2010 | OriginalPaper | Buchkapitel
Systemtheorie
verfasst von : Armin Scholl
Erschienen in: Handbuch Medienethik
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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In der Theorie sozialer Systeme werden Ethik und Moral ‚theoriebautechnisch‘ an sekundärer Stelle eingeführt. Damit ist keine Abwertung ihrer Relevanz gemeint, sondern dass funktionale Aspekte den ethischen, moralischen, praktischen Aspekten vorgelagert sind (vgl. Luhmann 2008b: 153ff.), sodass die Systemtheorie selbst keine Ethik entwirft (vgl. Luhmann 2008g: 271). Vielmehr gibt sie die systemischen Bedingungen an, unter denen Moral ihre Geltung hat; sie beobachtet, wie Ethik und Moral in der Gesellschaft kommunikativ gehandhabt werden. Demzufolge kann Ethik, wenn sie systemtheoretisch betrieben wird, Moral nicht begründen, sondern nur die in der Gesellschaft empirisch vorfindbare und praktizierte Moral reflektieren (vgl. ebd.: 272). Man kann an einigen Stellen sogar den Eindruck gewinnen, dass Luhmann geradezu ethik- und moralfeindlich argumentiert, wenn er vor den Gefahren moralischer Kommunikation warnt (vgl. Luhmann 2008f: 266; 2008i: 371) oder den Geltungsbereich von Moral in der Gesellschaft stark relativiert (vgl. Luhmann 2008c: 174; 2008d: 186.).