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Bauten im Kopf

Architektur und Neurowissenschaften

  • 2025
  • Buch
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Über dieses Buch

Dieses, zusammen mit dem Architekten Christian Heuchel, verfasste Buch mit dem Titel "Bauen im Kopf - Architektur und Neurowissenschaften erörtert die Bedeutung aktueller Erkenntnisse der Neurowissenschaften und der Psychologie für Perspektiven der Architektur wie Orientierung im Raum, Atmosphäre, sozialer Lebensraum und "intelligente" Gebäude. Des weiteren werden die neuropsychologischen Grundlagen von Planung und Ausführung im Verlauf des Bauprozesses und die Relevanz der künstlichen Intelligenz für die Architektur dargestellt. Zielgruppen sind Architekten und Städteplaner, Studierende der Baukunst, Psychologen und Neurowissenschaftler sowie alle am Thema Baukunst Interessierte. Die Publikation hat zum Ziel, einen Beitrag zu einer eng an menschlichen Bedürfnissen orientierten Architektur zu leisten. Die im Buch diskutierten Anknüpfungspunkte stehen in Zusammenhang mit neuen Studiengängen an Architektur-Fakultäten in den USA und in Italien und gewinnen auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Der besondere Ansatz des Textes ist die enge Kooperation einer Neuropsychologin und eines Architekten mit langjährigen Erfahrungen auf ihren Gebieten, was eine praxisnahe Diskussion von Zukunftsperspektiven erlaubt.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Architektur und Neurowissenschaften – was verbindet die Disziplinen?
Zusammenfassung
Dem berühmten Baumeister Andrea Palladio zufolge muss ein Bauwerk eine perfekte Verbindung von Zweckmäßigkeit, Strenge und Schönheit aufweisen. Ein Gebäude sollte ein Gesamtkunstwerk sein, ein Produkt seiner Zeit und Resultat einer kreativen, von der Umgebung inspirierten Gestaltung (Palladio 1570). Die traditionelle Vorstellung von Architektur gründet sich auf ein ausgewogenes Zusammenspiel von Baukörper, Proportionen und Licht unter Berücksichtigung der Beschaffenheit eines Ortes. Auch die Nutzer und Besucher sind Teil eines harmonischen Ganzen. Ein Haus sollte Wohlbefinden und das Gefühl, am richtigen Platz zu sein, vermitteln. Bei von Palladio inspirierten Bauwerken spielt die schon von dem bedeutenden Naturforscher Charles Darwin beschriebene universelle Vorliebe für Symmetrie und Harmonie der Formen, die mit einer guten Gestalt in der visuellen Wahrnehmung verknüpft sind, eine herausragende Rolle (Rybczynski 2004; Daum 2016).
Irene Daum, Christian Heuchel
2. Die Perspektive des Nutzers
Zusammenfassung
Wir werden in unseren Entscheidungen und unserem Verhalten maßgeblich durch die Beziehung zu unserer Umgebung beeinflusst. Wahrnehmung und Handlungen wurden durch einen langen Zivilisationsprozess geprägt, in dem kulturelle Konnotationen jenseits der Notwendigkeit, das Überleben zu sichern, zunehmend wichtiger wurden. Eine Epoche von besonderer Bedeutung war die Renaissance und die damit verbundene Aufklärung im 15. und 16. Jahrhundert, die nachhaltige Auswirkung auf die Entfaltung des Individuums, die Kultur, die Architektur und das soziale Miteinander hatte und auch heute noch unser gesellschaftliches Miteinander prägt (vgl. Heuchel und Daum 2020). Im Folgenden sollen die neuropsychologischen Konzepte, die für die Gestaltung von Architektur von Bedeutung sind, skizziert werden. Dazu gehören aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wahrnehmung unserer Umgebung, zum Zurechtfinden im gebauten Raum und zur Steuerung unseres Verhaltens.
Irene Daum, Christian Heuchel
3. Die Perspektive des Architekten
Zusammenfassung
Die Veröffentlichung des zum Klassiker avancierten Buches The Architect’s Brain: Neuroscience, Creativity and Architecture von Harry Francis Mallgrave (2011) verstärkte das Interesse der Forschung an möglichen Anknüpfungspunkten zwischen Architektur und Neurowissenschaften. In der Folgezeit befassten sich zahlreiche Projekte mit den neurokognitiven Prozessen, die bei der Planung und Konzeption eines Bauwerks und der Umsetzung von Entwürfen in die Praxis von Bedeutung sind (vgl. Arbib 2021). Architektur versteht sich heute als Dialog von Experten, der maßgeblich in schöpferischer Tätigkeit verankert ist und dessen Schwerpunkte sich am Maßstab Mensch und seinen Bedürfnissen orientieren. Für viele bedeutende Architekten von Leonardo da Vinci bis zu Le Corbusier, Louis Kahn, Mies van der Rohe und Walter Gropius war der menschliche Körper Bezugspunkt ihrer Abbildungen und Entwürfe, was u. a. in Vorstellungen der Urhütte von Marc-Antoine Laugier (1755) oder im anthropometrischen Maßsystem Modulor von Le Corbusier (1953) veranschaulicht wurde. Der Architekt nutzt die Prinzipien von Geometrie, Proportionen, Licht und Schatten, um den Menschen anzusprechen, um Gefühle hervorzurufen und zu beeinflussen.
Irene Daum, Christian Heuchel
4. Künstliche Intelligenz und Bauen
Zusammenfassung
Die weltweite Verbreitung von Smartphones hat die Kommunikation in den letzten Jahrzehnten signifikant verändert. Ständige Erreichbarkeit, die Preisgabe sehr persönlicher Daten und die Verbindung mit einer Vielzahl von Kontakten via Internet sind zur Norm geworden. Die fortschreitende Digitalisierung und die Popularität von VR-Techniken verändern unsere Wahrnehmung der Welt, bis hin zu Reizüberflutung und der Verschiebung objektiver Realitäten. Aus neurowissenschaftlicher Sicht erfordern die veränderten Wahrnehmungs- und Denkprozesse kontinuierliche Anpassungen von Verhalten und Formen des Zusammenlebens, was sich auch auf die Architektur auswirken wird (Heuchel und Daum 2020). Der gebaute Raum wird zunehmend mit Sensoren wie Überwachungskameras ausgestattet, das Internet der Dinge verknüpft Geräte und Gebäude und mit Hilfe von VR-Brillen kann der Blick auf die Umgebung im Einklang mit den Interessen des Einzelnen personalisiert werden.
Irene Daum, Christian Heuchel
5. Die Zukunft des Bauens
Zusammenfassung
Klimawandel, Digitalisierung, neue Bautechnologien und der demografische Wandel mit neuen Formen von Wohn- und Arbeitswelten stellen die Architektur und die Stadtplanung vor immense Herausforderungen. Insbesondere soziale und kommunikative Aspekte und partizipatorische Beiträge von Bauherrn und anderen Partnern werden bisher in vielen Bereichen noch vernachlässigt und müssen in einem demokratischen Umfeld in zunehmendem Maß berücksichtigt werden (O & O Baukunst 2023, urbanlust.de). Trotz umfassender theoretischer und konzeptueller Vorbereitung mangelt es bisher an einer effizienten Umsetzung von Planung und Entwurf zu gebauter Realität.
Irene Daum, Christian Heuchel
6. Perspektiven von Stadtplanung und Stadtentwicklung
Zusammenfassung
Eine Stadt ist historisch gesehen viel mehr als eine Verdichtung von Lebens- und Arbeitsraum und Wohnort für eine größere Zahl von Menschen. Sie steht für ein Machtzentrum, für einen Ort von Verwaltung, Dienstleistungen und Geschäftstätigkeit, für ein Ensemble von Eindrücken, Assoziationen und Emotionen (Mattenklott 2014). Nicht zuletzt steht das Bild einer Stadt auch für Vorstellungen von Ordnung und Chaos, die ihre Bedeutung und ihre gesellschaftlichen Strukturen mitbestimmen. Beispiele sind Bezeichnungen wie das himmlische Jerusalem, das als leuchtende und prachtvolle Stadt beschrieben wird und als Gegenpol die Stadt Babylon als Sündenbabel, als lärmender Sumpf des Lasters und der Gewalt (vgl. Mattenklott 2014).
Irene Daum, Christian Heuchel
7. Die Gestaltung von Architekturfassaden: Ein historisches, kulturelles und neurowissenschaftliches Thema
Zusammenfassung
Die Planung und Gestaltung von Fassaden ist ein komplexes und interdisziplinäres Thema, das Architektur, Kunstgeschichte, Kulturwissenschaften und Neurowissenschaften verbindet. Fassaden spielen eine entscheidende Rolle für das Erscheinungsbild und die Wirkung von Bauwerken und Städten. Sie reflektieren sowohl ihre historischen Wurzeln wie auch ihre zeitgenössische Identität.
Irene Daum, Christian Heuchel
8. Der Schulbau der Zukunft
Zusammenfassung
Das Bildungssystem erstreckt sich von Kindergärten, Grundschulen, weiterführenden Schulen und Berufsschulen bis hin zu den Hochschulen und Universitäten, die als Institutionen und Investition in die Zukunft unsere kulturelle, technische und wissenschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und unseren Wohlstand sicherstellen. Aktuell ist beim Schulbau ein Notstand mit einem enormen Bedarf an Erweiterung, Sanierung und einer Präferenz für temporäre Lösungen zu beklagen, die in vielen Fällen auf finanzielle Erwägungen zurückzuführen ist.
Irene Daum, Christian Heuchel
Metadaten
Titel
Bauten im Kopf
verfasst von
Irene Daum
Christian Heuchel
Copyright-Jahr
2025
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-70654-1
Print ISBN
978-3-662-70653-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-70654-1