4.2.1 Familie: Elternhaus und Partnerschaft
Die Forschungsliteratur thematisiert immer wieder, wie bedeutsam die Familie im Zusammenhang mit der Entstehung individueller Werthaltungen ist, wobei besonders dem Elternhaus eine entscheidende Rolle zugeschrieben wird (u. a. Fend et al.
2009; Grusec und Kczynski
1997; Kohn et al.
1986). Welche familienspezifischen Bedingungen Einfluss nehmen und wie die Entstehung von Werten im Kontext von Familie tatsächlich konkret vonstattengehen kann, ist dagegen bisher selten aus soziologischer Perspektive thematisiert worden (vgl. Stein
2013). Mit den vorliegenden Befunden können wir dieses Desiderat aufgreifen und eine Reihe an Facetten und exemplarischen Abläufen des Wertebildungsprozesses im Kontext von Familie beleuchten. Wie sich Werte im Kontext der Familie (v. a. im Elternhaus, aber auch in Partnerschaften) bilden (können), wird mit unseren qualitativen Daten aus Sicht von Erwachsenen retrospektiv beschrieben. Aus diesem Blickwinkel ist die Entstehung individueller Werthaltungen ein facettenreicher Prozess, der keinem linearen Ablauf folgt, sondern sich vor allem auch durch Konflikthaftigkeit, Abgrenzung gegenüber Werthaltungen anderer Personen und/oder Familienmitgliedern vollzieht und teils mit ambivalenten Bewertungen verknüpft ist, was auch später in den Analysen des quantitativen Materials sichtbar wird.
Zunächst lässt sich in Anlehnung an Stein (
2013) feststellen, dass Werte im Kontext von Familie eher in nicht intendierten Situationen gebildet werden. So fällt es den Befragten in den Fokusgruppendiskussionen anfänglich auch schwer, konkrete Erlebnisse zu berichten und ihre Schilderungen zur Entstehung individueller Werthaltungen wiesen zunächst eher allgemeinen Charakter auf. Viele der Befragten beriefen sich in ihren Schilderungen auf gemeinsame Erfahrungen und Wissensbestände hinsichtlich der Prägekraft der Familie, auch wenn sie zunächst keine konkreten Einzelheiten schilderten. Unsere Befunde legen deshalb nahe, dass die Entstehung individueller Werthaltungen im Kontext von Familie zunächst als ein eher unbewusst wirkender Prozess wahrgenommen wird, der erst in der Rückschau genauer benannt werden kann. Während also der Verlauf dieser Prägungserfahrung meist nicht explizit artikuliert werden konnte, wurde stattdessen in den Fokusgruppen auf das „Ergebnis“ dieses Vorganges, nämlich die implizite Weitergabe von „Grundwerten“, verwiesen. Dieses Ergebnis schließt aus unserer Sicht an klassisch soziologische Wertekonzepte an, in denen argumentiert wird, dass Werte abstrakte oder generalisierte Inhalte sind, die Gemeinsamkeit unterstellen und als „höhere Prinzipien“ gelten (u. a. Spates
1983; Thome
2003).
In den Fokusgruppen galten besonders die Eltern als Vorbilder für die eigenen Werte, die ein „Grundgerüst“ und damit eine Basis für das weitere Leben vermitteln würden. Als Beispiele wurden hier Unterstützung, Rückhalt und Vertrauen als grundlegende Werte genannt, die implizit über Praxis vermittelt worden seien und eine Basis für den eigenen Lebensweg bilden würden. So erzählt eine Teilnehmerin, Anfang dreißig:
„Meine Eltern haben mich zu dem gemacht, was ich bin, also über die Erziehung […] [sie] waren wahrscheinlich am prägendsten, weil sie dann geformt haben, wohin ich will“ (FG 3).
6 Diese Befunde zur Relevanz der Eltern für die Entstehung individueller Werthaltungen schließt u. a. an Erkenntnisse von Welzel an. Im Anschluss an Allport und Hurrelmann geht er davon aus, dass während der Sozialisation bestimmte Wertprofile ausgebildet werden, die die Identität eines Individuums nachhaltig beeinflussen (Welzel
2009, S. 109). Dieser Prozess ist langfristig angelegt und auf die Zukunft ausgerichtet, wie ein Teilnehmer berichtet:
„das gibt einen Weg vor, wie man sein restliches Leben bestreitet, also ist das auch […] wertegebend, ja“ (FG 3). Ein wichtiger Aspekt der Wertebildung durch elterliche Einflüsse ist die Annahme, dass eine starke Prägung durch sie immer dann als entscheidend angesehen wurde, wenn die Eltern ihre Werte „authentisch“ vorlebten (Stein
2013). Eine Teilnehmerin, die in einem religiös-praktizierenden Elternhaus aufgewachsen ist, berichtet:
„ich habe gespürt, dass diese Werte tragen, die sie mir vermitteln, das war nicht irgendwas […] meine Eltern haben das authentisch gelebt“ (FG 8). Diese Authentizität begründet die Befragte damit, dass ihre Eltern durch die Herstellung kohärenter Bezüge zwischen Denken und Handeln als Vorbilder für sie fungierten. Das von der Befragten thematisierte Erleben der Eltern, die offensichtlich authentisch versuchten, gedankliche Konstrukte praktisch umzusetzen, dürfte jener wertebildenden Erfahrung entsprechen, die Joas als „Ergriffensein“ bezeichnet hat: „das Gefühl, ganz besonders mit uns identisch zu sein“ (Joas 2006, S. 2).
Die Analysen unserer Fokusgruppen legen nahe, dass die Entstehung individueller Werthaltungen im Kontext der Familie zu großen Teilen als nicht-intendiert und vorwiegend unbewusst abläuft. Einige Befragte ergänzen für die Lebensabschnitte der Pubertät und des jungen Erwachsenenalters, dass die Werte der Eltern mit dem Heranwachsen zunehmend, teilweise jedoch auch nur vorübergehend, als Kontrastfolie zu eigenen Werten dienten und in manchen Fällen auch Ausgangspunkt für Konflikte bildeten. Einige äußerten, gegen die Werte der Eltern rebelliert zu haben bzw. diese abzulehnen, und dass genau dieser Prozess zur Entwicklung einer eigenen Persönlichkeit mit eigenen Werthaltungen geführt habe (vgl. Joas
1999, 2006). Eine Teilnehmerin berichtet, sich im Erwachsenenalter gegen die sehr strengen Erziehungsmethoden der Eltern gewendet zu haben:
„Ich habe mich […] von diesen Werten distanziert, die ich in der Kindheit zu spüren bekommen hab, […] die wollte ich nicht annehmen“, berichtet sie und erzählt weiter:
„ich hab das eher so erlebt, die Eltern prägen mich und ich hab jahrelang damit zu tun, das wieder loszuwerden, was sie in mich hineingeprägt haben, bis ich ein freier Mensch sein kann“ (FG 8). Die Befragte rückte also von den elterlichen Werten ab, indem sie sich, wie sie im Gespräch beschreibt, Vorbildern zuwandte, die ihrer Meinung nach und im Gegensatz zu den Eltern wichtige Werte wie „Freiheit“ und „Liebe“ vertraten. In ihrem Fall bestand die Konsequenz ihrer Distanzierung zu den elterlichen Werten darin, sich einer religiösen Gemeinschaft anzuschließen, da sie hier die Vorbilder und Werte fand, nach denen sie leben wollte. Dieser Abwendungs-Prozess entspricht einem typischen Ablauf der Entstehung individueller Werthaltungen in unserer Untersuchungsgruppe.
Neben den Eltern wurden in den Fokusgruppen vereinzelt auch andere Familienmitglieder erwähnt, wie Großeltern, Geschwister, Kinder oder entferntere Verwandte. Eine weitere wichtige Rolle nahmen in vielen Fokusgruppen die Partnerschaften ein, die die Befragten in ihren Werten „bereichern“ und „verändern“ (FG 1). Als besonders prägend wurde dabei erneut häufig der Umgang mit Konflikten oder dem Scheitern einer Beziehung genannt. In einer Diskussionsrunde berichteten etwa gleich mehrere Personen von der Erfahrung, sich nach langen Jahren von ihren Partnern scheiden zu lassen: „Der Entschluss mich scheiden zu lassen nach 11 Jahren, die in den letzten Jahren ziemlich wüst waren […], das war schon sehr einschneidend für mich. […] Mir war dann die Unabhängigkeit und Fähigkeit zur Selbstversorgung äußerst wichtig, und das ist es auch bis heute“ (FG 4). Zudem reflektierten viele ältere GruppenteilnehmerInnen einen Wertewandel in Partnerschaften, der vor allem an der stärkeren rechtlichen Unabhängigkeit der Frau in der Beziehung (Unterhalt, Vormundschaft, Erwerbsarbeit) und an veränderten Einstellungen zu Sexualität festgemacht wurde.
4.2.2 Biografische Brüche
Dass Biografien von Diskontinuitäten und unterschiedlichen Übergangsphasen (beispielsweise von der Schule in die Berufstätigkeit) geprägt sind, ist u. a. aufgrund der Erkenntnisse der Lebenslauf- und Biografieforschung bekannt (u. a. Hoerning
1987; Kohli
1988). „Biografische Wendepunkte“ sind aber beispielsweise auch im Zusammenhang mit der Arbeitslosigkeitsforschung oder der Kriminalsoziologie (u. a. Vogel
2008) untersucht worden. Im Kontext der Entstehung individueller Werthaltungen wird dieses Thema jedoch bislang selten diskutiert. Ausnahmen bilden hier die bereits in Abschn. 2 erwähnten Arbeiten von Stein sowie Nummer-Winkler et al., die in diesem Kontext „biografische Lebensereignisse“ wie beispielsweise die „Begegnungen mit neuen Menschen“ als werteprägend hervorheben (Nunner-Winkler et al.
2006, S. 43; Stein
2013, S. 11, 20).
Biografisch prägende Erfahrungen können für die Entstehung individueller Werthaltungen nach unseren Befunden sehr relevant sein, wobei die TeilnehmerInnen der Fokusgruppendiskussionen häufig von ähnlichen Erfahrungen und Erlebnissen berichteten. Biografische Brüche werden in unserer Studie als plötzliche, unerwartete oder unbekannte Erfahrungen beschrieben, die zu einer grundlegenden Neuorientierung oder einer Neubewertung des eigenen Lebens führten. Als Beispiele können hier Unfälle, der Tod eines Angehörigen, aber auch Scheidungen, Arbeitslosigkeit oder sogar längere Auslandsaufenthalte und das Erleben neuer Lebenskontexte genannt werden. Obwohl sich die konkreten Lebensereignisse der Befragten in Teilen voneinander unterscheiden, lassen sich einige allgemeine Facetten für die Entstehung individueller Werthaltungen im Kontext biografischer Brüche aufzeigen. Gemeinsam ist diesen Aspekten, dass diese Erlebnisse meist nicht nur die Person selbst, sondern auch ihr unmittelbares soziales Umfeld einschließen (Familie, FreundInnen, KollegInnen). Zudem zeichnen sich biografische Brüche dadurch aus, dass sie mit dem Gefühl eines erzwungenen Verlusts eigener Werte einhergehen (beispielsweise Verlust der Selbstbestimmung durch Krankheit), und diese Werte dadurch in ihrer Geltung bestätigen und verfestigen.
7 Diese und ähnliche Befunde aus unseren Fokusgruppen korrespondieren mit Joas Wertekonzept, nach dem gerade solche Situationen zur Bildung von Werten führen können, die uns in einer besonderen (positiven oder negativen) Weise beeindrucken und „ergreifen“ (Joas
1999, S. 206–207, 2006, S. 2). Typisch ist auch diese rückblickende Äußerung einer jungen Teilnehmerin, in der bestimmte Erlebnisse und Erfahrungen als wesentliche Markierungen geschildert werden:
„wenn dir etwas sehr Schreckliches […] oder was Positives passiert, das [hat] einen Einfluss auf die Werte des Menschen und auf die Sichtweise, wie er durch das Leben geht“ (FG 6).
In jedem Fall bedeuteten biografische Brüche immer „Umstrukturierungen, Veränderungen, Neujustierung“ formuliert Hoerning (
1987, S. 237). Das Material unserer Fokusgruppendiskussionen legt nahe, dass sowohl positiv als auch negativ empfundene biografische Brüche als prägend für die Entstehung individueller Werthaltungen wirken können.
Zu den werteprägenden biografischen Ereignissen gehört auch das Erleben neuer Kontexte. Dabei wurden beispielsweise Lebensstationen oder Reisen im Ausland von einigen Befragten als werteprägend beschrieben, da man durch das Kennenlernen neuer Kulturen und Werte zur Selbstreflexion eigener Positionen angehalten sei. Ein junger Teilnehmer erzählt:
„Wenn man wirklich in einen neuen Kontext kommt, sich neu orientieren muss […] da [finden] die größten Veränderungen statt, auch mit einem selber, weil man vieles, was man bisher gemacht hat, hinterfragt“. Dieses Erleben neuer Kontexte führt zur Hinterfragung von Handlungsmustern, die bisher vorausgesetzt wurden. Die Nicht-Bestätigung von Bekanntem führt in diesem Fall zu einer verstärkten Reflexion eigener Denk- und Verhaltensweisen, die auch in die (Neu‑)Bildung von Werten münden kann. Obwohl verschiedene AutorInnen auf die zeitliche Stabilität von Werten hinweisen (u. a. Thome
2003; Welzel
2009), zeigen unsere Befunde, dass sich Werthaltungen durch Auseinandersetzung und Konfrontation durchaus verändern können, auch wenn der Prozess selbst auf längere Zeiträume angelegt ist. Das Erleben neuer Kontexte, besonders im Kontext von längeren Auslandsaufenthalten, erforderte immer „neue Ordnungsmuster aufzubauen, die die eigene Identität herausfordern“ (Bachleitner und Aschauer
2015, S. 339). Dabei waren Offenheit und Eigenständigkeit die Werte, die in diesem Zusammenhang besonders oft genannt wurden.
„Alleine was Selbständigkeit anbelangt […]“, erzählt eine Teilnehmerin,
„ich glaube, das andere Umfeld prägt da schon sehr stark“ (FG 1). Auch eine andere Befragte, die aufgrund beruflicher Umstände in anderen Ländern lebte und dies als stark prägend empfand, berichtete in der Fokusgruppe von der Bedeutung dieser Auslandsaufenthalte:
„Wenn man den Wohnort ändert oder raus aus der eigenen Komfortzone geht und irgendetwas Neues erlebt, das ist schon etwas, woran man sich dann in der Retrospektive erinnert und dem wahrscheinlich auch beimisst, dass man sich sehr verändert hat“ (FG 3). Erfahrungen dieser Art werden als wichtige Stationen im Leben wahrgenommen, die zu Reflexion und persönlicher Weiterentwicklung anregen und damit Auswirkungen auf das eigene Werteprofil haben (vgl. Welzel
2009).
Zu den biografischen Brüchen als wertebildende Momente im Leben zählen aber auch tiefgreifende Zäsuren wie (chronische) Krankheiten, Unfälle oder das Erfahren körperliche Gewalt.
8 In diesem Zusammenhang wurde von den Befragten besonders der Verlust von Selbstständigkeit thematisiert, der im weiteren Lebensverlauf dazu führte, Selbstbestimmung und Autonomie neue Bedeutung beizumessen. Ein junger Befragter, der während seiner Kindheit körperliche Gewalt erfahren hatte, berichtete dazu:
„Das macht natürlich viel mit einem […] im Nachhinein betrachtet absolut [etwas] Positives, weil man unglaublich viel aus der Situation lernt, auch fürs spätere Leben, wie man auch auftreten muss gegenüber anderen“ (FG 1). Biografische Brüche führten in einigen Fällen jedoch nicht nur zu einer persönlichen Veränderung, sondern auch zu einer verstärkten Neubewertung und Wertschätzung des eigenen Lebens. So beschrieb ein Befragter, der mehrere Wochen schwer erkrankt war und dies als besonders drastischen Einschnitt in sein Leben schilderte:
„Ja, bei mir waren einige Sachen, wo sich eine Türe geschlossen, aber eine andere geöffnet hat“, berichtete er und erzählte weiter:
„speziell auch vor zwei Jahren, wo ich im Koma lag, […] aber mich wieder gut gefangen und natürlich dann viel bewusster nachher alles empfunden habe bzw. noch immer empfinde“ (FG 2). Der Befragte reflektiert durch den erlebten Einschnitt seine bisherigen Lebenserfahrungen neu. Seine Erkrankung war für ihn außerdem die Bedingung dafür, dass sich neue Möglichkeiten der Lebensführung überhaupt eröffnen konnten. Dieses Beispiel zeigt, dass biografische Brüche in der Rückschau von den Befragten auch positiv bewertet und (um-)gedeutet werden, wenn sie in den eigenen Erfahrungshorizont eingebettet werden. Gleichzeitig sind „Lebensereignisse, die Verluste darstellen […] für das Individuum eine Herausforderung, die [es] dazu veranlassen, ‚neue‘ Wege zu betreten“ (Hoerning
1987, S. 235). Andere Befragte, die ähnlich prägende Erfahrungen gemacht haben, berichteten davon, einen bewussteren und intensiveren Zugang zu ihrem Leben zu empfinden, aktiver zu werden und Pläne für die Zukunft nicht mehr länger aufzuschieben.
„Das war also der Moment“, berichtete eine Pensionistin
„wo ich beschlossen hab, ich schiebe überhaupt nichts mehr auf die Zukunft“ (FG 4). Darüber hinaus berichteten andere Personen in den Fokusgruppen sogar, dass einschneidende biografische Brüche zur Wahl eines bestimmten Berufes (z. B. Medizin) beigetragen hätten. Diese Befunde deuten auf jene theoretische Erkenntnisse hin, die davon ausgehen, dass Werte einen handlungsmotivierenden Charakter haben können, besonders dann, wenn sie mit Emotionen verknüpft sind (Schwartz
1994, S. 21).
Der konkrete Prozess der Entstehung individueller Werthaltungen lässt sich mit Blick auf die Befunde unserer Fokusgruppendiskussionen in folgender Weise zusammenfassen: Zunächst wurden bestimmte Werte, die von den Eltern vorgelebt wurden, von den Befragten in der Kindheit meist unbewusst übernommen. Durch das Heranwachsen kam es dann aber zu einem Reflexionsprozess, in dem diese Werte hinterfragt wurden. Hierzu zählt auch das Aufbegehren gegen oder Ablehnen von Werten der primären Bezugspersonen. In dieser Phase werden auch andere Beziehungen zu PartnerInnen oder FreundInnen für die persönliche Wertebildung sehr wichtig. Biografische Brüche und negative Erfahrungen innerhalb dieser Beziehungen werden von den Befragten als besonders prägend beschrieben, da sie Werte bewusst machen und auf die Probe stellen. Erst nach diesem Prozess, so berichteten einige Befragte, könnten sie angeben, eigene Werte und Einstellungen entwickelt zu haben. Ein Befragter fasst diesen Prozess eindrücklich zusammen: „Man [bekommt] natürlich von den Eltern mal so ein Grundgerüst an Werten und [richtet] sich erst mal nur nach dem, was einem vorgelebt wird. Und dann später in Konfrontation mit Freunden, mit anderen Leuten, da merkt man, was hat man dort für Werte? Was haben Freunde für Werte? Passt dich vielleicht da ein bisschen an, merkst dann, wo stimmt’s nicht mehr zusammen mit dem, was man selber kennt – und baut sich dann halt langsam so sein eigenes Ding zusammen“ (FG 6).