2012 | OriginalPaper | Buchkapitel
Begrenzte Rationalität: Ökonomische und soziologische „Lösungen" des Problems der Managementkontrolle
verfasst von : Jürgen Beyer
Erschienen in: Wirtschaftliche Rationalität
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Die Rationalität wirtschaftlichen Handelns wird in den verschiedenen wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen seit geraumer Zeit kontrovers diskutiert. Konnte man sich als Soziologin bzw. Soziologe in der Vergangenheit von der Ökonomie noch mit leichter Hand durch eine Kritik am Modell des „homo oeconomicus" abgrenzen, so haben sich maßgebliche Strömungen der Ökonomie inzwischen von diesem unrealistischen Handlungskonzept abgewandt. Gegenüber der in institutionenökonomischen Ansätzen gängigen Annahme unvollständig informierter Akteure mit eingeschränkter Rationalität fällt eine handlungstheoretische Abgrenzung der soziologischen Position nicht mehr leicht, zumindest dann, wenn man nicht bereit ist, Vertretern des eigenen Faches „großzügig" die Gemeinschaft aufzukündigen. Dementsprechend ist in den letzten Jahren die disziplinäre Eigenständigkeit der Soziologie (und insbesondere der Wirtschaftssoziologie) verstärkt zu einem Thema wissenschaftlicher Beiträge geworden (vgl.u. a. Beckert 1996; Lopreato und Crippen 2001; Mayntz 2005; Richter 2001; Velthuis 1999; Rona-Tas und Gabay 2007; Zuckerman 2003). Dies kann man als professionspolitisch motivierten Versuch zur Abgrenzung von Zuständigkeitsbereichen deuten. Die Diskussion möglicher disziplinärer Unterschiede in der Thematisierung und Beantwortung gemeinsamer Forschungsfragen macht aber auch dann Sinn, wenn man nicht primär an der dezidierten Abgrenzung von, sondern eher an einem „natürlichen Dialog" mit Nachbardisziplinen interessiert ist (Swedberg 2003: 5). Sie ist immer dann besonders angebracht, wenn eine Sichtweise Dominanz erlangt hat und Alternativpositionen nur unzureichend wahrgenommen werden (Ferraro et al. 2005).