2006 | OriginalPaper | Buchkapitel
Relativer Fortschritt von Theorien
Ein strukturalistisches Rahmenkonzept zur Beurteilung der Fortschrittlichkeit wirtschaftswissenschaftlicher Theorien
verfasst von : Univ.-Prof. Dr. St. Zelewski
Erschienen in: Fortschritt in den Wirtschaftswissenschaften
Verlag: DUV
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Im Spannungsfeld zwischen Fortschritt als Legitimationsbasis für die Dignität wissenschaftlicher Arbeit einerseits und als schillerndem Begriff ohne inhaltliche Verbindlichkeit andererseits wird ein Konzept zur präzisen inhaltlichen Bestimmung des Fortschrittsbegriffs vorgestellt. Dieses Fortschrittskonzept beruht auf dem Strukturalistischen Theorienkonzept des „non statement view“. Zur Operationalisierung des strukturalistischen Fortschrittskonzepts werden formalsprachliche Kriterien entwickelt, die es gestatten, die Fortschrittlichkeit von jeweils zwei miteinander verglichenen Theorien zu beurteilen. Diese Kriterien „relativer“ Fortschrittlichkeit erfordern lediglich Überprüfungen, ob zwischen ausgezeichneten Komponenten von strukturalistisch (re-) konstruierten Theorien mengentheoretische Inklusionsbeziehungen bestehen. Mittels der Inklusionsbeziehungen werden Fortschrittsrelationen spezifiziert, die eine konkrete Messung des theoretischen Fortschritts auf einer Ordinalskala erlauben.
Es wird aufgezeigt, dass sich das strukturalistische Fortschrittskonzept im Hinblick auf den empirischen Gehalt, d.h. Theoriepräzision und -anwendungsbreite, sowie die empirische Bewährung von Theorien als anschlussfähig gegenüber konventionellen Fortschrittsverständnissen erweist. Darüber hinaus lässt sich ein Überschussgehalt des strukturalistischen Fortschrittskonzepts nachweisen, der es erlaubt, eine größere Vielfalt von Ursachen und Arten theoretischen Fortschritts zu identifizieren, als es im konventionellen Theorienkonzept des „Statement view“ möglich ist. Schließlich wird die konkrete Anwendung des strukturalistischen Fortschrittskonzepts anhand der Rekonstruktion einer aktivitätsanalytischen Theorieentwicklung skizziert, mit der in der Betriebswirtschaftslehre auf ökologische Herausforderungen an die produktionswirtschaftliche Theoriebildung reagiert wurde.