2016 | OriginalPaper | Buchkapitel
Anthropophagie als Praxis Das Goethe-Institut und der kulturelle Austausch
verfasst von : Bruno Fischli
Erschienen in: Kulturarbeit in Transformationsprozessen
Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden
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fasste Oswald de Andrade 1928 im ‚Anthropophagischen Manifest‘ die gegen die europäisch-amerikanische Dominanz gerichtete ‚moderne‘ Kulturtechnik zusammen. Die brasilianischen Indios haben, der Sage zufolge, die tapfersten Feinde aufgegessen, um sich deren Mut, Kraft und Erfahrung einzuverleiben. Oswald de Andrade hat diesen rituellen Kannibalismus zur Metapher einer transkulturellen Praxis gemacht, in der die hegemonialen Kulturen von den peripheren Regionalkulturen aufgefressen und zu einem hybriden neuen kulturellen Ausdruck geformt werden. In den 1970er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde sie von den Tropikalisten (Hélio Oiticica, Caetano Veloso, Gilberto Gil, GlauberRocha, Pedro de Andrade, Ce Celso u. a.) in allen künstlerischen Bereichen aufgegriffen, nicht zuletzt als kulturelle Praxis, die sich gegen die Militärdiktatur wandte