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23.12.2013 | Erneuerbare Energien | Interview | Online-Artikel

"Wer von Windenergie spricht, muss auch an die Netze denken"

4 Min. Lesedauer

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Peter Birkner_Technikvorstand Mainova AG

Dr. Peter Birkner beleuchtet im Interview die Rahmenbedingungen für Windkraft in Deutschland und Hessen. Er erläutert die Strategie der Mainova AG und gibt einen Ausblick in die Zukunft der Energieversorgung in der Rhein-Main-Region.

Tilo Maier: Herr Dr. Birkner, On-Shore oder Off-Shore Windkraft? Wo sehen Sie in Deutschland das größere Potential?

Dr. Birkner: Zunächst zu On-Shore: Hier ist die Technik ausgereift und beherrschbar. Für Investoren ist das Risiko eher gering. Außerdem ist ein Windpark an Land vergleichsweise schnell realisiert – natürlich unter der Voraussetzung, dass die Bürger in der betroffenen Region zustimmen. Die Windräder, welche die Mainova aktuell einsetzt, haben eine Leistung von 2,5 Megawatt und eine Nabenhöhe von 140 Metern. Sie sind unter technischen Gesichtspunkten momentan das beste Modell am Markt. Mit solchen Anlagen an Land können wir nennenswerte Mengen an Öko-Strom erzeugen. Natürlich gibt es in Deutschland noch viele Anlagen, die kleiner sind und weniger Leistung bringen. Hier kann jedoch durch "Repowering", sprich durch ein Aufrüsten der Anlage, noch jede Menge Potenzial gehoben werden.

Off-Shore Windanlagen sind hingegen bei weitem noch nicht so ausgereift. Hier fehlt vor allen Dingen die Erfahrung. Langzeittests gibt es noch keine und die Bedingungen in Nord- und Ostsee sind ungleich aggressiver als in Mittelhessen. Natürlich hat Off-Shore perspektivisch ein unglaubliches Potenzial – aber kurzfristig sind Windparks an Land die bessere Option. Meine Schätzung für Deutschland ist, dass wir perspektivisch die Windkraft zu 2/3 an Land und zu 1/3 auf See nutzen werden.

Bei der Frage, ob Investitionen in Off-Shore Windparks für die Mainova AG in Frage kommen, gilt aktuell folgendes: Wir haben uns verschiedene Projekte angeschaut. Die Erfahrungen, die unsere Mitarbeiter gewonnen haben, sind sehr wichtig und werden uns bei zukünftigen Projekten sicher weiterhelfen. Wir kommen aber zum Schluss, dass die Risiken momentan zu hoch sind. Warum sollten wir viel Geld in riskante Großprojekte stecken, wo wir bei risikoärmeren und überschaubaren Projekten an Land eine höhere Rendite erreichen? Wir verfolgen also die Entwicklung auf dem Meer – werden aber momentan nicht als Investoren aktiv. Vom Tisch ist Off-Shore damit aber nicht. Vor allem lohnt es sich, den Blick über Deutschland hinaus zu lenken, um weitere Erfahrungen zu sammeln. In England beispielsweise gibt es ganz andere Bedingungen: Hier können die Anlagen bei hervorragenden Windbedingungen küstennah gebaut werden. Das reduziert das Risiko.

Nun ist Hessen ein Binnenland und nach Ansicht vieler Bürger bläst der Wind an den Küsten Mecklenburg-Vorpommerns stärker als bei uns. Wieso lohnen sich trotzdem Windparks in einem Bundesland wie Hessen?

Hessen hat bekanntlich auch ein paar ganz beachtliche Höhenzüge. Wenn die Rotoren eines Windrades auf einem Bergrücken über den Baumwipfeln drehen, so erreicht man eine ordentliche Windausbeute. Die Technik macht den Betrieb in unserer Region also möglich und auch wirtschaftlich. Zudem erzeugen wir verbrauchsnah und begrenzen so den erforderlichen Netzausbau.

Trotzdem bleibt die Windkraft per se volatil. Selbst wenn es neue Windkraftanlagen geben wird – sind die Netze in Hessen dafür überhaupt ausgelegt?

Wenn wir über die Netze im Mainova-Konzern reden, also in Frankfurt und im Umland, so reden wir von einer Netzlogik, die von Großabnehmern wie dem Flughafen, der Messe oder den Rechenzentren geprägt ist. Von Netzen also, die große Mengen Energie aufnehmen können. Für unsere Netze sehe ich deshalb in den kommenden Jahren keine Schwierigkeiten. Perspektivisch ist Photovoltaik die wichtigste regenerative Energiequelle. Aber dies stellt kein Problem für unsere Netze dar. Bei den Netzen in den ländlich geprägten Regionen Hessens muss jedoch genauer hingeschaut werden. Die Mittelspannungsnetze dort sind dafür ausgelegt, um Ortschaften bedarfsgerecht zu versorgen. Nehmen wir das Beispiel Siegbach, wo wir Ende letzten Jahres den ersten kommerziellen Mainova-Windpark in Betrieb genommen haben: Bläst dort ordentlich Wind, so erreichen unsere Anlagen das Dreifache des örtlichen Strombedarfes. Hier müssen also die Netze ausgebaut werden, damit die überschüssige Energie abtransportiert werden kann. Außerdem stehen die Anlagen weit ab von der Ortschaft im Wald. Dort liegen naturgemäß keine Stromnetze, also muss auch hier ein leistungsfähiges Netz entstehen, um die Anlagen überhaupt richtig anbinden zu können. Es müssen nach meiner Auffassung in Deutschland bis zu 25 Milliarden Euro in die Mittelspannungsnetze investiert werden – und Hessen ist hier nicht ausgenommen. Städte und ländliche Kommunen müssen kooperieren, damit die Energiewende gelingt. Die Mainova beschäftigt sich übrigens sehr intensiv mit dem Thema "intelligente Netze". Darunter verstehen wir Methoden, die es erlauben Reserven in bestehenden Netzen zur Integration Erneuerbarer Energien zu nutzen. Unser Pilotprojekt „iNES“ ging gerade ans Netz.

Das vollständige Interview mit Dr. Birkner lesen Sie hier.

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