In diesem Beitrag geht es um Theorie, nicht um Praxis. Es geht aber auch nicht um die Frage, ob die Allgemeine Theorie der Unternehmung (die produktivitätsorientierte Theorie der Unternehmung) ethisch besser fundiert ist als die Vertragstheorie der Unternehmung. Es geht auch nicht um die Frage, ob die kategoriale Umklammerung der Unt ernehmung in den gegenwärtigen Globalisierungsprozessen mehr oder weniger Unvollkommenheiten der Märkte und dadurch engere oder größere Verhaltensspielräume für Unternehmen bewirkt, die der Ausfüllung durch Unternehmensethik bedürfen.
Es ist eine Eigenart der Unternehmensethik, dass seit langem—und vermutlich auch weiterhin—eine Diskussion geführt wird, die in dieser Form weder im Hinblick auf (beispielsweise) Marketing, Rechnungslegung oder internationales Management existiert: eine Diskussion darum, ob es sinnvoll ist, eine eigene “Disziplin” Unternehmensethik zu haben oder nicht.
Classical and neoclassical economics regard all men as egoists who are only interested in their own well-being. Nev ertheless, these egoists are trustworthy, stand to contracts and obey the law. Nowadays, modern economics models people as opportunists who are sel fish without any constraints. Opportunists would lie or even commit crimes, as long as they gain personally from doing so, even if only marginally. Agency theory analyses and designs constraints, in order to induce opportunists to behave as well as possible. However, these outer restrictions on egoistic preferences with no inner limitations seem too narrow. As well as economists are not interested in the content of egoistical preferences, they should not limit the autonomy of individuals to egoistic ends.
Die Betriebswirtschaftslehre hat in ihrer Geschichte eine Reihe wissenschaftlicher Methodenstreite durchlebt. Oft aufs Engste verknüpft mit parallelen Methodenstreiten in der Nationalökonomik/Volkswirtschaftslehre und den Sozialwissenschaften kulminierte in diesen Methodenstreiten zeitlich verdichtet immer wieder die fortwährende Ausei nandersetzung darüber, wie weit Wissenschaft im Allgemeinen und Betriebswirt schaftslehre im Speziellen reicht. Was ist die Funktion (von Volks- und) von Betriebswirtschaftslehre: ausschließlich Erklärung oder auch Gestaltung? Sind normative Aussagen (Werturteile) Bestandteil von Wissenschaft oderstehensie im Gegensatz zur Wissenschaft? Die folgende Untersuchung greift aus einer umfassenden Landkarte von Argumenten und Gegenargumenten eine spezielle Kritik heraus, die auch für das neu aufkeimende Fach der Unternehmenset hikgerade aufgrund historischer Erfahrungen im deutschen Sprachraum von besonderer Bedeutung ist. Die Kritik nämlich, dass normativer Lehre—darunter fiele etwa eine ethische Fundierung von Betriebswirtschaftslehre—eine Tendenz zum Totalitarismus innewohne. Dazu wird ein ein Untersuchungsraster entwickelt, welches in den weiteren Unterabschnitten expliziert wird.
Die Initiatoren und Veranstalter der Erfurter Tagung im September 2002 zum Thema “Wirtschafts- und Unternehmensethik. Rückblick—Ausblick- Perspektiven” erhielten in ihrer Einleitung des drei Jahre später erschienenen Tagungsbandes insbesondere für den wirtschafts- und unternehmensethischen Diskurs im deutschen Sprachraum einen sehr kritischen Befund aufrecht: den der mangelnden Anschlussfähigkeit an theoretische Weiterentwicklungen in Ökonomik, Sozialwissenschaften und Philosophie. Selbstkritische Beschreibungen zur unternehmens- und wirtschaftsethischen Theorieentwicklung lassen sich freilich auch im internationalen Maßstab finden, so etwa hinsichtlich des Auseinanderfallens in abstrakte philosophische Ansätze einerseits, die Heranziehung von Fallstudien ohne angemessene theoretische Reflektion andererseits2.
Die Begriffe „Corporate Social Responsibility“, „Corporate Citizenship“, „Corporate Governance“ oder „Nachhaltigkeit“ haben in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit im Bereich des Managements und der Managementtheorie erregt. Mit ihnen verbindet sich die Vorstellung, dass Unternehmen mehr sein sollen als ökonomische Akteure, die Gewinne erzielen, Arbeitsplätze schaffen und Konsument/innen mit preiswerten Gütern und Dienstleistungen versorgen. Die gesellschaftliche Aufgabe von Unternehmen reduziert sich mithin nicht nur auf Friedmans Maxime „the social responsibility of business is to increase its profits“ (Friedman 1970). Doch was zeichnet dieses „Mehr“ aus?
Ronald H. Coase, der „Vater“ der Transakti onskostentheorie, begründet in seinem Aufsatz „The Nature of the Firm“ die Entstehung von Unternehmen mit dem Argument, dass die aus den Koordinationsanforderungen resultierenden Transaktionskosten über eine hierarchische Steuerung geringer ausfallen als bei einer marktlichen Koordination (vgl. Coase 1937). Ökonomische Transaktionen werden innerhalb hierarchisch gegliederter Unternehmen—im Gegensatz zur Marktlösung—nicht mehr alle in den Individuen zugeschrieben, sondern auch den Unternehmen als Institutionen. Vertraglich und rechtlich ergibt sich durch die Einführung der Rechtsform der juristischen Person hier zunächst kein Problem. Aus moralischer Perspektive sieht die Lage jedoch anders aus: Hier gilt es, eine Antwort auf die Frage zu finden, ob Unternehmen prinzipiell Träger einer moralischen Verantwortung sein können.
In den Sozialwissenschaften und besonders inder Ökonomie findet man eine lange Tradition naturwissenschaftliche Theorien, Modelle und Konzepte zu übernehmen, um diese für die Sozialwissenschaften fruchtbar zu machen. Mit dieser Übernahme verbinden Sozialwissenschaftler die Hoffnung, künftig bessere Erklärungen und Beschreibungen sowie genauere Vorraussagen über ihre Untersuchungsobjekte generieren zu können. Häufig werden hierzu Elemente aus der biologischen Theorie verwendet. Fragwürdig bleibt jedoch die Rechtfertigung für solche Übernahmen. So ist es z.B. nichtklar, warum biologische Theorien aussagekräftig für soziale Phänomene sein sollten. Um ein Beispiel zu nennen: Organisationen sind keine biologischen Entitäten; welche Gründe haben wir dann für die Annahme, dass die Verwendung von Elementen biologischer Theorien sinnvoll wäre, um das Verhalten oder die Strukturen von Organisationen zu erklären?
Die Debatte über das Verhältnis von Betriebswirtschaftslehre und Unternehmensethik sollte nicht ohne Kenntnis der grundsätzlichen Aussagen der Wirtschaftsethik über das Verhältnis von moralischer und ökonomischer Orientierung geführt werden. Der vorliegende Beitrag versteht sich als ein Versuch, die betriebswirtschaftliche Debatte über Unternehmensethik mit der wirtschaftsethischen Debatte über das grundsätzliche Verhältnis von Ethik und Ökonomik zu verzahnen.
Die Thematisierung von Werten in der betriebswirtschaftlichen Forschung und Lehre hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Auftrieb erfuhr diese Debatte insbesondere durch die weltweite Kritik an Managern, denen ein Versagen hinsichtlich ihrer ethischen Handlungskompetenz vorgeworfen wird. In den USA stehen hierfür besonders die Unter nehmensskandale um Arthur Anderson, World Com und Enron, während in Deutschland Kritik am „Heuschrecken-Kapitalismus“ artikuliert wurde.
Im vorliegenden Beitrag werden die Ergebnisse einer deskriptiv-analytischen Untersuchung zusammengefasst, die den Unte rricht im Fach Wirtschaftsethik an den wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten universitärer Einrichtungen in Osteuropa näher analysierte. Dabeist ehen folgende Transformationsländer in Mittel- und Osteuropa im Fokus der vergleichenden Erhebung: Bulgarien, Polen, Rumänien, Slowakei, Tschechien, Ungarn, Weißrussland. Zur Bedeutung der Fragestellung kann auf Argumente mit empirischer und theoretischer Relevanz verwiesen werden.
Management-Skandale haben in den letzten Jahren eine große öffentliche Aufmerksamke it erregt. Das Ansehen von Managern hat aufgrund solcher Ereignisse gelitten. Trotzdem haben Ideen aus dem Bereich von Corporate Social Responsibility mittlerweile in viele Unternehmen Eingang gefunden, berichten zahlreiche Indices von der ethischen Qualität von Firmenentscheidungen und nehmen viele Manager an Fortbildungen teil, in denen sie versuchen ihr Verständnis der ethischen Dimensione n von Management-Entscheidungen und Management-Handlungen zu schärfen.
Unternehmensethische Fragestellungen oder Fragen nach dem ethisch-normativen Status zentraler betriebswirtschaftlicher Kategorien bilden nach wie vor keinen systematischen, regulären Gegen stand der betriebswirtschaftlichen Fachdiskussion. Dies ungeachtet der Tatsache, dass innerhalb der Unternehmenspraxis Begriffe wie„Gesellschaftliche Verantwortung“,„Corporate Citizenship“, oder„Nachhaltigkeit“ eine wachsende Rolle spielen. So verfügen alle DAX-Unternehmen über Sozial- und Umweltb erichte, die unter dem einen oder anderen dieser Begriffe figurieren, wom it diese Unternehmen in öffentlichkeitswirksamer Weise ihren Anspruch bekunden, in legitimer und verantwortungsvoller Weise zu wirtschaften.
Die Notwendigkeit frei-gemeinnützi gen Engagements von Unternehmen wird aufgrund des sich verändernden Verhältnisses zwischen Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft immer stärker betont. Als “institutionelle Bürger” sollen sich Unternehmen mit ihren Ressourcen (finanzielle Mittel, Infrastruktur, Mitarbeitende u.a.) an gesellschaftlichen Problemen beteiligen und zu deren Verbesserung beitragen (Habisch 2003; Rudolph 2004).
Unternehmen stehen in einer Wechselb eziehung zu ihrer Umwelt, die durch ein komplexes Geflecht von Erwartungen, Anforderungen und Tauschverhältnissen geprägt ist. Hieraus ergibt sich für Unternehmen die Situation, diese Wechselbeziehungen berücksichtigen zu müssen und sich entsprechend zu positionieren. Die Unternehmensethik greift diese Thematik unter dem Blickwinkel einer Integration von Moral und Ökonomie auf und verweist damit auf die Bedeutung einer sozialen Verantwortung von Unternehmen, im Folgenden kurz Unternehmensverantwortung genannt, die sich aus der Wechselbeziehung zwischen Unternehmen und Umwelt ableiten lässt.
Since the turn of the century, social accountability has become a growing area in the field of business ethics (Gray 2002);2001; O’Dwyer 2001; Unerman/ Bennett 2004; Rasche/Esser 2006. Particularly in the international context there has been a proliferation of different concepts providing multinational corporations (MNCs) with ways to systematically assess, measure, and communicate their social and ethical performance (Donaldson 2003); Göbbel/Jonker 2003; Mathews 1997; McIntosh et al. 2003; Tulder/Kolk 2001; Zadek et al. 1997. For the most part, so-called social accounting standards have gained momentum over the last couple of years. In her review, (2003) identifies 32 tools that help firms to cope with the increasing demand for transparency and engage in “social and ethical accounting, auditing, and reporting” (SEAAR, hereafter also simply referred to as “social accounting”). The most well-known examples among these SEAAR standards are the so-called “Global Eight” (McIntosh et al. 2003): (1) the UN Global Compact, (2) the ILO Conventions, (3) the OECD Guidelines for Multinational Enterprises, (4) the ISO 14001 series, (5) the Global Reporting Initiative (GRI), (6) the Global Sullivan Principles, (7) Social Accountability 8000 (SA 8000), and (8) Account Ability 1000 (AA 1000).
Im Gefolge von Bilanzskandalen wie Enron und WorldCom wurde in zahlreichen Artikeln die ethische Verantwortung von Managern und Wirtschaftsprüfern eingefordert bzw. der Mangel an Moral bei diesem Personenkreis beklagt. Bilanzskandale wurden auch als ethische Skandale betrachtet. Eine technische Inkompetenz der Abschlussprüfer wurde selten als wesentliches Problem durch die Kritiker benannt. An Stelle dessen wurde die moralische Basis des Berufsstandes fundamental in Frage gestellt. Neben der technischen Urteilskompetenz soll sich ein Prüfer auch integer und objektiv verhalten. Integrität bedeutet im Code of Ethics der International Federation of Accountants (IFAC 2007; vgl. zur Beschreibung der IFAC Marten et al. 2007, 73 ff., zum Code of Ethics Marten et al. 2007, 124 ff.), dass ein Prüfer in Geschäftsbeziehungen offen und ehrlich sein sollte (Section 100.4 (a) und Section 110). Objektivität bedeutet, dass ein Wirtschaftsprüfer sein Urteil unvoreingenommen, frei von Interessenkonflikten oder unangemessenen Einflüssen von anderen abgeben sollte (IFAC Code of Ethics 100.4 (b) und Section 120). Integrität und Objektivität können als zentrale ethische Prinzipien verstanden werden, die hier im Kontext von Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung angewandt werden. Im Falle von ethischen Konflikten ist ein Wirtschaftsprüfer u.a. verpflichtet, auch die ethischen Aspekte ins Kalkül zu ziehen (IFAC Code of Ethics 100.17 (b)). In Bezug auf sog.
Ich bin gebeten worden, zum Abschl uss dieser Tagung einen kurzen Ausblick zu geben. Ich tue das mit drei Thesen zur Frage, was Unternehmensethik für die BWL bedeuten könnte. Vorweg rufe ich kurz meine Position zur Unternehmensethik in Erinnerung.