2003 | OriginalPaper | Buchkapitel
Theoretische Perspektiven und Begriffsklärungen
verfasst von : Roy Langer
Erschienen in: Die Darstellung Deutschlands in dänischen Medien
Verlag: Deutscher Universitätsverlag
Enthalten in: Professional Book Archive
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In diesem Kapitel werden drei Grundpositionen im gegenwärtigen wissenschaftlichen Diskurs über nationale Identität definiert. Bei diesen Grundpositionen handelt es sich um den in der Tradition der Nationalromantik verankerten Essentialismus, um den der historisch-materialistischen Tradition verpflichteten Realismus und schließlich um den Konstruktivismus. Ziel der Diskussion dieser Grundpositionen ist es, den Leser von einer konstruktivistischen Sichtweise auf das Phänomen “Nationalität” zu überzeugen und damit die perspektivische Grundlage für die Beobachtung von Deutschlanddarstellungen in dänischen Medien vorzustellen. Ich werde argumentieren, daß Nationalität vor allem ein rhetorisches Phänomen darstellt. Begründet werden kann der rhetorische Fokus damit, daß sich Diskurse über Nationalität historisch in und über die Konstruktion der Nationalsprache entfalteten (Inventio) und die Rhetorik des Nationalismus im Zuge dessen die konkurrierenden Paradigmen Religion und Rationalität verdrängte. Denn weder aus Glauben gewonnene Offenbarung noch aus Vernunft gewonnene Gewißheit bestimmten und bestimmen Diskurse über Nationalität. Wohl wurde und wird sich immer wieder — und hier insbesondere in den nichtwissenschaftlichen Diskursen nationaler Propaganda — auf Glaube und Vernunft berufen, letztlich sind auch dies allein rhetorische Strategien des Überzeugens (vgl. Finsen, 1998:3ff.). Eine Auffassung von Nationalität als rhetorische Konstruktion hat weitreichende Konsequenzen. Sie bedeutet nicht — dies wäre übereilt und unzutreffend anzunehmen — daß Nationalität weniger bedeutsam, weniger wirklich oder weniger sinnvoll ist. Sie bedeutet aber wohl, daß Nationalität eine Kategorie ist, die historisch und soziokulturell determiniert ist.