Skip to main content

1994 | Buch

Promo-Viren

Zur Behandlung promotionaler Infekte und chronischer Doktoritis

herausgegeben von: Thomas Meuser

Verlag: Gabler Verlag

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

1. Universitäre Alltagsforschung Oft wird im Rahmen der Promotionslehre der graue Alltag, der sich an einem universitären Lehrstuhl abspielt, unterschätzt. Eine seriöse Promotionslehre kommt aber in keinem Fall umhin, die Lehrstuhl­ tätigkeiten als wirtschaftliches Fundament des Promotionslebens in ihre Betrachtungen einzubeziehen. Ökonomisch betrachtet ist die Erzielung von Einkünften während einer Promotion eine strenge Nebenbedingung des Doktorandendaseins. Eine analytisch befriedigende, empirisch wie theoretisch ausge­ reifte wissenschaftliche Betrachtung des Tagesgeschäftes eines uni­ versitären Lehrstuhls konnte bisher allerdings nie vorgelegt werden. Dafür sind zwei wesentliche Ursachen zu nennen: Zum einen erfor­ dert eine solche Arbeit eine besonders behutsame Annäherung an den intimen Mikrokosmos eines Lehrstuhls: Der universitäre Mensch ist oft schreckhaft, scheut die Öffentlichkeit und bevorzugt statt dessen die entspannte Abgeschiedenheit von der grausamen Praxiswelt. Er läßt sich nur widerwillig in die Karten sehen. Er arbeitet viel und gern im Dienste der Forschung, haßt es aber, selbst erforscht zu werden. Er selbst stellt also das größte Hindernis bei der Alltags­ forschung dar. Zum anderen ist das Thema völlig irrelevant. Insge­ samt besteht also Grund genug für eine intensive Auseinandersetzung damit.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Zur Lage der Promotionslehre

Frontmatter
Der hoffnungsvolle Nachwuchsforscher: ein Beitrag über Gemütslagen
Zusammenfassung
Der erste Satz ist in den seltensten Fällen der erste Satz. Insbesondere bei Abhandlungen mit wissenschaftlichen Inhalt ist er zumeist einer der letzten, weil erst nach der schriftlichen Fixierung aller Gedanken und Forschungsergebnisse klar ist, was eigentlich wieso erforscht wurde. Diese Kenntnis ist für einen Auftakt, der zu den folgenden Ausführungen paßt, unverzichtbar. Deshalb kann der erste Satz erst gegen Ende der gesamten Untersuchung formuliert werden und ist somit einer der letzten.
Thomas Meuser
Beschaffung und Einsatz der Promotionsfaktoren: von Niederlagen, Auslagen, Zwangslagen und ähnlich unangenehmen Lagen
Zusammenfassung
Das Diplom oder eine gleichwertige Qualifikation ist zur Promotion absolut notwendig; ohne sie darf der Mensch gar nicht am Promotionslauf teilnehmen. Es ist die Eintrittskarte für diese elitäre Veranstaltung. Nun sind die „Türsteher“ recht pingelige Zeitgenossen: Irgendein Diplom kann fast jeder vorweisen, und wenn es das Jodel-Diplom ist.
Thomas Meuser
Ansätze zur Beschreibung, Erklärung und Prognose des Promotionsprozesses: ein Überblick mit elf Collagen
Zusammenfassung
Die faktoranalytische Auswertung einer repräsentativen Straßenumfrage in einer universitätsfernen Kleinstadt ergab, daß die Befragten mit einem Promotionsprozeß einen verkaufsfördernden Werbefeldzug oder ein Gerichtsverfahren gegen einen Prominenten assoziieren.
Hilmar Henselek

Erstmaliger Einblick: der Nachwuchsforscher aus seiner eigenen Sicht

Frontmatter
Bittere Wahrheiten. Neues aus dem Alltag wissenschaftlicher Mitarbeiter
Zusammenfassung
Oft wird im Rahmen der Promotionslehre der graue Alltag, der sich an einem universitären Lehrstuhl abspielt, unterschätzt. Eine seriöse Promotionslehre kommt aber in keinem Fall umhin, die Lehrstuhltätigkeiten als wirtschaftliches Fundament des Promotionslebens in ihre Betrachtungen einzubeziehen. Ökonomisch betrachtet ist die Erzielung von Einkünften während einer Promotion eine strenge Nebenbedingung des Doktorandendaseins.
Reinhard Schulte
Psycho I: Der Assistent am Rande des Nervenzusammenbruchs
Zusammenfassung
Der ideale wissenschaftliche Mitarbeiter widmet einen großen Teil seiner Zeit der Studentenbetreuung. Insbesondere die Hausarbeitsbetreuung eignet sich ausgezeichnet, um eingehende Charakterstudien zu betreiben. Durch die Konfrontation mit unterschiedlichsten Studententypen entwickelt der Assistent fundierte psychologische Fähigkeiten. (Daß dies umgekehrt auch gilt, wird überzeugend in dem dramatischen Teil II dieses Psychothrillers von Werner nachgewiesen.) Die Vielfalt der Charaktere fördert sein Einfühlungsvermögen. Nach einiger Zeit verfügt er über ein großes Maß an Menschenkenntnis. Nicht wenige wissenschaftliche Mitarbeiter sind in der Lage, schon am Klopfen oder doch zumindest an der Nasenspitze des Studenten zu erkennen, was ihnen in den nächsten Minuten oder auch Stunden bevorsteht. Die tiefschürfenden Erfahrungen, die ein Assistent bis zur vollen Ausbildung dieser Fähigkeiten machen muß, sollen im folgenden anhand einer Beschreibung der äußeren Merkmale sowie diverser Charaktereigenschaften von Studenten verdeutlicht werden.
Bettina Frank
Pecunia non olet — Nebentätigkeiten des Nachwuchsforschers als Hürden auf dem Weg zum Doktortitel
Zusammenfassung
Es ist schon ein erhebendes Gefühl, nach langem, aufreibenden Studium endlich jenes Dokument in Händen zu halten, das den — mehr oder weniger — gerechten Lohn für alle erlittenden Qualen darstellt: Die Examens-Urkunde.
Ulrike Kesten
Der promovierende Promovend und die außerordentlichen Promotionstätigkeiten
Zusammenfassung
Überrascht man den promotionsunerfahrenen Leser mit der Frage, was er unter den eigentlichen Tätigkeiten eines promovierenden Promovenden versteht, so wird man üblicherweise immer mit der gleichen voreiligen Antwort konfrontiert: Die Tätigkeiten des Promovenden beschränken sich in der Regel auf das Promovieren, das Promovieren und last but not least das Promovieren. (Eine bissige Anmerkung des promotionserfahrenen Autorenteams: „... wie auch nicht anders zu erwarten war.“)
Thomas Müchler, Britta Niklas

Elendiger Anblick: der Nachwuchsforscher aus der Sicht arg Betroffener

Frontmatter
Take Five: Zur optimalen Leitungsspanne an Lehrstühlen
Zusammenfassung
Es war alles so schön ausgedacht: Dem (Noch-)Dienstherrn im kühlen Norden war der Fairneß halber mitgeteilt, daß er im Sommersemester nicht mehr mit dem Verfasser dieser Zeilen planen sollte. Dem (Bald)-Dienstherrn im Lande der Spätzle-Liebhaber war der Wunsch übermittelt, die Ernennung Ende Februar 1991 mit Wirkung zum 1. April 1991 vorzunehmen. Zwar war es noch nie jemandem gelungen, pünktlich zum Semesterbeginn ernannt zu werden — warum das so ist, ist der Forschung bislang verborgen geblieben (in dieses Dunkel ist unbedingt Licht zu bringen: als Promotionsthema vormerken!) -, dennoch wurden für den März eifrig Urlaubspläne geschmiedet. Natürlich ausschließlich im dienstlichen Interesse, denn der Beamte ist rechtlich verpflichtet, jederzeit für die Erhaltung seiner Arbeitskraft zu sorgen (§ 35 BRRG).
Siegfried Franz Franke
Die DV-technische Betreuung von Promotionsprojekten. Warum auch bei einem 486er ein DV-Experte unerläßlich ist
Zusammenfassung
Im Laufe seiner Forschungsarbeiten gelangt der Promovend unweigerlich an einen Punkt, an dem es notwendig wird, seine oft mühevollen Überlegungen und deren Ergebnisse zu Papier zu bringen. Die heute fast allen jungen Forschern hierfür zur Verfügung stehende Technik besteht nicht mehr aus einer Schreibmaschine und passendem Papier, sondern aus einem Personal Computer, einem mehr oder weniger dazu passenden Drucker sowie der notwendigen Software. Damit, und mit den Versprechungen von Herstellern und Händlern dieser Ausrüstung sowie mit guten Ratschlägen von Freunden und Bekannten ausgestattet, werden dann erste Versuche mit der Textverarbeitung unternommen. Verwandte unterstützen den Promovenden häufig noch mit der Aussage, das Abitur habe er ja auch geschafft. Die meist dürftigen Grundkenntnisse über die Computernutzung werden nur selten durch die Lektüre mehr oder weniger geeigneter Literatur ergänzt. Wenn doch, so zeigt sich der ansonsten kritische Jungwissenschaftler sehr offen für die Verheißungen in Produktbeschreibungen und Handbüchern der Hersteller von Hard- und Software. Aussagen wie “... erleichtern Ihre Arbeit...”, “... stellen kein Problem dar...” oder “... noch bequemer geht es...” wecken in ihm die Hoffnung, mit Computer und Textverarbeitungsprogramm ein mächtiges Werkzeug auf dem Tisch zu haben, mit dem er allen Herausforderungen der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit trotzen kann.
Dagmar von Günther, Stefan Krebs
Näher mein Gott zu Dir: Eine studentische Hilfskraft auf dem Weg nach oben
Zusammenfassung
Nachdem sich junge Studentinnen und Studenten durch ein mühseliges Unileben gequält, eine Arbeit unter Bedingungen geschrieben haben, die das Wort Askese in einem ganz neuen Licht erscheinen läßt, und letztendlich je nach Fachbereich dann noch einige Klausuren und/oder mündliche Prüfungen abgeschlossen haben, sollte man annehmen können, daß eine große und umfassende Fluchtbewegung erfolgen sollte. Bis auf einen kleinen Rest findet diese auch statt, doch eben dieser Rest ist einer besonderen Untersuchung wert, da er auf den ersten Blick bar jeder Vernunft zu handeln scheint. In diesem Aufsatz soll deswegen eben jene Gruppe von Menschen im Vordergrund stehen, was sie antreibt, was sie zu erdulden hat und wie sie sich dabei verhält. Er beruht auf den reichhaltigen Erfahrungen der Autoren, die wir in unserer langjährigen Tätigkeit an der Universität sammeln durften.
Susanne Franke, Michael Kersting
Psycho II: Der Student am Rande des Nervenzusammenbruchs
Zusammenfassung
Daß der Weg zum Examen lang, dornenreich und bitter ist, ist eine weitverbreitete Erkenntnis. Viele der Faktoren, die für die mit dem Studium verbundenen Mühsalen verantwortlich sind, wurden in der Literatur hinlänglich gewürdigt: etwa sich ins uferlose ausdehnende Prüfungsinhalte, unerfüllbare Prüfungsansprüche oder aber die beklagenswerte Qualität des Mensaessens.
Michael Werner

Erfreulicher Ausblick: das Leben als Titelträger

Frontmatter
O, du schöne Universität
Über den Versuch, sein Verbleiben an der Hochschule zu begründen
Zusammenfassung
Nach Beendigung der Promotion bzw. zum Teil bereits in ihrer Endphase gewinnt in den meisten Fällen die Lektüre der Samstagsausgabe einer größeren Tageszeitung für die dahinter steckenden klugen Titelträgerköpfe stetig wachsende Bedeutung und übertrifft damit oft noch die Sportseiten am Montagmorgen. Ursache hierfür ist die wachsende Unsicherheit über die Art der Tätigkeit, mit der man sich in den nächsten zwei bis n Jahren die notwendigen Einkünfte sichern darf.
Thomas Werbeck
Als Fachhochschullehrer in dem Wölkchen Fahoschu im Wolkenland Norheinwe
Zusammenfassung
Geboren wurde ich im Wolkenland Saarla. Nach unerquicklichen Kriegsereignissen verließ ich mit vierzehn die Volksschule, so wie die Ordnung es vorsah. Der Kulti in der Wolke Saarla sah keine Notwendigkeit, uns kriegsgeplagten Kindern einen Ersatz für die zahllosen Unterrichtsausfälle zu geben.
Alfred Baston
Vom praktischen Nutzen doktoraler Forschung oder: Das “7-Dr-Modell” zur unaufhaltsamen Karriere in der Praxis
Zusammenfassung
Das äußerst entbehrungsreiche und von häufigen Lukubrationen (= wissenschaftliches Arbeiten bei Nacht; siehe Fremdwörterduden, dem geheimen und unverzichtbaren Lieblingsbuch der promovierenden Klasse) heimgesuchte und mit gut fünf Jahren auch viel zu lange Leben vor Abschluß der Promotion erfährt — wie zu zeigen sein wird — zahlreiche Änderungen in nahezu allen Lebensbereichen und im Umgang mit “normalen” bzw. normal gebliebenen Menschen nach Vollendung aller, sehr umfangreichen und meistens sehr schwierigen Promotionsleistungen, die da schriftlich (Abfassung einer Dissertationsschrift) und mündlich (Disputation oder Rigorosum) zu erbringen sind.
Joachim Deppe, Hans-Hermann Hüttemann
Backmatter
Metadaten
Titel
Promo-Viren
herausgegeben von
Thomas Meuser
Copyright-Jahr
1994
Verlag
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-663-11180-1
Print ISBN
978-3-663-11181-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-11180-1