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04.12.2014 | Baubetrieb | Schwerpunkt | Online-Artikel

Mehr Ausbildungsverträge in der Bauwirtschaft

verfasst von: Christoph Berger

3:30 Min. Lesedauer

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Die Zahl neuer Ausbildungsverträge in der Bauwirtschaft ist in diesem Jahr das erste Mal seit drei Jahren wieder gestiegen. Der Ausbildungsmarkt hat sich damit besser entwickelt als in anderen Branchen.

Nach Zahlen der SOKA-BAU (Sozialkassen des Baugewerbes) ist die Anzahl der neuen Ausbildungsverträge in der Bauwirtschaft im Jahr 2014 leicht um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen – von 11.087 auf 11.166 (Stand 01.11.2014). Damit ist das erste Mal seit drei Jahren wieder ein Anstieg der Zahl der Neuauszubildenden zu verzeichnen, die Gesamtzahl aller Auszubildenden ist gleichwohl weiter rückläufig (von 35.491 auf 35.162).

Bauwirtschaft liegt über anderen Branchen

Der Ausbildungsmarkt hat sich damit in der Bauwirtschaft in diesem Jahr besser entwickelt als in anderen Branchen. In Industrie und Handel beispielsweise gingen die neuen Ausbildungsverträge um mehr als zwei Prozent zurück, im gesamten Handwerk um 1,6 Prozent.

Dei SOKA-BAU führt die Zunahme an Verträgen in der Bauwirtschaft auf die Attraktivität der Ausbildung zurück: Die Bauberufe zählen demnach zu den bestbezahlten Ausbildungsgängen überhaupt.

Vielfache Gründe für den Zuwachs

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Wie vielseitig die Berufe zudem sind, zeigt sich am Beispiel des Installateurs, auf den im Kapitel „Entwicklung von Kunstschlosserarbeiten und Metallberufen“ im Springer-Fachbuch „Sanierung von Metallbauteilen“ eingegangen wird: „Deshalb gibt es, ausgehend von dem breitprofilierten Beruf des Installateurs, schon in der Phase der Berufsausbildung die Spezialisierung in den Fachrichtungen Heizungsinstallateur, Lüftungsinstallateur, Gas-Wasser-Installateur und Klempner.“

Doch es sind nicht nur die Attraktivität der Vergütungen und die Berufe selbst, die zu dem Plus ihren Beitrag leisten. Laut der SOKA-BAU ist die Entwicklung auch ein Resultat der umlagefinanzierten Ausbildungsförderung in der Bauwirtschaft. Im Rahmen der Förderung beteiligen sich alle Betriebe an den Ausbildungskosten, sodass ausbildende Betriebe kostenmäßig entlastet werden. Dies zeigt sich auch daran, dass nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit die Zahl der Ausbildungsstellen im Baugewerbe um 3,6 Prozent gestiegen ist, während sie deutschlandweit nur um rund 1 Prozent zugenommen hat.

Auch Initiativen führten zu mehr Ausbildungsverträgen

SOKA-BAU selbst dürfte zudem auch mit dem Aufschwung zu tun haben. Laut dem Kapitel „Einfluss allgemeiner Rahmenbedingungen auf den Baumarkt“ des Springer-Fachbuchs „Ökonomie des Baumarktes“ gehört die Sicherung von Urlaubsansprüchen, die überbetriebliche Altersvorsorge durch eine Rentenbeihilfe und die Finanzierung der Berufsausbildung zu den Kernleistungen der Organisation. Die Autoren schreiben: „Die SOKA-BAU leistet somit z. B. über die Absicherung von Arbeitszeitguthaben einen wichtigen Beitrag zum Ausgleich von saisonalen Schwankungen im Baugewerbe.“

Schließlich führten dann wohl auch noch die jüngsten Initiativen der Bauwirtschaft zu dem Mehr an Ausbildungsverträgen, mit denen man sich dem Problem des Fachkräftemangels angenommen hatte. Dazu zählt beispielsweise das im vergangenen Jahr gestartete Pilotprojekt „Berufsstart Bau“, das junge Leute durch Qualifizierungsmaßnahmen auf eine Bau-Ausbildung vorbereitet und das aus der umlagefinanzierten Ausbildungsförderung finanziert wird.

Anstrengungen dürfen nicht abreißen

Die SOKA-BAU rät allerdings, trotz der jetzt erzielten Verbesserungen, die gestarteten Anstrengungen aufrechterhalten. Daten der Bundesagentur für Arbeit würden nämlich auch zeigen, dass die Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen im Bausektor stärker gestiegen ist als im Branchendurchschnitt – 22,2 Prozent gegenüber 10,0 Prozent, bei einem gleichzeitigen Überangebot an Ausbildungsstellen.

Untermauern lässt sich diese Einschätzung zudem durch Daten des Adecco Stellenindex 11/2014. Die darin gemachten Analysen zeigen, dass die im Oktober 2014 für das Bauwesen und Handwerk ausgeschriebenen 17.000 Stellen einem Plus von elf Prozent gegenüber dem Vormonat entsprechen. Parallel stieg die Anzahl der suchenden Unternehmen um die selbe Prozentzahl.

Viele freie Stellen im Bauwesen und Handwerk

Ein Vergleich mit dem Stellenbedarf im November 2013 bis Oktober 2014 zu den vorangegangenen zwölf Monaten zeigt, dass der Bedarf an Fachkräften für Bau und Handwerk überproportional gestiegen ist: 23 Prozent mehr Stellenausschreibungen in dieser Berufsgruppe konnte der Adecco Stellenindex identifizieren und damit eine weit höhere Steigerung als im Gesamtstellenmarkt (8%).

Adecco führt diese positive Entwicklung auf den vermehrten Bau von Wohnungen und Häusern sowie die gestiegene Nachfrage von handwerklichen Dienstleistungen zurück.

Viele Stellenanzeigen sind zudem auf eine längerfristige Beschäftigung ausgelegt, lediglich neun Prozent der ausgelobten Stellen sind befristet. Die Quote liegt damit fünf Prozentpunkte unter dem des Gesamtstellenmarkts.

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Die Hintergründe zu diesem Inhalt

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2013 | Buch

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