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21.11.2014 | Bauplanung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Integrale Planungen am Bau

verfasst von: Christoph Berger

3:30 Min. Lesedauer

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Um dem Lebenszyklus von Gebäuden mit seinen einzelnen Phasen gerecht zu werden – auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, sollten alle Beteiligten mit Projektstart an einem Tisch sitzen: von den Planern bis hin zu den späteren Nutzern und Dienstleistern. Integrales Planen nennt man diese Methode.

„Wir legen bereits in der Entwurfsplanung großen Wert auf Variantenvielfalt in der Nutzung, Qualität und Herkunft der Baustoffe sowie die Sicherstellung eines integralen Planungsprozesses in allen Leistungsstufen“, sagte Christian Berger, Geschäftsführer der Strauss & Co. Development GmbH, als jüngst gleich drei Projekte des Immobilienentwicklers mit einem DGNB-Zertifikat für Nachhaltiges Bauen ausgezeichnet wurden.

Neues Denken der Bauprozesse

Was sich so einfach anhört, ist mit einigem Aufwand und vor allem einem Umdenken verbunden. Bisherige Prozesse müssen neu gedacht und gelebt werden. Während im Buchkapitel „Fragen zur Nachhaltigkeit im Industriebau“ des Springer-Fachbuchs „Baustoff und Konstruktion“ der Begriff des Integralen Bauens noch relativ kurz behandelt wird – es heißt, die Methode sei ein Vorteil für ein nach DGNB-Maßstäben bewertetes nachhaltiges Gebäude – lieferten Petra von Both und Nikolas Köhler in dem Kapitel „Ein prozessorientiertes Kooperationsmodell für eine anwendungsorientierte dynamische Unterstützung der Integralen Bauplanung“ des bereits 2007 erschienen Springer-Fachbuchs „Vernetzt-kooperative Planungsprozesse im Konstruktiven Ingenieurbau“ schon eine genauere Beschreibung.

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Sie schreiben: „Herkömmliche Prozessstrukturen im Bauwesen basieren auf einer sequentiellen Vorgehensweise aller am Planungsprozess beteiligten Akteure. Hier wird die Planung als Problem der sequentiellen Abfolge von Planungsleistungen verstanden, die auf Basis der Netzplantechnik bearbeitet werden. Die Zusammenarbeit der Planungsbeteiligten umfasst dabei hauptsächlich den Austausch isoliert erarbeiteter Teil-Ergebnisse.“

Doch gerade im Kontext räumlich verteilter Zusammenarbeit, erscheine dieses rein deterministische Vorgehen als nicht sinnvoll. Häufig führe es zu Problemen unzureichender fachlicher Abstimmung beziehungsweise Synchronisation und hierdurch zu unzureichend abgestimmte Teillösungen.

Alle Fachrichtungen arbeiten zusammen

Die Integrale Planung reagiert darauf: Sie sieht die Planung als integrierte Gesamtleistung unterschiedlicher Fachrichtungen, weniger „als Summe von separat zu optimierenden Einzelleistungen“. So werde der hohen Komplexität von Bauprojekten durch eine konsequente Projekt-, Anforderungs- und Ressourcenorientierung im Planungsvorgehen Rechnung getragen.

Die beiden Autoren sehen in den modernen Kommunikations- und Informationssystemen zudem optimale technische Voraussetzungen für ein integrales und teamorientiertes Planungsvorgehen.

Neue Strukturen und Prozesse

Doch die Technik alleine reicht dafür nicht aus: „Zur gezielten Nutzung dieser umfassenden Möglichkeiten müssen allerdings die bisher gewohnten Strukturen und Vorgehensweisen auf ihre gegenwärtige und zukünftige Tauglichkeit in Hinblick auf ein integrales Vorgehen überprüft und auf die sich abzeichnenden Anforderungen und Herausforderungen angepasst werden“, schreiben von Both und Köhler weiter. Dies beinhaltete vor allem die organisatorischen Modelle innerhalb von Unternehmen – im speziellen die miteinander kooperierenden Unternehmen. Und auch die Modelle zur Abbildung der bei der Planung ablaufenden Prozesse würden dazugehören.

Wird dieser Wandel vollzogen, kommt es schließlich auch zu den im Kapitel „Wirtschaftlichkeitsberechnungen“ des Buchs „Baukosten bei Neu- und Umbauten“ neuen Betrachtungen: „In der Vergangenheit standen die Investitionskosten zweifelsfrei in der Prioritätenliste ganz oben. Durch die ganzheitliche Betrachtung der Immobilienkosten, die auch Lebenszykluskosten genannt werden, wird deutlich, dass die Kosten der Immobilie, die nach ihrer Fertigstellung anfallen, innerhalb von ca.±10–15±Jahren die Investitionskosten bereits übersteigen.“ Somit ist es von nicht zu unterschätzender Bedeutung, bereits die Nutzung in die Planung einzubeziehen. Am effektivsten und einfachsten funktioniert dies durch eine mit Projektbeginn gelebte Zusammenarbeit aller Beteiligten.

Beispiele zeigen die Vorteile

Ein konkretes Beispiel aus der Praxis liefern Bernd Haug und Peter Starfinger im Kapitel „Nachhaltigkeit im Fokus des Planes und Bauens“ ihres Buchs „Klimaneutralität – Hessen geht voran". Sie beschreiben, wie fünf Mehrfamilienhäuser in einem Frankfurter Stadtteil in monolithischer Bauweise nach den Kriterien des Passivhaus-Standards ausgeführt wurden: „Durch einen integralen Ansatz gelang es, Tragwerk und Hülle der Gebäude hinsichtlich Funktion und Leistungsfähigkeit zu verbinden.“ Durch den Einsatz eines innovativen Hochlochziegels sei es gelungen, den Passivhaus-Standard zu erreichen und dabei gleichzeitig eine ökonomisch nachhaltige Hülle zu realisieren.

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2010 | Buch

Projektabwicklung in der Bauwirtschaft

Wege zur Win-Win-Situation für Auftraggeber und Auftragnehmer

2012 | OriginalPaper | Buchkapitel

Konstruktiver Ingenieurbau und Hochbau

Quelle:
Handbuch für Bauingenieure

2013 | Buch

Facility Management

Erfolg in der Immobilienbewirtschaftung