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2016 | Buch

Kulturarbeit in Transformationsprozessen

Innenansichten zur ‚Außenpolitik‘ des Goethe-Instituts

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Über dieses Buch

Die Herausgeber zeigen in diesem Band Möglichkeiten und Grenzen sowie bisher unterschätzte oder ungenutzte Potentiale Auswärtiger Kulturpolitik (AKP) am Beispiel der Mittlerorganisation Goethe-Institut zur Begleitung von Transformationsprozessen auf. Darüber hinaus werden Erkenntnisse der Kulturpolitikforschung für die Untersuchung von AKP in Entwicklungsländern erörtert. Um den Bogen von der Praxis zur Theoriezu schlagen, führt die Publikation Erfahrungsberichte von ehemaligen Mitarbeitenden des Goethe-Instituts und Beiträge von Wissenschaftlern aus den Bereichen der Kulturwissenschaften und Politikwissenschaft zusammen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Auswärtige KulturpolitikBeiträge zu Theorie und Praxis binationaler Beziehungen
Zusammenfassung
Auswärtige Kulturpolitik (AKP)2 wird als ,dritte Säule‘ der Außenpolitik definiert, gerade auch weil Kultur „Teil eines dynamischen Prozesses der Veränderungen in unserer Gesellschaft“ (Auswärtiges Amt 1970: 184) sei, wie es schon 1970 in den Leitsätzen des Auswärtigen Amtes nachzulesen ist. Dementsprechend basiert die AKP auf einem erweiterten Kulturbegriff, der nicht nur das Schöngeistige, sondern auch das Experimentelle impliziert und eine Auseinandersetzung mit Fragen der Gegenwart ermöglicht. Auf internationaler Ebene wurde der erweiterte Kulturbegriff schließlich 1982 eingeführt. In der ‚Erklärung von Mexiko City‘ heißt es, Kultur sei
Wolfgang Schneider, Anna Kaitinnis

Zur gesellschaftlichen Rolle von Kunst und Kultur

Frontmatter
Schnittmengen und ZielkonvergenzenÜberlegungen zur Auswärtigen Kulturpolitik aus der Sicht der Demokratieforschung
Zusammenfassung
Seit den 1990er Jahren ist zu beobachten, wie sich verschiedene außenpolitische Stränge in ihrer strategischen Ausrichtung angenähert haben und damit stärkere Schnittmengen aufweisen. Dies trifft insbesondere für Demokratieförderung, Entwicklungspolitik und Auswärtige Kulturpolitik (AKP) zu. Zwar stellen diese Handlungsfelder keine neuen außenpolitischen Ziele dar; durch das Ende des Kaltes Krieges jedoch änderten sich die weltpolitischen Rahmenbedingungen grundlegend, und es erweiterten sich die strategischen Überlegungen ebenso wie die Handlungsmöglichkeiten sowohl staatlicher als auch nicht-staatlicher externer Akteure in all diesen Bereichen.
Marianne Kneuer
Transformationsprozesse als Gegenstand von KulturpolitikforschungBeobachtungen in Afrika
Zusammenfassung
Welchen Einfluss haben Künstler auf die Entwicklung von Gesellschaften? Welche Rolle spielt die Kultur in Konzepten zur Zukunftssicherung? Welche Kulturpolitik schafft nachhaltige Strukturen? Einerseits wird Kunst in den Entwicklungszielen der Vereinten Nationen nicht aufgeführt. Das ist ein großer Fehler. Andererseits wird Kunst oft im Zusammenhang mit politischen Strategien erwähnt, wie zum Beispiel bei der Neuausrichtung der Auswärtigen Kulturpolitik (AKP) im Jahr 2011 mit der Konzeption ‚Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik in Zeiten der Globalisierung – Partner gewinnen, Werte vermitteln, Interessen vertreten‘ (Auswärtiges Amt 2011).
Wolfgang Schneider
Tahrir‘ – der Platz der Transformation Anmerkungen zur arabischen Revolution
Zusammenfassung
Der Grund, aus dem ich dieses Gedicht meinem Artikel vorangestellt habe, liegt darin, dass der berühmte palästinensische Dichter Mahmoud Darwish das „Illusionslicht“ und die „Zeit“ erwähnt – zwei Ideen, über die ich selbst viel nachgedacht habe. Aber noch bedeutender sind für mich der Titel und der Gegenstand des Gedichtes: „Das Grau.“
Basma El Husseiny
Transformation und Partnerschaft‘ als kulturpolitische StrategieDie Rolle des Goethe-Instituts im tunesischen Transformationsprozess
Zusammenfassung
Eine Gesellschaft, die sich in einem komplexen Transformationsprozess, im Übergang zur Demokratie, befindet, wird selbstverständlich von verschiedenen Bewegungen und Kräften geprägt – eine dieser Bewegungen ist künstlerischer Aktivismus als Strategie für Veränderung. Künstler waren bedeutende politische Akteure des ‚Arabischen Frühlings‘ in Tunesien seit 2010/11. Sie haben die Kunstproduktion in den öffentlichen Raum verlagert, neue Formensprachen in zahlreichen Aktionen erprobt und somit einen Beitrag zur demokratischen Entwicklung Tunesiens geleistet. Indem sich Kunst für freie Meinungsäußerung einsetzt, ist sie Gestalter und Indikator von Demokratie (vgl. Bruckbauer 2013). Gerade in Transformations- und Demokratisierungsprozessen übernimmt Kultur eine relevante Rolle, indem Künstler und „Kulturakteure […] nicht nur Seismografen, sondern eben auch Protagonisten der gesellschaftlichen Veränderung [sind]“ (Becker/Wetzel o. J.: 2).
Meike Lettau

Das (Spannungs-)Verhältnis

Frontmatter
Ambivalente BeziehungenDie Autonomie der Goethe-Institute und die Diplomatie der Deutschen Botschaften
Zusammenfassung
Auswärtige Kulturpolitik (AKP) versucht mit den Mitteln der Kultur, den Zielen der Außenpolitik zu folgen. Ein Paradoxon an sich: Außenpolitik ist weitgehend zentral organisiert und gehört zu den Kernaufgabenfeldern des Bundes. Dem gegenüber steht als Primat der Kulturpolitik die Autonomie der Akteure im Kulturbereich (vgl. Schreiner 2008: 5). Dieses Spannungsverhältnis wirft die Frage nach der Autonomie von Mittlerorganisationen auf. Sie soll hier anhand des Goethe-Instituts untersucht werden, der größten Mittlerorganisation
Johannes Crückeberg
Gütesiegel ‚Goethe‘Zur Geschichte eines Instituts zwischenAußen- und Kulturpolitik
Zusammenfassung
Die Entstehungsgeschichte des Goethe-Instituts ist nicht unumstritten. So beging der Präsident Klaus-Dieter Lehmann in Anwesenheit von Außenminister Guido Westerwelle am 5. Juli 2011 den 60. Geburtstag des Instituts mit einer Rede, in der er sich folgendermaßen äußerte
Bernhard Wittek
Vertrag und Auftrag, Personal und ProgrammDas Goethe-Institut zwischen institutionellen und inhaltlichen Widersprüchen
Zusammenfassung
Zur Auswärtigen Kulturpolitik (AKP) in sogenannten Transformationsländern gibt es eine Reihe von Beiträgen aus der Erfahrung in bestimmten Ländern. Ich verstehe meinen Beitrag als Hinweis auf den politischen und gesellschaftlichen Hintergrund, vor dem sich diese Arbeit vollzieht. Mir geht es darum, das Goethe- Institut in seiner institutionellen Verfasstheit und seiner generellen inhaltlichenAusrichtung zu schildern – beides Gegebenheiten, die sich auch auf die konkrete Arbeit vor Ort in den Instituten und in der Zentrale auswirken.
Horst Harnischfeger

Das Goethe-Institut als Akteur von Demokratieförderung

Frontmatter
Am deutschen Wesen soll die Welt nicht genesen!Ein Plädoyer für die internationale kulturelle Zusammenarbeit
Zusammenfassung
Das Goethe-Institut ist keine nachgeordnete Bundesbehörde zur Betreibung deutscher Kulturarbeit im Ausland. Es ist ein eingetragener Verein. Das ist ein unschätzbares Privileg, das verwandte Institute wie das Institut Français, das Istituto Italiano, das spanische Instituto Cervantes oder das polnische Kulturinstitut nicht genießen. Natürlich operiert das Goethe-Institut nicht im politikfreien Raum. Spannungen zwischen der Mittlerorganisation und ihrem Vertragspartner, dem Auswärtigen Amt, w aren, sind und bleiben nicht ausgeschlossen. Dennoch hat das Goethe-Institut eine relativ große Bewegungsfreiheit und die Möglichkeit, selbst einzuschätzen, welche Programme in einem bestimmten Land sinnvoll sind und welche nicht.
Kathinka Dittrich-van Weringh
Für eine demokratische GesellschaftDie Kulturarbeit des Goethe-Instituts in Iran, Brasilien und der Türkei
Zusammenfassung
Leben bedeutet Veränderung, und jede lebendige Gesellschaft befindet sich in einem Transformationsprozess. Geschwindigkeit und Richtung dieser Veränderungen können allerdings verschieden sein; beide setzen einerseits Rahmenbedingungen für kulturelle Aktivitäten, andererseits lassen sie sich durch solche beeinflussen
Kurt Scharf
Wie viel Freiheit braucht Kulturarbeit im Ausland?Programmatische Projekte mit Partnern desGoethe-Instituts
Zusammenfassung
Einige Projektbeispiele datieren aus den 1990er Jahren. Projekte aus dieser Zeit leben aus dem offenen Denken der 1968er Jahre und den liberalen ‚Leitsätzen für die auswärtige Kulturpolitik‘ der Regierung Willy Brandt/Walter Scheel vom Jahr 1970. In den Leitsätzen wurde zum ersten Mal die Bedeutung der Auswärtigen Kulturpolitik (AKP) für die Friedenssicherung und die Völkerverständigung angemessen gewürdigt und für einen erweiterten Kulturbegriff plädiert. Die Instrumente der strategischen Führung waren in dieser Zeit in den Zentralen des Auswärtigen Amtes und des Goethe-Instituts noch nicht stringent entwickelt. Erst 1976 folgte der rechtsverbindliche Rahmenvertrag zwischen dem Auswärtigen Amt und dem Goethe-Institut, der neben anderen Regelungen auch das sogenannte konstruktive Veto des Auswärtigen Amtes für einzelne Aktivitäten des Goethe-Instituts formulierte. Bis auf wenige Ausnahmen aber blieb die Zusammenarbeit von Goethe-Instituten und politischen Vertretungen im Ausland eine ‚Arbeit auf gleicher Augenhöhe‘.
Michael de la Fontaine
Auf vermintem GeländeDas Goethe-Institut Chile ermöglicht Vergangenheitsbewältigung
Zusammenfassung
Santiago de Chile Anfang März 1990: Der Diktator Augusto Pinochet hatte gerade die Regierung an den demokratisch gewählten Kandidaten der Mitte-Links- Koalition Patricio Aylwin übergeben, der erste Schritt der ‚Transición‘ war geglückt und das Land atmete auf.
Dieter Strauss

Fair Cooperation: Austausch auf Augenhöhe

Frontmatter
Anthropophagie als PraxisDas Goethe-Institut und der kulturelle Austausch
Zusammenfassung
fasste Oswald de Andrade 1928 im ‚Anthropophagischen Manifest‘ die gegen die europäisch-amerikanische Dominanz gerichtete ‚moderne‘ Kulturtechnik zusammen. Die brasilianischen Indios haben, der Sage zufolge, die tapfersten Feinde aufgegessen, um sich deren Mut, Kraft und Erfahrung einzuverleiben. Oswald de Andrade hat diesen rituellen Kannibalismus zur Metapher einer transkulturellen Praxis gemacht, in der die hegemonialen Kulturen von den peripheren Regionalkulturen aufgefressen und zu einem hybriden neuen kulturellen Ausdruck geformt werden. In den 1970er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde sie von den Tropikalisten (Hélio Oiticica, Caetano Veloso, Gilberto Gil, GlauberRocha, Pedro de Andrade, Ce Celso u. a.) in allen künstlerischen Bereichen aufgegriffen, nicht zuletzt als kulturelle Praxis, die sich gegen die Militärdiktatur wandte
Bruno Fischli
Kooperationskultur in den KünstenPerspektiven am Beispiel deutsch-indischer Partnerschaften
Zusammenfassung
Künstlerische Kooperationen zwischen dem ‚Globalen Norden‘ und dem ‚Globalen Süden‘, sprich zwischen reichen Industrienationen, die vornehmlich auf der nördlichen Halbkugel angesiedelt sind, und armen Entwicklungs- und Schwellenländern, aber auch Transformationsländern, die in der Regel in der südlichen Hemisphäre verortet sind, werden derzeit vielfach gefördert. Über die Realisierung dieser Partnerschaften, wie zwischen Deutschland und Indien, ist außer der Präsentation des Resultats – zum Beispiel die Aufführung eines gemeinsam produzierten Theaterstücks – selten etwas bekannt. Es gibt nur wenige Dokumentationen, die die Chancen und Herausforderungen solcher internationaler Kooperationsarbeit aufzeigen
Annika Hampel
Auswärtige Kulturpolitik als NetzwerkDas Goethe-Institut: Von der ,Einbahnstraße‘ zum ,Global Player‘
Zusammenfassung
Künstlerische Kooperationen zwischen dem ‚Globalen Norden‘ und dem ‚Globalen Süden‘, sprich zwischen reichen Industrienationen, die vornehmlich auf der nördlichen Halbkugel angesiedelt sind, und armen Entwicklungs- und Schwellenländern, aber auch Transformationsländern, die in der Regel in der südlichen Hemisphäre verortet sind, werden derzeit vielfach gefördert. Über die Realisierung dieser Partnerschaften, wie zwischen Deutschland und Indien, ist außer der Präsentation des Resultats – zum Beispiel die Aufführung eines gemeinsam produzierten Theaterstücks – selten etwas bekannt. Es gibt nur wenige Dokumentationen, die die Chancen und Herausforderungen solcher internationaler Kooperationsarbeit aufzeigen.
Hans-Georg Knopp
Die Kunst, Transformationsprozesse zu begleitenZur Reform Auswärtiger Kulturpolitik
Zusammenfassung
Das Goethe-Institut bewegt sich bei seiner Arbeit im Spannungsfeld von Politik und Kultur. Aufgrund des Rahmenvertrages zwischen der Mittlerorganisation und dem Auswärtigen Amt agiert es im Feld der Auswärtigen Kulturpolitik (AKP) regierungsunabhängig und -abhängig zugleich (vgl. Goethe-Institut 2004). Diesen scheinbaren Widerspruch macht Johannes Crückeberg in seinem Beitrag deutlich und schlussfolgert u. a. deswegen, dass die Beziehung zwischen Goethe-Instituten und Deutschen Botschaften im Ausland ambivalent sei. Neben Bernhard
Wolfgang Schneider, Anna Kaitinnis
Backmatter
Metadaten
Titel
Kulturarbeit in Transformationsprozessen
herausgegeben von
Wolfgang Schneider
Anna Kaitinnis
Copyright-Jahr
2016
Electronic ISBN
978-3-658-13259-0
Print ISBN
978-3-658-13258-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-13259-0