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12.05.2014 | Umwelt | Interview | Online-Artikel

"Leitbild Smart City Berlin ist wirtschaftlich sinnvoll"

verfasst von: Günter Knackfuß

4 Min. Lesedauer

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Berlin profiliert sich als Smart City. Die Technologiestiftung Berlin hat die Hintergründe und Zusammenhänge untersucht. Nicolas Zimmer erläutert, wo die Stadt bereits smart ist und wie sie sich weiterentwickeln kann.

Die deutsche Bundeshauptstadt - schon heute eine überdurchschnittlich smarte Stadt - möchte sich in den nächsten Jahren als Smart City weiter profilieren. Die Technologiestiftung Berlin hat die technologischen Hintergründe und Zusammenhänge in Berlin untersucht und zeigt auf, wo die Stadt bereits smart ist und wie sie sich auf dieser Grundlage weiterentwickeln kann.

Springer für Professionals: Welche Treiber kennzeichnen eine Smart City?

Nicolas Zimmer: Es gibt weltweite Treiber wie den Klimawandel und die Notwendigkeit, effizient mit Energie umzugehen. In Europa kommen Faktoren wie der demografische und der soziale Wandel hinzu. Immer mehr Menschen werden immer älter und wollen möglichst lange selbstbestimmt leben. Andere erwarten größere Transparenz und Mitsprache bei gesellschaftspolitischen Fragen. In beiden Fällen können Technologien helfen, solche Bedürfnisse zu erfüllen und Städte smart zu machen.

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Ihr TSB-Report zeigt, dass Berlin schon heute mehr "Smartes" zu bieten hat als vergleichbare Städte. Was betrifft dies im Einzelnen?"

Es gibt besondere Orte, die für Smartness stehen. Ein Beispiel ist der Potsdamer Platz. Dort ist die gesamte Anlieferung und Entsorgung besonders intelligent geregelt. So werden beispielsweise die Essensreste, die in den vielen Restaurants anfallen, vor Ort komprimiert und anschließend in einer Biogasanlage verbrannt. So entsteht Wärme für Berlins Haushalte. Das ist smart. Ein anderes Beispiel ist die Schwimmhalle am Sachsendamm, wo mit der Abwärme von Abwasser geheizt wird.
Aber Smartness macht sich nicht nur an bestimmten Orten fest. Nehmen wir die Elektromobilität. Berlin hat mittlerweile ein gutausgebautes Netz von Ladestationen über das ganze Stadtgebiet verteilt. Entsprechend groß ist der Anteil an leisen, emissionsfreien Elektroautos in der Stadt.
Bei der Elektromobilität handelt es sich um sichtbare moderne Infrastruktur. Meistens bleibt Infrastruktur unsichtbar und so kommen viele Berlinerinnen und Berliner mit Smartness in Berührung, ohne dass es ihnen bewusst wird.

Warum sollte Berlin noch smarter werden?

Die Stadt steht im Wettbewerb mit anderen großen Städten und braucht unbedingt eine moderne Infrastruktur. Außerdem erhöht Smartness die Lebensqualität der Menschen, die beispielsweise mit smart gesteuerten Verkehrsmitteln schneller irgendwohin gelangen und weniger Umweltbelastung ausgesetzt sind.
Das Leitbild Smart City Berlin ist auch wirtschaftlich sinnvoll. So entstehen innovative Referenzprojekte, die wettbewerbsfähig sind und Berlins Wirtschaft stärken.

Bei welchen Projekten sehen sie die größten Herausforderungen?

Smarte Projekte zeichnen sich häufig dadurch aus, dass vollkommen unterschiedliche Bereiche miteinander verknüpft werden müssen Die Systemsteuerer müssen eng mit Fachleuten zusammenarbeiten, die die jeweiligen Regelkreise verstehen. Auf die Herausforderung, interdisziplinär, auch über die Bereichsgrenzen von Wissenschaft und Wirtschaft hinweg miteinander zu arbeiten, ist Berlin mit seiner eng vernetzten Szene sehr gut vorbereitet ist.
Eine andere Herausforderung ist, dass smarte Systeme häufig sehr viel Wissen beim Nutzer voraussetzen. Die sogenannte Usability ist ein echtes Thema. Jeder, der seine immer leistungsfähigere Unterhaltungselektronik zu Hause installiert hat und täglich damit umgeht, weiß, wovon ich rede – und das ist ja ein eher harmloses Beispiel.
Im letzten Jahr war ich bei der Eröffnung eines an der Technischen Universität angesiedelten Kompetenzzentrums für Usability, wo sich kleine und mittlere Unternehmen beraten lassen können. Es ist gut, dass es solche Angebote in Berlin gibt.

Im weltweiten Ranking von Smart Cities liegt Berlin auf Platz 7. Für eine Verbesserung machen sie Handlungsvorschläge. Welche sind das?

Wir müssen uns auf die Berliner Stärken und Herausforderungen fokussieren und ein Leitbild erarbeiten, wie eine Smart City Berlin im Jahr 2030 aussehen kann. Außerdem sollte man die Technologien sichtbar machen, die dazu führen, dass Projekte smart werden und konkrete Orte schaffen, wo man Smartness erleben kann, zum Beispiel zehn Rathäuser in der Stadt smart machen, eine Urban Tech Republic in Tegel errichten und ähnliches. Über solche Referenzprojekte hinaus brauchen wir eine Strategie, die eine Entwicklung über die gesamte Wertschöpfungskette fördert und alle Beteiligte frühzeitig einbindet.

Auch auf EU-Ebene zählen Cleantech, Greentech, Smart City, Metropolitan Solution. Wie ordnet sich Berlin in die europäischen Vorhaben ein?

Berlin sollte auf jeden Fall als Smart City Berlin auch international sichtbar werden, seine Leuchttürme bewerben und förderwürdige Unternehmen und Projekte mit passenden Programmen unterstützen. Ich glaube, mit dem Senatsbeschluss zu Smart City Berlin ist der richtige Weg eingeschlagen. Wir müssen nichts grundsätzlich ändern, sondern die begonnenen Aktivitäten verstärken und immer wieder thematisieren, so dass ins allgemeine Bewusstsein gelangen und über die Grenzen der Stadt hinaus strahlen.

Das Interview führte Günter Knackfuß.

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