2010 | OriginalPaper | Buchkapitel
Rekonstruktive Forschungslogik
verfasst von : Benjamin Herborth, M.A.
Erschienen in: Handbuch der Internationalen Politik
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.
Wählen Sie Textabschnitte aus um mit Künstlicher Intelligenz passenden Patente zu finden. powered by
Markieren Sie Textabschnitte, um KI-gestützt weitere passende Inhalte zu finden. powered by
Es hat sich eingebürgert, den Gegenstandsbereich der Internationalen Beziehungen auch unter dem Gesichtspunkt seiner sozialen Konstruktion zu betrachten. Außenpolitische Entscheidungen über Krieg, Frieden oder den Beitritt zum Kyoto-Protokoll lassen sich ebenso als Ergebnis gesellschaftlicher Konstruktionsprozesse analysieren wie der Formwandel des Souveränitätsprinzips, die Herausbildung trans- und supranationaler Identitäten oder die Rechtsevolution im Völkerrecht. Konstruktivistische Ansätze stehen mittlerweile gleichberechtigt neben realistischen und liberalen Perspektiven. Dadurch wird zunächst eine Öffnung des Fachs für Erkenntnisse der Sozialtheorie, der pragmatistischen Handlungs- und Erkenntnistheorie (vgl. den Beitrag von Gunther Hellmann in diesem Band), des Poststrukturalismus und zunehmend auch der normativen Theorie angezeigt. Konstruktivistische Ansätze eröffnen neue Theoriebezüge und schaffen dadurch innovative Denkmöglichkeiten, die sich als „Mehrwert“ der begrifflichen Umstellung verbuchen lassen. Auf einen zweiten Blick überrascht es jedoch, wie reibungslos der Konstruktivismus (der inzwischen häufiger im Singular auftritt), sich in den Theoriekanon der Internationalen Beziehungen hat eingliedern können.