4. Theoriearbeit

„Als ‚Theorien‘ bezeichnet man unter Umständen sogar mehr oder minder ausgegorene Meinungen über die richtige Ernährung in einem evangelischen Kindergarten“ (Charpa, 1996, S. 93).

„Theorie, Begriff mit stark variierender Bedeutung“ (Fuchs-Heinritz et al., 1995, S. 676).

Dieser Was-Frage haftet eine Perspektive der Wie-Frage mit an, die bereits unter 4.2.4.1.1 angedeutet wird. Was beobachtet wird, kann stets nur aus Perspektive einer einzelnen Organisation bearbeitet werden. Daran anschließend kann jedoch gefragt werden, wie beschrieben werden kann, wie Organisationen ihre Umwelt beobachten, d. h. wie Organisationen ihre Umwelt unterscheiden und bezeichnen. Auch dieser zweiten Konnotation der Frage soll mit Blick auf die Gebote der Theoriearbeit (Abschnitt 4.1) Rechnung getragen werden. Sie ist Resultat der Auseinandersetzung mit dem empirischen Material (Abschnitt 5.​2.​2.​2.​1) und bringt die Zirkularität der systemtheoretisch orientierten Forschungsheuristik zum Ausdruck, die eine Wechselwirkung von Forschungssystem und beforschtem System explizit mit einschließt. Mit Scholl (2011b) wird in einer qualitativen Forschungsmethodologie von einer zirkulären bzw. spiralförmigen Anordnung von Forschungsfrage, Theorie und Empirie ausgegangen, die keinen eindeutigen Ablauf nach einer Ausgangsfragestellung weiter festlegt (ibid., S. 173 f.). Hier hat ein Auswertungsschritt des empirischen Materials zu einer Folgefrage geführt (Wie kann beschrieben werden, wie Organisationen ihre Umwelt beobachten?), die schlussendlich als Konnotation der ersten Forschungsfrage weiter exploriert wurde (Abschnitt 5.​2.​2.​2.​1).