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14.12.2015 | Umwelt | Interview | Online-Artikel

Bildungsoffensive für Ressourceneffizienz

verfasst von: Günter Knackfuß

3:30 Min. Lesedauer

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Die Art und Weise wie wir in den westlichen Industrieländern produzieren und konsumieren ist nicht zukunftsfähig. Im Interview erläutert Dr. Carolin Baedecker die Forderung des Bildungssektor, Ressourcenkompetenz zu vermitteln.

Springer für Professionals: Für welche wichtigen Ziele steht ihr Netzwerk "Bildung für Ressourcenschonung und Ressourceneffizienz – BilRess"?

Carolin Baedeker: Die Ressourcenwende ist neben der Energiewende ein unabdingbarer Schritt hin zu einem Übergang in eine nachhaltigere Entwicklung. Schlüssel für die Ressourcenwende sind ein Bewusstsein für die Notwendigkeit des sorgsamen Umgangs mit den natürlichen Ressourcen sowie adäquate Kompetenzen, um entsprechend in der Praxis handeln zu können. Das BilRess-Projekt hat zunächst die Grundlage für einen Verbesserungsprozess bei Bildung für Ressourcenschonung und Ressourceneffizienz gelegt. Inzwischen zielt ein Netzwerk auf den Erfahrungsaustausch der Bildungsakteure mit Vertretern und Vertreterinnen aus Politik, Unternehmen, Verbänden, Kammern, Gewerkschaften und Wissenschaft. Entwickelt werden jetzt Vorschläge für die Gestaltung von Rahmenbedingungen in Form einer Roadmap. Zudem besteht die Möglichkeit zum Austausch von Lehr- und Lernmaterialien sowie für eine Weiterentwicklung des deutschen Ressourceneffizienzprogramms.

Eine eigene Roadmap unterstützt sie bei der Analyse. Wie ist der gegenwärtige Stand?

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Zunächst wurde der Status quo der Ressourcenbildung in den Bereichen schulische Bildung, Berufsausbildung, Hochschul- und Weiterbildung analysiert und hierauf aufbauend Lösungsvorschläge für bildungsbereichsspezifische Roadmaps sowie für eine bildungsbereichsübergreifende Roadmap erarbeitet. Die Roadmap(s) wurden auf der Konferenz "Ressourcenschonung und Ressourceneffizienz: (Bildungs-) Thema für alle!" am 23.9.2015 vorgestellt und diskutiert. Die Ergebnisse der Konferenz fließen jetzt in die Weiterentwicklung und Fertigstellung der Roadmap(s) bis März 2016 ein. Im Detail identifiziert die Roadmap vier Zielbereiche. Dazu gehören die Stärkung der Information und Sensibilisierung; die Verankerung des Themas in Lehr- und Lernunterstützungen sowie den Aufbau einer interaktiven BilRess-Plattform 2.0; Projektentwicklung und Anreizsysteme und schließlich die Integration von Ressourcenschonung und Ressourceneffizienz in die formalen Bildungsordnungen.

Welche Hemmnisse haben sie in den einzelnen Bildungsbereichen identifiziert?

Grundlage der schulischen Bildung sind die Lehrpläne, die von den Bundesländern individuell erlassen werden. Inzwischen ist jedoch die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in allen Lehrplänen, Schulformen und Klassenstufen weitgehend bundesweit angekommen. Ressourcenschonung und Ressourceneffizienz finden sich jedoch selten bis gar nicht als Begriffe in den schulischen Lehrplänen.

Für die ca. 350 Berufsausbildungen werden Ressourcenschonung und Ressourceneffizienz nur in wenigen Rahmenlehrplänen erwähnt (z.B. Produktionstechnologe/-in), in einigen anderen Fällen steht der energetische Aspekt im Vordergrund (SHK- und Elektrikerausbildungen). Die Ressourcenbildung kann jedoch sowohl in den allgemeinbildenden Fächern (z.B. Nachhaltigkeit als gesellschaftliches Prinzip oder Ressourceneffizienz als wirtschaftliches Prinzip) als auch im Fachunterricht (Themenfeld Umweltschutz oder unter dem Stichwort Materialeffizienz) aufgegriffen werden.

In der Hochschule fällt vor dem Hintergrund von ca. 16.000 Studiengängen die Zahl von ca. 100 identifizierten Studiengängen, in denen Ressourcenschonung und Ressourceneffizienz behandelt wird, sehr gering aus. Themen wie zum Beispiel Energie sind deutlich stärker etabliert.

Bei der nachfrageorientierten Weiterbildung gibt es so gut wie keine Nachfrage nach Ressourcenbildung. Die formale Weiterbildung leidet darunter, dass in den ihr zugrunde liegenden Lehrplänen das Ressourcenthema nicht verankert ist.

Die BilRess-Konferenz in Berlin hat den aktuellen Projektstand bilanziert. Wie geht es jetzt weiter?

Die Berliner Konferenz stellt einen Meilenstein im BilRess-Projekt dar. Die erarbeiteten Ergebnisse sollen in die Fortführung des Ressourceneffizienz-programms (ProgRess II) einfließen. In dem vom BMUB vorgelegten Entwurf ist BilRess bereits prominent vertreten. Das BilRess-Netzwerk wird, neben dem Netzwerk Ressourceneffizienz (NeRess), als wichtiges bundesweites Netzwerk ausgewiesen und seine Fortführung und Förderung gefordert. Auch wird die Verankerung des Themas Ressourcen im Bildungssystem eindeutig als Programmpunkt gesetzt.

Welche Beispiele aus der Praxis empfehlen sie zur Nachnutzung?

Es gibt einige gute Beispiele aus der Praxis der einzelnen Bildungsbereiche, die wir in unserem BilRess-Wiki vorstellen und beschreiben – siehe www.bilress.de

Wer sind die Kooperationspartner und Unterstützer des Projektes?

Projektpartner sind das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, das IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung und Faktor 10 – Institut für nachhaltiges Wirtschaften. Gefördert wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und vom Umweltbundesamt.

 Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Günter Knackfuß, freier Autor, für Springer für Professionals.

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