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2012 | OriginalPaper | Buchkapitel

Was bedeutet die Aktualität Kritischer Theorie?

verfasst von : Dr. Alex Demirović

Erschienen in: Kritik der Sozialen Arbeit - kritische Soziale Arbeit

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Zusammenfassung

Es gehört zu den Besonderheiten der Kritischen Theorie, daß sie nicht direkt und unvermittelt auf einen Gegenstand der kapitalistischen Gesellschaft losgeht und über ihn in einer objektivierenden Einstellung spricht. Die Kritische Theorie versteht sich konstitutiv als eine erkenntniskritische Theorie. Deswegen stellt sie nicht nur die Selbstverständlichkeit der gesellschaftlichen Phänomene in Frage und ist bemüht, ihren geschichtlichen, ihren produzierten Charakter zu begreifen, sondern auch die Geltung und Wahrheit der Erkenntnis und die Erkenntnishaltung derjenigen, die über den Gegenstand sprechen. Dies gilt auch in ihrem Verhältnis zu sich selbst. Sich auf das Terrain der Kritischen Theorie zu begeben, bedeutet demnach, eine bestimmte Haltung selbstkritischer Reflexion zu übernehmen, die die eigene Redeposition der Theorie und des Intellektuellen betrifft. In welchem Verhältnis befindet sich die Kritische Theorie zu ihrem Gegenstand, ist sie diesem Gegenstand angemessen, in welchem Verhältnis befindet sich das erkennende Subjekt zu dieser Theorie und deren Gegenstand?

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Fußnoten
1
Der Begriff der Integration, der in der Soziologie zumeist sehr positiv verstanden wird, wird von Adorno grundsätzlich kritisch verwendet. Dies rückt ihn in die Nähe von Foucaults Überlegungen zur Funktion von Disziplinarmacht. Diese entwickelt sich historisch als Ergänzung der gesetzlichen Macht des Souveräns. Gesetzliche Macht kann nur verbieten und verhindern, jedoch das Verhalten von Individuen nicht positiv ausrichten. Das leisten die disziplinarischen Praktiken, die den Körper und das Verhalten der Individuen darin einüben, autoritativ festgesetzte Normen zu erfüllen. Die Disziplin normalisiert die Individuen und trägt zu ihrer „Integration“ in umfassende soziale Einheiten wie Schule, Fabrik oder Militär bei. Adorno beobachtet noch eine weitere Form der „Integration“, nämlich die Zwangsvereinheitlichung durch die Kulturindustrie. Sie praktiziert das Gesetz der großen Zahl, indem sie große Menschenmassen organisiert und allein die Fähigkeit, daß sie dies kann, zu ihrer Rechtfertigung macht. So gehen die Menschen in einen Film, weil alle anderen in diesen Film gehen. Dieser Film gilt allein deswegen als sehenswert, weil er aufgrund der Kosten, des technischen Aufwands, der Stars und ihrer Kleidung sich von anderen Filmen unterscheidet. Er beeindruckt also weniger durch ästhetischen Eigensinn als dadurch, daß er gesellschaftliche Macht repräsentiert. Die Individuen beugen sich dieser Macht. Es entsteht das Phänomen des Konformismus; und dieser wird zur Grundlage dafür, daß die Hersteller von Filmen, die Programmgestalter der Fernsehanstalten oder die Sportmanager wiederum behaupten können, sie machten das alles nur, weil das Publikum es so wolle. Die ersten Entwicklungen des „Gesetzes der großen Zahl“, nämlich die Regierung und Verwaltung großer Menschenmassen und ihrer kollektiven Gewohnheiten mit den Mitteln der Statistik beobachtet Foucault bereits für das späte 18. Jahrhundert. Diese Regierungskunst bezeichnet er als eine dritte Form der Macht, die der Gouvernementalität (vgl. Demirović 2000).
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Was bedeutet die Aktualität Kritischer Theorie?
verfasst von
Dr. Alex Demirović
Copyright-Jahr
2012
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-94024-3_2

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