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06.11.2013 | Bankausbildung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Banker erwarten weiterhin Boni

verfasst von: Anja Kühner

3 Min. Lesedauer

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83 Prozent der deutschen Banker rechnen in diesem Jahr mit einer Bonuszahlung. Über die Hälfte (54 Prozent) gehen sogar davon aus, dass sich ihre Boni im Vergleich zum vergangenen Jahr erhöhen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Personaldienstleisters eFinancialCareers in sieben Ländern.

Die Mehrheit der deutschen Finanzspezialisten hat 2013 bereits eine Gehaltserhöhung bekommen. Auch die Erwartung an die Gesamtvergütung (fixe und variable Bestandteile) mit Blick auf die kommenden drei Jahre fällt positiv aus: Knapp die Hälfte (49 Prozent) der Befragten erwarten eine Steigerung des Gesamtgehalts, rund 23 Prozent gehen von gleichbleibendem Gehalt aus. In den USA erwarten 59 Prozent, in Großbritannien 61 Prozent in diesem Jahr eine Sonderzahlung.

EBA will Boni-Deckelung aufweichen

Um zu verhindern, dass Banker bei ihren Geschäften zu viel Risiko eingehen, um dadurch höhere Einkünfte zu erzielen, will die EU die Boni deutlich begrenzen. Derzeit können erfolgreiche Finanzmanager ihr Grundgehalt mit Boni durchaus verfünf- oder versechsfachen. Im Zuge der verschärften Eigenkapitalvorschriften für Banken dürfen Banker-Boni künftig nur maximal so hoch sein wie das jährliche Fixum. Mit Zustimmung der Aktionäre kann das Grundgehalt durch Boni verdreifacht werden. Diese Regelungen betreffen Angestellte, die eine halbe Million Euro pro Jahr verdienen.

Die EU-Bankenaufsicht EBA will diese Beschränkungen für Banker-Boni nun aufweichen. Damit reagiert die Londoner Behörde auf die massive Kritik von Investmentbanken und der britischen Regierung gegen die EU-Pläne. In einem Diskussionspapier zeigt die EBA nun einen Weg auf, wie die Obergrenze angehoben werden könnte.

Die Aufsicht muss bis zum kommenden Frühjahr festlegen, welche Banker von den neuen Regeln überhaupt betroffen sind. Die EU hatte von „tausenden" Risikoträgern gesprochen. Allein bei der Deutschen Bank sind 1.300 Mitarbeiter in diese Kategorie eingestuft. In Großbritannien unterliegen insgesamt nur etwa 1.300 Banker einer besonderen Aufsicht, davon 400 bei Barclays.

Springer-Buchautor Kevin Mellyn spricht im Kapitel „Reconstructing Finance" seines Buches „Broken Markets“ von der „Bonus-Falle und nennt das bisher verfolgte Modell einen „Albtraum“ für alle großen Banken. Er prognostiziert, dass die erste Bank, die die Bonus-Kultur verlasse, enorm an moralischer Überlegenheit gewinne. Auch wenn dies von der Öffentlichkeit zunächst nur schwach wahrgenommen werde – Konkurrenten, Kunden und Aktionäre würden diesen Schritt zur Kenntnis nehmen.

Dass dies tatsächlich so ist, davon sind auch etliche Bank-Praktiker überzeugt. Seit 2011 verzichtet beispielsweise die Kreissparkasse Wiedenbrück vollständig auf Zielvorgaben und Provisionen – und lebt nach eigenen Aussagen damit sehr gut. Kunden wie Mitarbeiter gingen entspannt und „völlig ergebnisoffen“ in die Gespräche, wie das BANKMAGAZIN in seiner aktuellen Ausgabe berichtet. „Wir haben festgestellt, dass unsere Mitarbeiter sehr stolz sind auf dieses neue Geschäftsmodell“, sagte Vorstandsvorsitzender Johannes Hüser.

Bonus – Sinn oder Unsinn?

Vermehrt finden Qualitätskriterien wie Kundenzufriedenheit und nachhaltige Komponenten Eingang in die Vergütungssysteme. Springer-Autor Hans-Jürgen Krieg resümiert in seinem Beitrag „Reizwort Bonus – Sinn oder Unsinn variabler Vergütung“: Kriterien nachhaltigen Wirtschaftens können durch das Ansparen von Bonuspunkten in einer Bonusbank berücksichtigt werden. Diese kommen erst nach dauerhafter Zielerreichung (zum Beispiel nach vier Jahren) zur Auszahlung. Allerdings ist es für die untere und mittlere Führungsebene selten sinnvoll, über einen Zeithorizont von einem Jahr hinauszugehen – es sei denn im Rahmen von Projektmanagement.

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Quelle:
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