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25.10.2018 | Automatisierung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie Künstliche Intelligenz die Arbeitswelt verändert

verfasst von: Andrea Amerland

4 Min. Lesedauer

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Wann wird sie kommen, die schöne neue Arbeitswelt, in der Roboter und Algorithmen uns das Leben erleichtern? Oder kostet Künstliche Intelligenz einfach nur viele Jobs? Antworten auf diese Fragen geben mehrere Studien.

"Die Unternehmensperspektive zeigt, dass der Wandel der Arbeitswelt durch Künstliche Intelligenz weitaus langsamer und weniger disruptiv ablaufen wird", heißt es in der Zeitschrift "Wirtschaftsdienst" in einem Artikel zum Thema "Künstliche Intelligenz und der Faktor Arbeit".

Deutsche Arbeitnehmer sehen das ganz anders. 63 Prozent schätzen, dass Künstliche Intelligenz (KI) binnen drei bis fünf Jahren unsere Arbeitswelt revolutionieren wird. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Künstliche Intelligenz am Arbeitsplatz 2018" des IMWF Instituts für Management und Wirtschaftsforschung und des Marktforschungsinstituts Toluna, für die 2.000 Arbeitnehmer ab 18 Jahren befragt wurden.

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Ökonomische Effekte der Künstlichen Intelligenz

Mit den technischen Durchbrüchen geht ein starker Anstieg der Investitionen im Bereich der Künstlichen Intelligenz einher. Dieser ist größtenteils zurückzuführen auf das starke Engagement der großen Digitalkonzerne aus den USA und China. Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz auf Produktivität und Wachstum der Volkswirtschaften. 


Tätigkeiten, die sich durch KI-Systeme verändern

42 Prozent der Befragten gehen davon aus, das bisher von Menschen umgesetzte Bürotätigkeiten von Robotern übernommen werden. 33 Prozent rechnen mit einer automatisierten Kundenberatung. Auch der Einsatz von KI-Systemen, durch die Menschen Fabrikarbeit abgenommen wird oder die Kundenverhalten vorhersagen, soll sich nach Einschätzung von jeweils 31 Prozent rasch verbreiten. Weitere Tätigkeiten, die sich laut Studie durch KI verändern werden: 

  • Warnung vor bevorstehenden Ausfällen von Maschinen (30 Prozent)
  • Sprache erkennen (28 Prozent)
  • Einfache Gespräche führen (28 Prozent) 
  • Selber sprechen (28 Prozent)
  • Analyse komplexer Daten, zum Beispiel das Erkennen von Krebstumoren auf Röntgenaufnahmen (25 Prozent)
  • Autos fahren (25 Prozent)
  • Gesichtserkennung (23 Prozent)
  • Übernahme menschlicher Arbeit in der Pflege, etwa Umbetten von Patienten (20 Prozent)

Laut des Berichts "The Future of Jobs", den die Stiftung Weltwirtschaftsforum (WEF) veröffentlicht hat, erledigen bis 2025 mehr Roboter Aufgaben als Menschen. Bislang werden noch 71 Prozent der Arbeitsstunden von Menschen verrichtet. Der Studie zufolge soll dieser Anteil bis zum Jahr 2025 auf 48 Prozent fallen. Die übrigen 52 Prozent übernehmen dann Maschinen und Algorithmen. Doch das World Economic Forum schätzt auch, das die "Roboter-Revolution" 58 Millionen neue Arbeitsplätze in den kommenden fünf Jahren schafft. Mehr als die Hälfte der weltweit befragten Unternehmen müssen dafür ihre Mitarbeiter schulen. 

Gewinner und Verlierer-Jobs der Automatisierung

Der WEF kann in der Studie, für die Personal- und Strategiemanager in 20 Industrie- und Schwellenländern befragt wurden, die zusammen 70 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung repräsentieren, auch die Gewinner und Verlierer der Automatisierung benennen. Demnach werden Bürojobs wie in der Buchhaltung verschwinden. In Bereichen wie Marketing, Verkauf und Innovation wachse hingegen der Bedarf an qualifiziertem Personal. Die wahren Gewinner der Entwicklung seien aber Datenanalysten, Wissenschaftler, Software- und Anwendungsentwickler sowie Experten für elektronischen Handel und Social Media. 

Besonders von der Automatisierung betroffen sind laut einer Studie von den Beratungsunternehmen Oliver Wyman und Mercer im Auftrag für das Global Risk Center der Marsh & McLennan Companies, ältere Arbeitnehmer. Hierzulande drohen 57 Prozent der Stellen wegzufallen, die von älteren Arbeitnehmern besetzt sind, heißt es in der Studie mit dem Titel "The Twin Threats of Aging and Automation" (PDF).

Aber nicht alle Tätigkeiten und Aufgaben können automatisiert werden, schreibt E. W. Udo Küppers. Im Buchkapitel "Arbeiten und arbeiten lassen – Kämpfen und Kooperieren um Arbeit" führt der Springer-Autor und Ingenieur aus, das langjähriges Erfahrungswissen, also intrinsisches Wissen, von Facharbeiten und Spezialisten nicht einfach digitalisiert und durch lernfähige Roboter ersetzt werden könne.  

Parallelen zu den 1970er-Jahren drängen sich auf. In der Zeit von ersten nummerisch gesteuerten Werkzeugmaschinen – NC-, CNC-, DNC-WZM4 – wurden, aus Kostengründen, Facharbeiter durch Hilfskräfte ersetzt, mit der Begründung: Automatisierte Abläufe benötigen keine teuren Facharbeiter! Die Anhäufung von Maschinenfehlern und Programmierfehlern – Produktionsausfälle mit starken Folgekostenanstiegen – führte nach einiger Zeit wieder zur Einstellung bewährter Fachkräfte mit langjährigen Erfahrungen." (Seite 314)

Wohin die Reise bei KI in der Arbeitswelt geht

Es braucht also immer Menschen, die Künstliche Intelligenz entwickeln, implementieren und überwachen. Allerdings sind dazu andere Fähigkeiten und Kompetenzen erforderlich. Für manche Berufe und Qualifikationen wird der Bedarf wachsen. Dazu gehören laut Küppers nach Auswertung mehrerer Studien zum Thema ganz klar Informatiker, aber auch Manager und Berater. Andere, wie etwa Fertigungsberufe, lassen sich viel leichter durch eine Maschine ersetzen als beispielsweise soziale Dienstleistungsberufe. (Seite 317 ff.) 

Gleichzeitig bilden sich neue Aufgaben für Unternehmen und Arbeitnehmer durch neue Geschäftsmodelle heraus, schreiben Nicolaus Heinen, Alexander Heuer und Philipp Schautschick im "Wirtschaftsdienst". Um zu ermitteln können, wie sich Berufe und Aufgaben im Zuge der Automatisierung verändern, empfehlen die Autoren "vor allem tätigkeitsbasierte Analyseansätze", die Kernfähigkeiten nach Berufen ermitteln und daran die Automatisierungswahrscheinlichkeit messen. Allerdings lasse sich aktuell noch nicht genau abschätzen, wohin die Reise bei KI in der Arbeitswelt gehe.   

Dennoch geht bei Mitarbeitern die Angst um, einmal von einer Maschine ersetzt zu werden. Das spiegelt auch die IMWF-Studie wieder. Demnach fürchten insbesondere Jüngere (18-29-Jährige), das die meisten Aufgaben automatisiert werden. Nur 17 Prozent der 18- bis 29-jährigen gehen davon aus, dass keine der aufgeführten Fähigkeiten von KI-basierten Systemen ihre eigene berufliche Tätigkeit stark verändern wird.

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