In der oft durch spektakuläre Ereignisse bestimmten Umweltdiskussion droht das Bewußtsein über die eigentlichen Dimensionen verloren zu gehen. Es soll daher herausgearbeitet werden, wodurch - weltweit - die natürlichen Lebensgrundlagen gefährdet werden, warum wir so wenig Genaues darüber wissen und was die besondere Umweltsituation der Bundesrepublik ausmacht.
Das Faktum begrenzter Ressourcen hat eine Reihe von Konsequenzen für die Grundlagen menschlicher Existenz und unserer Wirtschaftsweise, die gegenwärtig in einer intensiven ethischen und philosophischen Debatte aufgearbeitet werden. Im Rahmen dieses Buches kann nur eine Skizze der Grundpositionen und -probleme erfolgen, indem knapp der Zusammenhang zwischen Normen und politischer Stabilität dargestellt wird und exemplarisch die Positionen von Meyer-Abich und Jonas mehr in ihren Konsequenzen als in ihren Begründungen erläutert werden.
Welche der Marktwirtschaft immanenten Defizite sind Ursache unseres verschwenderischen Umgangs mit natürlichen Ressourcen, und wo andererseits kann durch marktwirtschaftliche Mechanismen ein sparsamer Umgang mit der Umwelt erreicht werden? Diese - auf den ersten Blick vielleicht überraschende - Frage soll zunächst geklärt werden.
Im 4. Kapitel sollen die sozialen und gesellschaftlichen Entwicklungen diskutiert werden, die die „ Umwelt des Umweltmanagements” wesentlich beeinflussen. Dabei geht es zunächst um die zunehmende Bedeutung, die dem Umweltschutz in der Öffentlichkeit zugemessen wird. Weniger sollen die Forschungsergebnisse extensiv dokumentiert, als vielmehr die dahinter liegenden Verschiebungen in Werten, Erfahrungen und Einschätzungen sowie die daraus ableitbaren Trends kurz ökonomisch interpretiert werden. Da die Natur ein „Kollektivgut” ist, artikuliert sich die Nachfrage nach Umweltschutz durch das politische System. Es soll daher anschließend analysiert werden, wie sich die Präferenzen der Bürger in politische Entscheidungen umsetzen und welche Rolle dabei Parteiprogrammen zukommt.
Im folgenden wird die praktizierte Umweltpolitik dargestellt und analysiert. Dabei stehen zunächst die Auswirkungen der regulativen Umweltpolitik auf die Unternehmen zur Diskussion. Sie erweist sich gerade unter einer betriebswirtschaftlichen Perspektive als zunehmend ineffizient. Es stellt sich daher die Frage nach den praktischen Gründen dieser Umweltpolitik, wobei nicht zuletzt das Verhalten der Verbände als mitverursachend angesehen wird.
In diesem Kapitel soll zunächst die Grundidee der marktorientierten Umweltpolitik als Alternative zum regulativen Instrumentarium kurz dargestellt werden.
Bevor einzelne betriebswirtschaftliche Instrumente des Umweltmanagement vorgestellt werden, soll anhand von drei exemplarischen Fällen dargestellt werden, wie durch die Einbeziehung des Umweltschutzes eine ökonomische Betrachtung zu erweitern ist. Gewählt wurden drei Strategiefelder:
die Anwendung der Mikroelektronik, wobei die Zusammenhänge von umweltverträglicher Technik und Umweltschutznormen diskutiert werden;
das Beispiel des Automobils, um zu zeigen, wie von einer isolierten Produktbetrachtung zu einer Systembetrachtung übergegangen werden muß, um eine verursachergerechte Vermeidungsstrategie von Umweltbelastungen zu entwickeln und
die Erweiterung von Marktbeziehungen des Unternehmens auf der Einkaufs- wie Absatzseite, wenn Rückstände und Abfälle nicht mehr wie bisher deponiert und in die Umwelt entlassen werden können, sondern im Wirtschaftsprozeß weiter- und wiederverwendet werden sollen (Minderung von Entropie).
Umweltprobleme im ökologischen Sinne sind nur ein Teil der „Umwelt-Veränderungen” mit denen die Unternehmen künftig fertig werden müssen. Wie kann es gelingen - so lautet heute die entscheidende Frage -, Verbindungslinien wie mögliche Synergieeffekte zwischen verschiedenen Problemen unternehmensbezogen zu erkennen und in strategische Maßnahmen umzusetzen, um auch unter schwierigen und komplexeren Bedingungen die Unternehmensziele zu erreichen? Ein besonderes Problem ist dabei oft, daß der Wandel nicht kontinuierlich, sondern in Schüben, manchmal sogar schockartig, auftritt. Was kann strategische Unternehmensplanung dazu beitragen, um recht-(das heißt früh-)zeitiges Agieren zu ermöglichen?
Ausgehend von dem erörterten Zusammenhang zwischen Umweltschutz und Unternehmenszielen soll in diesem Kapitel die Frage untersucht werden, wie ein Unternehmen eine Strategie formulieren kann, wenn es sich für die Berücksichtigung des Umweltschutzes entschieden hat. Dazu wird zunächst in Anlehnung an die Portfolio-Analyse ein Kriterienraster entwickelt, danach erfolgt die systematische Analyse von drei verschiedenen Strategietypen, die sich aus den je unterschiedlichen Ausgangssituationen der Unternehmen ergeben.
Umweltorientierte Märkte sind im Entstehen und Wachsen, traditionelle Informationssysteme wie das Rechnungswesen haben in solchen Situationen nur einen sehr begrenzten Aussagewert. Zugleich treten Veränderungen („Trendbrüche”) im Unternehmensumfeld selten schlagartig auf. Endscheidend für die Qualität der Unternehmensplanung ist also ein Informationssystem für das Unternehmen, das sich abzeichnende Änderungen im Bereich von Marktchancen wie -risiken möglichst frühzeitig erfaßt, systematisch aufbereitet und damit frühzeitiges Handeln ermöglicht. Wie ein solcher Informationsprozeß zu organisieren ist, und drei dazu geeignet erscheinende Instrumente werden im folgenden Kapitel erläutert.
Ergänzend zu den Ausführungen über strategische Planung wird in diesem Kapitel analysiert, wie im Rahmen des strategischen Controlling die betriebliche Risikopolitik (Risk-management) auf Umweltprobleme anzuwenden ist und welche Informationsinstrumente dafür eingesetzt werden können, um Umweltrisiken rechtzeitig zu erkennen und mit den geeigneten Risikostrategien zu minimieren.
Wenn sich das Unternehmen für eine umweltorientierte Strategie entschieden hat, wird Umweltschutz zu einer Querschnittsaufgabe, die fast alle betrieblichen Tätigkeiten berührt. Damit die vorher skizzierte strategische Planung nicht nur Papier bleibt, bedarf es einer sorgfältigen operativen Umsetzung, wobei hier insbesondere — in Fortführung unserer Argumentations-Schwerpunkte — die Innovations- und Marketing-Funktionen behandelt werden.
Die operative Umsetzung einer umweltorientierten Unternehmensstrategie erfordert entsprechende organisatorische Konsequenzen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Frage nach der Verankerung im Top-Management, die Rolle des Umweltschutzbeauftragten und die Mitarbeitermotivation.
Spektakuläre Einzelfälle verdecken möglicherweise das - weltweite - Grundproblem: durch Bevölkerungsexplosion und industrielles Wachstum werden nicht erneuerbare Ressourcen rasch und unwiederbringlich verbraucht, die Regenerierbarkeit der natürlichen Lebensgrundlagen überstrapaziert. Auch wenn niemand genau weiß, wo die „Streßgrenze der Natur“ liegt - das Risiko für künftig lebende Generationen wird steigen, wenn es nicht zu einer Entkopplung von Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung bei der Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen kommt.
Ulrich Steger
Umweltbewußt und erfolgreich: Beispiel-Dokumentation erfolgreicher Umweltschutzstrategien
Die folgende Dokumentation von erfolgreichen Umweltschutzinnovationen kann keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erheben, es ist lediglich eine typische Auswahl von höchst unterschiedlichen Fällen, die uns in unserer Forschungs- und Beratungstätigkeit bekannt geworden sind. Sie zeigt die Vielfältigkeit der praktischen Umwelt-Probleme, dokumentiert aber auch, daß sie lösbar sind und daß jedes Unternehmen etwas für den Umweltschutz tun kann.
Die Schlußbetrachtung führt uns wieder an den Anfang des Buches zurück: zum Verhältnis von (sozialer) Marktwirtschaft, Unternehmen und Ökologie. Wenn Unternehmen die effizientesten Organisationen zur Allokation knapper Ressourcen sind, wenn marktwirtschaftliche Mechanismen Umweltschutz schneller und effektiver bewirken können als bürokratische Regelungen — wer sorgt dafür, daß diese Erkenntnis auch praktisch wird?