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2015 | Buch

Zur Zukunft der Organisationssoziologie

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Über dieses Buch

Zehn Jahre nach der Institutionalisierung der Organisationssoziologie in Deutschland wird mit diesem Band nicht nur ein Resümee über ihre Bedeutung in Deutschland gezogen, sondern vor allem Entwicklungslinien aufgezeigt, in die sich die Organisationssoziologie in den nächsten Jahren bewegen könnte. Dazu werden aktuelle Debatten zur Einbettung der Organisationssoziologie in die Gesellschaftstheorie, Querbezüge zur Wirtschaft, das Spannungsfeld zur nordamerikanischen Hegemonie sowie neue theoretische Ansätze in programmatischen Beiträgen diskutiert.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einleitung
Zusammenfassung
Welche Relevanz besitzt die Organisationssoziologie innerhalb der Soziologie? In welchem Verhältnis steht sie zu anderen sich mit Organisationen auseinandersetzenden Disziplinen? Wodurch zeichnet sich ein explizit soziologischer Blickwinkel auf Organisationen aus? Und welche neuen Horizonte, welche neuen Entwicklungslinien lassen sich aufzeigen? Wohin wird sich die Organisationssoziologie entwickeln? Welche bedeutsamen Forschungslücken bestehen? Ausgehend von diesen Fragen werden zentrale Diskussionslinien aufgezeigt. Danach werden die einzelnen Beiträge des Sammelbandes vorgestellt.
Maja Apelt, Uwe Wilkesmann

Standortbestimmungen

Frontmatter
Organisation als Grenzobjekt?
Zusammenfassung
Entwickelt wird die These, dass das Konzept ‘Organisation’historisch in unterschiedlicher Weise als ein Grenzobjekt der Organisationsforschung fungiert hat. Die institutionelle Entwicklung wie die verschiedenen Optionen der Weiterentwicklung der Organisationssoziologie sind entsprechend unter der Perspektive des situationssensiblen Managements bzw. der Transformation dieses Grenzobjekts zu betrachten und zu beurteilen. Ein Rückblick auf die strukturellen Probleme bei der Etablierung einer eigenständigen Organisationssoziologie in Deutschland (und den USA) wird genutzt, um Vermutungen über den möglichen Platz und die zukünftige Rolle der Organisationssoziologie innerhalb des Faches zu entwickeln.
Stephan Wolff
Organisationssoziologie in Deutschland
Ihre Entwicklung im Spannungsfeld zwischen nordamerikanischer Hegemonie und deutsch-europäischem Sonderweg
Zusammenfassung
Die Organisationssoziologie hat sich in Deutschland in den vergangen zwei Dekaden fest etabliert und befindet sich derzeit in einer Konsolidierungsphase, die durch die Spannungsfelder zwischen allgemeinem sozialwissenschaftlichen Anspruch und praktischer Relevanz sowie zwischen eigenständiger Profilierung und der Positionierung im nordamerikanisch dominierten Feld der Organization Studies gekennzeichnet ist. Vor diesem Hintergrund geht der Text auf die Entwicklung der Organisationssoziologie in Deutschland ein und beleuchtet deren Verankerung in Fachgemeinschaften auf internationaler Ebene. Die Institutionalisierungsgeschichte der European Group for Organizational Studies bildet einen weiteren Referenzpunkt zur Analyse der genannten Spannungsverhältnisse.
Petra Hiller, Markus Pohlmann
Gesellschaft der Organisationen, organisierte Gesellschaft, Organisationsgesellschaft
Zu den Grenzen einer an Organisationen ansetzenden Zeitdiagnose
Zusammenfassung
Diagnosen von der äGesellschaft der Organisation“, der äorganisierten Gesellschaft“ und der äOrganisationsgesellschaft“ sind populär, aber lediglich Teil einer Vermehrung von äEin-Wort-Zeitdiagnosen“, mit denen die Gesellschaft beispielsweise in der Form der äRisikogesellschaft“ oder der äEntscheidungsgesellschaft“ von einem Zentralphänomen aus beschrieben wird. Mit den Diagnosen von der äOrganisationsgesellschaft“ o.ä. verbindet sich die Idee, dass der Übergang zur modernen Gesellschaft vorrangig über die Ausbildung von Organisationen erklärt werden muss (zeitliche Dimension), dass alle Felder der modernen Gesellschaft durch Organisationen geprägt werden (sachliche Dimension) und dass die sozialen Beziehungen durch Organisationen dominiert werden (soziale Dimension).
Stefan Kühl

Organisation, Unternehmen, Wirtschaft und Gesellschaft

Frontmatter
Organisation, Wirtschaft und Gesellschaft
Über einige epistemische Dinge der Organisationssoziologie
Zusammenfassung
In dem Beitrag wird das Verhältnis der Organisationssoziologie zur Wirtschaft, zu Unternehmen und, damit zusammenhängend, zur (Institutionen-) Ökonomik diskutiert. Ich plädiere dafür, erstens, die Ökonomie nicht den Ökonomen zu überlassen, zweitens, sich gegenüber der Institutionenökonomik nicht defensiv zu verhalten, sondern das Ökonomische als ein Soziales und außerdem die an ökonomischen Bedingungen der Ökonomie selbstbewusst zu thematisieren, drittens Organisationen, besonders Unternehmen als korporative Akteure und viertens deren Vernetzung und Verstrickung in internationale Beziehungen in der Rangordnung der epistemischen Dinge der Organisationssoziologie entschieden höher zu platzieren.
Günther Ortmann
Organisation und Wettbewerb
Zusammenfassung
In diesem Beitrag werden Fragmentierungen der Organisationsforschung aufgezeigt, und es werden Schwerpunktthemen vorgestellt, zu deren Entwicklung verschiedene Fragmente der Organisationsforschung beigetragen haben. Die kritische Auseinandersetzung mit der Institutionellen Ökonomik wird als eines dieser Schwerpunktthemen ausgewiesen. Sie dient als Ausgangspunkt für die Erörterung des Verhältnisses von Organisation und Wettbewerb. Der Beitrag endet mit einer reflexiven Wendung der Wettbewerbsthematik auf die Organisationsforschung.
Raimund Hasse
Organisations- und Wirtschaftssoziologie
Von einfachen Standortbestimmungen zu Querbezügen und neuen Fragen
Zusammenfassung
Inhalt des Beitrages ist die Frage nach den Gründen, warum sich die neue Wirtschaftssoziologie und die Organisationssoziologie „völlig“ aus den Augen verloren haben. Gezeigt wird, dass sich die „neue Wirtschaftssoziologie“ aus den Fesseln der klassischen Soziologie befreien konnte, indem sie handlungsbasierte Erklärungen für das bei Weber angelegte Problem der Bildung sozialer Erwartungen vorlegt. Demgegenüber zeigt sich die Organisationssoziologie geprägt durch die (über-)kritische Abgrenzung vom Verbandsmodell Max Webers. Aus Sicht der neuen Wirtschaftssoziologie wäre der Organisationssoziologie heute eine kritische „Rückbesinnung“ auf Webers Form einer erklärend-verstehenden Soziologie und die Suche nach sozialen Wirkmechanismen in und durch Organisationen anzuraten.
Andrea Maurer

Individuum, Organisation und Gesellschaft

Frontmatter
Organisation und Individuum
Das Spannungsverhältnis zwischen individuellen und korporativen Akteuren in der asymmetrischen Gesellschaft
Zusammenfassung
Der Beitrag befasst sich mit Problemen und Schwierigkeiten der Beziehungen zwischen Organisationen und Individuen auf der Grundlage des Konzepts der asymmetrischen Gesellschaft von James Coleman. Im ersten Schritt wird die „asymmetric society“ kurz erläutert. Anschließend werden Möglichkeiten und Wege der Begrenzung korporativer Macht und einer Stärkung der Position der Individuen diskutiert. Dabei werden vor allem Ideen einer Umstrukturierung von Organisationen aufgegriffen, die darauf abzielen, den individuellen Akteuren stärker „zu ihren Rechten“ zu verhelfen. Im letzten Schritt werden – als Anregung für eine empirische Forschungsagenda – Anwendungs- und Umsetzungsbeispiele des Konzepts der asymmetrischen Gesellschaft vorgestellt.
Peter Preisendörfer
Organisation und Gesellschaft
Beiträge der Organisationssoziologie zum Verständnis ihrer Wechselwirkung
Zusammenfassung
Der Beitrag nimmt die Frage des Verhältnisses zwischen Organisation und Gesellschaft auf und zeigt, inwiefern die Organisationssoziologie dazu beitragen kann, ein passendes theoretisches Instrumentarium zu entwickeln, um die komplexen Wechselwirkungen zwischen diesen zwei Ebenen des Sozialen zu erfassen. Insbesondere wird erörtert, wie neoinstitutionalistische Ansätze den Druck externer Anforderungen auf Organisationen zu erfassen ermöglichen; wie ein strukturationstheoretischer Zugang auf die Rekursivität der Verhältnisse zwischen Organisation und Gesellschaft aufmerksam macht und wie die systemtheoretische Perspektive die jeweils spezifische Bearbeitung externer Irritationen seitens autonomer Systeme (wie Organisationen) in den Blick bekommt.
Cristina Besio
Organisationen in der radikalisierten Moderne
Herausforderungen
Zusammenfassung
Ist moderne Vergesellschaftung ohne Organisationen nicht zu denken, so gilt doch auch umgekehrt: Organisationen sind ohne Gesellschaft weder zu verstehen noch zu erklären. Was Organisation heißt, hat sich seit dem Aufkommen der Moderne jedoch grundlegend verändert: Prägten Bürokratien die Entwicklung der Moderne und verdanken diese ihre Verbreitung der Modernisierung von Welt, so charakterisieren heute reflexive Organisationen eine sich „radikalisierende Moderne“. Damit einher geht eine Vielzahl tiefgreifender Veränderungen, die von der verwandelten Institutionalisierung von Akteuren über die organisationale ‚Inbeziehungsetzung’ von Gesellschaftsbereichen bis hin zu Formen von Vergesellschaftung jenseits des Nationalstaats reichen und die Soziologie vor großen Herausforderungen stellt.
Arnold Windeler
Wie geht es weiter mit dem soziologischen Neo-Institutionalismus?
Eine kritische Auseinandersetzung
Zusammenfassung
Der soziologische Neo-Institutionalismus gehört in der Organisationsforschung zu den derzeit dominierenden Theorien. Diese Theorie hat mit ihren Begriffen und Konzepten viele empirische und theoretische Projekte der Organisationsforschung angetrieben. Trotzdem werden erhebliche Baustellen sichtbar, die es zu bearbeiten gilt. Dieser Beitrag stellt die grundlegenden Theoriebausteine kurz vor, greift aktuelle Weiterentwicklungen auf und identifiziert die Kernprobleme der Theorie auf drei analytischen Ebenen, der Mikro-, der Meso- und der Makroebene. Dabei wird deutlich, dass es diese Probleme konstruktiv anzugehen gilt, um die bislang ungenutzten Potentiale des soziologischen Neo-Institutionalismus freizulegen.
Stefan Kirchner, Anne K. Krüger, Frank Meier, Uli Meyer

Alternative Konzepte

Frontmatter
Die emotionale Säule von Institutionen
Entwicklungen, Potentiale und Probleme einer neo-institutionalistischen Deutung von Emotionen
Zusammenfassung
Die Verbindung von neo-institutionalistischer Organisationsforschung und soziologischer Emotionsforschung bildet einen dynamischen Bereich sozialwissenschaftlicher Forschung. Der Beitrag beleuchtet die Entwicklungen, Potentiale und Probleme, die mit einer neo-institutionalistischen Deutung von Emotionen einhergehen. Dazu gehören „institutional work“, „institutional logics“, Legitimität und Institutionen, die jeweils zu Emotionen in Bezug gesetzt werden. Anschließend erfolgen eine kritische Würdigung und ein Verweis auf organisationssoziologisch relevante Anknüpfungspunkte. Insbesondere wird eine Erweiterung des Scottschen Institutionenmodells vorgeschlagen, welches die emotionale Säule („emotional pillar“) von Institutionen sowie Emotionen als Institutionen integriert.
Konstanze Senge
Vorüberlegungen zu einer Relationalen Organisationssoziologie
Organisationen als transitorische Gebilde
Zusammenfassung
Der Beitrag liefert erste Konzeptualisierungen einer Relationalen Organisationssoziologie. Aus der Perspektive der Relationalen Soziologie erscheinen Organisationen als transitorische Gebilde, welche heterogene Prozesse füreinander anschlussfähig machen – etwa Marketingmaßnahmen, technische Produktionsprozesse, Kundenbedürfnisse. Eine solche Sichtweise liefert weiterführende Perspektiven auf neue Entwicklungen in der Organisationswelt, wie beispielsweise die fraktale Organisation, die Projektorganisation oder die Netzwerkorganisation.
Roger Häußling
Skizze zur praxistheoretischen Debatte um Organisation
Zusammenfassung
Welchen Stellenwert haben praxistheoretische Ansätze in der Organisationsforschung? Können sie zu einer Weiterführung organisationssoziologischer Theorien beitragen? Diese Fragen erörtert der Beitrag, indem er zunächst wichtige Grundlagen und Annahmen praxistheoretischen Denkens herausarbeitet. Er zeigt dann, in welcher Weise diese Annahmen bereits in aktuelle Debatten zur Organisationsforschung eingehen und schreitet dabei zentrale Dimensionen von Organisation und Praxis ab: Prozesshaftigkeit/Temporalität, Körperlichkeit/Materialität, Strukturen, Diskurse/Narrationen, Entscheidungen/Strategien, Kommunikation, Wissen/Lernen, Arbeit und Routinen. Zudem stellt der Beitrag einen eigenen Vorschlag für eine in der Giddenschen Praxistheorie wurzelnde Fassung von Organisation als Praxis vor.
Sylvia Marlene Wilz

Resümee und Kritik

Frontmatter
Perspektiven der Organisationssoziologie
Ein Essay über Risiken und Nebenwirkungen des Erfolgs
Zusammenfassung
Der Essay setzt sich kritisch mit jüngeren Entwicklungen in der Organisationssoziologie auseinander. Er beobachtet und deutet Tendenzen der Schwächung des Organisationsbegriffs als Folgeprobleme von Erfolgen, die sich mit dem Konzept der Organisation verbinden. Neben inflationären Tendenzen, die als Folge des populären Erfolges des Konzepts der Organisation auch innerhalb der Soziologie gelesen werden, werden deflationäre Tendenzen ausgemacht. Sie betreffen die Banalisierung, Entspezifizierung und/oder Verabschiedung des Begriffs der Organisation innerhalb der Organisationssoziologie selbst. Die besondere Bedeutung dieser deflationären Begriffsentwicklungen wird darin gesehen, dass sie sich im Rahmen prominenter Theorieansätze vollzieht bzw. namhafte Autoren für diese Vorschläge stehen.
Veronika Tacke
Zu viele lose Fäden – und ein paar Schlingen um dem Hals
Randnotizen zum Wissensstand der Organisationssoziologie
Zusammenfassung
Anders als viele der anderen Beiträge dieses Buches, die je spezifische Wunschvorstellungen dazu aufschreiben, was die Organisationssoziologie künftig noch oder noch mehr tun sollte, geht es im vorliegenden Beitrag um die Schwächen des Forschungsfeldes, die abzustellen wären. Vier Schwächen werden benannt: lose Fäden nach vorn, also nicht zum Abschluss gebrachte Forschungslinien; lose Fäden nach hinten, also nicht in den relevanten Traditionszusammenhang gerückte Forschungslinien; lose Fäden nach seitwärts, also die Nichtbeachtung relevanter paralleler Forschungslinien; sowie Schlingen um den Hals in Gestalt überdehnter und so konturlos werdender Forschungslinien. Mehr „normal science“ könnte diesen Schwächen abhelfen.
Uwe Schimank
Backmatter
Metadaten
Titel
Zur Zukunft der Organisationssoziologie
herausgegeben von
Maja Apelt
Uwe Wilkesmann
Copyright-Jahr
2015
Electronic ISBN
978-3-658-07330-5
Print ISBN
978-3-658-07329-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-07330-5

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