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05.03.2014 | Wasserwirtschaft | Schwerpunkt | Online-Artikel

Zugwiesen – Vom Pilot- zum Vorzeigeprojekt

3 Min. Lesedauer

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Das Projekt "Zugwiesen" ist das bislang größte Renaturierungsprojekt am Neckar. Auf rund 18 Hektar Fläche entstand eine einzigartige Auenlandschaft mit vielfältigen Lebensräumen. Ein Kommentar.

Beim Projekt "Zugwiesen" spricht man zu Recht von einem IKoNE-Pilotprojekt. Mit einer Auftaktveranstaltung 1999 in Ludwigsburg hat das damalige Umweltministerium mit "IKoNE", der "Integrierenden Konzeption Neckar Einzugsgebiet", den Grundstein für ökologische Verbesserungen entlang des Neckars gelegt. Vom ersten Planungsschritt in Form einer Machbarkeitsstudie und konkreten Maßnahmenvorschlägen wurde die Umsetzung dieses Projektes in den nachfolgenden Jahren – auch gegen Widerstände – auf den Weg gebracht. Die Stadt Ludwigsburg als Bauträger hat trotz schwierigster Rahmenbedingungen und komplizierter Grundstücksverhandlungen über 10 Jahre Ausdauer gezeigt. Diese Geduld und Beharrlichkeit sind der Grundstein für den erzielten Erfolg.

Das Besondere am Projekt "Zugwiesen" besteht auch darin, dass sich das Projekt während der ganzen Zeit stetig weiterentwickelt hat und dabei von verschiedenen Partnern unterstützt wurde. Die Projektpartnerschaft zwischen der Stadt Ludwigsburg und dem Wasser- und Schifffahrtsamt Stuttgart hat dabei sicherlich eine herausragende Stellung. Erst diese Kooperation ermöglichte es, das Projekt wesentlich zu erweitern, um so die Stillwasserfläche auf insgesamt ca. 3,8 ha zu vergrößern. Nachdem in Baden-Württemberg in den vergangenen Jahrzehnten viel zum Schutz der Oberflächengewässer sowie des Grundwassers getan wurde und auch erhebliche Fortschritte erzielt wurden – im Neckareinzugsgebiet wurden in den vergangenen rund 25 Jahren von Land und Kommunen ca. 4 Mrd. € in die Abwasserreinigung investiert – sind es Projekte wie diese, die zur Erreichung der WRRL-Ziele für diesen Neckarabschnitt benötigt werden.

Initiative "Unser Neckar"

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Zudem wird mit diesem naturnahen Gewässerabschnitt, ganz im Sinne der Initiative "Unser Neckar", den Menschen eine wohnungsnahe, attraktive Erholungsmöglichkeit geschaffen. Mit der Initiative "Unser Neckar" will das Land Baden-Württemberg stabile Gewässerökosysteme erreichen, die aber auch einen hohen Erlebnis- und Erholungswert haben, um den Landesfluss den Menschen noch vertrauter zu machen und näher zu bringen.

Deshalb sind die Zugwiesen auch ein Lernort im Projekt "Von Fischen und Frachtern". Dieses Bildungsangebot wurde 2009 vom Umweltministerium gemeinsam mit der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes ins Leben gerufen und stellt in der Initiative "Unser Neckar" den Baustein Bewusstseinsbildung dar. Gemeinsam mit weiteren Projektträgern wird vor allem Schulklassen sowie Kinder- und Jugendgruppen die Möglichkeit gegeben, "ihren" Fluss einmal außerhalb des Klassenzimmers kennenzulernen.

Ein Großprojekt mit Vorbildcharakter

Die vielfältigen Maßnahmen im Rahmen des Projektes "Zugwiesen" haben selbstverständlich auch ihren Preis. Aus der Ursprungsplanung mit geschätzten Kosten von ca. 1,7 Mio. € ist ein Großprojekt mit Gesamtkosten von über 8 Mio. € geworden. Dieses Vorhaben zeigt in sehr beeindruckender Weise, was möglich ist, wenn viele nachhaltig an einem Strang ziehen. Allen Akteuren und Beteiligten ist für ihren großen Einsatz und das Geleistete zu danken.
Es wird am Neckar trotz des bereits Geleisteten keine schnellen Lösungen geben. Um die Ziele erreichen zu können, bedarf es eines langen Atems und einer Vernetzung der Akteure. Für unseren Neckar ist zu wünschen, dass von der Quelle bis zur Mündung weitere Projekte folgen, um den Neckar zu entwickeln und ihn so mit seinen Anwohnern weiter in Einklang zu bringen.

In der Ausgabe 03/2014 der Fachzeitschrift "WasserWirtschaft" wird im Beitrag "Bewusstsein und Bildung für den Neckar und seine Renaturierung – Herausforderungen und Aufgaben für die Umweltbildung" die Renaturierung der "Zugwiesen" in den Zusammenhang zu zahlreichen Projekten und die seit Jahren betriebene Umweltbildung am Neckar gestellt.

Zum Autor
Ministerialdirigent Peter Fuhrmann ist Abteilungsleiter "Wasser und Boden" im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg.

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