren oder steuern, aber lösungsorientiert so anstoßen, dass die Ratsuchenden ihre eigenen Wege finden können, um selbstbestimmte Ergebnisse zu erzielen. Wie dabei systemische Aufstellungen hilfreich sind, wird insbesondere auf der Basis der theoretischen Grundannahmen und der praktischen Formate der Problem- und Tetralemma-Struktur aus der systemischen Strukturaufstellungsarbeit nach Insa Sparrer und Matthias von Kibéd gezeigt.
Heiko Kleve
Die Aufstellungsarbeit in der Pesso-Therapie (PBSP®)
Zusammenfassung
Dargestellt werden das entwicklungspsychologische und störungsätiologische Modell der Pesso-Therapie, das methodische Inventar und das therapeutische Vorgehen im Kontext konkreter Fallbeispiele. Im Zentrum stehen dabei die unterschiedlichen Bühnen des therapeutischen Verlaufs im Gruppenprozess, auf denen eine dynamische Aufstellungsarbeit erfolgt. Historische Schlüsselszenen der Kindheit, die lerngeschichtlich prägend waren für aktuelle dysfunktionale Interaktionsmuster, werden symbolisiert mit Platzhaltern auf dem Boden des therapeutischen Raums und damit sichtbar und wieder erlebbar. Ausgehend von der darin enthaltenen ursprünglichen kindlichen Sehnsucht, was das Kind stattdessen von ganz anderen Eltern gebraucht hätte, erfolgt im Antidot eine Aufstellung heilender interaktioneller Gegenbilder mit Rollenspielern als Ideale Eltern. Mit ihnen können PatientInnen im inneren Erleben als Kind das in sich aufnehmen und auf tiefer emotional-körperlicher Ebene verankern, was damals gefehlt hat. Bedeutsame Unterschiede zu anderen Aufstellungsarbeiten werden dabei diskutiert.
Leonhard Schrenker
Die Begegnung mit Persönlichkeitsanteilen in der Ego-State-Therapie
Zusammenfassung
Die Aufstellungsarbeit bildet innerhalb der Ego-State-Therapie einen breiten Interventionsbereich. In Hinblick auf das Ziel dieses Konzepts, eine Integration von Persönlichkeitszuständen (Ego-States) über den Weg der Begegnung mit ihnen sowie durch die psychotherapeutische Arbeit mit ihnen zu erreichen, spielt das Aufstellen von Ego-States eine wichtige Rolle. Im vorliegenden Kapitel werden die Bedeutung der Aufstellungsarbeit für die Ego-State-Therapie herausgearbeitet, die für die Aufstellungsarbeit relevanten Grundzüge der Ego-State-Therapie erläutert sowie die Intervention der „nicht-hypnotischen Technik mithilfe von Stühlen“ ausführlich dargestellt und mit einem Fallbeispiel illustriert.
Kai Fritzsche
Aufstellungsarbeit mit Transaktionsanalyse
Zusammenfassung
Der folgende Beitrag skizziert, wie Aufstellungsarbeit mit Transaktionsanalyse eine weitere Deutungsqualität bekommt. Die Modelle und Konzepte der Transaktionsanalyse können dazu beitragen, symbiotische Verstrickungen in Familienzusammenhängen zu erkennen und zu verändern. Unter zur Hilfenahme der Skripttheorie, des Bezugsrahmens, der Symbiose und des OK Corrals wird exemplarisch aufgezeigt, dass Aufstellungsarbeit eine Möglichkeit ist, die transaktionsanalytische Theorie anhand von Aufstellungen in den Raum zu bringen.
Christine Behrens

Praxis der Aufstellungen in den verschiedenen Formaten

Frontmatter
Die Aufstellungsarbeit in der Einzel- und Gruppenpsychotherapie
Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag spannt einen Bogen über verschiedene Formen der psychotherapeutischen Aufstellungsarbeit. Es werden dabei sowohl unterschiedliche Verfahren und Methoden, als auch verschiedene Settings und Inhalte von Aufstellungen vorgestellt.
Christian Stadler
Aufstellungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen
Symbolaufstellung und Teilearbeit
Zusammenfassung
Um die Sprache, die Darstellungs- und Bearbeitungsweise von Kindern zu nützen, wird in diesem Beitrag ein kindgerechtes Arrangement der Aufstellungsarbeit dargestellt. An zwei Fallbeispielen wird aufgezeigt, wie Kinder und Jugendliche über die Externalisierung auf Tierfiguren ihr Problem und ihre Familienbeziehung aus einem sicheren Abstand aufstellen und im psychodramatischen Symbolspiel an der Integration ihrer Anteile arbeiten können. Außerdem wird der Ablauf der Symbolaufstellung und des psychodramatischen Symbolspiels mit Interventionsmöglichkeiten beschrieben.
Alfons Aichinger
Aufstellungsarbeit als Sprache aus der Perspektive der SySt®-Aufstellungsschule
Zusammenfassung
In diesem Aufsatz wird die Entwicklungsarbeit von Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd zu SySt® als eine transverbale Sprache erläutert und dargestellt, welche Beiträge sich hieraus zur Aufstellungsarbeit insgesamt ergeben, insbesondere:
  • Logische Schemata und Prinzipien als Grundlage der Aufstellungen
  • Übertragung des lösungsfokussierten Paradigmas auf die Aufstellungsarbeit
  • Zurverfügungstellung von grammatischen Tools und Interventionen, potenziell passend auch für andere Aufstellungsrichtungen
Zusammen mit SySt®-Miniaturen, prototypischen Aufstellungen und der Möglichkeit des verdeckten Arbeitens bildet dies eine solide Basis für Aufstellungen im Organisationsbereich.
Insa Sparrer, Matthias Varga von Kibéd, Elisabeth Ferrari
Aufstellungsarbeit in der Wirtschaft
Vorgehen in Organisationen und Teams
Zusammenfassung
Die Autorinnen beschreiben und reflektieren Erfahrungen und konkrete Vorgehensweisen, wie sie verschiedene Varianten der systemischen Aufstellung für die Bearbeitung unterschiedlicher unternehmerischer und persönlicher Fragestellungen einsetzen. Individuelle berufliche Entscheidungssituationen, Resilienz-Trainings für Führungskräfte und Mitarbeiter sowie Veränderungsprozesse in der Organisationsentwicklung stellen die Kontexte der Fallbeispiele dar. Reflexionen über Chancen und Grenzen der Aufstellungsarbeit runden den Beitrag ab.
Eva Strasser, Barbara Ott

Spezifische Anwendungsfelder in der Aufstellungsarbeit

Frontmatter
Aufstellungsarbeit zur Therapie der metakognitiven Störung von Abhängigkeitskranken
Zusammenfassung
Abhängigkeitskranke leiden an einer Ich-Konfusion. Sie wechseln, ohne es zu merken, zwischen einem süchtigen und einem gesund erwachsenen Denken hin und her. Störungsspezifische Aufstellungsarbeit kann den Betroffenen helfen, ihre Ich-Konfusion als solche zu erfassen, den Als-ob-Modus in ihr süchtiges Denken zu integrieren und so ihre Ich-Konfusion aufzulösen. TherapeutInnen können sich in der Beziehung zu Abhängigkeitskranken orientieren und aus einer Gegenübertragung befreien, indem sie mithilfe der Aufstellungsarbeit ihre drei aufgabenbezogenen Ich-Zustände aus ihrer Blockade befreien. Das sind die Ich-Zustände der „Therapeutin als begegnender Mensch“, die „kompetente fachkundige Therapeutin“ und die „grandiose Therapeutin“. Der Autor schildert den psychodramatischen Umgang mit den Ich-Zuständen der Patientin oder des Patienten und den Ich-Zuständen der Therapeutin in Theorie und Praxis.
Reinhard T. Krüger
Psychodramatische Aufstellungsarbeit mit PatientInnen in der stationären Psychiatrie
Zusammenfassung
Nach Aufzeigen der Rahmenbedingung für Gruppentherapie mit PatientInnen in der stationären Psychiatrie werden verschiedene psychodramatische Methoden der Aufstellungsarbeit vorgestellt und Anwendungsbeispiele gegeben. Die Methoden betreffen den Umgang der PatientInnen mit der Erkrankung (Spektrogramm Krankheit-versus-Gesundheit, „Kollegialvisite“, Auseinandersetzung mit dem Suchtmittel) sowie die Interventionstechniken „Momentaufnahme“, „Die-Tür-zu-einer-schönen-Erinnerung-öffnen“ und „Mein Tagesplan“.
Wolfram Bender
Aufstellungsarbeit als Traumatherapie: Trauma-Introjekt und Selbst-Integration
Zusammenfassung
Hier wird ein neues therapeutisches Paradigma vorgestellt: die Selbst-integrierende Trauma-Aufstellung (SITA). In einer Trauma-Aufstellung zeigt sich das von der neueren Gedächtnisforschung als Gedächtnisrekonsolidierung beschriebene Phänomen, dass ein ich-fremdes Trauma als Introjekt gespeichert wird und durch eine spezifische Lösungsstrategie wieder entfernt werden kann. Zugleich erlaubt das Aufstellungs-Setting, geeignete Lösungsstrategien zu entwickeln, welche den Klient*innen ermöglichen, das Introjekt als ich-fremd zu erkennen, sodass sie in der Lage sind, es aus ihrem Raum zu entfernen und wirksam abzugrenzen. Das Selbst, zunächst vom Trauma-Introjekt verdrängt, erweist sich dabei als Ressource. Nach der Entfernung des Trauma-Introjektes ist wieder die Identifizierung mit dem Selbst – statt mit dem Trauma-Introjekt – möglich. Das führt zu einer berührenden Erfahrung von Selbst-Kongruenz. Diese Lösungsstrategie weist Parallelen auf zu dem Algorithmus der Gedächtnisrekonsolidierung der Gedächtnisforschung. An einem Fallbeispiel werden das Konzept, die Vorgehensweise und die Wirksamkeit der SITA erläutert.
Ernst R. Langlotz
Aufstellungsarbeit mit Menschen, die unter strukturellen Störungen leiden
Zusammenfassung
Psychodramatische Aufstellungsarbeit eignet sich, wenn sie strukturbezogen modifiziert angewandt wird, auch für die Arbeit an der strukturellen Persönlichkeitsentwicklung im Sinne der Nachreifung defizitär entwickelter oder der Integration desintegrierter Rollen und Rollenanteile. Mit intrapersonalen Aufstellungen können desintegrierte Gefühle und Rollen sichtbar gemacht und integriert werden. Aufstellungen des eigenen sozialen Atoms unterstützen dabei, sich das eigene Beziehungsnetz bewusst zu machen und die eigene Position in diesem zu reflektieren.
Die beiden AutorInnen stellen ausführlich dar, wie mit Aufstellungsarbeit im Einzel- bzw. Gruppensetting strukturbezogen modifiziert gearbeitet werden kann. Dabei werden auch die Unterschiede zwischen ambulantem und stationären Behandlungskontext beleuchtet.
Sonja Hintermeier, Hannes Goditsch
IoPT, Anliegenmethode und Resonanztechnik
Zusammenfassung
Dieser Beitrag beschreibt die Entwicklung des Autors vom Familien-Aufsteller, zum Trauma-Therapeuten und schließlich zum Begründer der Identitätsorientierten Psychotraumatheorie und -therapie (IoPT). Es werden die Meilensteine der Theorieentwicklung und die Aufstellungsarbeit mit Hilfe der Anliegenmethode und Resonanztechnik, die seiner derzeitigen Praxis zugrunde liegt, ausführlich dargestellt und begründet.
Franz Ruppert
Aufstellungsarbeit und der transgenerationale Blick
Grundlagen, Erklärungsmodelle und psychotherapeutische Interventionen bei der Aufstellungsarbeit transgenerationaler Themen
Zusammenfassung
Im vorliegenden Beitrag wird zunächst dargestellt, was unter Aufstellungsarbeit verstanden wird, sodann in das Feld der transgenerationalen Weitergabe psychischer Konstellationen und Symptome bzw. deren Wurzeln und Verarbeitung eingeführt. Epigenetische und psychologische Erklärungen werden detaillierter beschrieben. Anhand von kurzen illustrierenden Beispielen wird gezeigt, wie die Thematik transgenerationaler Weitergabe mithilfe von Aufstellungen anamnestisch erhoben, exploriert und bearbeitet werden kann. Abschließend erfolgt eine kritische Würdigung.
Christian Stadler
Die Aufstellungsarbeit in der Ego-State-Therapie bei somatischen und somatoformen Beschwerden
Zusammenfassung
Wenn psychisches Erleben als somatische Beschwerde eigentlich im Körper und nicht mental repräsentiert ist, kann das achtsame Begleiten der Körperempfindungen zum Bewusst-Werden konfliktreicher oder auch traumatisierender Situationen aus der Vergangenheit eines Menschen führen. Achtsames psychotherapeutisches Begleiten des inneren körperlichen Prozesses einer noch unklaren belastenden Erfahrung kann den Weg zu Ego-States (Ich-Anteilen) oder somatischen Fragmenten von Ego-States bahnen. Diese Ego-States können dann im inneren System eines Menschen aufgestellt oder ins Außen externalisiert werden, um Beziehungen untereinander zu erkennen, Kommunikation und Kooperation anzuregen und dadurch entwicklungsfördernde, integrierende Schritte anzuregen.
Elfie Cronauer, Susanne Leutner
Aufstellungsarbeit mit dem Inneren Team
Zusammenfassung
Die Aufstellung des Inneren Teams ist eine Inszenierung der unbewussten inneren Dynamik des Protagonisten oder der Protagonistin. Dabei werden in die systemisch geprägte Arbeit mit dem Aufstellungsfeld, kommunikationspsychologische und psychodynamische Elemente integriert. Ausgangspunkt ist die Überzeugung, dass auch eine leidvolle innere Dynamik einen Sinn hat und als Lösungsversuch anzusehen ist. Vor diesem Hintergrund folgt die Aufstellung keinem lösungsorientierten Ansatz, sondern zielt darauf, die unbewussten Hintergründe erfahrbar zu machen und aus diesem Verständnis heraus Veränderungsspielräume zu eröffnen. Der Artikel stellt Arbeitsweise und Ablauf anhand von Fallbeispielen dar.
Dagmar Kumbier
Aufstellungsarbeit in Trainings und Supervision von Kinder- und Jugendtherapeuten in Gaza
Zusammenfassung
Die Geschichte des langjährigen Projekts „Psychodrama in Gaza“ wird beschrieben. In einem dreijährigen Trainingskurs in „Psychodramatherapie mit traumatisierten Kindern“ unter den besonderen Bedingungen in Gaza wurden mehrfach didaktische Aufstellungen theoretischer Modelle eingesetzt, wie zum Beispiel die Funktionen von Hirnarealen unter normalen und unter lebensbedrohlichen Umständen. Die theoretisch gut geschulten und selbst meist komplex traumatisierten TeilnehmerInnen gewannen über diese Aufstellungen tiefere Einsichten und ein erweitertes Verständnis von sich selbst und ihrer Arbeit. Eine weitere Anwendung von Aufstellungsarbeit zur Evaluation und Entwicklungsförderung wurde mit dem Rollenatom durchgeführt.
Stefan Flegelskamp, Agnes Dudler
Psychodramatische Aufstellungsarbeit: Aktionssoziometrie mit der Seelenlandkarte für Therapie und Weiterbildung im Einzel- und Gruppensetting
Zusammenfassung
Wir beschreiben eine psychodramatische Aktionsmethode, eine Aktionssoziometrie mit der Seelenlandkarte (Schabel (1994) ursprünglich als Lebenslandkarte bezeichnet, modifiziert von Hübner, Hausdörfer und Köhler − unveröffentlicht, mit freundlicher Genehmigung der Autoren), die verfahrensübergreifend in verschiedenen Formaten einsetzbar ist. Wir stellen zunächst den theoretischen Rahmen zur Seelenlandkarte vor. Danach wird die Anwendung im Gruppensetting für die Bereiche Therapie und Weiterbildung gezeigt, dann im Einzelsetting für Erwachsene und Kinder. Die Seelenlandkarte ermöglicht diagnostisch und prozessbegleitend die aktuelle innere Lage und Beziehungslandschaft eines Menschen im Außen, psychodramatisch gesprochen auf der äußeren Bühne, sichtbar zu machen. Vorgegebene räumliche Metaphern, wie die Ortsbezeichnungen auf der hier verwendeten Landkarte erleichtern die Verortung in Beziehungen zu sich selbst und zu anderen. Zusätzlich kann durch verbale Interventionen der Leitung eine zeitliche Perspektive hinzugenommen werden. Entweder wird die Prozessbeobachtung in den Fokus gerückt, oder mittels psychodramatischer Surplus-Reality werden erwünschte Veränderungen durch Probehandlungen erlebbar gemacht. Die hierdurch angeregten mentalen Vorstellungen über sich selbst bewirken emotionale, somatische und psychische Erlebenszustände (Was stelle ich mir vor, wo befinde ich mich? Wie bin ich hier und jetzt?). Diese Selbstreflexionen werden innerhalb einer Prozessbeobachtung (z. B. Therapieverlauf, Seminarverlauf etc.) zu unterschiedlichen Zeitpunkten wiederholt eingesetzt. Wird die Kategorie Zeit mit der Seelenlandkarte zur Entwicklung einer Zukunftsvorstellung verwendet, im Sinne des Dort und Dann (Wo und wie sehe, fühle und denke ich dann?) entstehen mittels eines psychodramatischen Rollenwechsels mit dem zukünftigen Ich (das heutige Ich des Klienten/der Klientin wechselt in eine Zukunftsvorstellung von sich selbst) Fantasien, die erprobt werden können. Hieraus resultiert das Erleben einer zukünftigen Wirklichkeit und damit kann Hoffnung bis hin zur Überzeugung gestärkt werden: „Es ist möglich!“.
Martina McClymont-Nielitz, Andrea Meents
Störungsspezifische Psychodramatherapie mit Jugendlichen
Aufstellungsarbeit mit dem Familiensystem und der Inneren Bühne zur Integration von Selbstanteilen
Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird anhand von zwei Fallbeispielen die Methode der psychodramatischen Aufstellungsarbeit zur Integration von Selbstanteilen mit Jugendlichen dargestellt. Im ersten Fallbeispiel wird in unterschiedlichen familiären Settings mit Figuren auf der Tischbühne vor dem Hintergrund depressiver Erkrankungen der Familienmitglieder gearbeitet. Therapeutische Ziele waren die Lockerung der projektiven Abwehr und die Aktualisierung des Selbst, um eine Neugestaltung des familiären Alltags zu ermöglichen. Im zweiten Fallbeispiel wird im therapeutischen Tandemsetting mit einem Jugendlichen an der Integration von traumatisierten Selbstanteilen in unterschiedlichen Bühnenräumen gearbeitet. Es wird die therapeutische Wirkung der psychodramatischen Aufstellung und des psychodramatischen Spiels veranschaulicht, indem durch die wechselseitige Beziehung von Prozessen im Außen (auf der Bühne) und Innen (Mentalisieren) die inneren Beziehungsbilder von PatientInnen differenziert, erweitert und sinngebend verändert werden.
Andrea Meents, Kristina Scheuffgen
Aufstellungsarbeit für Scheidungskinder
Zusammenfassung
Die Aufstellungsarbeit mit Tierfiguren ermöglicht Scheidungskindern, im Schutz der Rolle zu zeigen, was sie bewegt und sich ihren eigenen Gefühlen und Wünschen zu nähern. Sie unterstützt Eltern dabei, für die kindlichen Bedürfnisse sensibilisiert zu werden und die Kinder feinfühlig bei der Bewältigung zu unterstützen. An Hand von Fallbeispielen wird dies veranschaulicht.
Regine Reisinger
Aufstellungsarbeit in der Sexual- und Paartherapie
Zusammenfassung
Die psychodramatische Aufstellungsarbeit eignet sich hervorragend für die Bearbeitung von sexuellen Störungen und Beziehungsproblemen.
In der einfachsten Form bauen die KlientInnen (Intermediär-)Objekte (Stühle, Figuren, Gegenstände aller Art) auf, die stellvertretend stehen für Dinge, Menschen, Gefühle, Körperteile etc. Wichtig dabei sind die emotionale Belegung und Qualität der Gegenstände und die Art ihrer Anordnung. Dabei ist der sinnliche Aspekt der Intermediär-Objekte (IOs) für die Arbeit an sexuellen Störungen sehr hilfreich. Im weiteren Verlauf kann dann z. B. die Rolle der IOs übernommen und der Prozess anschließend besprochen werden. Da der Fokus auf etwas Drittes gelenkt wird, wirkt die Arbeit mit IOs immer auch enthemmend, ein großer Vorteil bei schambesetzten Themen. IOs können insbesondere in der Einzeltherapie, aber auch in allen anderen Settings eingesetzt werden.
Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit, etwas aufzubauen, gemeinsam anzusehen und zu besprechen und dann u. U. Teile auszutauschen oder hinzuzufügen, z. B. mit der Frage: „Was würde die Situation verbessern? Was brauchen Sie, damit Sie sich besser fühlen oder die Sache anders angehen können? Mut? Gelassenheit? Wählen Sie bitte einen Gegenstand dafür aus. Wo genau möchten Sie ihn positionieren?“
Und es gibt die Möglichkeit, die Aufstellung psychodramatisch „durchzuspielen“, d. h. der/die KlientIn stellt, setzt oder legt sich auf die unterschiedlichen Positionen und fühlt nach. Wechselt der/die KlientIn dabei in einzelne Anteile, wird das als Rollenwechsel bezeichnet. Dann könnte er in o. g. Beispiel in die Rolle des Mutes wechseln und so diese Ressource erfühlen und entwickeln.
In der Paar- und Gruppentherapie kann bei der Aufstellungsarbeit zusätzlich mit Rollentausch gearbeitet werden. Das Paar baut z. B. sich selbst als Person und die jeweiligen Geschlechtsorgane auf. Dann können sich die beiden PartnerInnen zunächst in ihre eigenen Positionen einfühlen („Wie fühle ich mich, wie fühlt sich mein Penis, meine Vagina? In Bezug auf mein Gegenüber?“) Und dann kann das Paar Plätze und Rollen tauschen. „Wie fühlt sich meine Frau? Wie fühle ich mich in der Rolle der Vagina meiner Frau?“
Sehr bewegend wird es, wenn die Anteile über das Schildern des eigenen Erlebens hinaus in Dialog treten oder in Bewegung kommen. Hier liegt die Schnittstelle zwischen der Aufstellungsarbeit, die Momente „einfriert“, und der psychodramatischen Szene, in der gehandelt wird. (siehe z. B. Abschn. 5.1.1)
In der Gruppenarbeit kann ohne Gegenstände mit den Gruppenmitgliedern gearbeitet werden, z. B. kann ein Teil der Gruppe die weiblichen Geschlechtsorgane „aufbauen“, indem Gruppenmitglieder Rollen wie Schamlippen, Gebärmutter, etc. übernehmen, und ein anderer Teil der Gruppe stellt die männlichen Geschlechtsorgane auf. Dann wird getauscht (Rollentausch). Die Übung ist sehr gut geeignet, um das Reden über Sexualität in Fluss zu bringen.
Sabine Kistler, Stefan Woinoff
Aufstellungsarbeit von Träumen
Zusammenfassung
In diesem Beitrag des Praxishandbuchs Aufstellungsarbeit werden exemplarisch an zwei ausführlichen Falldarstellungen die Prozesse aufgezeigt, durch die szenische Aufstellungen das Verstehen und Bearbeiten von Träumen fördern. Die psychodramatische Traumaufstellungsarbeit erschließt durch die zugrunde liegende szenisch-systemische Herangehensweise die Ebenen der Subjekt- und Objektstufe und ermöglicht in der Fortführung des vorliegenden Traummaterials erlebnisorientierte Mentalisierungen vorbewusster Vorgänge.
Christian Stadler
Die soziodramatische Gruppenthemen-Aufstellung „Play of Gods“
Zusammenfassung
Das „Play of Gods“ ist eine psycho- und sozio-dramatische Variante der Aufstellungsarbeit. Es werden verborgene Kapazitäten (eine Teilgruppe) und Bedürfnisse/Nöte (andere Teilgruppe) aus einem Gruppenkontext heraus aufgestellt, erforscht und verändert. Dabei geht es nicht nur um die Anliegen von einzelnen ProtagonistInnen innerhalb einer Gruppe, sondern „Play of Gods“ bringt die Gruppenmitglieder und das Gruppen-Selbst in Interaktion. Ziel ist die Rollenexpansion in Bezug auf ein aktuelles sowie relevantes Thema. Dabei nehmen nach einer Anwärmungsphase zumindest ein Teil der Gruppenmitglieder die Rolle von „Göttern“ und ähnlichen Wesen/Energien oder humanistischen Werten ein. Die Spiel-Erfahrung wird auf der persönlichen, der Gruppenebene und auf der gesellschaftlichen Ebene ausgewertet. Je nach Kontext ergeben sich Ergebnisse in Bezug auf das Gruppenanliegen/-thema und auf die Reintegration/Förderung von Ressourcen der Einzelnen und der Gruppe, ja sogar der Gesellschaft.
Das Play of Gods, zu Deutsch „Götterrunde“ oder auch „Spiel der Kreatoren“, entwickelte sich eher zufällig 2013 in einem multikulturellen Bildungs-Setting an der Manipal Universität im südindischen Mangalore. Einige dutzend Male wurde diese Aufstellungsmethode seitdem in Bildungsarbeit und in gruppenbezogener Selbsterfahrung erfolgreich eingesetzt. Sie muss mehr als andere Methoden auf die TeilnehmerInnen und das Setting angepasst werden. Sie ist weder exakt wiederholbar noch in Ergebnissen und Verlauf vorhersagbar, jedoch stets kreativ, überraschend, neu.
Jochen Becker-Ebel
Aufstellungsarbeit in der Wissenschaft und Konturen einer Aufsteller/innen-Wissenschaft
Zusammenfassung
Das Verhältnis von Wissenschaft und Aufstellerszene ist spannungsgeladen und die Energie aus dieser Spannung wird erst langsam konstruktiv erschlossen. Potenzial für einen neuen Zugang bietet die Forschung mit Systemaufstellungen zusätzlich zu einer Forschung über Systemaufstellungen. Der Beitrag bietet Kursorisches aus dem Blickwinkel eines Berufswissenschaftlers darauf, wie sich Wissenschaft und Aufstellerszene annähern können in ihrem Bedürfnis, Theorie und Praxis von Aufstellungsarbeit zu integrieren, um das große Potenzial intuitiver Erkenntnisarbeit zu erschließen.
Georg Müller-Christ
Backmatter
Metadaten
Titel
Praxishandbuch Aufstellungsarbeit
herausgegeben von
Christian Stadler
Bärbel Kress
Copyright-Jahr
2020
Electronic ISBN
978-3-658-17516-0
Print ISBN
978-3-658-17515-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-17516-0

Premium Partner