1983 | OriginalPaper | Buchkapitel
Struktur und Entwicklung der Weltwirtschaft als Rahmen für alternative Wirtschaftspolitik
verfasst von : Elmar Altvater, Kurt Hübner, Michael Stanger
Erschienen in: Alternative Wirtschaftspolitik jenseits des Keynesianismus
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Der Weltmarkt entwickelt sich im Zuge der Internationalisierung des Kapitals, und zwar in allen Formen: als Internationalisierung des Warenkapitals (Exporte und Importe von Waren), des produktiven Kapitals (Entstehung der transnationalen Kapitale) und schließlich auch des zinstragenden Kapitals (Internationalisierung des Kreditsystems). Es entstehen in diesem Prozeß ökonomische Verflechtungen, deren Entwicklung zugleich die Ausbildung eines komplexen Systems von handels-, währungs- und kreditpolitischen Institutionen bewirkt. Mit dem Begriff des Weltmarkts ist also das gesamte System ökonomischer Interdependenzen und politischer Institutionen gemeint. Betrachten wir die Periode nach dem zweiten Weltkrieg, so können wir nicht nur eine vergleichsweise schnelle Expansion des Weltmarkts über beinahe den gesamten Zeitraum bis Mitte der 70er Jahre feststellen, sondern auch Entwicklungsphasen ausmachen, in denen die Internationalisierungsprozesse jeweils in unterschiedlichem Gewicht von den drei Formen des Kapitals dominiert werden. Unmittelbar nach Ende des zweiten Weltkriegs werden zunächst weltmarktpolitische Institutionen wie der Internationale Währungsfonds, das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen geschaffen, die dafür sorgen sollen, daß trotz noch beschränkter Konvertibilität der Währungen der seit der großen Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre darniederliegende Welthandel wieder in Gang kommt.1 Wenn man eine grobe Einteilung vornimmt, so kann gesagt werden, daß eine erste Phase der Weltmarktentwicklung, die ungefähr mit den 50er Jahren zusammenfällt, wesentlich durch die Ausweitung der internationalen Warenkapitalströme gekennzeichnet ist. Die Exporte und Importe werden sehr schnell ausgeweitet (in dem Zeitraum von 1950–1960 um real 7,5 v. H. im Jahresdurchschnitt). Im Zuge dieser Expansion fallen in einigen Regionen (vor allem in Westeuropa) Handelsschranken und gegen Ende des Jahrzehnts wird auch die freie Konvertibilität der Währungen in Westeuropa hergestellt.