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23.04.2018 | Boden | Interview | Online-Artikel

"Mit Kompost stellen wir den besten Dünger her"

verfasst von: Dipl.-Ing. Edgar Freund

3:30 Min. Lesedauer

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Die Redaktion von WASSER UND ABFALL hat Frank Schwarz, Vorsitzender der Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V. (BGK), zur Verwertung und Vermarktung biogener Reststoffe interviewt.

WASSER UND ABFALL: Die Getrenntsammlung und Verwertung von Bioabfällen wird in Deutschland seit mehr als 25 Jahren praktiziert. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung, und gibt es Hinweise, dass sich die Qualität der gesammelten Bioabfälle in diesem Zeitraum verändert hat?

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01.04.2018 | Interview

„Mit Kompost stellen wir den besten Dünger zur Humusversorgung des Bodens her“

Die Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V. (BGK) mit Sitz in Köln befasst sich mit der Gütesicherung von Kompost und von anderen Dünge- und Bodenverbesserungsmitteln aus der Kreislaufwirtschaft sowie deren fachgerechter Anwendung. 


Frank Schwarz: Bioabfälle sind zusammen mit Papier die mengenmäßig bedeutendste Wertstofffraktion. Nach Einführung der Getrenntsammlung sind die Erfassungsmengen stetig gewachsen. Die jährlichen Steigerungen halten bis heute ununterbrochen an. Allein in den Behandlungsanlagen, die den RAL-Gütesicherungen der BGK für Kompost und für Gärprodukte unterliegen, sind in 2017 rund 12 Mio. t Bioabfälle und sonstige organische Reststoffe verarbeitet worden. Die getrennte Erfassung und Verwertung von Bioabfällen ist eine der großen Erfolgsgeschichten der Kreislaufwirtschaft.

Betrachtet man die Menge an Bioabfällen, die sich immer noch im Restabfall befindet, ist noch Luft nach oben. Dies betrifft die Quantitäten. Was die Qualitäten angeht, würden wir uns in bestimmten Erfassungsgebieten allerdings eine bessere Sortierdisziplin wünschen.

Die BGK fordert in einem Positionspapier die Gewährleistung einer ausreichenden Sortenreinheit von Bioabfällen aus der getrennten Sammlung, da dies die Voraussetzung für hochwertige Komposte und Gärprodukte sei. Wer ist hierfür primär verantwortlich und was sollten die Verantwortlichen tun, um die Sortenreinheit zu gewährleisten?

Für die Sortenreinheit getrennt erfasster Bioabfälle aus Haushaltungen (Biotonne) ist in erster Linie jeder einzelne Bürger verantwortlich. Allgemein ist das Trennverhalten der Bevölkerung in Deutschland gut bis vorbildlich. Dennoch gibt es in fast allen Gebietsstrukturen Haushalte oder Bereiche, in denen die erforderliche Getrennthaltung der Bioabfälle unzureichend ist. Ursachen sind vielfach mangelndes Wissen oder Unsicherheiten über die richtige Nutzung der Biotonne oder sprachliche Barrieren. Explizite Verweigerer der Getrenntsammlung sind nur sehr selten anzutreffen.

Die Getrenntsammlung ist kein Selbstläufer. Sie ist ein "sozio-technisches System". Sie funktioniert nur unter aktiver Mitwirkung der Abfallerzeuger. Sinn und Zweck der Nutzbarmachung von Abfallstoffen müssen daher immer wieder erklärt werden. Dies ist nicht allein, aber auch Aufgabe der kommunalen Abfallberatung. Wir würden uns wünschen, dass diese wieder den Stellenwert bekäme, den sie in den 1990er-Jahren hatte. Getrenntsammelsysteme sind auf die Mitwirkung der Bürger angewiesen.

Ein Beispiel: Wenn im Bioabfall 3 Prozent Fremdstoffe enthalten sind und daraus ein sauberer Kompost hergestellt werden soll, müssen in der Behandlungsanlage bereits 99 Prozent der Fremdstoffe abgetrennt werden. Da stößt man dann schon an Grenzen. Gute Komposte brauchen gute Ausgangsstoffe. Als BGK kümmern wir uns daher nicht nur die Qualität der Endprodukte, sondern thematisieren auch die erforderliche Sortenreinheit der eingesetzten Bioabfälle. Wir haben dazu gerade eine Studie über "Ansatzpunkte zur Reduzierung von Fremdstoffen in Bioabfällen aus der kommunalen Sammlung" abgeschlossen. Darüber hinaus sind wir mit der Entwicklung von Methoden befasst, mit denen Fremdstoffe in Bioabfällen bewertet werden können.

Wie Untersuchungen des Witzenhausen-Instituts zeigen, werden noch immer Speiseabfälle und biogene Küchenabfälle nicht als Bioabfall gesammelt, sondern gemeinsam mit dem Restabfall entsorgt. Welche Erfahrungen haben Sie hierzu gemacht und was ist zu tun, um dieses Problem zu lösen?

Es kann hier Zweierlei gemeint sein: Zum einen der kritikwürdige Zustand, dass noch nicht alle Gebietskörperschaften in Deutschland ihren Bürgern die Biotonne tatsächlich anbieten. Kritikwürdig ist dies deshalb, weil die Getrenntsammlung von Bioabfällen bereits seit Januar 2015 gesetzliche Pflicht ist.

Zum anderen kann es darum gehen, dass bestimmte Mengen an Speise- und Küchenabfällen nicht in der Biotonne, sondern im Restabfall landen. Dies kann aus Unwissenheit geschehen, vielleicht aber auch mit Absicht, weil der Bürger etwa sehr nasse Bioabfälle nicht in der Biotonne haben will oder solche durch Vorsortiervorgaben sogar ausgeschlossen sind. Jedenfalls ist zu prognostizieren, dass höhere Erfassungsraten an Speise- und Küchenabfällen auch zu höheren Fremdstoffgehalten in der Biotonne führen. Die Lösung des einen Problems verstärkt also womöglich ein anderes. Aus Sicht der BGK hat an dieser Stelle Qualität auf jeden Fall Vorrang vor Quantität.

Lesen Sie das gesamte Interview "Mit Kompost stellen wir den besten Dünger zur Humusversorgung des Bodens her" mit Franz Schwarz in WASSER UND ABFALL | Ausgabe 04/2018.

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