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24.03.2014 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

Warum Toyota Motorsport die Rennserien sicherer macht

verfasst von: Andreas Burkert

4 Min. Lesedauer

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Die schnellsten Runden werden in diesem Jahr in Le Mans von einem Toyota gefahren. Da ist sich Marco Gehlen sehr sicher. Wir treffen den Gruppenleiter für die Abteilung "Vehicle and Component Testing" bei Toyota Motorsport (TMG) in Köln an einem Fahrwerkprüfstand.

"Wir prüfen die neue Stoßdämpfergeneration", erklärt er, während neben ihm der GT 86, den sein Team auf vier Prüfstempel positioniert hat, wie wild hin-und-her hüpft. Gerade läuft die Simulation mit Daten, die den Fahrverlauf auf der Nordschleife möglichst realistisch widergibt. Gesammelt wurden sie vor Ort, von einem Fahrzeug, welches die Strecke auf jede Unebenheit hin untersucht hat.

"So können wir das Fahrwerk bestens auf die jeweilige Rennstrecke abstimmen", so Gehlen. Auch wenn das Feintuning immer noch von den Rennteams vor Ort geschieht, die Basisarbeit im Entwicklungs- und Forschungszentrum entscheidet auch über den Erfolg auf der Strecke und über die Platzierung. Das macht Gehlen auch so zuversichtlich, mit dem TS040 Hybrid beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans als Erster durchs Ziel zu fahren.

Formel-1-Teams nutzen Toyotas Windkanäle

Von den Fähigkeiten der ehemaligen Formel-1-Experten sind im Übrigen auch andere Rennteams überzeugt. Regelmäßig fragen sie bei der TMG an, um ihre Rennboliden auf Herz und Nieren testen zu können. Vor allem die Windkanaltests sind sehr beliebt und nahezu das ganze Jahr über ausgebucht. In beiden Kanälen sind Windgeschwindigkeiten von 70 m/s möglich. Dort können Modelle bis 60 Prozent der Originalgröße aufgebaut werden. Ein Windkanal ist zudem für Fahrzeuge in Originalgröße ausgelegt.
Um die Strömungsstrukturen in der X-, Y- und Z-Ebene im Windkanal darzustellen, nutzen die Testingenieure das sogenannte Particle-Image-Velocimetry(PIV)-Analyseverfahren. Dies erlaubt eine direkte Messung örtlicher Strömungsgeschwindigkeitsvektoren sowie die präzise Validierung von CFD-Prognosen von Geschwindigkeiten und Wirbelfeldern. Dank dieser realistischen Straßen- oder Rennstreckenanalyse ersparen sich die Rennteams zahlreiche, kostspielige wie auch zeitaufwendige Erprobungsfahrten.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass direkt unter den mächtigen Konstruktionen der Windkanäle (63 m mal 26 m mal 13 m), sozusagen in der Service- und Wartungsebene, Toyota seine historische Rennfahrzeuge lagert.

Von der Formel-1-Schmiede zum Entwicklungsdienstleister

Im hauseigenen Motorsportmuseum stehen auch jene Formel-1-Boliden, die bis vor wenigen Jahren im Einsatz waren. Seit dem Entschluss, an der Königsklasse im Rennsport nicht mehr teilzunehmen, konzentrierte sich Toyota Motorsport ganz auf das Anbieten von Dienstleistungen auf dem Gebiet der Kraftfahrzeugtechnik. Neben der Konstruktion und Entwicklung von Motoren und Fahrzeugen - auch Elektrofahrzeuge werden am Standort getestet und weiterentwickelt - verfügt die 100 prozentige Tochtergesellschaft der Toyota Motor Corporation über zahlreiche Möglichkeiten für das Testen von Bauteilen.

"Rund 250 Mitarbeiter sind am Standort beschäftigt und arbeiten derzeit an etwa 60 Projekten", erzählt Sebastian Janssen, Manager Business Development, TMG. Die Aufträge kommen von externen Unternehmen wie auch von der Muttergesellschaft. Zum Einsatz kommen verschiedene Prüfstände, darunter ein Vertikaldynamik-Prüfstand, mit dem mehr als 200 Tests für die Bauteilprüfung möglich sind. "Unsere großen Prüfstände bieten einzigartige Optionen für das Testen von Getrieben", sagt Gehlen während der Führung. So kommen wir auch am Straßensimulator MTS 329 vorbei, der für Komplettfahrzeuge ausgelegt wurde. Jede der vier Aufhängepunkte kann sechs Freiheitsgrade abdecken.

Neue Rennvorschriften sorgen für volle Auftragsbücher

Damit können die Testingenieure sozusagen die größten Fahrdynamikbelastungen der vergangene Jahre einer Rennstrecke simulieren. "Wir können etwa die Belastungen nachempfinden wie sie die Porsche-Kurve in Le Mans hervorrufen. Mögliche Schädigungen am Fahrwerk erkennen wir dann bereits in der Entwicklung", erzählt Gehlen.

Und auch neue Motorengenerationen für die verschiedenen Rennserien werden in Köln geprüft. Der Motorsport-Abteilung kommen dabei auch die neuen Anforderungen an die Rennserie Le Mans gelegen. Die nämlich erfordern "einen spürbar höheren Testaufwand". Insgesamt stehen sieben Motorenprüfstände mit verschiedenen Spezifikationen für die jeweiligen Renn- und Entwicklungsprogramme bereit. "Wir können selbst für jede vorhandene oder virtuelle Grand Prix Strecke die Renn- und Wetterbedingungen simulieren, während der Motor all die realen Beschleunigungs- und Verzögerungsvorgänge durchläuft", steht auch einem Schild, angebracht auf den Gängen der TMG.

Vom Rennsport in die Serie

Die Tests für externe Kunden laufen unter strikten Sicherheitsvorkehrungen ab. Sämtliche Daten werden nach dem Auftrag dem Kunden ausgehändigt. Die Tests in den Windkanälen überlässt die TMG zum Teil sogar ausschließlich den Rennteams. Und dennoch profitiert die TMG und damit auch die Mutter Toyota vom Prüfzentrum und den Entwicklungsaufträgen: "Wie müssen auch Gewinne einfahren", erzählt uns Janssen. So plant die Gesellschaft trotz des harten Wettbewerbs, den Service für den Kundenmotorsport auszubauen.

Darüber hinaus werden auf den Prüfständen auch Eigenentwicklungen erprobt, die nicht in den Rennsport gehen. Neben aktuellen Modellen sind dies auch rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge.

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