2010 | OriginalPaper | Buchkapitel
Weltordnungskonzepte
verfasst von : Prof. Dr. em. Gert Krell
Erschienen in: Handbuch der Internationalen Politik
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Dass die Welt, in der sie lebten und starben, eine bestimmte Ordnung hatte, das haben fast alle Menschen zu allen Zeiten angenommen. In diese Vorstellungen von Weltordnung – die reale physische Welt war der Menschheit bis weit in die Neuzeit nur in Ausschnitten bekannt – war immer der Kosmos einbezogen. Andere Akteure als die Menschen, also Tiere, Fabelwesen, Geister und vor allem Götter oder in den monotheistischen Religionen Gott spielten eine wichtige Rolle. Die Grenze zwischen der realen und der phantasierten Welt war also noch durchlässig. Meist hatten diese Weltordnungsvorstellungen eine historische Dimension, die Herkunftsmythen einschloss, und ein Telos, ein Endziel, das die Welt auf ein gutes oder böses Ende (oder beides) zusteuern ließ. Diese vormodernen Weltordnungskonzepte, die heute noch bei vielen Völkern mit traditionalen Lebensweisen oder bei stark fundamentalistisch- religiös geprägten Gruppierungen eine wichtige, auch handlungsleitende Rolle spielen, haben sich mit der Herausbildung des wissenschaftlichen Weltbildes Zug um Zug säkularisiert. Sie wurden durch immer neue Entdeckungen der Geographie, der Astronomie, der Medizin, der Psychologie und der Kulturwissenschaften entzaubert.