2002 | OriginalPaper | Buchkapitel
Varietätserzeugung und Varietätseinschränkung als Kern des Entwerfens von Systemen
verfasst von : Hans Dehlinger
Erschienen in: Angewandte Systemforschung
Verlag: Gabler Verlag
Enthalten in: Professional Book Archive
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Entwerfen* geschieht meistens für andere. Versteht man das Entwerfen als Gebiet professioneller Expertise, so sollte man annehmen, dass die Gewinnung von Entwürfen (für Umwelt, Gesellschaft, Industrie, Politik) nach gewissen Grundsätzen erfolgt und dass alles Entwerfen diesen genügt. Dies ist aber nicht so, weil es keine verbindliche Definition des Entwerfens gibt. Der für die Profession des Entwerfens zentrale Begriff bleibt den beliebigen, jeweils subjektiven Definitionen der Entwerfer selbst stets ausgesetzt. Im Vergleich zu den Wissenschaften, wo gelegentliche Paradigmenwechsel zur heftigen Erschütterung gültiger Weltbilder und zu deren Neuformulierung führen, gibt es beim Entwerfen eine unübersehbare Fülle solcher Paradigmen, meist sind sie nur für kurze Zeit populär, und nie sind sie von großer Allgemeingültigkeit. Hinsichtlich seiner Wissensbasen (seiner Grundlagen) verhält sich das Entwerfen nicht wie eine Wissenschaft: es bildet nur „schwache“, keine allgemein anerkannten Theorien aus (auch nicht für begrenzte Zeiträume), eine Akkumulation des Wissens, wie sie für viele andere Gebiete selbstverständlich ist, findet nicht statt. Erkenntnisse über das Entwerfen werden wesentlich durch den Prozess des Entwerfens selbst gewonnen. Das entwerferische Handeln ist darum eine wichtige Quelle für den Erkenntnisgewinn im entwerferischen Denken. Der jeweils einzigartige Weg, auf dem sich ein Entwurf entfaltet, erzeugt immerzu neue Anstöße, an denen sich das entwerferische Denken ausbildet.