WI – Call for Papers Heft 1/2012

Auszug

Vor allem zwei Faktoren gewinnen zunehmenden Einfluss auf die IT-Landschaft in Unternehmen der Energiewirtschaft: Im Zuge der Liberalisierung der Energiemärkte (insbesondere im Strommarkt) innerhalb der Europäischen Union sehen sich die Energieversorger zahlreichen neuen Herausforderungen gegenübergestellt. Zentraler Punkt der Marktliberalisierung ist ein diskriminierungsfreier Netzzugang. Daraus resultieren strukturelle Veränderungen in der Energiewirtschaft. Um eine Bevorzugung der Netzbetreiber, die gleichzeitig Stromversorger und/oder Stromerzeuger sind, zu verhindern, sind die Bereiche Erzeugung, Übertragung und Verteilung zu trennen (Unbundling). Eine vollständige Unabhängigkeit wird nur durch eine eigentumsrechtliche Trennung erreicht. Mindestanforderung der Richtlinie ist die Trennung auf buchhalterischer Basis. Für Versorgungsunternehmen umfasst die Beschaffungsoptimierung zur Kostenreduzierung nun nicht mehr nur die Beschaffung von Primärenergie, die in (häufig eigenen) Kraftwerken in elektrischen Strom umgewandelt wird, sondern auch die Beschaffung von Strom selbst. Auf der Verbrauchsseite besteht die Möglichkeit, über mittel- und langfristige tarifbasierte Beschaffung hinaus den Bedarf nun auch kurzfristig über den Strommarkt direkt zu decken oder durch vermehrten Zubau und Betrieb eigener dezentraler Kleinkraftwerke zur kombinierten Erzeugung von Strom, Wärme und Kälte vor Ort. Die Möglichkeit des Handels mit Strom führt zu einer Vielfalt an neuen Produkten und potenziellen Handelspartnern. Dies alles hat eine Steigerung der Komplexität des Strommarktes zur Folge. …