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2023 | Buch

Wissenschaft und Willensfreiheit

Was Max Planck und andere Forschende herausfanden

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Über dieses Buch

Unsere Entscheidungen treffen wir selbst und frei. Oder nicht? Für unser Menschenbild ist wenig so bedeutend wie die Erfahrung, sich selbst unter Kontrolle zu haben. Doch was sagen Philosophie und Wissenschaft hierzu?
Schon lange vor der Diskussion der Willensfreiheit in der Hirnforschung war man sich dieses Problems bewusst. Stephan Schleim nimmt hier den Vortrag des bedeutenden Physikers und Nobelpreisträgers Max Planck aus den 1930er Jahren zum Anlass, das Thema neu zu beleuchten. Dabei steht im Fokus, wie unsere tatsächlichen Entscheidungen in Alltagssituationen beeinflusst werden. Damit hebt sich das Sachbuch von anderen Veröffentlichungen ab, die nur Laborexperimente mit begrenzter Aussagekraft behandeln.
Der Autor erklärt das Problem aus den Perspektiven von Psychologie, Neurowissenschaften, Philosophie, Rechtswissenschaften und Physik. Am Anfang werden Grundlagen vermittelt: Was hat es mit der Diskussion von Determinismus/Indeterminismus auf sich? Welche Begriffe von Willensfreiheit gibt es in der Philosophie? Wie werden Entscheidungen in der Psychologie untersucht?
Nach Analyse der einschlägigen Forschung bespricht Stephan Schleim, Assoziierter Professor für Theoretische Psychologie, die praktische Dimension des Problems. Wie und warum machen wir Menschen für ihre Entscheidungen verantwortlich? Wie funktionieren Strafrecht und Moral? Und vor allem: Wie werden wir unbewusst beeinflusst und welche Möglichkeiten haben wir, damit umzugehen?

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Freiheit als Forschungsgegenstand

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung: Der Mensch als Natur- oder Kulturwesen
Zusammenfassung
Die Einleitung formuliert den Hauptunterschied zwischen Wissen und Nichtwissen sowie Philosophie und Wissenschaft. Diese unterscheiden sich oft in ihren Anforderungen an Wissen und Erkenntnis. Darum interessieren sich Philosophen und Wissenschaftler oft für unterschiedliche Fragen und Methoden. Im Anschluss daran begegnen wir Sokrates in einem Dialog kurz vor seinem Tod. Dieser verdeutlicht, dass der Streit um die verschiedenen Sichtweisen auf den Menschen als Natur- oder Kulturwesen schon seit rund 2500 Jahren anhält.
Stephan Schleim
Kapitel 2. Philosophische Vorbemerkungen zur Willensfreiheit
Zusammenfassung
Was ist überhaupt ein Wille? Und welche Positionen wurden in der Vergangenheit zur Willensfreiheit vertreten? Dieses Kapitel vermittelt wichtige Grundlagen im Bereich von Philosophie und Psychologie. Insbesondere werden wir nachvollziehen, dass bei der Untersuchung des Menschen als Kulturwesen die sprachliche und soziale Prägung unserer Standpunkte von größerer Bedeutung ist als etwa bei der Erforschung von Atomen. Weitere Beispiele verdeutlichen, welche weitreichenden Folgen philosophische Sichtweisen in der Gesellschaft entfalten können – bis im Extremfall sogar Blut fließt.
Stephan Schleim
Kapitel 3. Max Plancks Argument
Zusammenfassung
Max Planck machte sich nicht nur als bedeutender theoretischer Physiker, sondern auch mit seinem populärwissenschaftlichen Engagement einen Namen. Mit dem Problem der Willensfreiheit hat er sich sogar wiederholt beschäftigt. In diesem Kapitel werden wir sehen, wie der Physiker die Willensfreiheit verteidigt. Für Planck löst sich das Problem auf, wenn man es aus der richtigen Perspektive betrachtet. Dort, wo die Wissenschaft keine Orientierungshilfe für das Leben bietet, bringt er schließlich die Ethik ins Spiel.
Stephan Schleim
Kapitel 4. Determinismus und Kausalität
Zusammenfassung
In Diskussionen des Willensfreiheitsproblems kommt man früher oder später auf den Determinismus und die kausale Geschlossenheit der Welt zu sprechen. Diese Begriffe sind in diesem Kapitel zentral. Dabei erweist sich die Unterscheidung als relevant, wie die Welt wirklich ist und wie sie uns erscheint. So erscheinen physikalische Versuche wie das magnetische Pendel für uns als unvorhersehbar, auch wenn sie deterministischen Gesetze unterliegen. Der für die Quantenphysik so zentrale Doppelspaltversuch wird ebenfalls behandelt, bevor wir uns abschließend mit Kausalität im Alltag beschäftigen.
Stephan Schleim
Kapitel 5. Heutige Physiker*innen zur Willensfreiheit
Zusammenfassung
Max Planck war nicht der letzte Physiker, der sich zur Willensfreiheit äußerte. Beispielsweise hat die auf YouTube sehr erfolgreiche Physikerin Sabine Hossenfelder entsprechende Aussagen von Vertretern unserer Zeit gefunden. Sie selbst hält den freien Willen allerdings für mit den Naturgesetzen unvereinbar. Wir werden ihr Argument nachvollziehen und kritisch analysieren. Dabei kommen wir auch auf das Reduktionismusproblem zu sprechen.
Stephan Schleim
Kapitel 6. Willensfreiheit in Biologie und Neurowissenschaften
Zusammenfassung
Mehr als alle anderen Disziplinen haben in jüngerer Zeit die Neurowissenschaften die Diskussion um die Willensfreiheit angefacht. In diesem Kapitel werden wir sehen, dass es die Vorstellung vom Menschen als Maschine schon seit dem 18. Jahrhundert gibt. In der Biologie kommen allerdings unterschiedliche Freiheitskonzeptionen vor. Anders als oft dargestellt, stützt das Libet-Experiment die Annahme eines bewussten Willens, anstatt sie zu widerlegen. Daran ändern auch neuere Versuche mit dem Kernspintomografen nichts.
Stephan Schleim
Kapitel 7. Eine Zwischenbilanz
Zusammenfassung
Bisher haben wir eine Fülle von Positionen und Argumenten für und gegen Willensfreiheit kennengelernt. Jetzt ist es an der Zeit für eine Zwischenbilanz: Wie lässt sich der Perspektivenstreit lösen? Wie gehen wir mit dem Determinismusproblem um? Welchen Positionen lassen sich die verschiedenen Vertreterinnen und Vertreter in der Willensfreiheitsdiskussion zuordnen? Und welchen offenen Fragen sollten wir uns jetzt widmen?
Stephan Schleim

Praktische Freiheit

Frontmatter
Kapitel 8. Freiheit und Verantwortung in Recht und Moral
Zusammenfassung
In diesem Kapitel beschäftigen wir uns mit der „sozialen Logik“ unserer Gesellschaft. Historisch und im Ländervergleich werden wir sehen, dass diese einem permanenten Wandel unterliegt. Entscheidend ist dabei, dass die damit einhergehenden Praktiken nützlich und sinnvoll sind. Hier steht insbesondere das Strafrecht im Fokus. Konkrete historische Beispiele veranschaulichen die möglichen Entgleisungen, zu denen ein reduziertes Menschenbild führen kann. Allerdings wird auch die Tür für ein mögliches „Neurostrafrecht“ nicht ganz verschlossen. In einem Land ist es tatsächlich schon Realität.
Stephan Schleim
Kapitel 9. Wissenschaftler sind auch nur Menschen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel beschäftigen wir uns eingehend mit Max Plancks Biografie. Dabei werden dessen Schicksalsschläge, Prinzipientreue und schließlich seine Vorstellung von wissenschaftlicher Integrität deutlich. Plancks einflussreiche Stellung als Akademiesekretär während der NS-Diktatur wird allerdings auch kritisch hinterfragt werden. Über Gemeinsamkeiten mit dem niederländischen Physiknobelpreisträger Frits Zernike zur Arbeitsweise von Philosophen werden wir schließlich die Arbeitsteilung zwischen den Disziplinen sowie verschiedene Arten von Wissen diskutieren.
Stephan Schleim
Kapitel 10. Allzumenschliche Neurofehlschlüsse
Zusammenfassung
In diesem Kapitel betrachten wir die Erklärungen und Erklärungsansprüche namhafter Hirnforscher aus einer psychosozialen Perspektive. Bei näherer Betrachtung werden sich einige ihrer für das „Neuro-Menschenbild“ wesentlichen Erklärungen als einseitig oder gar falsch herausstellen. Beispiele hierfür sind Behauptungen über angebliche Willenstäuschungen und den wahrscheinlich berühmtesten neurologischen Patienten, Phineas Gage. Ein kurzer Ausflug in das 19. Jahrhundert und seinen Materialismusstreit verdeutlicht, dass dieses Phänomen nicht neu ist, und zwar sowohl in der Wissenschaft als auch in den Medien.
Stephan Schleim
Kapitel 11. Psychologie: Was wir positiv über Freiheit aussagen können
Zusammenfassung
In diesem Kapitel lassen wir die theoretischen Probleme hinter uns. Stattdessen schauen wir uns einige Umgebungen aus dem Lebensalltag an, in denen wir Menschen wirkliche Entscheidungen treffen. Über die Funktionsweise eines Supermarkts, Casinos oder von Werbung lernen wir mehr über Einflussfaktoren, die unsere Freiheit tagtäglich einschränken. Damit sprechen wir nicht mehr über absolute Freiheit, sondern ein Mehr oder Weniger davon. Am Ende folgt eine Diskussion darüber, wie Methoden aus der Psychotherapie oder Meditation tiefere Einsichten in die Funktionsweise unseres Bewusstseins geben und so unsere Freiheit vergrößern können.
Stephan Schleim
Backmatter
Metadaten
Titel
Wissenschaft und Willensfreiheit
verfasst von
Stephan Schleim
Copyright-Jahr
2023
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-66323-3
Print ISBN
978-3-662-66322-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-66323-3

    Marktübersichten

    Die im Laufe eines Jahres in der „adhäsion“ veröffentlichten Marktübersichten helfen Anwendern verschiedenster Branchen, sich einen gezielten Überblick über Lieferantenangebote zu verschaffen.