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2002 | Buch

Zur Theorie, Empirie und Politik der Einkommensverteilung

Festschrift für Gerold Blümle

verfasst von: Prof. Dr. Lukas Menkhoff, Prof. Dr. Friedrich L. Sell

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Lukas Menkhoff und Friedrich L. Seil Gerold Blümle ist seit je her ein vielseitig interessierter Wissenschaftler und Zeitgenosse gewesen. Davon zeugt sein Schriftenverzeichnis am Ende dieser Festschrift, das neben seinen strikt "beruflichen" Neigungen zugun­ sten der Wirtschaftswissenschaften auch ein Spiegel von Teilen seiner privaten Hobbies ist. Im Unterschied zu vielen anderen Kollegen der Zunft hat Blümle sich den "Luxus", ja das Vergnügen gegönnt, über viele The­ men, die ihm nicht durch sein "Berufsbild" vorgezeichnet waren, auch leidenschaftlich und - nicht zu vergessen - mit einer gehörigen Portion Humor zu schreiben. Schaut man sich sein wissenschaftliches Oeuvre an, so fällt von Anfang an sein Engagement ftir die Verteilungstheorie ins Auge. Dabei hat es ihm insbesondere die Theorie der personellen Einkommensverteilung angetan. Die wirtschafts- und insbesondere sozialpolitischen Implikationen der Einkommensverteilung beschäftigten ihn besonders spätestens seit Ende der 1980er Jahre. Gerade in jüngster Zeit sind - neben den theoretischen und wirtschaftspolitischen Aspekten - auch verstärkt empirische Gesichts­ punkte in seinen Arbeiten zur Einkommensverteilung zum Zuge gekom­ men. Als Beispiel sei seine Untersuchung zu den Unterschieden in der EinkommensverteilungzwischenFrankreic hundDeutschlandgenannt. Es lag daher nahe, dieser Festschrift den Titel "Zur Theorie, Empirie und Politik der Einkommensverteilung" zu geben. Damit war für die Her­ ausgeber auch schon eine "natürliche" Gliederung der Beiträge zur Fest­ schrift vorgegeben, wobei die Theorie - wie in Blümles Schriften - ein deutliches Übergewicht hat und auch in den anderen Beiträgen eine große Rolle spielen kann.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einführung

Einführung
Zusammenfassung
Gerold Blümle ist seit je her ein vielseitig interessierter Wissenschaftler und Zeitgenosse gewesen. Davon zeugt sein Schriftenverzeichnis am Ende dieser Festschrift, das neben seinen strikt „beruflichen“ Neigungen zugunsten der Wirtschaftswissenschaften auch ein Spiegel von Teilen seiner privaten Hobbies ist. Im Unterschied zu vielen anderen Kollegen der Zunft hat Blümle sich den „Luxus“, ja das Vergnügen gegönnt, über viele Themen, die ihm nicht durch sein „Berufsbild“ vorgezeichnet waren, auch leidenschaftlich und — nicht zu vergessen — mit einer gehörigen Portion Humor zu schreiben.
Lukas Menkhoff, Friedrich L. Sell

Theoretische Beiträge zur Einkommensverteilung

Frontmatter
Verteilung und Wirtschaftswachstum: Eine neoklassische Verallgemeinerung des Wachstumsmodells von Kaldor
Zusammenfassung
Auf Nicholas Kaldor (1956, 94 ff.) geht eine Variante des postkeynesianischen Wachstumsmodells zurück, in der die gesamtwirtschaftliche Sparquote von der funktionalen Einkommensverteilung abhängt (Hemmer 1967). Es wird unterstellt, dass die Sparquote der Lohneinkommensbezieher von der Sparquote der Kapitaleinkommensbezieher abweichen kann (und im Regelfall auch tatsächlich abweicht). Diese Modellierung erlaubt es, die Umverteilung von Einkommen zwischen den Anbietern von Arbeit und Kapital als einen Mechanismus zu verwenden, um die inhärente Instabilität des postkeynesianischen Wachstumsgleichgewichts zu korrigieren.
Rainer Klump
Ausbildung, Technologie und die Verteilung der Lohneinkommen
Zusammenfassung
Theoretische und empirische Analysen der Bestimmungsgründe von Einkommens-und Vermögensverteilung finden seit Beginn der 90er Jahre nach einer längeren Periode minderen Interesses wieder vermehrt die Aufmerksamkeit der Profession (s. Atkinson 1997). Dabei fallt auf, dass sich die Forschung im Gegensatz zu den 70er Jahren stärker mit Fragen der personellen Verteilung befasst, vermutlich auch aufgrund schwindender politischer Relevanz des „Widerspruchs zwischen Kapital und Arbeit“. Es ist bemerkenswert, dass sich Gerold Blümle, den es hier zu ehren gilt, dem mainstream entgegen, bereits in Zeiten eines vornehmlich auf die funktionale Verteilung konzentrierten wissenschaftlichen Diskurses mit Engagement der Weiterentwicklung seinerzeit vorliegender Entwürfe zur Erklärung der personellen Verteilung verschrieben hat (s. Blümle 1972, 1974, 1975).
Hans Jürgen Ramser
Zur Mikrofundierung der Verteilungstheorie — Einsichten in eine unvollendete Geschichte
Zusammenfassung
Es läßt sich nicht leugnen, daß die moderne Ausprägung der neoklassischen Ökonomie als intertemporale Preistheorie zugleich eine Preisgabe als Verteilungstheorie bedeutet. Denn der funktionale Charakter einer Einkommensverteilung, die ihren Bezug durch den Entgelt der Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital erhält, verlangt eine uniforme Profitrate (alias einen entsprechenden Zinssatz) und, als deren Spiegelbild, einen Lohnsatz, der als Durchschnittslohn homogenisierte Arbeit repräsentiert. Diesem Marktgleichgewicht setzt die neoklassische Ökonomie einen Entwurf entgegen, der, als Theorie relativer Güterpreise, an einen Vektor von Erstausstattungen gebunden ist, deren Eigenzinssätze das Marktergebnis einer intertemporalen Allokation des Güterkosmos ausdrücken.
Hajo Riese
Thomas Tookes „An Inquiry into the Currency Principle“ als Anregung für die moderne Verteilungstheorie
Zusammenfassung
Alle bedeutenden Argumente der modernen Geldtheorie, so sagt man, wurden im letzten Jahrhundert schon diskutiert—vielleicht mit dem Nachteil, daß noch kaum Modellkonstruktionen benutzt wurden und die Begrifflichkeit schwankte, aber dem stand der Vorteil höherer Anschaulichkeit entgegen. Diese war nicht nur eine Frage des wissenschaftlichen Stils, sondern stützte sich auf die einfacheren realen Gegebenheiten. Man sah das Edelmetall von Hand zu Hand wandern. Der Vermögende fühlte die Schwere des Goldes in der Tasche, und jeder wußte, daß dieses unentbehrliche Umlaufsmittel der arbeitsteiligen Gesellschaft und Garant eines langfristig stabilen Preisniveaus teuer erstanden war. Es wurde substituiert durch unterwertige Münzen aus billigerem Metall, durch Noten, Schecks und Wechsel. So entstand die Frage, welches Geld das eigentliche sei, was seinen Wert bestimme und ob der Kredit in bestimmten Formen Wirtschaftskrisen verursache oder sie wenigstens verschärfe.
Bertram Schefold
Eine Theorie zur Entlohnung des Jägers
Zusammenfassung
Doktoranden/innen und Mitarbeiter/innen von Gerold Blümle aus der Zeit Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre werden sich daran erinnern, daß das Thema des „Status“, insbesondere seine Rolle für den Konsum, damals am Lehrstuhl fur Mathematische Ökonomie hoch im Kurs stand. Eine Reihe von Arbeiten von Blümle selbst haben diesen Gegenstand später aufgegriffen. Aus Anlaß dieser Festgabe möchte ich meinerseits das Thema des Status, nicht umfassend oder allgemein, aber zumindestens einige seiner Aspekte im Zusammenhang mit der Jagd behandeln. Dies geschieht zu Ehren des Jubilars—eines bekanntermaßen großen Freundes und Kenners der Natur und ihrer Fauna.
Friedrich L. Sell
Sind die Löhne einkommensmaximierender Personen vergleichbar? Das Roy-Modell im Rückblick
Zusammenfassung
Vor rund 50 Jahren entwickelte Roy (1950) ein verteilungstheoretisches Modell, mit dem er zeigt und zunächst scheinbar empirisch belegen kann, daß das multiplikative Zusammenwirken unabhängig und gleich verteilter individueller Grundfähigkeiten lognormalverteilte Arbeitsproduktivitäten und mithin Löhne impliziert. Der Aufsatz von Roy genoß lange Zeit große Beachtung in der Literatur, was unter anderem daran zu sehen ist, daß sein Beitrag noch in den 70er Jahren, als das breite wissenschaftliche Interesse an der Verteilungstheorie einen vorläufigen Höhepunkt erreichte, Eingang in eine Anzahl verteilungstheoretischer Monographien fand.
George Sheldon
Der Zins, die Zeit und das Geld Spuren einer keynesianischen Kapitaltheorie
Zusammenfassung
Keynes strebte im Rahmen seines ambitionierten Vorhabens, eine „Allgemeine Theorie“ zu entwickeln, auch eine monetäre Zinstheorie an, die sich von den Ansätzen einer realwirtschaftlichen Zinserklärungen in der klassisch neoklassischen Schule abhob. Jedoch konnte er sich — auch posthum betrachtet — mit diesem Ansatz nicht durchsetzen. Heute gelten wieder Produktivität und Sparsamkeit als die eigentlichen, langfristig zinsbestimmenden Faktoren; der Zins ist demnach der „Preis der Zeit“, eine Maß-und Steuergröße intertemporaler Präferenzen der Güterverwendung.
Heinz-Peter Spahn
Fiscal-Demographic Policy Conflicts: Does an Aging Population Increase Economic Inequality?
Zusammenfassung
„Does an aging society increase inequality?“ This question is posed by policymakers in many industrialized countries today. A main message of the research presented below is that this question is ill-defined to have any simple answer.
Robert K. von Weizsäcker

Empirische und wirtschaftspolitische Fragestellungen der Einkommensverteilung

Frontmatter
Zum Einfluss von Äquivalenzskalen auf Ergebnisse zur personellen Einkommensverteilung und zur relativen Einkommensarmut
Zusammenfassung
In seinem Lehrbuch zur Theorie der Einkommensverteilung weist Blümle darauf hin, dass bei der Analyse der personellen Einkommensverteilung drei verschiedene Konzepte der Empfângereinheit denkbar seien, wobei die Auswahl unter diesen Konzepten vom Untersuchungszweck abhänge:
Richard Hauser
Wissenschaft und Empirie
Zusammenfassung
Die Politische Arithmetik, von deren Gründer William Petty das obige Zitat stammt, wird wegen ihrer Methode der quantitativen Erfassung der ökonomischen Größen als wissenschaftlicher Fortschritt angesehen. Man war der Meinung, daß Zahlendarstellung oder graphische Darstellung ökonomische Sachverhalte besser charakterisieren und neue Einsichten vermitteln. „Graphischen Darstellungen der personellen Einkommensverteilung kommt nicht allein erläuternde Bedeutung zu. Sie waren und sind oft Ausgangspunkt für Ansätze der Verteilungsmessung und Ursache theoretischer Forschung“ schreibt Gerold Blümle und er fährt fort „Aus diesem Grund finden sich oft verschiedene Darstellungsweisen nebeneinander“. Damit hat er gleich zwei Problemkreise angeschnitten, einmal, daß theoretische Forschung auch durch Fakten also durch bestehende Realität angestoßen werden kann und daß zum andern einfach erscheinende Sachverhalte wie z. B. eine personelle Einkommensverteilung nicht auch einfach dargestellt werden können. Der Grund ist der, daß man mit einer quantitativen oder graphischen Darstellung einen Sachverhalt erklären will, der wiederum vom Aspekt des Betrachters abhängt, sei es der Versorgungsaspekt, der Wachstumsaspekt, der Ungleichheitsaspekt oder der Stabilitätsaspekt. Erschwerend kommt hinzu, daß im Gegensatz zu den Naturwissenschaften lebensweltliche und wissenschaftliche Begriffe durcheinandergehen; betrachtet man bei einer Tischplatte in naturwissenschaftlicher Weise die Molekülbindung, verknüpft man nicht automatisch damit den Versorgungsaspekt oder Stabilitätsaspekt im lebensweltlichen Sinn, wie dies üblicherweise bei ökonomischen Betrachtungsweisen der Fall ist.
Siegfried Hauser
Verteilungsimplikationen kapitalgedeckter Alterssicherungssysteme
Zusammenfassung
Die Sicherung einer ausreichenden Rente im Alter war in den letzten Jahren ein zentraler Bestandteil sozialpolitischer Diskussionen. In deren Mittelpunkt standen globale Größen wie Beitragssatz und Rentenniveau sowie deren wirtschaftliche Konsequenzen.1 Demgegenüber sind verteilungspolitische Fragen weitgehend ausgeklammert worden. Dies ist insbesondere problematisch, wenn ein größerer Teil der Altersvorsorge durch eine freiwillige kapitalgedeckte Privatvorsorge mit individuell zurechenbarer Kapitalbildung erfolgen soll. „Es ist selten ein Fehler, wenn man bei der Analyse eines ökonomischen Problems davon ausgeht, daß die Einkommensverteilung eine Rolle spielt, und zugleich betont, daß die Berücksichtigung der Einkommensverteilung als unabhängiger Veränderlicher unbefriedigend ist, da das fragliche Phänomen selbst sicherlich auch Verteilungswirkungen bedingt.“ Dieser Satz von Blümle gilt auch für diese Reform, die ins Gewicht fallende Veränderungen der Einkommens- und Vermögensverteilung zur Folge haben wird, deren Erfolg andererseits aber von der Einkommensverteilung wesentlich bestimmt werden wird.
Hans-Jürgen Krupp, Christiane Schäper, Joachim Weeber
Arbeitszeitreduzierung als Mittel zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit. Ein distributiver Ansatz
Zusammenfassung
Professor Dr. Gerold Blümle, dem ich diese Arbeit zum 65. Geburtstag widme, hat sich unter anderem mit Fragen der Einkommensverteilung befasst. Der folgende Aufsatz geht der Frage nach, ob die derzeitige Massenarbeitslosigkeit auf dem Wege einer Arbeitszeitreduzierung beseitigt oder zumindest in erheblichem Maße reduziert werden kann.
Bernhard Külp
Die Lohnquote — Irrlicht der Lohnpolitik
Zusammenfassung
Wird über ein wirtschaftspolitisches Thema anhaltend und hitzig gestritten, ohne dass die Akkumulation praktischer Erfahrungen und wissenschaftlicher Erkenntnisse sichtbare Bewegung in die Debatte, geschweige denn in die Politik, bringen könnte, ist dies ein untrügliches Zeichen dafür, dass vitale Verteilungsinteressen auf dem Spiel stehen. So auch in der Lohnund Beschäftigungspolitik. Kaum ein Aspekt des Beschäftigungsproblems, kaum ein Erklärungs- oder Lösungsansatz, der in der politischen Arena nicht heiss umstritten wäre. Zum Beispiel die institutionelle Reform des Arbeitsmarktes. Ob Kündigungsschutz, Krankengeldfortzahlung, Mitbestimmung oder Tarifvertragsrecht: Wo die einen beschäftigungsfeindliche „Arbeitsmarkt-Rigiditäten“ abbauen wollen (Siebert 1997), verteidigen die anderen fundamentale soziale Errungenschaften der Arbeitnehmer. In gleicher Weise polarisieren die wohlfahrtsstaatlichen Transferzahlungen an Erwerbslose: hier unantastbares Element des sozialen Sicherheitsnetzes, dort reformbedürftige Subventionierung der Untätigkeit.
Oliver Landmann
Stabile Ungleichverteilung in der Demokratie und individuelle Wahrnehmung
Zusammenfassung
Die Verteilung von Einkommen und Vermögen in den heutigen Demokratien ist weit von einer Gleichverteilung entfernt. Wenige verdienen und besitzen viel, und dementsprechend partizipieren die Meisten weit unterproportional am Reichtum der Gesellschaft. Dieses generelle Muster ist recht stabil und weist für alle Länder über alle Zeiten eine entsprechend linkssteile Form der Häufigkeitsverteilung von Einkommen oder Vermögen auf. Während die Verteilung über den größten Zeitraum des 20. Jahrhunderts gleichmäßiger geworden war, driftet sie seit den 80er Jahren in vielen Industrieländern wieder auseinander, wie der Beitrag von Atkinson (2000) dies bereits im Titel zum Ausdruck bringt. Dies mag dazu beitragen, daß Verteilungsfragen wieder ein wenig „interessanter“ geworden sind, wenngleich damit noch nicht unbedingt relevanter im politischen Bereich (vgl. Atkinson 1997).
Lukas Menkhoff
Versuch über die Einkommensverteilung in den neuen Ländern
Zusammenfassung
Die Unzufriedenheit mit den Aufbauerfolgen seit der Wiedervereinigung scheint nicht nur in Ostdeutschland, sondern auch in Westdeutschland nach wie vor hoch zu sein. So beantworteten 1991 noch 45,9 % der befragten Ostdeutschen die Frage, ob die Wiedervereinigung eher dem Westen oder dem Osten mehr Vorteile bringe, mit dem Westen. 1998 waren es 37,7 %. Während noch 1991 mehr als ein Viertel der befragten Westdeutschen die Vorteile im Osten sahen, waren es 1998 44,7 %. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass ein gleichbleibender Prozentsatz von knapp 10 % der ostdeutschen Befragten die Vorteile im Osten sieht, während ein abnehmender Prozentsatz der Westdeutschen diesen im Westen sieht.
Wolfgang Patzig
Backmatter
Metadaten
Titel
Zur Theorie, Empirie und Politik der Einkommensverteilung
verfasst von
Prof. Dr. Lukas Menkhoff
Prof. Dr. Friedrich L. Sell
Copyright-Jahr
2002
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-56062-0
Print ISBN
978-3-642-62735-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-56062-0