2005 | OriginalPaper | Buchkapitel
Private Virtues, Public Vices? Sozialphilosophische Implikationen der Rede von Korruption
verfasst von : Christoph Henning
Erschienen in: Korruption
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Korruption ist in Mode. Ein Versuch der Aufzählung der jüngsten Korruptionsskandale allein in Deutschland käme kaum an ein Ende, selbst wenn er sich auf die Jahre zwischen dem Auffliegen des „Systems Kohl“
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und dem Ackermann-Prozess beschränken würde. Doch schon diese Kombination zeigt, dass es bei den als Korruption verhandelten Fällen große Unterschiede gibt: Helmut Kohl hat den Tatbestand der Korruption eindeutig erfüllt, indem er mit seinen Staatsund Parteiämtern zugleich ein illegitimes monetäres Parallelnetzwerk unterhielt, dessen Ausmaße durch die Unterdrückung der Stasiakten noch gar nicht bekannt sind. Josef Ackermann hingegen, der in den Augen Vieler die Grenzen der Sittlichkeit und des guten Geschmacks weit überschritten hat, hat sich juristisch nichts zuschulden kommen lassen
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. Der „Fall Ackermann“ zeigt damit nicht nur, dass die Grenzen zur Korruption fließend sind, sondern auch, dass nicht allein die Korruption, sondern auch die Rede von Korruption seit einiger Zeit in Mode gekommen ist. Heute werden Dinge als Korruption wahrgenommen, die früher — zumindest von manchen Stellen — noch mit Achselzucken quittiert worden wären.