2020 | OriginalPaper | Buchkapitel
Vom Schweigen der Lehrbücher
Über die Bedeutung von Sprache für Pluralismus in der ökonomischen Bildung
verfasst von : Theresa Steffestun, Silja Graupe
Erschienen in: Grenzen überschreiten, Pluralismus wagen – Perspektiven sozioökonomischer Hochschullehre
Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden
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Studierende, Fachwissenschaftlerinnen und Fachwissenschaftler und Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktiker der Wirtschaftswissenschaften haben mehrfach auf den positiven Zusammenhang von „intellektueller Diversität“ (ISIPE 2014) und Handlungsfähigkeit sowie die Gefahren einer intellektuellen Monokultur in der gängigen ökonomischen Bildung hingewiesen. Dieser Artikel befasst sich mit der Bedeutung von Sprache für diesen Zusammenhang. Mit Hilfe der kognitiven Linguistik untersucht er den sprachlichen Ausdruck der konstatierten intellektuellen Monokultur in den gängigen ökonomischen Lehrbüchern. Besonders im Fokus stehen dabei das Verhältnis von Sprechen (Hyperkognition) und Verschweigen (Hypokognition) mit Bezug auf zentrale Konzepte ökonomischen Denkens, wie „Markt“ und „Staat“. Die Ergebnisse der Analyse untermauern die These der intellektuellen Monokultur der Lehrbücher, da sie u. a. ein frame-semantisches Gefälle zwischen dem Konzept „des Marktes“ und „des Staates“ offenlegen. So ist in den untersuchten Lehrbüchern ein frame-semantisches ‚Crowding Out‘ politischer und gesellschaftlicher Konzepte und Erfahrungen jenseits geldförmigen Tauschs zu beobachten. Dieses hochgradig selektive Framing erfolgt dabei implizit und emotional aufgeladen. Es potenziert dadurch die Gefahr intellektueller Monokulturen, die überbetonten Konzepte und Erfahrungen zu verabsolutieren und einen chauvinistischen Standpunkt gegenüber abweichenden Perspektiven zu entwickeln. Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse formulieren die Autorinnen die Forderung, Pluralismus in der ökonomischen Bildung insbesondere durch eine sprachliche Pluralität zu kultivieren. Abschließend stellen sie erprobte Formen ökonomischer Bildung vor, welche zu einem bewussten Umgang mit der bestehenden intellektuellen Monokultur befähigen und eine intellektuelle Diversität kultivieren, um die Studierenden in der Entwicklung einer verantwortungsvollen Handlungsfähigkeit in wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontexten zu fördern.