1 Einleitung
2 MGÜ mit extrudierten AC-Kabeln
2.1 Grundsätzliche Vorteile
2.2 Erhöhung der Übertragungskapazität durch die Umstellung von AC-Kabelsystemen auf DC-Betrieb
\(U_{\mathit{DC}}\) (kV) |
\(P_{\mathit{DC}}/P_{AC}\)
|
\(P_{\mathit{DC}}/P_{AC}\)
|
---|---|---|
(cosφ = 0,85) | (cosφ = 1,0) | |
16,3 | 1,11 | 0,94 |
20 | 1,36 | 1,15 |
30 | 2,04 | 1,73 |
50 | 3,40 | 2,89 |
70 | 4,75 | 4,04 |
3 Extrudierte DC-Kabel
3.1 Historie und Stand der Technik
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Das erste HGÜ-Projekt mit VPE-isolierten DC-Kabeln wurde 1999 mit einer Leistung von 50 MW und einer Länge von 72 km in Betrieb genommen (Projekt ,,Gotland Link“). Es handelt sich um ein bipolares 80-kV-DC-Kabelsystem.
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Als weiterer bedeutender Meilenstein wurde im Jahr 2010 das 400-MW-HGÜ-Projekt ,,Trans Bay“ in San Francisco in Betrieb genommen. Die weltweit erstmals verwendeten 200-kV-DC-Kabel haben einen Kupferleiter mit einem Leiterquerschnitt von 1100 mm2.
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Ein VPE-DC-Kabelsystem mit einer Nennspannung von 320 kV und einer Übertragungsleistung von 800 MW wurde erstmals im HGÜ-Projekt ,,DolWin 1“ eingesetzt. Die Übertragungsstrecke hat eine Länge von 165 km und wurde 2014 in Betrieb genommen.
3.2 Besonderheiten des Isoliersystems von DC-Kabeln
-
Feldinversion: Die elektrische Feldverteilung in einem DC-Kabel ist von der temperatur- und feldstärkeabhängigen Leitfähigkeit des verwendeten Isoliermaterials abhängig. Ein von den Stromwärmeverlusten des Kabelleiters verursachter Temperaturgradient \(\Delta T\) in der Kabelisolierung führt zu einer Verringerung der elektrischen Feldstärke am Innenleiter und zu einem Ansteigen der Feldstärke am Außenleiter.
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Raumladungen: Hochpolymere Isolierstoffe wie VPE sind in der Lage freie Ladungsträger zu speichern. Die dabei ggf. entstehenden temperatur-, feldstärke-, zeit- und ortsabhängigen Raumladungen beeinflussen die elektrische Feldververteilung in der Kabelisolierung und können insbesondere nach einem Polaritätswechsel zu Ausfällen führen. Die Messung von Raumladungen in dünnen Materialproben und dickwandigen Kabelisolierungen kann mit verschiedenen Verfahren (PEA, TSM) experimentell durchgeführt werden. Mit geeigneten Maßnahmen und Modifikationen des Isolierwerkstoffs ist eine Minimierung der Raumladungsbildung möglich.
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Wärmedurchschlag: Die temperaturabhängige Leitfähigkeit des Isoliermaterials kann bei hohen Temperaturen zu einem geringen Isolationswiderstand führen. Daraus resultiert in Folge ein erhöhter Gleichstrom durch die Kabelisolierung und eine damit verbundene weitere Erwärmung des Dielektrikums. Diese stetig fortschreitende Erwärmung führt zu einem Wärmedurchschlag des Kabeldielektrikums. Der beschriebene Effekt begrenzt bei älteren VPE-isolierten DC-Kabeln die maximale Leitertemperatur auf 70 °C und wird bei modernen extrudierten DC-Kabeln durch entsprechend ausgewählte und modifizierte Isoliermaterialien ausgeschlossen.
3.3 Präqualifikationstest für DC-Kabel
Nr. | Prüfung | Anzahl der Zyklen oder Tage | Polarität | Prüfspannung |
---|---|---|---|---|
1 | LC | 30 Zyklen | + |
\(U _{\textit{TP1 }}\)
|
2 | LC | 30 Zyklen | − |
\(U _{\textit{TP1 }}\)
|
3 | LC + PR | 20 Zyklen | ± |
\(U _{\textit{TP2 }}\)
|
4 | HL | 40 Tage | + |
\(U _{\textit{TP1 }}\)
|
5 | HL | 40 Tage | − |
\(U _{\textit{TP1 }}\)
|
6 | ZL | 120 Tage | − |
\(U _{\textit{TP1 }}\)
|
7 | LC | 30 Zyklen | + |
\(U _{\textit{TP1 }}\)
|
8 | LC | 30 Zyklen | − |
\(U _{\textit{TP1 }}\)
|
9 | LC + PR | 20 Zyklen | ± |
\(U _{\textit{TP2 }}\)
|
10 | S/IMP | – | Bipolar |
\(U _{\textit{P2,O}}\)
\(U _{\textit{P1} }\)
|
Nr. | Prüfung | Anzahl der Zyklen oder Tage | Polarität | Prüfspannung |
---|---|---|---|---|
1 | LC | 40 Zyklen | + |
\(U _{\textit{TP1 }}\)
|
2 | LC | 40 Zyklen | − |
\(U _{\textit{TP1 }}\)
|
3 | HL | 40 Tage | + |
\(U _{\textit{TP1 }}\)
|
4 | HL | 40 Tage | − |
\(U _{\textit{TP1 }}\)
|
5 | ZL | 120 Tage | − |
\(U _{\textit{TP1 }}\)
|
6 | LC | 40 Zyklen | + |
\(U _{\textit{TP1 }}\)
|
7 | LC | 40 Zyklen | − |
\(U _{\textit{TP1 }}\)
|
8 | S/IMP | – | Bipolar |
\(U_{\textit{P2,O }}\)
\(U _{\textit{P1}}\)
|
4 Experimentelle Untersuchungen
4.1 Prüfobjekt, Vorversuche und Versuchsaufbau
4.2 MGÜ-Langzeitprüfung für AC-Kabel
Nr. | Prüfung | Anzahl der Zyklen oder Tage | Prüfspannung |
---|---|---|---|
1 | LC | 10 Zyklen mit 8/16 h | +80 kV |
20 Zyklen mit 4/8 h | |||
2 | LC | 10 Zyklen mit 8/16 h | −80 kV |
20 Zyklen mit 4/8 h | |||
3 | LC + PR | 40 Zyklen mit 4/8 h, | ±69 kV |
jeder 2. Zyklus: | |||
3 × PR (4 h) | |||
4 | HL | 40 Tage | +80 kV |
5 | HL | 40 Tage | −80 kV |
6 | ZL | 120 Tage | −80 kV |
7 | LC | 30 Zyklen mit 4/8 h | +80 kV |
8 | LC | 30 Zyklen mit 4/8 h | −80 kV |
9 | LC + PR | 40 Zyklen mit 4/8 h, | ±69 kV |
jeder 2. Zyklus: | |||
3 × PR (4 h) | |||
10 | S/IMP | — | 66 kV 116 kV |